Ich bin erneut zum 2. Mal schwanger geworden,ungewollt. Das erste Mal war es im Ausland,und es ging schnell (schon in der 5. SSW)und anders wäre es auch nicht gegangen,ich habe die Entscheidung nie bereut.Jetzt habe ich es im Dezember herausgefunden,war mir sicher,den gleichen Weg zu gehen und habe alles dafür vorbereitet.Nun,über die Feiertage musste ich lange warten und habe in ein paar Tagen einen Termin.Ich bin in der 10.SSW.Ich habe es bei dem Termin,da man schauen musste ob ein Herzschlag da ist,nun selbst gesehen auf dem Ultraschall. Die Ärztin sagte mir dann noch,ich müsse mit der Entscheidung leben. Nun kreisen meine Gedanken Tag für Tah darum. Ich bin 22.,studiere noch und bekomme Bafög. Meine eigene Familie ist größtenteils zerrüttet und lebt weiter weg.Ich kann mir nicht vorstellen,in ein paar Monaten für ein Kind da zu sein, da ich mein Leben momentan selbst kaum.schaffe,auch psychisch. Ich habe jedoch eine stabile Beziehung zu meinem.Freund und weiß, dass seine Familie helfen würde,auch wenn diese auch etwas weiter weg wohnt. Ich fühle mich trotzdem so mittellos, könnte dem Kind nichts bieten etc. Gleichzeitig weiß ich nicht, wie ich es mit mir vereinbaren soll, dass ich selbst erschaffenes Leben, wo mein Körper einfach biologisch gesehen weiblich reagiert hat, nun die Chance zum weiterleben nehme. Ich fühle mich jetzt schon wie eine Mörderin. Zudem weiß keiner aus meiner Familie oder Freundeskreis etwas davon,was ich aber weiß, meine Familie ist eher gegen Abtreibungen, da es nach ihnen schon eine kleine Seele ist,die zu einem wollte. Ich fühle mich so unsicher und schlecht, weiß nicht was ich tun soll.Die OP ist in 3 Tagen und ich tendiere auch dazu,sie zu machen. Trotzdemhabe ich Angst, es eventuell mein Leben lang zu bereuen.Ich weiß gedanklich einfach nicht weiter...wohin mit mir etc.
Liebe Lilulo,
wie gut, dass du hier ins Forum gefunden hast und so offen schreibst, wie es dir gerade geht.
Du hast vermutlich überhaupt nicht mit einer Schwangerschaft gerechnet, und als du es herausgefunden hast, wusstest du durch deine frühere Erfahrung, „was zu tun war“.
Je mehr Zeit vergeht, desto mehr hattest du nun die Chance, darüber nachzudenken und die Zweifel an deiner Entscheidung werden lauter. Du spürst ganz tief in deinem Frausein, dass da etwas ganz Wunderbares in dir und mit dir geschieht. Du hast das Herzchen schlagen gesehen und fragst dich, ob du es nicht später bereuen könntest, wenn du den Termin in 3 Tagen wahrnimmst.
Das sind wirklich sehr wichtige Signale deines Herzens, die du sehr ernst nehmen darfst. Deshalb würde ich dich gerne fragen, was es dir so schwer macht, das Baby in deinem Leben willkommen zu heißen.
Was meinst du damit, dass du dein Leben momentan selbst kaum schaffst? Vielleicht magst du dazu noch einmal mehr schreiben?
Ein Aspekt ist die finanzielle Seite. Hast du bei der Beratungsstelle, die dir den Schein ausgestellt hat, über die Unterstützungsmöglichkeiten für dich als Studentin, sprechen können? Wenn du anfangs so sicher warst, hat man sich vielleicht nicht die Zeit genommen zu überlegen, wie es mit dem Kind gehen könnte. Aber mit einem Anruf hier bei Profemina, könnte man dir da sicher weiterhelfen, damit du weißt, was dir zusteht.
Ein Baby braucht in den ersten Jahren wirklich nicht viel, bis die Ausgaben größer werden, hast du bestimmt dein Studium abgeschlossen und kannst zum Einkommen beitragen.
Du schreibst nicht, wie dein Freund darüber denkt. Überlässt er dir die Entscheidung? Würde er sich über das Baby freuen? Ihr habt eine stabile Beziehung, das Baby ist aus eurer Liebe zueinander entstanden.... Du gehst sogar davon aus, dass seine Familie euch unterstützen würde. Das sind eigentlich schon die wichtigsten Voraussetzungen, dass ihr es gut schaffen könnt. Du bist ja kein Teenie mehr und mit einer Unterbrechung kannst du das Studium sicher weiterführen.
Viele Unis haben sich mittlerweile auch auf junge Mütter eingestellt. Hast du dich da mal erkundigt? Oft ist es leichter ein Studium mit einem Baby zu vereinbaren als einen Arbeitsplatz, weil man doch noch wesentlich flexibler ist.
Was macht dein Freund? Studiert er auch noch? Lebt ihr zusammen?
Du merkst, ich würde mich am liebsten neben dich setzen und mit dir zusammen überlegen. Auf jeden Fall möchte ich dir Mut machen, den Termin die Woche abzusagen. Auch wenn sich die Zeit, die dir bleibt, knapp anfühlt. Du hast noch 4 Wochen, um in Ruhe deinen berechtigten Zweifel nachzugehen. Es gibt ganz bestimmt einen guten Weg, auch mit eurem Baby.
Schreib gerne wieder.
Ganz herzliche Mut-mach- Grüße
Linda
Liebe Lilulo,
wie geht es dir heute? Hat dich aus den Antworten etwas angesprochen, was dir in deinen Gedanken weiterhilft? Wenn ich dich richtig verstanden habe, wäre morgen der Termin geplant. Wenn du weiterhin diese Unsicherheit spürst, scheu dich nicht dort für morgen abzusagen. Die Mitarbeiter haben ganz bestimmt Verständnis dafür. Vielleicht brauchst du wirklich noch Zeit um für dich eine Vorstellung zu entwickeln, wie es mit dem Kind gehen könnte? Kennst du an deiner Uni Studentinnen mit Baby? Konntest du in Erfahrung bringen, welche finanzielle und materielle Unterstützung dir mit dem KInd zusteht? Hast du sonst jemanden, mit dem du über deine Sorgen und deine Fragen sprechen kannst? Eine gute Freundin vielleicht?
Ich würde mich freuen, wenn du wieder schreibst.
Hab einen guten Tag heute! 🌷
glg Linda
Liebe Lilulo, deine Gedanken kreisen und ich kann mir denken, dass es dich sehr anstrengt und dich auch psychisch runterzieht 🤗 Dass du das Kleine in dir und seinen Herzschlag selbst gesehen hast, hat dich noch unruhiger gemacht. Was dieser Termin erst kürzlich?
Wie es jetzt weitergehen kann, kannst du dir nicht vorstellen. Einerseits spürst du, wie du eine Abtreibung nicht mit dir vereinbaren kannst. Wie oben die Userin geschrieben hat, das ist ein wichtiges Signal. Da meldet sich dein Herz, dein tiefes Gespür eben für das, was dir wichtig ist. Für was du stehst.
Dir fehlt aber doch noch die Sicherheit, wie es mit dem Kind gehen kann. Wie meinst du es, wenn du dir vorstellst, was du dem Kind bieten solltest? Konkret und ganz praktisch im Alltag? Wie könnte dir dein Freund und seine Familie konkret helfen? Wo würdest du wohnen? Wie könnten die ersten Monate aussehen? Du brauchst noch nicht die ganze Zukunft voraussehen 💖
Auch wenn deine eigene Familie größenteils zerrüttet ist, lebst du in einer stabilen Beziehung mit deinem Freund. Vielleicht gerade deshalb, weil du es in deiner Familie anders erlebst, gehst du in dieser Hinsicht einen anderen, deinen eigenen Weg. Wie lange seid ihr schon zusammen? Er weiß, dass du schwanger bist? In einem liebevollen Miteinander in der Partnerschaft ist vieles möglich. Wie könntest du es dir mit ihm weiter vorstellen, wenn ihr junge Eltern wärt?
Danke für die ganzen lieben Antworten..es tut mir Leid,mich hier nicht mehr geäußert zu haben. Ich hatte heute die OP und es war an sich Komplikationslos,aber ich hatte große Angst und musste davor und danach viel weinen. Jetzt kommen auch Schuldgefühle, obwohl ich irgendwie auch erleichtert bin. Meine Cousine hatte mich abgeholt, da trafen wir noch kurz eine Freundin am KH die hochschwanger war und sie unterhielten sich. Auf der Rückfahrt sagte meine Cousine dann,die selbst ein Kind hat, dass man mit einem.Abbruch nicht glücklich werden würde, es gäbe immer Möglichkeiten und wenn ich irgendwann in der Situation wäre, solle ich es nicht tun. Sie wusste nicht, was für eine OP ich hatte. Irgendwie hat das noch mehr Salz in die Wunde gestreut, wie man so sagt...zuhause schlief ich lange,ich war noch fertig von allem. Jetzt vermisse ich es fast, schwanger zu sein und habe ein leeres Gefühl in mir.. Es ist schwierig,zu beschreiben. Ich denke ich werde irgendwie alles verarbeiten und muss nun damit leben...ich stehe auch dazu, keine Frage. Trotzdem überkommen mich diese Gefühle, und bis auf meinem Freund habe ich auch keinen, mit dem ich mich austauschen kann. Ich habe mir gesagt, passiert es irgendwann nochmal- dann behalte ich es. Ich hoffe, das , was ich jetzt gehen lassen musste, kommt dann zu einem späteren Zeitpunkt zu mir zurück.
Liebe Lilulo,
was du schreibst schmerzt mich sehr. Es tut mir so leid, dass du nicht die Kraft oder den Mut gefunden hast, dich für dein Baby zu entscheiden. Keiner außer deinem Freund wusste davon, und es gab offensichtlich niemanden, der dir helfen konnte, eine andere Perspektive zu entwickeln. Das ist wirklich sehr traurig und du wirst sicher Zeit brauchen, um das alles zu verarbeiten. Vielleicht möchtest du deine Gedanken zu den vergangenen Wochen für dich aufschreiben; dir eine Erinnerung an dein Baby schaffen, oder ihm eines Tages einen Brief schreiben?
Lass die Trauer zu, und gib dir Zeit. Ich hoffe dein Freund kann jetzt gut für dich da sein. Nun liegt erst einmal ein Wochenende vor dir, wo du dich ausruhen kannst.
Danke, dass du nochmal geschrieben hast.