Ich hoffe ihr seid nicht böse mit mir, wenn ich euch schreibe. Vielleicht aber könnt ihr mir Anregungen geben. Vor drei Monaten habe ich abgetrieben. Ich tat es aus Angst und weil mein Mann nicht hinter mir stand. Mein Herz wollte dieses Kind so sehr. Ich hatte Angst, ich fühlte mich überfordert, hatte Angst alles nicht zu schaffen. Meinem Mann ging es genauso. Er fand es besser es nicht zu kriegen. Für ihn war es kein Problem... Noch kein richtiges Kind...
Ich bekam absolute Depressionen, einen richtigen Zusammenbruch. Dann habe ich ihm alles gestanden... Dass ich mir schon lange ein weiteres Kind wünsche, aber mich getraut habe es ihm zu sagen, dass ich dieses Kind wollte, aber es aus Angst und fehlender Unterstützung abgetrieben habe. Er war geschockt, aber auch hilflos. Er konnte mir nicht helfen. Eine Psychologin half mir. Weitestgehend. Ich mache nun das, was mir übrig bleibt, ich mache es mit mir aus.
Ich sagte ihm ich will noch mal ein Kind bekommen, aber er will nicht. Zu viele Ängste! Irgendwie hat es unsere Beziehung zerstört. Für mich, für ihn ist alles wieder in Ordnung. Er merkt meine Zerrissenheit nicht.
Meine Psychologin sagt ich solle mein Leben leben, Entscheidungen für mich treffen. Und wenn es bedeutet, dass ich meine, dass ich diese Lücke in meinem Leben, diesen leeren Platz, den ich schon vor der SS und Abtreibung fühlte, fülle. Auch ohne seine Zustimmung. Denn sie sagte es muss mir um mich gehen, darum dass ich mich und meine Gefühle endlich erst nehme, denn ein anderer tut es nicht.
Ich weiß ich kann das getötete Kind nicht ersetzen. Ich muss mit dieser Schuld leben. Ich frage mich, ob ich noch ein Kind bekommen sollte... Nach allem was war!! Ich weiß, warum ich so entschieden habe. Es fühlte sich in jeder Sekunde falsch an. Ich habe versucht meinem Herzen den Verstand meines Mannes über zu stülpen.
Mein Mann meint ich soll weiter gehen, nicht nochmal zurück in die Babyphase, ich solle sie beenden und in die nächste Lebensphase.
Unabhängig von meinem Mann... Ich weiß nicht mehr, was ich will. Die Familienplanung abschließen oder nicht. Es beschäftigt mich Tag und Nacht, noch einmal ein Baby oder nicht. Ich muss es für mich im Kopf klar kriegen, dann kann ich gucken, was ich in der Realität daraus mache, aber ich drehe mich im Kreise...
Es ist gut das du geschrieben hast!
Deine Zerrissenheit kann ich gut nachvollziehen.
Bitte verzeih mir wenn ich dir faktisch schreibe.
Deine Psychologin hat recht. Es geht um dich, das was du willst, was du fühlst.
Dein Kinderwunsch ist nachvollziehbar. Manche spüren es bewußter, sie möchten das Kind zurückholen.
Meine Mutter hat ihr drittes Kind abgetrieben, ich wollte es zurückholen.
Aber es ist ganz wichtig, sich klar zu werden, wir können es nicht wieder zurückholen.
So ein Kind können wir in unsere Mitte nehmen, ihm einen Platz in unserem Herzen geben, ihn bei Namen nennen....
Ein weiteres Kind kannst du gern haben aber es ist nicht Ersatz für dein abgetriebenes Kind....ein weiteres Kind kann dir großer Trost sein (ist es auch) aber ein Ersatz ist es nicht....
Ich wünsche dir das du dich mit allem versöhnst.... dann hast du auch die Kraft das durchzusetzen was dir guttut, was du dir wünscht....egal was die anderen sagen....dann bist du nicht mehr abhängig von der Meinung anderer...
Ich hoffe du kannst damit etwas anfangen
liebe Grüße
rahel
Vielen lieben Dank für die Antwort! Ein Ersatz ist es ja leider immer irgendwie, das ist ja auch bei einer Fehlgeburt so. Man hätte das eine ja gewollt. Aber am Ende liebt und baut man eine Beziehung zu dem neuen Kind auf. Man fragt sich wahrscheinlich immer wie wäre das andere gewesen etc... Es ist so, dass ich jetzt den gleichen Kinderwunsch wie vor der Abtreibung habe. Ich habe wie im Wahn gehandelt... Völlig durch Angst geleitet. Mein Gynäkologe meint es seien möglicherweise Hormon bedingte Depressionen gewesen.
Fakt ist, ich kann nichts rückgängig machen, ich habe mich in dem Moment so entschieden. Die Gründe sind eigentlich danach egal. Dieses Kind wird immer da sein, auch wenn ich es nie kennen gelernt habe.
Ich setze mich mit dem Gedanken auseinander, ob ich nun überhaupt noch ein Kind haben darf... Ich habe irgendwie Angst nun bestraft zu werden, z. B. indem ich dann jetzt ein krankes Kind bekomme. Sind meine Gedanken normal? Egal wie sehr man versucht im Jetzt zu leben, spätestens nachts holt einen dann die Angst und Schuld ein.
du verstehst mich richtig.
Liebe Janina!
Du bist sehr verletzt, von was auch immer, und jede Berührung tut weh.
Bitte nimm es nicht als Vorwurf/Angriff an was ich für Gedanken habe.
Es kann sein das dein Gynäkologe recht hat und dein Kinderwunsch möglicherweise Hormon bedingte Depressionen sind. Genauso gut könnte es sein das du eine Frau bist, die ihrer Natur folgt, und Kinder haben möchte. Es gibt Frauen deren größtes Glück es ist, Kinder zu haben. Ist aber von der Welt nicht anerkannt.
Im Gegenteil.
Bei uns wird nur über die Mühen gesprochen und nicht über das Glück mit den Kindern.
Wenn einer siegt, denkt/redet keiner an/über die Mühe/Opfer, die es gebraucht hat soweit zu kommen.
Deine Psychologin hat schon recht, es geht um dich.
Aber wer gibt dir die Kraft sich gegen deinen Mann durchzusetzen? Du brauchst auch seine Zustimmung. Würdest du seiner Ablehnung standhalten oder dich erneut in Schuld drängen lassen?
Angst und Schuld schwächen dich, sind keine guten Ratgeber.
Ein Kind kann dir die Schuld nicht nehmen.
Es ist gut das du hier schreibst. Die meisten Frauen reden nicht und gehen manchmal zugrunde daran.
Da ist meine Erfahrung,
was du zuerst brauchst, ist echte Heilung.
Ich selbst bin katholisch und hol mir katholische Hilfe, aber ich weiß auch,
es gibt auch genug Hilfen wenn jemand nicht katholisch ist.
Du kannst im Internet suchen oder bei der Hotline anrufen.
Soviel ich mitbekommen habe, kann man dir dort Anlaufstellen sagen.
Das sind so meine Gedanken zu deiner Situation, doch es könnte auch ganz anders sein,
bitte verzeih wenn ich etwas missverstanden habe.
Eine Sache hast du falsch verstanden : der Gynäkologe meinte ich könnte evtl in der Schwangerschaft Depressionen gehabt haben, die hormonell bedingt waren, weshalb ich mich habe treiben lassen.
Ich kann jetzt nicht einfach ein neues Kind machen. Ich kann aber auch nicht überwinden, was war. Eigentlich weiß ich gar nicht wie ich weiter machen soll.
Liebe Janina,
ich habe deine Beiträge jetzt nach der Abtreibung immer wieder gelesen. Und es tut wirklich weh.
Es ist schwer auszuhalten für dich. Auch weil du dich selbst nicht verstehst - weil du jetzt nicht mehr verstehen kannst, wie es so kommen konnte. Jetzt ist es dir klar vor Augen, dass dieses Kind dir fehlt. Und genau das ist so unverständlich. Der Arzt versucht eine Erklärung: Hormone, dadurch bedingte Depression .... Wenn er das erkannt hätte ...
Man kann nicht leicht einen Rat geben jetzt. Vielleicht findest du eine gute Begleitung für die kommende Zeit? Sprich doch darüber mal mit deinem Arzt. Das muss man nicht Therapie nennen, einfach eine begleitende Beratung. Jemand, der dir zuhören kann. Das wird dir guttun. Du findest dich wieder besser zurecht. Und - wenn du schwanger wirst und deinen Wunsch nach diesem Kind dann wirklich fest in deinem Herzen bewahrst, falls wieder so eine Eintrübung käme -warum nicht?!
Du musst das alles nicht lenken. Auch nicht so sehr über Ersatz oder nicht nachdenken. Es ist, wie es ist.
So heißt übrigens ein Gedicht von Erich Fried. Das mag ich sehr. Du kannst es im Netz finden.
Es ist, wie es ist, sagt die Liebe. - Da ist dann auch ein Weg für dich, liebe Janina
Liebe FrauJanina2018
Ich bin auf Deinen Beitrag durch die Suche nach einer Antwort auf mein Schmerz gestossen.
Letzte Woche habe ich den grössten Fehler meines Lebens gemacht.
Ich habe schon zwei Kinder und ich wurde jetzt zum dritten mal schwanger. Wir haben schon mit der Familienplanung abgeschlossen und haben schon grössere Kinder.
Ich habe von der Familie keine Unterstützung bekommen und meine Mutter hat mich regelrecht gezwungen zu diesem Abbruch.Mein Mann war auf einer Geschäftsreise im Ausland, deshalb habe ich vor dem Termin meine Mutter angerufen und ihre letzte Worte waren " Jetzt geh rein und nimmt diese Pille".
Natürlich es war meine Handlung, aber ich war so psychisch unstabil und habe nur nach einer Unterstützung gesucht. Ich habe wie in einem Traum gehandelt, als ob ich es nicht war.
Ich war verzweifelt, ich wusste nicht ob ich dieses Kind behalten möchte oder nicht. Viele Faktoren sprachen dagegen, aber mein Herz sprach dafür.
Jetzt geht es mir einfach nur schlecht. Ich möchte zu einem Psychologen, damit ich es besser verarbeiten kann.
Aber was mir jetzt ganz bewusst geworden ist, dass ich mir ein Kind wünsche.
Ich denke was jetzt wichtig ist sich die Zeit zu nehmen und versuchen dieses schlimmes Erlebnis zu verarbeiten.
Ich habe mir fest vorgenommen, alle Gründe aus welchen wir diese Schwangerschaft nicht behalten haben, zu erfühlen.
Mein Mann und ich haben uns entschlossen zu einer Paartherapie zu gehen, da wir kurz vor einer Scheidung stehen. Ich möchte mich endlich nach vielen Jahren wieder in meinem Berufsleben verwirklichen Und wir möchten wieder miteinander glücklich sein.
Ich wünsche Dir viel Kraft. Und ich wünsche mir viel Kraft. Es ist schwer, aber alles was wir jetzt machen können dieser Situation wirklich ein Sinn zu geben, damit es nicht umsonst war.
Sorry ich habe jetzt viel Durcheinander geschrieben, ich kann jetzt einfach kaum klar denken.
Hallo Janina,
Ich habe deinen Beitrag gelesen und musste mich anmelden, um zu fragen wie es weiter gegangen ist.
Könntest du diese Angst vor „der Strafe“ wenn du wieder schwanger wirst los werden?