gestern Abend war das Gespräch mit „ihm“?! Magst du erzählen?! Wie geht es dir heute?
Heute ist der Termin bei Profamilia – vielleicht schon gewesen. Ich spüre, wie schwer dir alles auf dem Herzen liegt und was für eine große Last es jetzt für dich ist Ob du eine Abtreibung psychisch schaffen würdest, fragst du dich und es bleibt offen. Niemand kann es sagen. Offen ist aber momentan auch noch, wie genau du dein Leben künftig zusammen mit deinem Kind gestalten könntest. Das kann man in so einem akuten Moment gar nicht gleich überblicken Die Hormone, wie du schreibst, erleichtern es einem auch nicht gerade.
Du bist dir bewusst, dass du eine tolle Mama wärst. Die Entscheidung würde dir sonst auch nicht so schwer fallen. Um als Mama ein Kind großziehen, braucht man natürlich neben dieser positiven Herzenseinstellung eine gewisse Basis an Sicherheiten – wie ein Netz – wo man aufgefangen wird, wenn es eben nötig ist. Das siehst du völlig richtig und realistisch. Es würde sich doch lohnen, dass du vor einer endgültigen Entscheidung erst noch konkret in Erfahrung bringst, was und wer sonst noch zu deinem Sicherungs-Netz beitragen kann. Wie Layla blieb ich auch an deinen Freunden und deiner Familie hängen. Das ist ein Schatz. Gehörst du vielleicht auch zu den Menschen, die gerne anderen ihre Hilfe anbieten, denen es aber eher schwer fällt, um Hilfe für sich selbst zu bitten?! Ist weit verbreitet. Was deine Freunde und deine Familie selbst zu bewältigen haben, weiß nicht natürlich nicht. Aber einander zu helfen bedeutet ganz oft nicht in erster Linie eine Last, sondern es freut einen, wenn man helfen kann. Es macht das Zusammenleben reich.
Neben dem privaten Zusammenhelfen und das Leben-gemeinsam-bestreiten gibt es auch noch andere Unterstützung für Mütter. Hast du da schon einen Überblick?! Zum Beispiel leistete eine Tagesmutter einen tollen Dienst. Oft entsteht eine richtige Freundschaft zwischen Mama und Tagesmutter – weil sie das gleiche Interesse haben, nämlich, dass es dem Kind gut geht.
Du fragst nach Meinungen und Erfahrungen: auch wenn du mit dem Arztbesuch und dem Termin heute alles für eine Abtreibung beisammen hast – übereile jetzt nichts! Gönne dir noch ein paar Tage. Informiere dich nach deinen Möglichkeiten. Auch wenn ein Kind ohne Vater aufwächst (weiß nicht, wie klar das schon ist) und auch wenn das manchmal auch schmerzhafte Momente mit sich bringen kann – im Ganzen gesehen liegen in diesem kleinen Leben alle Chancen und Möglichkeiten, dass es sein Leben in die Hand nimmt und gestaltet und einmal gerne lebt.
Ganz liebe Grüße, Sanne

Hallo liebe Alex,
du bist ganz schön enttäuscht heute. Und jetzt ist bald Abendessenszeit. Vielleicht liest du noch vorher?
Das mit dem Papa ist natürlich schon ein schwerer Brocken für dich. Aber für das Kind zählst einfach du und was du ihm Gutes tun kannst. Davon kann ein Kind gut groß werden.
Wie er sich entwickelt, weiß man einfach nicht. Kann man nicht wissen. Und irgendetwas Schönes siehst du ja auch in ihm und wünschst ihm doch auch, dass er aus der Szene rauskommen könnte. Oder hoffst es. Du nennst ihn komisch und geheimnisvoll. Heißt doch: es ist noch nicht wirklich raus, was und wie und wer er ist. Wer er für dich ist. Oder hattest du schon dran gedacht, die Beziehung überhaupt zu beenden?
Die Zeit wird es klarer machen. Ob dir eine Beziehung mit ihm möglich ist.

Das mit den Hormonen macht es wirklich nochmal besonders für dich. Es kostet ganz schön Kraft am Anfang einer Schwangerschaft. Das ist nicht zu unterschätzen. Kannst du denn deine Arbeit so machen gerade? Ist ja viel mit der Meisterschule zusammen. Musst du da einen weiten Weg fahren oder hast du alles günstig gelegen am Ort? Könntest du die Meisterschule noch abschließen, bist das Kind auf die Welt käme?

Stell´ dir einfach vor: Es ist alles möglich! Du darfst wirklich träumen und ausmalen, wie du es möchtest - und dann sehen, ob und wie es sich gestalten lässt. Vor allem: Du darfst es dir zutrauen!
Hat der Arzt sofort abgenickt, als du gesagt hast, du überlegst, es nicht zu bekommen? Lass dir auf jeden Fall morgen alles vortragen, was es an Unterstützung gibt! Du kannst es schaffen. Das Wichtigste und Beste im Leben des Kindes bist erstmal du selbst!
Und sobald du dich outest, wirst du andere Mütter kennenlernen. Manche mit einer Familie, mit Verwandten. Und andere, die hauptsächlich alleine für das Kind verantwortlich sind. Und vielleicht auch welche, die auch einen komischen geheimnisvollen Papa dazu haben!? Auf jeden Fall bleibst du nicht allein.

Morgen ist der nächste Termin. Es geht ja wirklich alles ganz schnell. Ich verstehe, dass es dir einerseits recht ist - aber aus dem gleichen Grund wäre es auch gut, dir gerade jetzt Zeit zu lassen. Denn das, was man jetzt nicht sieht, könnte ja genau dein tolles Baby werden - durchaus jetzt schon, nicht erst irgendwann. Das ist das ganz blöde Dilemma. Weil dir viel dran liegt möchtest du alles schnell machen, könntest aber gerade das, woran dir viel liegt, gewinnen, wenn du dir jetzt Zeit lässt. - Nun habe ich glaub´ zweimal das Gleiche geschrieben .. und vielleicht etwas kompliziert. Aber ich glaube, du weißt was ich meine.

"Was gut ist, wächst langsam." Ist so ein Spruch, den ich mal wo mitbekommen habe und der mir immer wieder durch den Kopf geht.

Bereite dich gut vor auf das Beratungsgespräch morgen, dass du alles fragen kannst, was dir wichtig ist.
Manchmal langt man sich nach so einem Gespräch an den Kopf, weil wieder alles so schnell ging und man die Hälfte vergessen hat. Also - am besten einen Zettel.
Nach dem Abendessen heute hast vielleicht noch Zeit, alles zu notieren!
Ich denk´ fest an dich!!
Liebe Grüße von Layla

Liebe Alex,

Montag morgen hattest du geschrieben, wäre der Termin, wo du die Tablette einnimmst. Ob es nicht doch zu schnell ist, waren meine Bedenken. Und ob du es nicht zu sehr aus Wut und Enttäuschung machst. - Du hast jetzt nicht mehr geschrieben. Du hattest ja auch geschrieben, dass du überzeugt bist, dass du den absolut richtigen Weg gehst. Ich hoffe es für dich, Layla