Hallo liebes Forum,
da ich absolut nicht mehr weiter weiß, wende ich mich nun an euch.
Es wird ein längerer Text, deshalb danke schon mal an alle, die ihn bis zum Ende lesen.
Ich werde bald 30, habe eine 7-jährige Tochter, welche ich alleine großziehe und die alle 14 Tage Umgang mit ihrem Vater hat. Seit Mai letzten Jahres bin ich in einer Beziehung mit einem 24-jährigen jungen Mann, welcher rund 300 km von mir entfernt wohnt und arbeitet.
Nun ist es so, dass ich von ihm durch einen Unfall schwanger geworden bin (jetzt 8.SSW) und seitdem geht alles drunter und drüber.
Er freut sich auf das Kind, möchte das ich es bekomme und am liebsten wäre es ihm, wenn wir mit Sack und Pack zu ihm ziehen, da er einen sehr speziellen Beruf hat und diesen hier in meiner Gegend nicht ausüben kann und er auch gutes Geld dafür bekommt, welches er hier nicht verdienen würde. Er hat auch eine 3-Raum Wohnung, sodass es am Platz ebenfalls nicht mangeln würde für den Anfang.
Allerdings sträubt sich in mir alles in dieser Situation zu ihm zu ziehen. Meine Tochter ist und war noch nie ein einfaches Kind. Es gibt ständig an jeder Ecke Probleme mit ihrem Verhalten. Sie hat durch meine Beziehung zu ihrem Vater einiges miterlebt was sich einfach negativ ausgewirkt hat auf ihre Entwicklung, weshalb wir auch in psychologischer Behandlung sind. Ich weiß nicht wie sie mit einem Umzug und den ganzen Veränderungen die auf einmal vor sich gehen zurechtkommen würde. Neue Umgebung, ein Mann im Haus nach 6 Jahren mit mir alleine, neue Schule, neue Kinder, dann bald ein Baby etc. Alles würde sich ändern und ich müsste es abfangen, wenn sie damit nicht zurecht käme.
Das allein wäre nicht das Problem, aber ich bin selbst psychisch vorbelastet, habe letztes Jahr einen Suizidversuch hinter mir, da ich in eine tiefe Depression gerutscht bin. Nicht zuletzt durch die Beziehung zum KV meiner Tochter, als auch durch alle Schwierigkeiten mit meiner Tochter die ich nicht mehr abfangen konnte neben meiner Vollzeitstelle, da ich schon Jahre der völligen Selbstaufgabe ihr zuliebe und aufgrund mangelnder Unterstützung hinter mir habe. Es nahm mir sprichwörtlich oft die Luft zu atmen dieses Kind groß zu bekommen und für sie da zu sein.
Irgendwann konnte ich einfach nicht mehr und bin zusammengebrochen. Seit dem bin ich krankgeschrieben und hatte Zeit mich wieder zu stabilisieren, eigene Interessen zu finden und zu mir zu finden, was mir auch sehr gut tat.
Nun jedoch diese Sache mit der Schwangerschaft. Ich habe extreme Angst davor wieder soviel von mir zu geben, dass ich daran zerbreche. Zumal ich dann hier alleine mit 2 Kindern wäre, da ich nicht vorhabe von jetzt auf gleich zu ihm zu ziehen, mein Bauchgefühl rät mir dahingehend ab.
Was ist, wenn ich es mit 2en nicht schaffe? Er wäre nur am Wochenende da und somit keine Unterstützung. Ich hätte noch meine Mutter die ab und an kommen könnte, aber dennoch.
Durch den Bezug von Krankengeld haben wir momentan nicht mal genug Geld davon halbwegs vernünftig zu leben, dazu kam das mir der AG nun auch noch die Kündigung schickte und die Krankenkasse macht Druck, dass ich eine Reha beantragen soll.
Ich weiß momentan nicht wie ich mich entscheiden soll, was das Beste wäre und was ich will. Mein Kopf ist leer, ich bin dauerhaft erschöpft und würde am liebsten den ganzen Tag verschlafen oder weit weg abhauen. Es ist einfach alles zuviel im Moment.
Für mich steht auf jeden Fall fest, dass ich, wenn ich dieses Kind nicht bekomme, auch keines mehr möchte, da ich ganz froh war, dass meine Tochter nun schon recht selbstständig ist und ich nach und nach mehr Freiheiten zurückbekommen habe, die ich davor nicht haben konnte.
Ich hoffe ich habe alles berücksichtigt was ich schreiben wollte und das es nicht ganz so wirr klingt.
Ich wäre euch für Denkanstöße, Anregungen, was auch immer sehr dankbar, hauptsache ich kann mich irgendwie ordnen und in eine Richtung entscheiden.
Vielen Dank!
Hallo liebe EinsameLoewin,
eben habe ich bis zum Ende gelesen und bleibe am "einsam" hängen – also du könntest jemanden an deiner Seite gebrauchen. Jetzt bist du zumindest hier online schon nicht mehr einsam und ich wünsche dir sehr, dass dir der Austausch hier hilft, klarer zu sehen. Du brauchst dich keinesfalls unter Druck zu etwas entscheiden. Gönne dir Zeit
Die „Loewin“ spricht natürlich für sich. Alleine, dass und wie du die Krise vergangenes Jahr durchgestanden hast und jetzt wieder stabil bist, ist eine enorme Leistung! Ich kann mir vorstellen, dass du da einiges über dich gelernt hast, was du jetzt wieder vorholen kannst – damit du bei Kräften und du selbst bleibst. Die Reha würde dir sicher gut tun, oder?! Was wäre das Problem, sie zu beantragen?!
Zur Kündigung – wenn du da schon schwanger warst, kannst du im Grunde gar nicht gekündigt werden. Du könntest dich dazu hier bei der Beratung erkundigen, wie sich das rechtlich ist. Auch, was für eine zusätzliche Unterstützung du vielleicht noch bekommen könntest.
Bei Loewin denke ich an Löwenmutter – die bist du glaube ich. Du darfst deinem Bauchgefühl folgen – was die Partnerschaft angeht und das Kleine.
Ich schick’ dir gute Gedanken für heute! Schreibe wieder, ja?!
Liebe Grüße von Sanne
Hallo liebe (jetzt nicht mehr einsame ; ) Löwin,
bei dir ist mir auch gleich das Bild einer Kämpferin in den Sinn gekommen. Wie gut du dich aus deinem Tal wieder hochgearbeitet hast!
Du hast ein gutes Gespür entwickelt: Für die Dinge, die dir gut tun und für das, von dem du lieber erstmal Abstand brauchst.
Jetzt kommt viel zusammen und ich kann gut verstehen, dass du einen Umzug gerade nicht sehen kannst.
Bestimmt hat dein Freund dafür auch Verständnis. Gerade weil es auch für deine Tochter eine Veränderung wäre. Hast du ihm schon gesagt, wie es dir damit geht?
Sein Wunsch zu ihm zu ziehen und die Freude über das Baby drücken irgendwie ja auch seine Liebe zu dir aus
Deine Tochter braucht besondere Aufmerksamkeit und ich kann gut verstehen, dass du da manchmal erschöpft bist und an deine Grenzen kommst.
Wie wirkt sich die psychologische Behandlung denn auf sie aus? Wie empfindest du es?
Könntest du dir eine Mutter-Kind-Reha eher vorstellen? Das wäre bestimmt auch möglich.
Vielleicht wäre dein zweites Kind ja auch gar nicht so anstrengend. Es muss nicht wieder so werden, wie es bei deiner Tochter war. Und dann könnte sich ein Geschwisterchen ja vielleicht auch positiv auf sie auswirken. In diesem Alter lieben Mädchen ja kleine Babys. So eine neue Rolle als große Schwester hat ja auch was
Warst du denn schon beim Frauenarzt oder hast dich schon wo beraten lassen?
Dir würde jetzt ja auch schon eine Hebamme zustehen, wäre das eine Idee?
Du musst ja nicht für alles sofort eine Antwort und Lösung haben. Kann die Oma vielleicht mal auf deine Tochter aufpassen, damit du etwas Zeit für dich hast?
Und dann kannst du Schritt für Schritt weitermachen!
Was waren denn schöne Momente während der Babyzeit deiner Tochter, an die du dich gerne erinnerst, auf die du dich jetzt wieder freuen könntest?
Viele liebe Grüße!
es ist gut, dass Dir Dein Bauchgefühl etwas sagt. Gefühle sind es wert, dass sie befolgt und ernst genommen werden.
Somit hast Du schon einmal 50% weniger worüber Du nachdenken mußt. Denn Du mußt nicht mehr darüber nachdenken, wie das Leben mit Deiner Tochter an einem neuen Ort wäre.
Du kannst Deine Kräfte bündeln, in der Frage, wie Dein Leben mit 2 Kindern am alten Ort gelingen kann.
Kämen für Dich Ersatzgroßeltern in Frage? Dies sind Ehepaare die hätten gerne Enkel haben aber keine. Denen machst Du eine Freude und Dir wäre geholfen.
Du hast Dich bis jetzt durchs Leben gekämpft und auch manche Kraft gelassen. Du hast ein gutes Gespür dafür, dass Du jetzt am Ende Deiner Kraft bist. Vielleicht kommt da die Reha gerade zum richtigen Zeitpunkt?
Alles gute Tupptip