Hallo erst mal,
ich werde morgen 22 und bin in der 5. Woche ungewollt schwanger. Ich habe heute Nachmittag das Beratungsgespräch und am Donnerstag noch einen Ultraschall (weil meine Frauenärztin meinte bevor man nichts sieht kann man nichts machen).
Für mich selbst war mit dem Moment als ich den positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielt klar, dass ich abtreiben werde. Ich will das nicht haben, Ich kann das jetzt noch nicht! Das war auch das erste was ich zu meiner Mutter gesagt habe nachdem ich erst mal in Tränen ausgebrochen bin. Sie stand auch von Anfang an absolut hinter mir.
Ich bin jetzt ein halbes Jahr mit meinem Freund zusammen und wir haben schon darüber geredet wo wir stehen wenn was passiert. Ich meinte ich wüsste noch nicht was ich machen würde. Seine einzigen dazu Worte waren: "Mein Kind lässt du nicht abtreiben!" also wusste ich schon ungefähr wie er auf meine Entscheidung reagieren würde. Ich muss dazu sagen das er, im Gegensatz zu mir, ein sehr religiöser Mensch ist und aus einer Kultur kommt in der die Frauen sehr früh heiraten und dann meist zwischen 5 und 10 Kinder bekommen.
Als ich ihm gesagt habe das ich schwanger bin, das Kind aber nicht behalten werde, ist er total ausfallend geworden. Ich könnte doch sein Kind nicht ermorden und das wäre wider die Natur, ich würde es ewig bereuen und so was.
Doch ich leide jetzt schon so sehr unter der Schwangerschaft, da ich mich vom Kopf her überhaupt noch nicht bereit fühle die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen. Ich selbst komme aus einer sehr armen Familie und das einzige was ich nie wollte ist das meine Kinder mal so aufwachsen wie ich das musste. Meine Pläne zu studieren, vielleicht noch ein bisschen was von der Welt zu sehen und auf eigenen Beinen stehen zu können wären erst mal völlig außen vor. Deshalb bin ich mir auch nicht sicher ob ich überhaupt in der Lage wäre das Kind so zu lieben und umsorgen wie es das verdient.
Als ich ihm das alles gesagt hatte hat er gemeint ich müsste mal an das Kind denken und an ihn und nicht immer nur an mich und dass ich nur das beste für mich damit täte und nicht für das Kind.
Aber die Art und Weise wie das Kind entstanden ist stößt mir eben auch sauer auf. Ich nehme nicht die Pille (ich hatte angst zuzunehmen weil ich 1,5 jahre gebraucht habe um 20 kilo Übergewicht zu verlieren) daher habe ich ihn immer wieder dazu angehalten ein Kondom zu benutzen. Das Problem ist das er es immer wieder mit Absicht weggelassen hat, mich quasi in einem für ihn günstigen Moment überrumpelt hat und immer erst aufgehört hat wenn ich ihn angeschrien und von mir weggestoßen habe. Wenn ich dann sauer auf ihn war und ihm gesagt habe er soll das nicht mehr machen hat er das aber einfach nicht ernst genommen sondern stattdessen umgedreht und gemeint da würde schon nichts passieren und ich wäre wohl ein bisschen zu übervorsichtig.
Als ich ihn nochmals damit konfrontiert habe war er sich seiner Schuld in dieser Hinsicht einfach mal gar nicht bewusst und hat gemeint ja er hatte einfach kein gutes Gefühl wenn er ein Kondom benutzt und dachte das das für mich auch besser wäre.
Für ihn haben meine Argumente einfach nichts gezählt. Er hat dann nach dem Gespräch gemeint dass er nachdenken müsste. Ich hab ihn daraufhin gebeten bitte nicht jedem den er kennt davon zu erzählen. Das hat ihn wütend gemacht und mich gefragt ob es mir etwa peinlich sei von ihm schwanger zu sein. Ich habe daraufhin gesagt das es einfach genug Leute gibt die mich Aufgrund meiner Entscheidung verurteilen würden.
Nach einigen Tagen Funkstille hat er mir eine Nachricht geschrieben das seine Tante und sein Onkel mit mir reden wollten. Daraufhin hab ich ihn wutentbrand angerufen und ihn gefragt was die denn bitte mit mir zu tun hätten und hab ihn gefragt mit wie vielen Leuten er noch darüber geredet hätte. Er hat darauf hin gemeint "ein paar" und hat mir ein paar Beispiele genannt, bei denen auch Leute aus MEINEM Bekanntenkreis dabei waren mit denen ich lieber nicht darüber geredet hätte. Er wollte mir auch auf Nachfrage nicht alle verraten die davon wissen. Ich habe also keine Ahnung wer alles Bescheid weiß, wem ich noch in die Augen schauen kann und welche Kreise das noch ziehen wird. Er hat in dem Telefongespräch nochmal gemeint dass er nicht zulassen könnte das ich "zur Mörderin werde" und wir uns doch lieben und das irgendwie hinbekommen. Meine Meinung hat für ihn wieder überhaupt nichts gezählt, also habe ich ihm alle meine Argumente und Gründe noch einmal schreiend an den Kopf geworfen, bis mein Handy-akku leer war.
Als ich dann wieder zu Hause war hat er noch mal angerufen und gemeint er steht jetzt hinter mir und unterstüzt mich, begleitet mich auch, er will mich nicht verlieren und hätte ein schlechtes Gewissen wegen mir und so.
Jetzt bin ich mir aber nicht sicher ob ich die Beziehung mit ihm überhaupt noch will, jetzt wo ich diese Seite an ihm erkannt habe, jetzt wo so viele Dinge herausgekommen sind bei denen er mich belogen hat. Ich weiß auch einfach nicht mehr in wie weit ich ihm noch vertrauen will und kann. wie kann ein Mensch sich innerhalb einer Stunde um 180° drehen? und kommt dieser Sinneswandel nur weil ich ausgerastet bin? Muss ich in Zukunft immer wütend werden, dass er kapiert, dass ich etwas ernst meine? Wird er sich wirklich ändern oder ist das eine Ausnahmesituation und danach geht alles weiter wie bisher?
Er hat mich einfach so vor den Kopf gestoßen, ich weiß nicht wie das mit uns weitergehen soll. Ich hätte mir gewünscht das er mich zum OP-Termin begleitet aber nachdem er mich so unter Druck gesetzt hat weiß ich nicht ob ich ihn überhaupt noch dabei haben will.
Ich fühle mich im Moment wie überfahren und an die Wand gedrückt. Ich komm mir so unfassbar allein auf der Welt vor. Ich fühle mich so schuldig weil ich mich nicht besser durchgesetzt und noch klarer "Nein" zu ihm gesagt habe. Ich glaube ich liebe ihn schon noch irgendwo aber ich weiß nicht ob diese Beziehung mir, gerade in meinem jetztigen Zustand, überhaupt noch gut tut...
Meine Entscheidung gegen das Kind steht nach wie vor fest, aber ich habe so schreckliche Angst vor allem was danach auf mich zu kommen wird.
Hallo löckchen,
find ich gut, dass du jetzt deinen eigenen Faden geöffnet hast - du bist du.
Du, jetzt kann man sich vorstellen, wie viel schmerzliches du schon hinter dir hast...in vielem so übergangen und hintergangen - das kann einen sehr verletzen – und tut mir sehr leid für dich...
Wie ich das verstehe, legt dein Freund deine Wünsche und Sehnsüchte als Egoismus aus. Da hat er dich anscheinend noch nicht so ganz verstanden... Da sind ja ganz kostbare Werte im Spiel, die alle ihre gute Berechtigung haben, oder? Ein guter Beruf, die Welt sehen, auf eigenen Beinen stehen... man kann nicht so einfach eins gegen das andere ausspielen. Naja, und dass er mit anderen über dich gesprochen hat, ist schon eine enorme Grenzüberschreitung. Ohne dass du davon wusstest – das war nicht in Ordnung. Kein Wunder, dass du so enttäuscht von ihm bist und du ihm momentan so nicht vertrauen kannst... die Kraft kannst du jetzt gut für dich selber gebrauchen.
Der Schmerz aus deiner eher einfachen Kindheit ist dir immer noch präsent. Und gleichzeitig scheinst du dir so viel erarbeitet zu haben Bei dir klingt so viel Bedachtheit und Sorgfalt durch und Neugierde auf Leben – nach deinen eigenen Erfahrungen wie ein Keim von guter Hoffnung. Da möchte ich dir Mut machen, dir noch ein bisschen Zeit zu geben und zu sehen, was aus diesem Keim noch wachsen kann.
Für heute wünsch ich dir erstmal ein gutes Gespräch bei der Beratung und dass du dort gehört und gesehen wirst mit deiner Angst und mit deinen Gedanken und Gefühlen und du wieder zu dir selber kommst.
Einen guten Nachmittag wünscht dir
Hanna
cool, dass du nochmal eigens geschrieben hast! die geschichte von lady in black ist schmerzlich nachvollziehbar. ich finde es enorm, wie sie mit sich kämpft und auch die vermutlichen ursachen ihrer verzagtheit erkannt und erspürt hat. bestimmt ist das alles nicht einfach ...aber ich bewundere sie sehr denn sie bleibt nicht in ihrem leiden hängen sondern ist dran, wie ich es verstehe, ihr schicksal aufzuarbeiten. was ich ihr sehr wünsche, dass es ihr gelingen mag und sie einfach das gefühl des angenommen und glücklichseins erfahren darf!
...du bist aber ein ganz anderer mensch, unvergleichlich, mit eigenen erfahrungen, prägungen und talenten; liebevoll, wie du schreibst und wertschätzend gegenüber anderen! da habe ich das gefühl, du würdest auch eine liebevolle mami sein und es dir auf jeden fall zutrauen, in diese rolle hinein zu wachsen, ohne deinem kind unbewusst vorwürfe zu machen, weil’s vom zeitpunkt nicht gepasst und du eigentlich viele andere pläne hattest!
gibt es überhaupt den richtigen zeitpunkt für ein kind? ...oft lässt er sich eben gar nicht bestimmen.
mir ist klar, dass es für dich, durch die verworrene stimmung mit deinem freund, momentan echt schwierig sein muss klare gedanken zu fassen. ich hab’ das gefühl du bist in einem zustand voller wut und zweifel! ...machst dir sogar selbst noch vorwürfe... das sollst du nicht
ich wünsch’ dir jetzt ruhe, um richtig zu dir zu kommen und zu spüren, was in dir den ton angibt der auch stimmig ist und dir keine angst macht!?
von herzen felicia
@war die beratung heute hilfreich für dich?
liebe löckchen,
erstmal noch alles liebe zu deinem geburtstag ! ich hoffe, dass es gestern für dich trotzdem ein schöner tag war... hattest du lieben besuch?
jetzt hast du ja hier noch viel mehr erzählt... gut, dass du’s dir von der seele geschrieben hast. ich glaub, das tut dir richtig gut!
mich macht das wahnsinnig wütend, wie du von deinem freund behandelt worden bist! überhaupt wirft die beziehung zwischen euch ja grad viele fragen auf. und wenn er so über dich bestimmt, kann ich erahnen, wie überfahren und enttäuscht du dich fühlen musst.
wie allein du dir jetzt vorkommst, versteh ich. - gut, dass deine mutter bescheid weiß. wie sieht sie deine situation? kannst du mit ihr über alles reden?
und wie war eigentlich dein beratungsgespräch?
klar macht dir deine momentane situation wenig mut für einen weg mit deinem kind. und dennoch spürst du auch schreckliche angst vor dem „danach“, was da auf dich zukommen wird.
übrigens, wenn dein freund gleich bestimmt hat: „mein kind treibst du nicht ab“, so muss dein widerstand gegen ihn nun nicht zwangsläufig heißen, dass du abtreiben MUSST. hinterher kommt dir vielleicht doch irgendwann, dass es auch dein kind ist...!?! - jedenfalls soll deine entscheidung jetzt deine ganz eigene sein. das wollt ich dir einfach nochmal sagen.
wie du erzählt hast, bist du ja heute nochmal bei deiner frauenärztin. ist das dann schon der vor-termin zur op?
mach’s gut heute und sei lieb gegrüßt
jana
liebe löckchen,
leider hast du dich gar nicht mehr gemeldet... heißt das, dass jetzt schon „danach“ ist?
ich denke oft an dich und überlege dauernd, was du wohl gerade bräuchtest!? trost? mut? kraft? oder einfach !
liebdrückgrüße von felicia
wollte eigentlich schon viel früher das Thema hier aktualisieren aber die Energie dafür war einfach nich da. Ich hoffe ihr habt euch nicht zu viel Sorgen gemacht.
Ja, ich hatte den Eingriff gestern. Die Ärzte in dem Krankenhaus waren alle unglaublich nett und verständnisvoll. Niemand hat es darauf angelegt mir unnötig Angst zu machen. Es gab auch keine Komplikationen und als Folgeerscheinung bin ich nur etwas geschwächt, keine Schmerzen oder starke Nachblutungen oder so.
Ich fühl mich seit Wochen endlich mal wieder richtig gut. Ich weiß das ich das Richtige getan habe und dass ich mich jetzt wieder darauf konzentrieren kann meinen Alltag auf die Reihe zu bekommen. Ich kümmer mich jetzt erst mal nur um mich selbst. Und btw. - Wenn diese Seele tatsächlich zu mir gehört hat kommt sie zu einem Zeitpunkt wieder an dem ich sie annehmen kann, da bin ich ganz sicher.
Zum Beratungsgespräch (hab mich beim Diakonischen Werk beraten lassen) kann ich sagen das es mir unglaublich geholfen hat meine Gedanken zu ordnen und meine Situation zu reflektieren. Die Beraterin hatte sehr viel Verständnis für mich, die Hälfte des ganzen Gesprächs hat sie mit mir auch nur über meine Beziehung zu meinem Freund gesprochen. Außerdem hat sie mir direkt angeboten, wenn ich danach noch mal jemanden zum reden brauche kann ich jederzeit einen Termin mit ihr ausmachen.
Von meinem Freund werde ich mich trennen. Er hatte seine Meinung gar nicht geändert, hatte nie vor für mich da zu sein. Zu dem Termin am 01.08. ist er ja mitgekommen (war der letzte Termin vor dem Eingriff), allerdings wie ich feststellen musste nur mit der Absicht noch ne üble Diskussion mit meiner Frauenärztin anzufangen. Danach haben wir uns nochmal gestritten und es kamen wieder die gleichen "Mörderin"-Sprüche die er schon vorher benutzt hatte. Ich hab ihm dann gesagt das er bitte gehen soll weil ich ihn jetzt nicht um mich haben will. Da ist er dann noch mal richtig sauer geworden mit dem Argument dass "er sich doch von ner Frau nicht sagen lässt was er tun soll". Er ist aber dann doch gegangen. Von dem Tag an hab ich nichts mehr von ihm gehört. Und mit jedem der folgenden Tage hab ich mich ein bisschen besser gefühlt.
Ich weiß genau wo ich hin will und wie ich mein Leben wieder in geordnete Bahnen bekomme. Ich weiß aber jetzt auch, dass er nicht bereit ist mich dabei zu unterstützen. Aber ich finde meinen Weg auch ohne ihn, da bin ich sicher.
Naja, wollte euch nur wissen lassen das es mir gut geht und ich alles gut überstanden hab.
Danke an alle die an mich gedacht haben, ich wünsch euch was
hallo löckchen,
danke, für deine ehrliche rückmeldung, es klingt so als bräuchte ich mir keine sorgen zu machen, du wirkst erleichtert... schaust nach vorne und packst dein leben jetzt so an, wie du dir das einfach für dich vorstellst! ich wünsch’ dir sehr, dass es dir gelingt, so wie du dir das wünschst und nie mehr so eine schmerzliche entscheidung treffen musst...
ganz bestimmt wird die kleine seele, für immer, tief drin in deinem herzen bei dir sein!
lieben gruß von felicia
hallo löckchen,
danke, dass du nochmal geschrieben hast.
schade, wie jetzt am ende alles verlaufen ist. du hast deinem freund gegenüber ganz schön deutlich werden müssen. du klingst jedenfalls erleichtert, dass du dich von ihm getrennt hast.
es macht mich traurig, dass du jetzt bei der abtreibung warst und keinen anderen weg gesehen hast. vielleicht hattest du momentan einfach nicht die kraft es mit deinem kind allein zu wagen und die möglichkeiten waren nicht greifbar genug.
ich wünsch dir, dass du nach all dem geschehenen jetzt erstmal zur ruhe kommen kannst.
alles liebe für deine zukunft und viele grüße,
jana