Liebe Forenmitglieder,
heute ist der 5.Tag seitdem ich weiß, dass ich schwanger bin und ich bin gerade nur noch am weinen, am grübeln, kann keine Nacht seit Tag x mehr durchschlafen. Ich weiß einfach nicht, was das Richtige für mich ist, welche die richtige Entscheidung ist und wie ich überhaupt zu einer Entscheidung gelangen kann, hinter der ich 100%-ig stehen kann.
Vielleicht habt ihr einen Rat, einen Denkanstoss, einen anderen, neuen Blickwinkel...Vielleicht hilft es mir ja, einfach (nur) dies niederzuschreiben. Oder von Erfahrungsberichten anderer Frauen zu lesen, wie sie damals mit dieser Situation umgingen, welchen Weg sie bis zur Entscheidungsfindung gegangen sind...Ich brauche gerade einfach neutrale Personen mit denen ich darüber sprechen kann, denn außer mit meinem Partner, der Frauenärztin und der Schwangerschaftskonfliktberaterin habe ich bisher mit niemanden darüber gesprochen.
Zu meiner Geschichte:
Ich (30) habe einen festen Partner (33) seit fast vier Jahren, wir leben auch seit 3 Jahren zusammen. Ich habe eine zwölfjährige Tochter, die ich mit 17 Jahren von meinem Expartner bekommen habe, sie lebt mit mir und meinem jetztigen Partner zusammen, hat aber auch regelmäßigen Kontakt zum leiblichen Vater. Sie ist gerade dabei, voll in die Pubertät einzutauchen und braucht gerade sehr viel Zeit und Aufmerksamkeit von mir.
Vor einigen Wochen hatten wir eine Verhütungspanne- ich habe mir aber umgehend die "Pille danach" besorgt und 14 Stunden nach dem Unfall eingenommen. Ich hatte sie problemlos vertragen, keine Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder sonstiges, dass ihre Wirkungsweise beeinträchtigt haben könnte! Deshalb war ich sicher nicht schwanger sein zu können, als sich die ersten Schwangerschaftssymptome, wie Brustveränderungen, plötzliche Kaffeeabneigung, leichte Übelkeit manchmal etc. verspürte, denn all diese Symptome können auch Nebenwirkungen der Pille danach sein. Als ich mit meiner Mens 10 Tage drüber war, habe ich doch einen Schwangerschaftstest gemacht und dieser war, zu meinem Erschrecken, positiv! Das war am Montag. Am Dienstag war ich bei meiner Frauenärztin, die die Schwangerschaft bestätigte: 6./7. SSW. Zudem entdeckte sie eine Tomatengroße Zyste in der Gebärmutter, welche ihr ein wenig Sorgen macht. Am Mittwoch war ich bei der Schwangerschaftskonfliktberatung der AWO zusammen mit meinem Partner und habe den Beratungsschein bekommen.
Seitdem erlebe ich eine Achterbahn der Gefühle. Bis ich von der SS erfahren habe, war ich mir sicher keine Kinder mehr bekommen zu wollen, hatte vor einiger Zeit sogar desöfteren über eine Sterilisation nachgedacht. Aber mir war bewusst, dass ich dafür eigentlich noch zu jung bin und sich meine Meinung diesbezüglich in ein paar Jahren vielleicht noch ändern kann. In den letzten Monaten hat sich das tatsächlich auch geändert und ich konnte mir ganz EVENTUELL vorstellen in frühestens 5 Jahren (eher später) vielleicht noch einmal ein Kind von meinem jetztigen Partner zu bekommen.
Mein Partner hatte immer einen Kinderwunsch, allerdings ebenso noch nicht zum jetzigen Zeitpunkt, erst in ein paar Jahren. Seine Reaktion zur Schwangerschaft ist; dass er zu mir steht, egal wie ich mich entscheide. Das er aber denkt, dass jetzt der falsche Zeitpunkt hierfür ist, ganz besonders im Hinblick auf meine Situation. Er selbst hat auch Bedenken, dass er sich noch nicht ganz reif dafür fühlt und auch noch einiges erleben will, dass mit Kind ganz schwer vereinbar ist (Er ist nebenbei Musiker, Leadsänger in 2 Bands, die regional recht erfolgreich sind, möchte noch viele Konzerte und Touren, Studioaufnahmen etc. machen).
Ich habe vor 2 Monaten, nachdem ich mich 5 Jahre erfolglos beworben hatte, endlich meinen langersehnten Wunschstudienplatz bekommen und angefangen zu studieren. Leider ist die Stadt in der ich studiere, 1,5-2 Stunden von meinem Wohnort entfernt, d.h. ich pendele jeden Tag mit dem Zug und bin somit im Schnitt 11-13 Stunden unter der Woche aus dem Haus. Das zerrt ganz schön an meinen Kräften. Ich komme abends heim und dann muss ich mich erstmal um meine Tochter und meine Tiere kümmern, Haushalt machen etc. Zeit mit meinem Partner möchte ich ja auch gerne noch verbringen. Ich habe dann 1-2 Stunden noch max. Zeit mich um meine Studienangelegenheiten zu kümmern, bevor ich wieder ins Bett muss, da ich am nächten Tag ja wieder sehr früh austehen muss. Es ist schon vor der SS sehr schwer gewesen all das unter einen Hut zu bringen. Ich fühle mich oft überfordert, am Rand meiner Grenzen angelangt, habe Angst mein Studium schleifen zu lassen. Ich hatte über einen Umzug in die Studienstadt nachgedacht, aber ohne meinen Partner, da er auf gar keinen Fall mit mir und meiner Tochter dort hinziehen möchte. Er hat einen gut bezahlten Job (öffentlicher Dienst), den er liebt und kann sich nicht einfach in ein anderes Bundesland versetzen lassen. Außerdem ist er sehr mit seiner hier ansäßigen Familie und Freunden verwurzelt und möchte das nicht aufgeben, was ich verstehen kann. Ohne ihn kann ich den Umzug aber finanziell nicht stemmen. Eine Fernbeziehung wollte ich ebenfalls nicht. Während ich also die letzten Wochen über die Lösung dieser Probleme nachdenke, passierte nun das unvorstellbare und zeitlich unpassendste: jetzt bin ich auch noch schwanger!
Ich tendiere seit dem Wissen über die SS zu 80% zu einem Schwangerschaftsabbruch. Ich glaube, es ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt, weder für mich, noch meinen Partner. Ich bin, ehrlich gesagt, wahnsinnig froh, dass meine Tochter nun aus dem Gröbsten raus ist, immer selbstständiger ist und ich inzwischen auch mehr Zeit für mich habe, die ich all die Jahre als sie klein war, nicht hatte. Ich habe in den letzten 1-2 Jahren auch ein wenig meine verpasste Jugend nachgeholt: Weggehen, Konzerte, mich mit Feunden treffen, meinen Hobbies nachgehen etc. Aber ich habe auch noch einiges vor in meiner Zukunft: Reisen, die Welt sehen, nach dem Bachelorstudium auf jedenfall noch den Master machen, vielleicht sogar noch promovieren. Dieses neu erlebte Freiheitsgefühl tut meiner Seele richtig gut... Hier muss ich vielleicht noch hinzufügen, dass es mir psychisch bis vor ein paar Jahren nicht gut ging, ich mehrmals an schweren Episoden von Erschöpfungsdepressionen gelitten hatte und auch in ambulanter Behandlung war. Auslöser hierfür waren die ziemlich turbulente und schrecklich instabile Beziehung zum Kindsvater meiner Tochter, mehrmalige Trennungen von ihm, die hohe Verantwortung als alleinerziehende junge Mutter, ein Leben ständig am absoluten Existenzminimum und wenig bis keine Hilfe und Unterstützung von Außen. Trotzdem habe ich, als meine Tochter 1 Jahr alt war, meinen Realschulabschluss nachgeholt, direkt im Anschluss eine Ausbildung angefangen und beendet, das Abitur über den 2. Bildungsweg nachgeholt und die letzten Jahre bis zum Studium gearbeitet. Das war alles eine Mammut-Aufgabe für mich und ich bin froh, dass ich sie nun bald beendet habe. Ich weiß nicht, ob ich die Kraft habe, all das noch einmal durchzustehen.
Aber;- und jetzt komme ich zu den 20% die vielleicht für das Kind sprechen-; es muss ja nicht wieder so laufen wie damals! Ich bin inzwischen um einiges älter und reifer, mein jetztiger Partner und ich sind eigentlich im perfekten Alter um ein Kind zu bekommen. Mein Partner wäre der perfekte Mann den ich mir als Vater für mein Kind vorstellen könnte, finanziell und beruflich ist er eigentlich gut abgesichert. Seine Eltern wünschen sich sehr ein Enkelkind und wohnen auch in der Nähe, würden uns also unterstützen. Vielleicht könnten wir das alles ja irgendwie schaffen?
Und so ein bisschen, habe ich auch schon ein Gefühl für dieses ungeborene Kind entwickelt. Wenn ich mir den Tag der Abtreibung vorstelle, vorallem an den Zeitpunkt wenn ich aus der Narkose aufwachen würde, dann bekomme ich Panik, in mir schnürrt sich alles zusammen und ich fange an zu weinen. Ich habe wahnsinnig Angst und die Vermutung, dass ich das hinterher große Schuldgefühle hätte und es sehr bereuen würde, mein Kind abgetrieben zu haben.
Aber genauso habe ich auch Bammel davor, dass ich gerade nicht klar denken und fühlen kann, vor lauter Schwangerschaftshormonen, und es ebenso hinterher bereuen könnte, wenn ich das Kind bekommen sollte. Und das wäre noch viel, viel schlimmer- ganz besonders für das unschuldige Wesen in mir!
In mir ist ganz viel Angst, Angst, Angst. Angst, das falsche zu tun. Angst vor der Zukunft. Angst vor Überforderung.
Meine Meinung schwankt mehrmals am Tag, mal in die eine Richtung, mal in die andere. Ich möchte so gerne zu einer klaren Entscheidung gelangen, nur WIE???
hallo Juna,
überwältigend! ich staune wirklich, wie du schon alles sortiert hast beim erzählen hier ! und ich verstehe sehr gut, in welchem zwiespalt du gerade steckst. ist ja auch wirklich super viel, was du am hut hast und was du schon gemeistert hast!
und nun hast du gerade dein lang ersehntes studium begonnen und nimmst dafür so viel in kauf. fast möchte ich sagen...könnte die schwangerschaft jetzt vielleicht ein zeichen sein, dass es – auch ohne dass du schwanger bist – einfach der wahn ist, was du jeden tag stemmst?
nur...wie soll es nun weitergehen, das ist wirklich keine leichte frage. dort sind 80 % und da sind 20 %, wenn sich das alles so mathematisch darstellen lässt. ich sehe auch, dass du eine sehr mutige frau bist und eigentlich jede menge zuversicht in dir trägst!
vielleicht ist es jetzt dran, ausführlich das WIE zu erforschen, damit die 20 % auch die chance haben, noch zu wachsen. was würdest du umlegen, umplanen, umorganisieren können, wo könntest du abstriche machen, ohne das, was dir so wichtig und wertvoll ist, zu verlieren?
hast du denn bei der beratung, wo du warst, nicht nur den schein bekommen, sondern auch die vielen verschiedenen alternativen alle durchspielen können?
so gefühlt würd ich schätzen, dass du dafür noch jede menge zeit bräuchtest, um das alles abzuchecken.
die grundfrage könnte vielleicht heißen: wie sehe ich mich in meinem leben in meinetwegen 10 oder 20 jahren? ...diese frage hast du dir vermutlich vor 13 jahren auch gestellt – und ich denke, es ist mit nichts zu bezahlen, wie du dich eingesetzt und an dir (u. für dich und deine tochter) gearbeitet hast, dass du heute da stehst, wo du bist! *tief verneig*
ja, ich hab jetzt natürlich auch keine patentlösung für dich, aber vielleicht können dir die gedanken hier ein wenig helfen.
ich wünsch dir, dass du gelassen durchs wochenende kommst. bist du nächste woche denn nochmal beim frauenarzt? oder hast du schon weitere schritte geplant?
lass dir doch einfach zeit, du spürst ja selbst, wie unsicher du hin-und herschwankst und wohin deine sehnsucht geht. manchmal kann vielleicht sogar auch eine zweite beratung woanders noch gut tun, wenn du nochmal neue blickwinkel erfährst. vielleicht wär das auch was für dich?
liebe herzliche grüße für dich,
jana
Hallo ihr Lieben,
erst einmal möchte ich mich entschuldigen, dass ich erst heute antworte auf eure wirklich hilfreichen und einfühlsamen Antworten. Ich lag das Wochenende leider mit einer fiebrigen Erkältungsgrippe flach. Konnte die Zeit aber dennoch gut zum Nachdenken nutzen...
Liebe Jana98,
habe vielen Dank für deine lieben Worte, sie haben mich wirklich berührt.
Die Beratung war wirklich gut, die Beraterin sehr einfühlsam, hat sich viel Zeit für mich und meinen Partner genommen und ja, wir haben gemeinsam mit ihr, die verschiedenen Szenarien durchgespielt. Sie hat auch angeboten, dass ich noch weitere Gespräche mit ihr vereinbaren kann, wenn ich dies möchte. Vielleicht tue ich dies auch, wenn ich alleine im Entscheidungsprozess nicht weiter kommen sollte.
Du hast Recht: ich habe noch ein wenig Zeit, es mir in Ruhe zu überlegen. Ich werde mir diese Zeit auch nehmen, denn momentan kann ich es einfach noch nicht entscheiden, da ich noch zu sehr schwanke.
Dieses Wochenende habe ich viel über deine Frage nachgedacht: was würde ich umlegen, umplanen, umorganisieren können, wo könnte ich abstriche machen, ohne das, was mir so wichtig und wertvoll ist, zu verlieren?
Die einzigste Möglichkeit mein Studium nicht abbrechen zu müssen, sollte ich mich für das Kind entscheiden, wäre über einen Härtefallantrag an die Hochschule in meinem Wohnort zu wechseln. Aber ob ich ein Härtefall mit Kind/ Schwangerschaft bin, obliegt dem Ermessen der Hochschule. Ich habe vor, noch diese Woche zu einer Studienberatung an der Hochschule in meiner Stadt zu gehen um mich nach meinen Chancen und Möglichkeiten eines Hochschulwechsels in meinem konkreten Fall zu erkundigen. Das war auch- bevor ich von der Schwangerschaft wusste- eine mögliche Option für mich gewesen.
Natürlich müsste ich auch mindestens 2 Urlaubssemester einplanen, wenn das Kind dann auf der Welt wäre. Ich persönlich fände das jetzt nicht so schlimm, sollte ich ein wenig länger mit dem Studium brauchen...
Was nicht funktionieren würde, wäre weiterhin zu meinen jetztigen Studienort zu pendeln! Wenn ein Hochschulwechsel nicht möglich wäre, müsste ich dieses Studium begraben.
Ich muss aber hierzu sagen, dass ich mir auch durchaus ein Alternativstudium vorstellen könnte! Um ganz ehrlich zu sein, bin ich von meinem jetztigen Studium (Soziale Arbeit) ein ganz klein wenig enttäuscht, fühle mich unterfordert was die Studieninhalte betrifft. Und manchmal, wenn ich in den Vorlesungen sitze, beschleicht mich der Gedanke, ob dieses Studienfach überhaupt das Richtige für mich ist. Seit meiner Jugend verschlinge ich Bücher, ganz besonders philosophische Bücher (das ist mir in die Wiege durch meinen Vater gelegt worden). In der Hochschulbibliothek ertappe ich mich immer wieder dabei, lieber in der philosophischen Abteilung herumzustöbern, als in der Abteilung meiner Fakultät. Ich liebe alte Bücher, besonders die klassische Literatur; Antiquariate üben eine magische Anziehungskraft auf mich aus, der ich mich nicht entziehen kann: ich MUSS sie einfach betreten und könnte stundenlang in den alten Büchern stöbern, an den alten, vergilbten Seiten riechen... Es gäbe die Möglichkeit, Kulturwisschenschaften (Wahlfächer: Philosophie und Literaturwissenschaften) an einer Fernuniverität zu studieren. Das Problem ist aber (und das hat mich bisher immer davon abgehalten): was soll ich nach diesem Studium damit konkret beruflich anfangen? Es ist eine brotlose Kunst, Jobmöglichkeiten so gut wie gar nicht vorhanden . Deshalb dachte ich mir immer, es wäre besser Soziale Arbeit zu studieren, denn es ist ja wichtig, dass ich hinterher auch meine Brötchen verdienen kann und das Studium ist auch sehr interdisziplinär ausgerichtet, d.h. ich decke auch Teilgebiete anderer Professionen (die mich interessieren) damit ab.
Ach, jetzt habe ich so viel darüber geschrieben und wollte das doch eigentlich gar nicht!
Ich vermute außerdem, Abstriche machen zu müssen im Bezug auf meine ganzen Freiheiten (Konzerte, Ausgehen, Freunde) die ich jetzt habe. Und meinen Hobbies (Malen, schreiben, lesen, Cello, Tierschutzarbeit) nur sehr eingeschränkt nachgehen können. Ich finde aber, dass käme auch ganz auf die Persönlichkeit des Kindes/Babies drauf an inwiefern ich da wirklich zurückstecken müsste- ist es z.B. ein ruhiges, ausgeglichenes Baby, dass viel schläft (wie meine Tochter) oder das komplette Gegenteil davon (schreit viel, schläft wenig/unruhig, braucht viel Nähe und Aufmerksamkeit der Mutter, so dass ich zu nichts käme außer mich um das Baby zu kümmern). Und ganz klar, hänge das auch von meinem Partner ab, inwieweit er mich dabei unterstützen/entlasten würde. Das sind Faktoren, die ich jetzt nicht einschätzen kann.
Am Freitag hatte ich nochmal ein intensives Gespräch mit meinem Partner. Er möchte dieses Kind einfach nicht. Nicht jetzt und auch nicht später. Er ist zufrieden mit unserer Familie wie sie jetzt ist. Er denkt, er müsse zuviel aufgeben, sich zu viel einschränken. Er meint, er hätte noch so viel vor und ein Kind würde das alles zunichte machen. Er hat richtig Angst vor dieser möglichen Veränderung. Er ist generell ein Mensch, der sehr viel Angst vor Veränderung hat. Ich bin das genaue Gegenteil von ihm, ich stürze mich auf Veränderungen und neue Herausforderungen, ich brauche das irgendwie um mich lebendig zu fühlen und nicht in Monotonie und Routine zu ersticken. Deshalb tun wir uns gegenseitig auch so gut, da er mich oft bremst in meinen, oft überstürzten Wandlungen hin zu Veränderungen, die ich evtl. hinterher bereuen könnte;- und ich animiere und fordere ihn oftmals dazu heraus, mehr Veränderung in seinem Leben zuzulassen.
Vielleicht braucht er noch Zeit, in Ruhe alles abzuwägen, neue Sichtweisen zuzulassen. Im Moment blockt er das alles ziemlich ab.
Jetzt ist das alles, wieder viel zu lang und viel ausführlicher geworden, als beabsichtigt. Tut mir leid, für diese Masse an Text, durch die du und die anderen sich durchwühlen müssen
Nur eins noch, deine Frage: Wo sehe ich mich in 10, 20 Jahren? Ich habe einen großen Lebenstraum (seit meiner Kindheit) auf den ich hinarbeite. Und zwar träume ich von einem eigenen Gnadenhof, an dem ich allen Tieren, die sich in Gefahr von Leib und Leben befinden, retten und bei mir aufnehmen möchte. Bei diesem Traum spielt es keine Rolle wie viele Kinder ich hätte und ich welchem Alter: ich denke, das wäre alles machbar, egal wie es kommt
Herzliche Grüße, Juna
hallo liebe juna,
du hast ja schon einige antworten bekommen und ich möchte dir trotzdem noch schreiben, weil mir in deinem ausführlichen erzählen deine vorliebe für bücher und philosophische fragen so nahe war. dass du ausführlich schreibst, finde ich übrigens sehr gut, und zwar ganz besonders die passage zu deinen berufsplänen und zukunftsträumen, wo du dich danach fast "zurückgepfiffen" hast. gerade da, wo "es blubbert" ist es wichtig, drüber zu reden.
es ist gut, dass du das immerhin mal so festhältst. auch für dich selbst zum nachlesen. das mit dem broterwerb ist natürlich ein argument. aber man verdient das brot am leichtesten, wenn man auch sein ganz eigenes im beruf verwirklichen kann. ansonsten geht es mit sehr viel kraftaufwand. und "reinen broterwerb" - das kannst du ja. das hast du all die jahre mit deiner tochter bewiesen.
ich möchte nochmal zu deiner 80/20 - überlegung etwas sagen. das hast du in deiner ersten nachricht geschrieben. auch wenn 80 mehr ist als 20 , ist das eine rein quantitative beschreibung. und zeigt vielleicht einfach, dass die probleme größer sind als die hoffnungen und kräfte. aber qualitativ spüre ich in deinen 20% ein prickeln, eine kraft aus dir selbst ganz innen. fast schon so etwas wie "lebenslust". (lies dir deine worte selbst nochmal durch. eigentlich hast du sie ja auch für dich selbst geschrieben oder sogar hauptsächlich, weil DU ja weiterkommen möchtest in deiner entscheidungsfindung.)
ich habe mir noch dazugedacht, dass dein leben mit deinem zweiten kind ja immer gestaltbar bleibt. also, das eine oder andere lässt sich immer ummodeln und mal so oder auch so einrichten. anders rum: mit der abtreibung müsstest du einfach leben. zurechtkommen. ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll ... ich glaube, du verstehst das.
ist dein kind erst "da" - wird dir immer wieder etwas einfallen, und rückgängig wirst du es vermutlich nicht mehr machen wollen. das hast du ja alles schon erlebt. und eben gestaltet. auch unter schwierigen bedingungen.
entscheidend ist, wie es dir geht. du hast echt immer viel auf dich genommen. und ich wünsche dir mal eine zeit, wo du nicht so sehr ackern musst (wie auch wieder jetzt gerade zu dieser zeit mit dieser langen zeit außer haus jeden tag).
dann dein vorletzter absatz in deiner heutigen nachricht: du selbst bist wohl 80/20, aber dein freund hat eine eindeutige haltung. bleibt dir da noch etwas? er geht sogar weiter als deine hoffnung und auch seine zusage bisher waren: vielleicht in ein paar jahren. das sieht er auch nicht mehr. das tut mir echt richtig weh. du gestehst ihm seine beständigkeit zu und gibst ihm dein verständnis. das ist wirklich gut, wie du das erkennst: eure unterschiede zum bleiben und zum verändern. aber das birgt auch eine gefahr für ein paar (dieses gegensätzliche ist in einer art ja immer vorhanden und belebt die beziehung, genau wie du schreibst). die gefahr besteht darin, dass er nur noch beständig kann und du immer verändern musst, sprich: an ihn anpassen. also, der raum, den er dir lässt, ist schon sehr eng, empfinde ich. (lies´dir das auch nochmal selbst durch; es kommt ja darauf an, wie du es empfindest, nicht wie ich es empfinde).
ich würde dir wünschen, dass du mal alles, was dir wichtig ist für dich selbst sichtbar machst: aufschreiben oder malen oder mal spielsteine oder so etwas aufstellen, die lassen sich dann auch verschieben: die menschen, die dir wichtig sind natürlich, und dann auch deine tätigkeit und deine berufswünsche und zukunftsträume.
und dann bringst du das in beziehung zueinander. oder in eine hierarchie. also: das ist dir am wichtigsten, also ganz nah bei dir. das eigentlich weniger, obwohl es viel platz einnimmt. so in der art. könntest du dir das vorstellen?
dein letzter satz hat so viel kraft und sogar noch ein :
"ich denke, das wäre alles machbar, egal wie es kommt Smile"
und da schlägt dein herz: leib und leben retten.
so hast du immer gelebt. ich glaube fast, ihr beide müsst mal drüber reden, was euch jeweils das wichtigste im leben ist. da könnten unterschiede zutage treten. und sicher auch gemeinsames, was euch zusammenrücken lässt. aber was einem das wichtigste im leben ist, darf man nicht opfern, würde ich sagen.
du hast eine große weite für andere. und ich hoffe, dein freund kommt über die phase, wo er abblockt, wieder hinaus. geduld und zeit ist jetzt sicher die beste medizin. alle achtung vor deiner sorgfalt!
liebe grüße von layla
liebe juna
du hast gar nicht zuviel geschrieben... ich hätte dir ehrlich noch länger zuhören wollen! mit einer fiebrigen erkältung das wochenende im bett zu verbringen, macht in deinem fall ja richtig sinn. es hat dir unabgelenkt zeit gegeben dich in alles was dein leben grade so betrifft zu vertiefen und sonst nichts machen zu müssen/können.
deine wirklich sorgfältigen überlegungen geben mir das gefühl, dass du auf dem richtigen weg bist die für dich optimalste lösung zu finden. super dass du dir und deinem freund noch mehr zeit zum richtig "alles abchecken" gibst. und ich hoffe fest, dass es mit dem hochschulwechsel in deine stadt möglich wäre. also... wenn schwanger kein härtefall ist!? schließlich geht’s um ein kleines leben!
jedenfalls wünsch’ ich dir immer mehr klarheit darüber was dich schwanken lässt. dein lebenstraum ist ja ein sehr wunderbarer - ein gnadenhof! du lebensretterin und -verschönerin... dafür hast du alle meine sympathien und alles zutrauen, dass du das verwirklichen kannst!
liebdrück von felicia
hallo Juna,
was du so schön ausgeführt und erzählt hast, hat mich richtig gefesselt. du kannst wunderbar erzählen und eben denk ich, dass schreiben (buchautorin/schriftstellerin) bestimmt auch was für dich wäre, vielleicht bist du ja schon dran ?
hoffentlich bist du inzwischen wieder gesund und hast die viren abschütteln können. dann hatte dein kranksein wenigstens auch einen brauchbaren nebeneffekt, wenn du viel nachdenken konntest.
ich finde es sehr interessant, wieviele möglichkeiten du schon jetzt siehst und auch schon vor der schwangerschaft im blick hattest, grade auch was dein studium und die große entfernung zum studienort betrifft. da bin ich gespannt, was die bei der studienberatung dir sagen können und was sich da auftun kann, damit es für dich leichter wird. weißt du schon neues? - auch mit dem studienfach und der dauer des studiums bist du ja echt flexibel, das beeindruckt mich!
du scheinst rundum eine wirklich offene frau zu sein, die stets wege sucht und kein umdenken und verändern scheut. das find ich eine sehr wertvolle eigenschaft! die kommt dir ja sicher immer wieder zugute, oder?
weißt du, und auch wenn dein partner grundsätzlich nicht gerne veränderungsbereit ist, könnte ja ein zusammenwirken von euch beiden jetzt heißen, behutsam dranzugehen, es einfach erstmal kommen zu lassen und in ruhe erkundigungen zu den offenen themen einholen, damit ihr gut abschätzen könnt, was sich wie gestalten und verändern lassen würde mit . vielleicht würde ja auch er sich da langsam einfinden und sich dann doch beschenkt wissen von eurem gemeinsamen kind, wenn er sich dann stolz auf die veränderung eingelassen hat.
wunderbar finde ich übrigens deinen traum bzw. deine idee von dem gnadenhof. für tiere in not musst du ja wirklich auch ein großes herz haben! ich glaub, du würdest am liebsten allen gutes tun... und wie schön, dass du da zudem auch platz für alle deine kinder siehst.
ja, du hast doch irgendwie ein supergroßes grundvertrauen, dass es gut werden kann im leben! so hab ich den eindruck...du hast das bestimmt auch schon an dir bemerkt, oder? und ohne das wärst du sicherlich nicht die mutige starke frau, die du bist und die jetzt da angekommen ist, wo sie steht!
jetzt wünsch ich dir viel ruhe und zeit zum weiter nachdenken trotz deines straffen programms jeden tag.
schreibst du wieder, wie es dir geht und was es neues gibt?
viele herzliche grüße,
jana
ps. was macht eigentlich deine zyste, bist du nochmal beim fa?
inzwischen ist eine weile vergangen. bestimmt hast du weiterhin viel recherchiert und es haben sich vielleicht neue wege aufgetan.
offenbar hast du dich auch von der fiebrigen erkältung erholt und bist mit allen dingen so beschäftigt, dass du gar keine zeit mehr findest hier zu schreiben. wie stehen denn die tendenzen? vielleicht jetzt 80% ja? – das würde ehrlich zu dir passen!
ich schick’ dir jetzt einfach einen lieben gruß und hoffe sehr, dass es dir soweit gut geht.
von herzen, felicia
hallo liebe luna,
jetzt ist schon einige zeit vergangen seit deiner letzten nachricht - wie geht es dir wohl? ob du noch hier liest? was wohl in deinem partner noch so vorgegangen ist? nochmal neue gedanken? du schreibst über dein zusammenwirken von dir und deinem partner - wie ihr euch in eurer art so gut ergänzt - ich wünsche dir so sehr, dass ihr das weiterhin so beibehalten könnt und einen guten weg miteinander findet...
viele grüße,
jana
... hab’ gänsehaut am ganzen körper! in deinem leben tut sich wirklich grade sehr viel!
erstaunlich was du schon alles geschafft hast. was du gegenwärtig alles machst und welche ziele du hast! du bist echt eine wahnsinns-starke frau! ist dir das bewusst?
ich hab’ den eindruck das schreiben hier hat dir gut getan und viele impulse sind dir dabei selbst gekommen!? - jedenfalls... ich fühle mit dir und werde mir gedanken machen was dir helfen könnte, zu einer für dich richtigen entscheidung zu finden. eine, die dir sicherheit gibt und diese schrecklichen ängste einfach wegschiebt! - ich bin nur jetzt schnell auf dem sprung zu einem termin! melde mich aber dann heute abend nochmal!
drück’ dich ....die voraussetzungen für dein kleines murmelchen wären doch jetzt auch schon ganz ideal... aber mehr dazu später!
bis dann, felicia
ist doch später geworden!
jetzt als erstes: „ich bewundere dich sehr!“ mit 30 eine 12-jährige tochter zu haben und nun deinen absoluten wunschberuf zu studieren ist wirklich klasse! das war offensichtlich für dich kein leichter weg... du bist dir selbst, trotz viel widrigem drumherum, wohl immer treu geblieben und hast dich so lange um deinen ersehnten studiengang beworben bis es endlich geklappt hat. respekt! was ist es denn, dein traumstudium? würde mich echt interessieren! – jedenfalls wirkst du absolut strukturiert und super organisiert.
sorry, aber mit zahlen hab’ ich’s nicht so . kann deswegen nicht ganz nachvollziehen wie du auf die 80% und 20% kommst!?
wenn ich deine zeilen nämlich so lese, sprechen für mich gefühlt mindestens 80% für deine überraschung! - vielleicht lässt deine angst es umgekehrt so groß erscheinen? wovor hast du so viel angst?
dein partner steht großartigerweise total zu dir und ein eigenes kind möchte er irgendwann. warum nicht dieses - natürlich fühlt er sich jetzt nicht sofort dazu bereit... es sind auch erst fünf tage, seit ihr von eurem sprößling wisst! (...echt sensationell was du in dieser kurzen zeit schon alles gemanagt hast!) - also was wäre in fünf jahren so anders? ...im studium ist es viel einfacher zu unterbrechen als nachher im job! außerdem hast du um eine lösung deiner probleme nachgegrübelt: "das ist sie!" - also wie wär’s, erst nest zu bauen und familienglück zu pflegen und daraus soviel energie und kraft zu tanken zum weiter studieren und danach voll durch zu starten... das würde super zu dir passen !
ich wünsch’ dir sehr, dass du dir für die weiteren schritte etwas mehr zeit gibst und echt gut hinspürst um zu erkennen was du wirklich willst und kannst!
ganz liebe gute nacht-grüße von felicia
Liebe Juna, von dem möchte ich ausgehen und dich nicht beschwatzen, dein Kopf ist ohnehin voll.
Du schreibst, deine Tochter ist 12 und aus dem gröbsten raus aber kommt langsam in die Pubertät und braucht viel Zeit.
Wir, als Eltern sind froh wenn sie ihren "Dreck"(sinnbindlich) selber machen und atmen erst einmal tief durch.
Dann kommt das Erwachen, sie brauchen uns doch, aber anderst. Sie brauchen sehr, sehr viel Zeit. Wir müssen ihnen geduldig zuhören (jeden Schwachsinn) und dürfen dabei nicht entsetzt sein, immer schön sachlich und als Krönung dann für sie Zeit haben, wenn sie es wollen.
Nun der Blickwinkel, wenn du das Kind bekommst und zu Hause wärst, hättest du Zeit für deine Tochter, für deinen Partner, für dich, deine Tiere, Hobbys....
Du könntest mit deiner Tochter, deine Jugend nacherleben und eine tiefe Freundschaft mit ihr aufbauen, alles mit ihr nochmal erleben.
Glaube mir, ich weiß, was es heißt auf den Traumberuf zu verzichten (mußte es auch), was ich hier schreibe ist nur theoretisch gedacht. Ich weiß nicht was du studierst und was du werden willst und dabei die ganze Welt verändern kannst.
Das alles soll dir nur eine Anregung für einen anderen Blickwinkel sein, vielleich findest du einen anderen.
Es würde mich freuen wenn du von deinen Tieren, Eltern, Geschwistern, Lebensmotto...schreibst, du bist eine bemekenswerte Frau....du hast das Zeug, die Welt "aus den Angeln zu heben"....
lg Grüße, ich freue mich auf eine neue Nachricht von dir
wenn ich deinen Eintrag lese, werde ich das Gefühl nicht los, es mit einer echten Powerfrau zu tun zu haben. Was du in deinem Leben schon gemeistert hast ist echt der Hammer! So viele Herausforderungen - Baby, Schule, Ausbildung, Depressionen etc... - und du hast es angepackt und bist da gelandet wo du heute bist.
Da verlief dein Leben in einigermaßen geregelten Bahnen und dann kommt diese Überraschung und wirft alles erstmal wieder über den Haufen. Ich kann sehr gut verstehen, dass du grübelst, wie es weitergehen soll.
Wie geht es euch denn jetzt? Seit deinem Eintrag sind ja ein paar Tage vergangen. Hattet ihr ein schönes Adventswochenende? Konntet ihr eure Gedanken etwas sortieren?
Du fragst nach einem anderen Blickwinkel.
Ich habe mich in deine Situation versetzt: Tochter am Beginn der Pubertät, Studium, Pendeln, Beziehung etc... und mein Eindruck ist, dass ihr im Moment eine alles andere als ruhige Zeit miteinander durchmacht. Du bist die meiste Zeit des Tages unterwegs und wünschst dir eigentlich mehr Zeit für deine große Tochter. Die tägliche Pendelei zur Uni kostet ungeheuer viel Kraft könnte ich mir denken, deshalb kam schon der Gedanke an Umzug. Aber eine Fernbeziehung kannst du dir nicht vorstellen - das kann ich sehr gut nachvollziehen (ich hatte selbst eine. Das ist echt nicht einfach)
Mein erster Gedanke beim Lesen war: jetzt kommt eine Familien-Auszeit!
Und beim Weiterlesen hast du dann gesagt, dass dein Partner finanziell abgesichert ist und ihr Unterstützung von seinen Eltern hättet. Zwei Dinge, die ungeheuer wichtig sind.
Ich kann deine Unsicherheit und Angst verstehen. Aber vielleicht bietet dieses Überraschungs-Baby auch ganz neue Möglichkeiten? Mehr Familienzeit mit deiner Tochter, die dich gerade braucht. Etwas mehr Ruhe für die Familie, um dann in einiger Zeit mit neuer Kraft das Studium wieder aufzunehmen? Gibt es die Möglichkeit, das Studium für 1-2 Semester zu unterbrechen?
Ich wünsche dir / euch sehr, dass ihr ein paar Tage Ruhe habt, um alles durchzudenken. Ihr habt ja auch noch ein paar Wochen Zeit, alles zu entscheiden. Es ist klasse, dass dein Partner jede Entscheidung akzeptiert und zu dir hält. Ihr seid ein tolles Paar mit viel Kraft und guten Ressourcen.
Ich wünsche euch alles Liebe!
Lydia