Hallo!
Ich wende mich an euch, weil ich nicht weiß mit wem ich reden kann. Vor ein paar Monaten habe ich schon mal gepostet, dass ich mir vielleicht noch ein Baby denken kann. Nicht als Ersatz, aber vielleicht weil ich die zwei Kinder vorher schon wollte, aber nicht die Kraft und den Mut hatte.
Vor einem Monat wurde ich mir klar : ich will noch ein Baby.
Ich hatte zeitgerecht GV, dann spürte ich was und ich hatte einen Traum - ich träumte von meinem Baby im Arm. Bei beiden Abtreibungen hatte ich damals auch Träume. Beide Male wurde mir das Kind aus dem Leib gerissen. Nicht von einem Menschen, es war einfach durch andere Kräfte.
Nun spürte ich, ich war schwanger. Bei Es + 12 machte ich einen Test, ganz leicht positiv. Ich war so glücklich!!! Ich stellte mir vor wie es sein würde. Alles schien perfekt. Dann vorgestern ein Traum nachts, ich wurde überfallen, bedroht, etwas Schlimmes passierte, aber ich wusste nicht was. Gestern merkte ich, dass es mir anders ging und ich wusste es war was nicht in Ordnung. Mir ging es abends richtig mies, ich bekam nachts starke Schmerzen, dann setzte die Blutung ein. Da saß ich da nachts und heulte. Ich wäre rechnerisch 4+2 gewesen.
Ich habe schon oft von so sehr frühen Fehlgeburten gehört. Ich aber frage mich nun irgendwie, ob es eine Strafe für das ist, was ich getan habe. Ich wünsche mir dieses Kind schon so lange. Zweimal bekam ich die Chance und habe sie abgetrieben, weil mich die Angst beherrschte. Jetzt muss ich vielleicht dafür büßen? Ich war so glücklich für 4-5 Tage. Meine Vernunft sagt ich hätte keinen Test machen sollen, dann wäre ich einfach von einer späteren Periode ausgegangen. Solche frühen Aborte sind ja nicht selten, hört man. Auch habe ich Angst, dass ich mit der Abtreibung was kaputt gemacht habe. Ich weiß, ich kann es nicht wieder gutmachen oder irgend so was, ich fühle mich jetzt bereit für ein Kind. Aber vielleicht ist es mir nicht mehr möglich, vielleicht habe ich es nicht mehr verdient. Ich weiß, dass ich zweimal die Frucht in mir getötet habe. Jedoch ist es so, dass mir diese Erlebnisse und die Therapiestunden danach mich sehr verändert haben. Ich weiß jetzt, was ich will, und mache nicht mehr, was ich glaube, was mein Mann oder andere wollen. Das habe ich schmerzhaft gelernt und verstanden. Nun weiß ich nicht, ob die Seele, die schon so oft weggeschickt habe, noch einmal kommen mag.
Liebe Janina,
dein Schreiben vom Sonntag geht mir sehr nah! Du hattest dieses Jahr ja schon öfter hier geschrieben und ich habe auch dir geschrieben. Wir kennen uns also schon ein bisschen.
Ich habe als erste Worte "liebe Seele" geschrieben und meine dich damit.
Du musst nicht gegen dich sein, auch wenn du dir vom jetzigen Zeitpunkt aus Vorwürfe machst. Du kannst es dir ja erklären. Ich habe den Satz gelesen, dass du dir gewünscht hättest, dass jemand gekommen wäre, der dir hilft. Aber da kam niemand. Und dein Mann eben auch nicht, weil er dich nicht verstand oder du dich nicht verständlich machen konntest. Da ist manchmal wirklich ein großer Unterschied im Verstehen zwischen Mann und Frau.
Du hast von dem Weg geschrieben, den du mit Hilfe der Psychologin gehen konntest: nämlich deinen eigenen Willen achten. Deine eigene Person. Deine eigene Seele. Daher schreibe ich "liebe Seele" und meine dich damit!
Daher glaube ich auch nicht, dass es eine Strafe ist, was du jetzt erlebst. Eher: Du bist aufmerksam und bemerkst die Schwangerschaft früh. In der Tat bleibt eine Schwangerschaft oft unbemerkt und wird nur als verspätete Periode oder längerer Zyklus wahrgenommen. Dabei war da "schon was". Könntest du es als besondere Aufmerksamkeit achten? Deiner eigenen Seele gegenüber? Auch die Träume? Sie zeigen ja eigentlich die Wirklichkeit, so wie du im Nachhinein die Abtreibungen erkennst. Sie sind also nicht bedrohlich, sondern eher eine Bestätigung: Ja, deine Gedanken und Gefühle dazu stimmen überein. Das ist es, was du durchgemacht hast.
Ich denke, du bist auf einem guten Weg! Du darfst dir ein Kind wünschen! Auch weiterhin. Und ich hoffe für dich, dass du noch einmal Mutter werden kannst. Und dein Mann dann auch dabei ist! Also mit seinem Gefühl. Dass er dich und deinen Weg bejaht.
Du denkst, es ist die gleiche Seele, die immer noch bei dir ankommen will. Ich weiß nicht, inwiefern dir der Gedanke wirklich weiter hilft. Ich finde ihn nicht so hilfreich. Weil man auf diese Weise nicht abschließen kann. Du darfst aber neu beginnen. Du musst gar nicht wiedergutmachen. Sondern einfach jetzt "gut machen". Dein Gefühl und deinen Willen erkennen und darüber sprechen. Bist du auf diesem Weg weiter gewachsen? Auch in der Beziehung zu deinem Mann? Dann hat sich für ihn doch auch etwas verändert. Hast du noch Gespräche bei der Psychologin?
Ich hoffe, das hilft dir Stück für Stück weiter.
Ganz liebe Grüße von Layla
Hallo Layla, vielen Dank für die lieben Worte! Ja wir kennen uns schon, habe ich nicht vergessen
Du magst Recht haben, es ist wenig hilfreich mich an den Gedanken zu klammern, es sei die gleiche Seele. Mit der Psychologin hatte ich gestern erörtert, dass ich unter dem Gedanken leide, dass ich zweimal schon eine Seele weggeschickt habe, ganz gleich, ob man sich nun vorstellt, es war die gleiche oder nicht. Ich sagte ihr, dass ich gestehe, dass ich für mich keine Heilung finden kann, wenn ich nicht noch einmal einem Kind das Leben schenke. Sie fand es nicht verwerflich und sagte der Gedanke sei nicht ungewöhnlich.
Ich hadere schon damit, weil ich weiß, dass es keinen Ersatz gibt. Und ich hadere mit dem Egoismus, denn es erscheint mir egoistisch noch ein Kind zu wünschen.
Die Beziehung zu meinem Mann hat sich verändert. Ich lebe mein Leben und erwarte nichts mehr von ihm, vor allem nichts, bei dem ich weiß, dass ihm dazu das Werkzeug fehlt. Das heißt nicht, dass unsere Beziehung schlechter geworden ist, sie ist nur für mich unabhängiger geworden. Ich liebe ihn. Gleichzeitig kann ich auch ihm nicht verzeihen, was geschehen ist und wie er damit umgeht. Er ist so und bleibt so. Ich wünsche mir noch ein Kind und hoffe sehr, dass ich noch einmal das Glück bekommen werde. Ich kann heute, auch gerade noch einsam durch diese sehr kurze Ss nicht mehr verstehen, warum ich vorher solche Angst hatte, warum ich lieber abgetrieben habe. Aber es ist so und manchmal versteht man nicht mehr, was man mal getan hat. Diese sehr frühe Fehlgeburt an sich macht mich nicht zutiefst traurig, dafür noch achtsamer, besonnener und auch dankbarer für die Kinder, die ich habe, die so gesund sind. Ich versuche die Hoffnung auf ein weiteres Kind mit ebendieser Dankbarkeit aufrecht zu erhalten. Ich bin überzeugt davon darin meinen Frieden zu finden. Die Fehlgeburt hat mir gezeigt, dass meine Fruchtbarkeit in der Vergangenheit nicht selbstverständlich war. Auch das ist eine wichtige Erkenntnis. Ich hoffe und wünsche in Sehnsucht, Dankbarkeit und Achtung!
Liebe Janina,
deine Nachricht berührt mich sehr und ich bin froh, dass du dir so ein gutes Motto gewählt hast und in der Psychologin so eine gute Begleitung hast.
Über die Dankbarkeit offen für Neues sein, das ist ein guter Weg!
Ja, und die Achtung - auch die Achtung vor dir selbst.
Was noch nicht verständlich ist oder noch schmerzt, das braucht wohl Zeit.
Es ist kein Egoismus, wenn du sagen kannst, was du dir wünschst, was du brauchst, wonach du dich sehnst!
Ob du es außer vor dir selbst auch deinem Mann sagen kannst mittlerweile?
Das ist auch ein schöner und wichtiger Wachstumsschritt in Vergleich zu früher.
Und "wachsen" - das siehst du ja an deinen Kindern.
Wachsen ist ein schönes Bild für unser Leben.
Und jetzt ist Advent. Eine Zeit der Sehnsucht. Damit beginnt alles.
Ganz liebe Grüße zu dir
von Layla
Leider beschleichen mich immer wieder Gedanken von Schuld und Reue und die Angst eine ausbleibende intakte Schwangerschaft und ein gesundes Kind könnten als Strafe auf mich warten. Damit muss ich wohl irgendwie leben und umgehen lernen.
Ja, das denke ich auch, dass du damit umgehen und leben lernst.
Schuld und Reue sind menschliche Themen. Sie gehören zu jedem Leben. Und da gibt es keine schnellen leichtfertigen Antworten. Weil auch Schuldgefühle (also eben nicht Schuld) eine Rolle spielen. Und dann beginnt man in Verkettungen zu denken. - So ist das Leben aber nicht. Eher ist jeder Tag ein neuer Anfang. Und dann ordnet sich das ein, was war, was man gemacht hat oder nicht. Die Gedanken, die immer wieder kommen, ordnen sich auch ein. Also: du ordnest sie ein. Und man kann versöhnt leben und mit Blick in die Zukunft.
Dein Verschreiber ist vielleicht gerade ein gutes Zeichen:
Ein gesundes Kind ... könnte auf dich warten. Einfach so.
Bekommst du eigentlich meine privaten Nachrichten?
Hatte dir auf dein letztes posting hin geschrieben und auch im Sommer mal.
Hab´ einen guten Tag!
Layla