Hallo ihr Lieben, ich bin neu hier und habe wirklich ein schwerwiegendes Anliegen.
Ich bin 26 Jahre alt und habe im Januar eine Ausbildung angefangen, deren theoretischer Teil in einem Internat stattfindet. Im Internat habe ich mich schwer verliebt - und wir fingen eine Affäre miteinander an. Die Sache hat dort schon mehrere Haken.. Es wird an dieser Stelle für ganz Deutschland ausgebildet, er wohnt 500km entfernt.. Dazu kommt, dass er in einer langjährigen Beziehung steckt. Er versprach mir am Ende der ersten theoretischen Phase, dass er sich trennen würde und wir auch eine Fernbeziehung hinbekommen, er hat schließlich auch Gefühle für mich. Er trennte sich wirklich und ich war überglücklich. Leider hielt das Glück nicht lang an, denn bereits am nächsten Tag bereute er seine Entscheidung und ging zu ihr zurück. Sie weiß natürlich nichts von mir..
Das liegt jetzt ziemlich genau eine Woche zurück und wir hatten in der Zeit auch keinen Kontakt, bis Samstag - da zwei Schwangerschaftstests positiv ausgefallen sind und der Arzt mir gestern die Schwangerschaft bestätigte. Bin in der 5. SSW. Trotz Verhütung muss was schiefgelaufen sein. Er steht auf jeden Fall hinter mir und wir treffen uns morgen „auf halber Strecke“ um über alles zu reden.
Schlimmer kann die Situation meiner Meinung nach nicht sein. Ich möchte dieses Kind nicht. Nicht jetzt und nicht von ihm. Hätte er sich tatsächlich für mich entschieden, wäre mir die Ausbildung wahrscheinlich gar nicht so wichtig gewesen, da ich bereits eine Ausbildung abgeschlossen habe und dort auch weiter arbeiten könnte. Aber komplett alleine zu sein, er so weit weg, die Ausbildung abbrechen und das alles.... das ist mir zu viel.
Ich habe Angst, dass ich nach einem Abbruch evtl nicht mehr schwanger werden kann bzw sich nie wieder die Gelegenheit ergibt... Es ist eine Zwickmühle
Was sagt ihr dazu???
Hallo Carlotti,
erstmal tut es mir sehr sehr Leid für Dich, dass Dein Freund nach einigem Zögern eine große Zusage gemacht hat und diese dann so schnell wieder zurückgezogen hat. Und genau danach dann der positive Test!
Dass er Dir aber gleich "entgegenkommt" morgen. - Du wagst natürlich nichts zu hoffen und bist noch sehr verletzt und von der neuen Situation geplättet.
Was würdest Du Dir morgen von ihm wünschen?
Ich glaube, Du würdest Dich selbst dadurch stärker machen, wenn Du Dir das überlegst. Sind Deine Erwartungen zu hoch - bist Du sehr verletzlich. Bist Du nur negativ eingestellt - zieht er sich auch gleich zurück.
Wie schätzst Du ihn ein? Seine Aufrichtigkeit? Hat er es sich "leicht gemacht" im Rahmen der Ausbildung? Andrerseits: Dir gegenüber war er doch ehrlich. Was meint er, wenn er sagt, er würde hinter Dir stehen? Das kann ja sehr Verschiedenes bedeuten.
Liebe Carlotti,
Du hast im Moment keine Aussicht und keinen Plan. Und das kann ja auch noch gar nicht sein! Es ist eine Art "Schicksalsschlag" und da braucht es Zeit zum Sortieren .... Die Ausbildung hast Du sicher. Und an einem anderen Ort, wenn es eine Heimat ist, hast Du auch Menschen und könntest da gut leben. Also ein Netz, das Dich hält. Die Enttäuschung, die Du mit ihm erlebt hast, ist schwer zu verschmerzen. Aber er kann nicht Dein Netz zerstören.
Und vielleicht spürt er ja, welche Liebe nun von seiner Seite echt ist. Immerhin kommt er Dir entgegen. Halbe Strecke.
Es ist von Dir sehr mutig, ihm entgegenzugehen!
Ich wünsche Dir, dass Du Dir für diesen Weg morgen Deiner Sicherheiten bewusst bist: Das, was Du bist und hast, abgesehen von ihm.
Ganz liebe Grüße von Layla
Vielen lieben Dank für deine nette und auch hilfreiche Antwort.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich mir von dem Treffen morgen erhoffe. Selbst wenn er sagen WÜRDE (was ich mir gerade nicht vorstellen kann), dass er sich trennt und es mit mir gemeinsam durchziehen will: Er wäre mit mir zusammen wegen des Kindes. Und das möchte ich wiederrum auch nicht, man kann eine Person nicht mit einem Kind an sich binden
Nein, leicht gemacht hat er es sich nicht, ich weiß, dass seine Gefühle echt waren. Aber es ist dennoch sehr schwierig. Momentan bin ich zu 90% davon überzeugt, dass ich das Kind nicht bekommen werde. Wenn dies der Fall sein wird, werden wir in ein paar Wochen wieder zusammen im Internat sein, das macht die Situation nicht einfacher.
Ich habe am meisten Angst vor der Zeit NACH dem Abbruch... weil ich nicht weiß, wie ich dann darüber denke. Die Ausbildung ist mir so unfassbar wichtig, es ist mein Traumjob. Mit Kind wäre das leider nicht mehr möglich. Und natürlich habe ich mir auch immer andere Umstände ausgemalt, wenn es irgendwann mal zu einer Schwangerschaft kommt..
Ich bin einfach im Zwiespalt, ich denke ich werde das Gespräch morgen abwarten, auch wenn ich davon ausgehe, dass er ebenfalls für einen Abbruch ist, auch wenn er es bisher nicht ausgesprochen hat.
Vielen lieben Dank!!!
Liebe Carlotti,
Du hast gestern gleich geantwortet! Freut mich, dass Dir mein Schreiben aufs Erste geholfen hat!
Ich wünsche Dir eine gute "Ausstattung" für heute. Dass Du erstmal hören kannst, ein bisschen mit "poker-face". Könnte sein, dass er Dinge sagt, die Dich sehr treffen. Da kannst Du Dich ein bisschen schützen und es nicht so an Dich heranlassen. Aber ... es kann ja auch wirklich anders sein ...
Was Du über die Beziehung schreibst, spricht für Dich: Du möchtest ihn nicht wegen des Kindes an Dich binden. Sondern um Deiner selbst willen geliebt sein. So weit liegt es allerdings nicht auseinander: einen anderen Menschen lieben und das gemeinsame Kind.
Er könnte immerhin aufwachen.
Ich glaube Dir gern, dass Du Dir das mit dem Kind allein gar nicht vorstellen kannst, zumal es Dich die Ausbildung kosten würde, die Dir so wertvoll ist. Wobei das vielleicht zu erfragen wäre, wie es sich - in einem anderen Zeitrahmen - doch verwirklichen ließe. Dann hättest Du - und das durchaus ganz unabhängig von ihm - Traumjob und könntest auch für Dein Kind sorgen.
Man sagt zwar immer: alles geht nicht. Aber warum eigentlich nicht. Es überprüfen, ist auf jeden Fall möglich.
Richtig schlucken musste ich bei der Vorstellung: Euch nach einem eventuellen Abbruch wieder bei der Ausbildung zu sehen.
Wichtig ist jetzt wohl, einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Was er heute sagen wird, kannst Du nicht vorhersehen. Auch nicht, wie es Dir danach gehen wird. Nach dem Treffen weißt Du wieder mehr und kannst Dir den nächsten Schritt überlegen.
Deshalb nochmal aus ganzem Herzen: Alles Gute für Dich HEUTE! Gut stehenbleiben!
Und danach - wie es auch sein wird - hoffe ich, dass Du Dich jemand in die Arme fallen lassen kannst!?
Ganz liebe Grüße von Layla
Hallo Carlotti,
ich habe hier mitgelesen, hatte aber bisher keine Zeit, zu schreiben. Aber innerlich habe ich heute öfter an dich gedacht. Keine leichte Begegnung, die du da hattest. Konntet ihr miteinander sprechen? So wirklich sprechen, ohne sich gegenseitig Vorwürfe zu machen oder sich unter Druck zu setzen? Deine Situation ist wirklich verzwickt. Schwierig finde ich, dass ihr euch wieder begegnen "müsst" im Internat, egal, was passiert, wie die Entscheidung ist. Auch ein Abbruch macht es ja nciht ungeschehen. Und irgendwie spricht aus dem, was du schreibst, dass diese Beziehung für dich sehr ernst war und du persönlich enttäuscht bist. Da hat man als Frau schon dran zu knabbern, wenn man nicht schwanger ist. Aber du bist es jetzt. Und du tendierst eher dazu, dass Kind nicht zu wollen. Spontan denkst du, dass du das innerlich nicht aushältst, nicht schaffst, zu viel aufgeben musst. Und das kann ich so gut verstehen. Dieses Kind ist zwar in Liebe entstanden, aber dann standest du alleine da ...
Liebe Carlotti, du machst auf mich den Eindruck einer taffen jungen Frau, die ihren Weg geht, auch wenn es mal stürmisch ist im Leben. In dir steckt viel Standfestigkeit. - zBsp. dass du sagst, du willst den Mann nicht durch ein Kind an dich binden. (Diese Art der Zwangsbindung hält für gewöhnlich nicht so lange). Aber das Argument gilt jetzt nicht so richtig, denn du hast es ja nicht darauf angelegt, schwanger zu werden. Jetzt im Nachhinein kannst du das sagen. Aber die Aussage, dass du den Mann durch das Kind an dich binden möchtest, stimmt nicht. Denn das war nicht deine Absicht. jetzt ist es in dir und wächst. Da war das Leben stärker als alle Vorsicht.
Carlotti, schreibe doch wieder. Du klangst nicht so, als wäre die Entscheidung "Abbruch" für dich stimmig und gut. Nimm dir bitte auf jeden Fall Zeit, Weg A und Weg B und vielleicht auch Weg C zu bedenken. Wie ist es denn mit deiner Familie? Könntest du da auf Verständnis und Hilfe hoffen? Wie lange geht deine Ausbildung? Könntest du diese für die Zeit des Mutterschutzes unterbrechen, später fortsetzen? Habe den Mut, all diese Fragen zu stellen, zu klären? Ich habe oft in meinem Leben festgestellt, dass es bei genauerem Hinsehen mehr Möglichkeiten gab, als es beim ersten, oft panischen Blick auf die Sache den Anschein hatte.
Aber erstmal war heute das Gespräch. Und ich hoffe so sehr, dass es für euch beide irgendwie gut war, dass keiner als Verlierer gehen musste. Schreibe gern wieder. Und ich wünsche dir, dass du trotz allem heute Nacht schlafen kannst. Das ist wichtig, wenn man in solchen Entscheidungssituation steckt. Man braucht einen klaren Kopf und ein starkes, aber offenes Herz.
Vici
Danke nochmal euch beiden für Eure Rückmeldung.
Das Treffen lief eigentlich ganz gut, wir sind dennoch beide zu der Entscheidung gekommen, das Kind nicht zu bekommen. Habe auch schon meinen Beratungstermin bei Profamilia hinter mir und auch die Dame dort, konnte meine Situation bestens nachvollziehen und hat mir Mut gemacht. Ich habe den Entschluss für mich gefasst, auch wenn es nicht leicht fällt. Die Ausbildung auszusetzen bzw. neu zu beginnen während der Schwangerschaft bzw. nach der Geburt des Kindes wäre leider nicht möglich gewesen und sie bedeutet mir leider zu viel.
Wir verstehen uns aber weiterhin gut und bin selbst überrascht gewesen, wie offen und normal wir miteinander umgehen konnten. Daher denke ich auch, dass die Zeit im Internat gar nicht so schlimm wird, wie zuvor befürchtet.
Natürlich sind noch Gefühle vorhanden und diese werden auch so schnell nicht verfliegen aber ich werde mit der Situation klarkommen und bin froh, dass mir Profamilia auch nach dem Eingriff noch zur Seite stehen wird.
Ich danke euch wirklich von Herzen für eure Kommentare, ihr habt mir Mut gemacht! Auch wenn die Entscheidung letztendlich gegen das Kind gefallen ist, bin ich froh, dass ich mich hier mit euch austauschen konnte... Danke!
Liebe Grüße
Carlotti
Hallo Carlotti,
danke für deine Rückmeldung. Es freut mich, dass das Gespräch positiv verlief und du für dich Klarheit gefunden hast. Auch wenn mich dein Nebensatz "auch wenn es nicht leicht fällt", beim Lesen stocken ließ. Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Ich denke, zeitlich drängelt es bei dir "noch" nicht.
Ich wünsche dir, dass dein Leben gut weitergeht, du erstmal deine Traumausbildung schaffst ...
Habe ein ruhiges Wochenende, an dem du all das, was in den vergangenen Wochen war, noch mal durch deinen Kopf und dein Herz ziehen lassen kannst.
Vici
Ich glaube leicht fällt diese Entscheidung nie, auch wenn man sich bewusst dagegen entscheidet.. Alles andere wäre auch komisch und vor allem herzlos..
Dankeschön!!! :-*
Hallo liebe Carlotti,
endlich kann ich Dir antworten! Und Du kannst natürlich auch weiterhin hier schreiben!
Jetzt hast Du ja nicht so leichte (also wieder nicht so leichte) Tage vor Dir. Ihr habt eine Entscheidung getroffen. Jeder für sich und auch irgendwie gemeinsam.
Du würdest Dir herzlos vorkommen, schreibst Du, wenn Du nicht spüren würdest, dass es schwer ist. Klar. Es schmerzt Dich natürlich. Der Schmerz, dass man nicht alles haben kann? Dass man nicht zulassen kann, dass die Liebe das Leben bestimmt?
Ich hatte Dir ja v.a. Mut gemacht für das Treffen. Dir gewünscht, dass Du dafür gut gewappnet bist. Ich glaube, das warst Du dann auch. Es lief "eigentlich ganz gut" und "dennoch" fiel die Entscheidung gegen das Kind. Also richtig gut wäre es schon anders gewesen .... Du konntest die Fassung bewahren.
Ja, natürlich kann ich die Entscheidung, soweit sie nun auf Deiner Seite liegt, nachvollziehen: Deine Ausbildung, die Dir so wichtig ist, hättest Du vielleicht für Mann und Kind zurückstellen können, aber nicht für so eine unsichere Situation.
Was ich einerseits nachvollziehen kann und dann auch wieder nicht: Dass Dir gar keine Möglichkeit aufgezeigt wurde, dass sich Ausbildung und Kind für Dich persönlich doch vereinbaren lassen könnten. Im Sinn der "Vereinbarkeit von Beruf und Familie" müsste eine angesagte Ausbildungsstätte schon etwas anbieten können in so einer Situation. Oder hast Du Dich gar nicht persönlich erkundigen können in dieser kurzen Zeit, sondern weißt es einfach aus der Situation heraus? Klar, um für so einen besonderen Weg zu kämpfen, müsstest Du ja das Kind besonders wollen. Und das hängt dann wieder mit ihm zusammen .... Und es würde Dich ja auch etwas kosten, zu den Ausbildungsverantwortlichen zu gehen. Kann ich auch gut nachvollziehen ...
Nachvollziehbar (sogar "bestens", wie Du von der Beraterin schreibst) ist es wirklich, dass es sehr schwierig ist für Dich. Du möchtest das, was Dir wichtig ist, erhalten. Und aus jetziger Sicht kannst Du das nicht. Jedenfalls nicht beides. Für Beziehung und Kind hättest Du Dir vorstellen können, die Ausbildung dranzugeben. Aber ohne die Beziehung eben nicht.
Und allein das: eine Beziehung beenden trotz Gefühlen, das kostet einfach viel. Und es war ja auf seinen Wunsch hin.
Hat Dir die Beraterin Mut gemacht, jetzt ganz auf die Ausbildung zu setzen? Gewissermaßen als Trost, dass Du das ja auf jeden Fall hast? Und wäre sie dann auch in der Nähe, wenn Du sie brauchst?
Jetzt hoffe ich, dass Du in diesen Tagen jemand an Deiner Seite hast! Oder möchtest Du lieber gar niemand sonst ins Vertrauen ziehen?
Schreib´ auf jeden Fall gerne wieder!
Ganz liebe Grüße von Layla