Hallo Welt da draußen und an alle Verbündeten !
Ich mag dieses Forum hier und hab mich entschlossen auch hier meinen ersten Foreneintrag zu schreiben. Vielleicht weil man sich mehr Zeit über das Ausdrücken der Gedanken lassen kann und weil man keinen Einfluss auf seinen anonymen Adressaten hat.
Wir viele hier jongliere auch ich mit einer angehenden ungewollten Schwangerschaft. Mein Freund hat nach dem positiven Test erstmal unsere Fruchtbarkeit gefeiert
Mir drückt aber der Kopf vor Gedanken und der Bauch vor Hormonveränderung, denn unsere Situation ist nicht gerade leicht.
Bin in der 8SSW, bin dabei meine Einzimmerwohnung für den Auszug ab August auszuräumen und mein Auslandsstipendium nach Mexiko Stadt zu organisieren. Mein Studium der Kunst war bisher eher schwierig als recht, weshalb diese Auslandserfahrung einfach extrem wichtig ist für mich. Mein Freund kommt mit und wir wollen im August mit dem Frachter die 22tägige Seeüberfahrt nach Amerika machen. Dort ein halbes Jahr studieren und weitere 3 Monate in Kuba ein Projekt realisieren.
Aber seit der körperlichen Veränderung stecke ich in einem Stillstand. Mein Praktikum musste ich abbrechen, weil meine Übelkeit zu dominant war, die restlichen Hausarbeiten für dieses Semester habe ich bis dato noch nicht einmal angeschaut, weil mein Kopf tief woanders steckt.
Ich habe einen großen Freundeskreis, wovon viele gute Freunde gerade mit Rat und Tat zur Seite stehen. Mein Freund ist eher für das Baby als dagegen, genauso wie alle anderen auch mir zusichern, dass es gut ist und machbar ist.
Und trotzdem habe ich einen Abtreibungstermin für Montag gemacht. Ich fühle nur Druck von Außen. Wie viele Pfeile, die in mich eindringen und mich fremdbestimmt steuern wollen und dieses Gefühl hatte ich schon vor der Schwangerschaft aber seitdem kann ich mich kaum mehr beruhigen.
Es fühlt sich wie das "letzte Mal" an, irgendwie Endzeitstimmung. Und ich habe so viele Dinge für mich gerade zu klären, mein Studium ist so ohne Boden und ich würde gerne noch weiter lernen und mich ausbilden lassen. Wie ein Schatten, der mich begleitet und mich nie zu mir selbst lässt. Ich habe so viele persönliche Dinge hinten angestellt, weil andere Menschen wichtiger war und auch viele Dinge geschluckt, die mir nicht so gepasst haben. Und aus diesem abgebrannten Gefühl war immer Mexiko als Ziel, als Weg da raus. Alleine, roh und wild - das war der Plan, Mein Plan.
Angst habe ich, mir meine Zeit nicht einräumen zu können. Schaffe ich es ohne Kind gerade nicht, werde ich es mit Kind noch viel weniger Schaffen. Ich will unter keinen Umständen später mal dem Kind Vorwürfe machen. Weil ich glaube sehr perfektionistisch bin und alles gut machen werde und diese Liebe aufbauen kann. Aber wie mein "Thema" lautet, mich immer und immer wieder verlieren...
Über Antworten würde ich mich freuen!
du steckst ja grad mitten in einer ziemlichen Umbruchsituation...die Schiffsreise, Mexico, Kuba, da steht dir ja einiges bevor, wow!
Und nun die Schwangerschaft dazu, dass dir da der Kopf drückt, kann ich echt verstehen. Mit deiner Übelkeit ist ja auch alles grad nicht so einfach für dich, da fehlt dir bestimmt einiges an Energie im Moment. Wird es denn schon gaaanz langsam besser?
Wie lange weißt du denn jetzt schon, dass du schwanger bist? Trägst du schon eine Weile dran und es macht dich immer mehr fertig? ...umso mehr, je mehr alle anderen, dein Freund und dein ganzer Freundeskreis dir Mut machen und mithelfen? – Ist es so? - Oder weil du deutlich die Schwangerschaftsanzeichen spürst und dir dein ganzes bevorstehendes Programm so gar nicht vorstellen kannst?
Dein Freund geht dann mit nach Mexico. Und er sieht das Ganze locker mit eurem Baby? ...hat alles schon mit im Plan? Und du, fühlst du dich irgendwie übergangen?
Ich hab in deinem Post jetzt nicht alles wirklich verstanden. Wie meinst du das mit dem „letzten Mal“ und deinem abgebrannten Gefühl? Und warum meinst du, dass dein Studium ohne Boden ist? Und was glaubst du nicht zu schaffen? Schaffst du nicht eine ganze Menge?
Mir kommt es vor, dass du irgendwie mit dir selbst nicht eins bist und „umherirrst“ wie auf der Suche...wonach?
Ich würd dir wünschen, dass du dich nochmal mit jemand ganz unabhängigem austauschen kannst. Vielleicht wär ja auch hier die Hotline was für dich, einfach nochmal alle Gedanken auf den Tisch legen und klar werden, wo du hin willst. Braucht vielleicht auch noch mehr Zeit als nur bis Montag. Kannst du den Termin denn noch schieben?
Liebe Grüße und ein für dich,
Jana
Hallo liebe pleinlunio,
Du lebst schon ganz "spanisch" - in Deinen Worten und Vorstellungen (musste grade mal nachsehen, was Dein Name bedeutet ... ).
Ich war ganz gespannt beim Hineinlesen und dachte mir bei den ersten Sätzen, dass Du sehr sehr gründlich alles "gescannt" hast und Dich sogar schon mit anderen Foren auseinandergesetzt hast, bis Du schließlich jetzt Deine Wahl triffst.
Dann war ich verblüfft, dass Dein Freund die Schwangerschaft als Grund zum Feiern erlebt. Du aber leidest ...
Und dann war ich völlig von den Socken, dass am Montag schon ein Termin sein soll für die Abtreibung. :O
Du bist also - nur ich erschrecke, Du bist ja den ganzen Weg bisher gegangen - eigentlich am Ende Deiner Entscheidungsphase. Und es steht viel auf dem Spiel. So oder so. Manches weißt Du, manches weißt Du nicht.
Dass Du hier schreibst, heißt doch auch, dass die Entscheidung nicht im Letzten fertig ist.
Und das Wichtigste hast Du glaub´am Schluss geschrieben. Über Dich selbst. Wie Du bist, wie Du Dich erlebst, wie Du Dich verändern möchtest, aus was Du "heraus" möchtest, wie/wodurch Du Dir ein "Entkommen" (von Dir selbst? aus Deiner Situation?) erhoffst.
Und auch da: Du weißt es nicht ... Es ist eine Projektion: Mexiko-City hat es!
Ich meine Projektion nicht negativ. Wir brauchen immer ein Bild der Zukunft. Wir malen uns aus, wie etwas werden soll. Dann fangen wir an, daran zu bauen. (Allein wärst Du ja nicht wirklich, wenn Dein Freund mitkommt - also nicht: (ganz) alleine, roh und wild?)
Und malen ... klar - das ist ja Dein Ding!? Denkst an Frida Kahlo ... Die berstende Lebensfreude und das Schwere in ihren Bildern....
Zu Deinem letzten Absatz ein paar Fragen von mir - da steckt viel drin, was Dir selber wohl wichitg und doch noch unklar ist:
"Angst habe ich, mir meine Zeit nicht einräumen zu können." - Welche Zeit meinst Du? Jetzt ganz akut? Möchtest Du mehr Zeit haben jetzt? Nicht nur bis Montag? Oder überhaupt in Deinem Leben?
"Schaffe ich es ohne Kind gerade nicht, werde ich es mit Kind noch viel weniger Schaffen."- Dazu eine Beobachtung und ein Gedanke. Die Beobachtung: Du schreibst nur von "nicht schaffen" und "noch viel weniger schaffen", also beide Male in der Negation - dabei schaffst Du ganz sicher etwas!!! Der Gedanke: Wir wissen nie vorher, ob das aufgeht, was wir erhoffen. Wir schöpfen die Sicherheit für eine Entscheidung aus dem, was wir bisher geworden sind, was uns zutiefst wichtig ist, nicht von den "Verlockungen der Zukunft" - auch das "Gemälde" unserer Zukunft nährt sich gewissermaßen aus dem, was schon in uns schlummert.
"Ich will unter keinen Umständen später mal dem Kind Vorwürfe machen." - Das wirst Du nicht - ganz einfach, weil Du es nicht machen wolltest.
"Weil ich glaube sehr perfektionistisch bin und alles gut machen werde und diese Liebe aufbauen kann." - Du bist also eine zufriedene Perfekionistin und Deiner selbst sicher, dass Du das tun wirst, was Du Dir vorgenommen hast? Das finde ich richtig super!!! Denn Perfektionisten bedauern sich sonst immer, v.a. weil andere schwer das Haupt wiegen, wenn sie diese Eigenschaft benennen. Doch: Perfektionismus hat auch was Gutes. Du wirst Deine Sache so gut machen, wie Du kannst! Nur nicht überziehen - und Deine Grenzen erkennen solltest Du (wie bei jeder guten Eigenschaft: sie kippt, wenn es einfach "too much" wird; das wird dem Perfektionismus halt leider per se unterstellt, er ist aber sehr menschenfreundlich lebbar! ).
Und Dein allerletzter Satz: „Aber wie mein "Thema" lautet, mich immer und immer wieder verlieren...“ – Du schreibst ein Aber, machst Punkte und hast kein abschließendes Satzzeichen. Kannst Du dazu mehr schreiben? Ich glaube, da steckt gerade Dein Lebensgefühl drin.
Kind bekommen kann in der Tat „sich selbst finden“ bedeuten. Der Stillstand jetzt kann Dich gnädig (ich nehm´ mal dieses besondere Wort) zu Dir selbst führen.
Mach´s nicht am Montag – schenk ´ Dir Zeit. Es ist jetzt alles offen. Dein Leben liegt nochmal wie neu aufgeschlagen vor Dir. Viele Künstlerinnen wurden erst die, die sie waren – als Mutter. Könntest Du Dich auch vom Leben überraschen lassen, beschenken lassen. Mal vom „schaffen“ absehen?
Dein Freund verkörpert bisschen die Leichtigkeit des Lebens, oder? Du hast ihn Dir an Deine Seite gewählt. Nicht ohne Grund, der in Dir selbst liegt!
Ist doch gut, dass Du hier zu den Jongleuren gegangen bist.
Liebe Mondgrüße von Layla
wollte ich natürlich schreiben.
Liebe plenilunio,
für gestern hattest du ja schon den Abtreibungstermin geplant. Du hattest dich sehr unter Druck gefühlt , warst irgendwie auf der Suche nach dem Richtigen, was dir Freiheit und Erfüllung schenkt. Bestimmt hast du am Wochenende nochmal viel in dich hineingehorcht. Wie hast du’s denn nun gemacht? Ich hab viel an dich gedacht, wie dir’s jetzt wohl geht, hab schon geschaut, ob du nochmal geschrieben hast... ob du dir dann doch nochmal Zeit gegeben hast? Oder war’s für dich dann einfach klar?
Ich hoffe auf alle Fälle sehr, dass du nicht allein warst und bist und dass es für dich so „stimmt“, wie es nun weitergeht.
Alles Liebe dir - und vielleicht erzählst du ja wieder hier (oder auf PN)?
Liebe –liche Grüße,
Jana