Hallo,
Ich bin 32, seid 14 Jahren verheiratet und habe 2 Kinder (12 und 10 Jahre). Nun bin ich ungewollt schwanger und weiß nicht was ich tun soll. Ich möchte eigentlich keine Kinder mehr und habe immer gesagt wenn ich wirklich nochmal schwanger werden würde, würde ich es definitiv nicht bekommen weil ich seid einigen Jahren mit Depressionen zu kämpfen habe. Seid einigen Monaten ist unsere finanzielle Situation auch nicht die beste was auch meine Depressionen wieder stärker werden ließ. Mein Mann ist Arbeitslos und ich habe neben Kindern und Haushalt einen Minijob und da meine beiden schon relativ groß sind müsste ich also bei null anfangen weil ich nichts mehr für ein Baby habe. Ich hab versucht mit meinem Mann und meiner bester Freundin zu reden aber das hat mir nicht wirklich geholfen. Mein Mann meint nur es wäre meine Entscheidung er unterstütze mich egal wie ich mich entscheide und meine beste Freundin denkt nicht einmal wirklich mit mir darüber nach sondern erzählt mir immer nur was ich dann aufgeben müsste und was alles wieder auf mich zukommen würde. (ausgehen, arbeit, "Freiheit", Kindergarten, Grundschule ect.). Ich fühl mich irgendwie alleine. Ich hab im moment eigentlich nur das Internet zur Hilfe, aber da ist manches so verwirrend. Wie war/ist das bei euch? Wie geht das vor sich mit abbruch? Wie ist es danach? Das sind fragen die mir meiner Meinung nach nur jemand beantworten kann der selber schon in so einer Situation war oder gerade ist.
Deshalb wende ich mich hoffnungsvoll an euch.
Ich würde mich also sehr freuen wenn jemand von euch bereit wäre mir ein wenig weiter zu helfen.
Danke schonmal im vorraus.
das Internet ! Und wie gut, dass du es nutzt, Hoffnung in dieser Möglichkeit siehst! Und das mit Recht, auch auf diese Art und Weise kann man gute Tipps bekommen ...
Zu dem konkreten Ablauf einer Abtreibung gibt es wirklich viele Informationen im Netz ... übrigens findest du auch hier auf der Startseite unter „Informationen“ fachliche Erklärungen dazu. Klar, darüber schreiben, wie es „danach“ war, kann wirklich nur eine Frau, die diesen Schritt getan hat. Aber ich glaube, dass man auch gute Perspektiven oder Anregungen geben kann, ohne dass man etwas selber erlebt haben muss ... Im Gegenteil, die Klugheit besteht oftmals darin, Erfahrungen anderer für sich zu nutzen, gerade wenn sie bitter waren.
Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann liegt der Hauptgrund für deine Zweifel darin, dass du seit Jahren unter Depressionen leidest ...
Du, ich kann nur erahnen, wie schwer dir da dein Alltag fällt, wie einsam du dich manchmal fühlst ...
Deine Freundin ist dir im Moment keine Stütze ... Hat sie denn selber Kinder und weiß sie wie sehr man unter Depressionen leidet? Wie schwer man es da dem anderen macht, wenn man ihm nur die negativen Seiten aufzeigt ... die sieht er ja schon von alleine, das Positive ist es, nach was man Ausschau halten muss - es ist ja da ...! Was fällt dir denn selber dazu ein???
Auf jeden Fall, ist es echt nicht gut, wenn man sowieso schon im Halbdunkeln sitzt, dieses noch mehr zu verdunkeln. Gut, dass du erkannt hast, dass dir da deine Freundin im Moment nicht weiterhelfen kann !
Klar, die Haltung deines Mannes ist auch keine Hilfe für dich, aber das Positive daran ist, dass es dir Spielraum gibt, um gut nachzudenken, ohne Außendruck ...
Wie schwer sind denn deine Depressionen? Nimmst du da Medikamente? Bist du deshalb im Moment in Behandlung? Und kennst du die Ursache dafür? Vielleicht wäre es gut, wenn du jetzt auch mit jemandem vom Fach reden würdest, was meinst du dazu?
Sicher hast du mit der Zeit die Erfahrung gemacht, dass es bei Depressionen oft helfen kann, wenn man einen Vertrauensvorschuss leistet ... einen Vertrauensvorschuss in die Hoffnung setzt, dass alles gut wird – "trotz allem" gut wird! Wahrscheinlich hältst du deshalb auch nicht so ganz an deiner vorgefassten Meinung „Abtreibung“ fest, bist flexibler ... und das ist gut so !
Ich weiß jetzt nicht, ob dir meine Zeilen das geben, was du erhofft hast, aber vielleicht helfen sie dir ja doch in einer anderen Weise weiter ...
Lass’ es mich wissen ...
Liebe lichtvolle Grüße an dich ,
Lucia
P.S. Seid wann weißt du denn, dass du schwanger bist und in der wievielten Woche bist du jetzt?
Guten Morgen, liebe Nini,
das geht nicht so einfach und auch nicht "schnell mal so", sich in so einer neuen Situation zu orientieren.
Das Gespräch ist ganz sicher wichtig und hilfreich - es wäre ..... Aber Dein Mann und Deine Freundin sind den Fragen, die in Dir jetzt auftauchen, vielleicht einfach nicht so gewachsen. Dein Mann hat Vertrauen zu Dir: "Du wirst das schon gut machen!" Das ist schon mal viel wert und das ist schön. Aber Dir fehlt trotzdem was. Du wärst lieber nicht so allein mit Deinen Überlegungen.
Deine Freundin - vielleicht drückt sich ihre eigene Angst aus, wenn sie sich die vielen Veränderungen vorstellt. Wie ist ihre eigene Situation? Etwa ähnlich zu Deiner? Würde sie selbst erschrecken, wenn sie jetzt plötzlich schwanger wäre? Oder würde sie Dich beim Ausgehen vermissen? Mit Dir lieber nicht wieder all die Probleme bereden und beraten? Kann man auch verstehen. Du hältst ja selber erstmal richtig die Luft an: was kommt jetzt???
Aber es ist ein Unterschied, ob man abwägt: würde ich noch eine Kind wollen oder nicht (das hattest Du für Dich ja auch klar ) oder: entscheide ich mich gegen ein Kind, das im Werden ist. Den Unterschied spürst Du selbst natürlich am ehesten und machst es Dir deshalb nicht leicht. Und es geht eben nicht einfach und schnell.
Also, ich würde "innen" und "außen" mal extra bedenken. Wie es Dir innen drinnen geht, was Du empfindest, was Dir wichtig ist. Und dann die äußeren Faktoren. Geld, Klamöttchen, Zeiteinteilung..... Das hängt natürlich immer zusammen. Aber ich denke, von innen her regelt sich das Äußere. Also, wenn man weiß, was man zutiefst für sich will und braucht, hat man die power, das Äußere so zu regeln, dass es passt. Natürlich im vorgegebenen Rahmen. Bäume wachsen nicht in den Himmel. Aber eben in Deinem Rahmen.
Dein "Innen" sagt eben: ich fühle mich allein mit der Frage und ich kann´s nicht so einfach und schnell entscheiden. Es ist Dir eben nicht gleich klar.
Bei Depression würde ich sehr sorgfältig gucken und auch da sprechen. Ob es eher Ereignisse sind bei Dir, auf die Du depressiv reagierst, oder ob Du einfach eine Veranlagung hast. Ob Anstrengung Dich "aushebelt". Oder vielleicht das Umgekehrte, die Frage: Wofür lebe ich überhaupt? Depression spricht nicht automatisch gegen ein Kind. Vielleicht sogar im Gegenteil. Aber da müsstest Du echt gut abklären, wie Du gut mit diesen Zeiten und Phasen zurechtkommen kannst. Du hast ja auch Erfahrung damit. Und was Dir eben hilft, Dein Leben auszuhalten und - viel mehr als das - zu bewältigen und dabei auch tief drinnen froh und zufrieden zu sein.
Hast Du einen Arzt, der Deine Geschichte kennt und Dich gut begleitet?
So - das waren meine Morgengedanken. Und am meisten hoffe ich, dass Du Dich jetzt schon mal nicht so alleine fühlst! (Schon allein vom Allein-fühlen kann man ja depri werden. )
Ganz liebe Grüße von Kyra
Hallo Nini,
ja, gut dass du schreibst!
Alle deine Fragen kann ich dir nicht beantworten, aber ich kann ein wenig erahnen, wie es dir geht... und ich glaub dir, dass dich die überraschende Schwangerschaft grad aufwühlt . Da heißt es jetzt nochmal neu Weichen stellen und überdenken. Blöd ist natürlich, dass dein Mann momentan arbeitslos ist, das belastet euch beide ja bestimmt und macht euch Sorgen. Wie sieht er denn die Chancen, dass er bald wieder Anstellung findet?
Dass die Überlegungen deiner Freundin nicht wirklich das treffen, um was es dir geht, ist schade. Natürlich wärst du mit 3. Baby wieder mehr gebunden und würdest nochmal die „Lebensstationen“ deines Kindes mit durchlaufen wie bei deinen Großen. Aber bei null würdest du ja nicht anfangen , wo du doch von deinen Großen jede Menge Erfahrung hast und bestimmt auch manche Dinge mit mehr Abstand und Gelassenheit sehen könntest. Und es kann auch nochmal was Besonderes sein, jetzt (vielleicht auch ganz bewusst) nochmal ein Kind zu bekommen.
Deine Hauptfrage ist vielleicht, wie du das alles gestemmt bekommen würdest, aus finanzieller Sicht und kräftemäßig wegen deiner Depression. Ist es so? - Wie bist du denn bisher über dir Runden gekommen, wo liegen da deine ganz persönlichen Kraftquellen? - Die würd ich dir jetzt grad besonders wünschen ! Denn gestärkt lassen sich ja solche tiefgehenden Fragen ganz anders anschauen...
Dass dein Mann dich unterstützt „egal“ welchen Weg du einschlägst, da hast du zumindest keinen Druck. Aber fühlst dich natürlich auch alleine, was ich echt verstehen kann! Jedenfalls, er kennt dich doch, ja ihr kennt euch und habt euch ja schon lange , und bestimmt schon vieles miteinander bestanden. Setzt euch doch nochmal zusammen und schaut, wie es jedem von euch gehen würde...mit einer Abtreibung; und wie es euch gehen würde, wenn euer 3. Kind geboren würde bzw. schaut mal, was dafür jeder von euch brauchen würde. Mit Sicherheit könnt ihr auch einiges an Hilfen erhalten.
In welcher Woche bist du eigentlich, weißt du es schon, also warst du schon beim Arzt?
Liebe Grüße Dir und besondere Kraft für diesen Tag und das Wochenende,
Jana