Hallo an Alle, die es lesen.
Ich muss etwas schreiben, bevor ich durchdrehe.
Ich bin schwanger. Mein digital-super-test hat mir's gesagt.
Dass es mir passieren kann, konnte ich noch vor eine Woche nicht vorstellen, denn meine Gedanken immer waren, dass es jetzt so viele Möglichkeiten gibt zu verhüten, dass man gar nicht mehr ungewollt schwanger sein kann.
Aber jetzt stecke ich selbst in der Situation.
Ich habe keinen festen Partner.
Bei der Geburtstagsparty von meiner Freundin habe ich den Mann getroffen, mit dem ich schon seit längerer Zeit immer mal wieder im sexuellen Kontakt war und ihn als einen Freund gesehen . Als Partner konnten wir uns aber nie vorstellen. Nach der Party war ich mal wieder bei ihm.
Ich habe die Pille danach zu „ Vorsorge“ in 12 St genommen, aber ich gehöre anscheinend zu den 2% der Frauen, die danach trotzdem schwanger werden.
Jetzt stehe ich vor der größten Entscheidung meines Lebens…
Ich habe alles sofort dem Vater erzählt. Wir sind beide unter Schock. Ich will, dass mein Kind Mama und Papa hat und in einer Familie aufwächst, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wir zusammen jeweils sein könnten. Ich kenne ihn viel zu gut. Ich kann meinem Kind sowas nicht antun.
Er hat mir auch zu verstehen gegeben, dass er das mit mir nicht vorstellen kann.
Er unterstützt mich, er will mit mir zum Frauenarzt gehen, er will mit mir zu konfliktberatung gehen. Wahrscheinlich wird er auch beim Abbruch da sein. Aber nur, weil wir schon lange Freunde sind.
Wenn ich aber denke, dass ich mein Kind umbringen soll, hasse ich mich. Ich hasse mich weil ich so eine Situation überhaupt zulassen konnte. Ich hasse mich, weil ich weiß , wenn ich es lasse, werde ich mich auch dafür hassen.
Ich weiß nicht, was ich tun soll, vielleicht verpasse ich Glück meines Lebens indem ich Abtreibung vorgenommen habe. Oder werde ich lebenslang dann die Augen meines Kindes anschauen und denken, dass es mein Leben zerbrochen hat.
Ich weiß es nicht
Guten Morgen Anuta,
Du weißt es nicht - ist Dein letzter Satz. Und da fehlt auch der Punkt am Schluss. Und ich denke, das ist jetzt mal richtig und gut so: Du weißt jetzt nicht, wie es gut werden kann und kannst es noch gar nicht wissen. Weil es so völlig unerwartet kommt. Lass Dir Zeit.
Du hast Dich unter Verhütung (und sogar mit Pille danach) immer sicher gefühlt. Kein Gedanke, dass DAS geschehen könnte. Klar, dass Du schier durchdrehen könntest.
Es ist gut, dass Du schreibst. Im Schreiben klärt sich Manches.
Ich denke, für Dich ist jetzt die Gelegenheit, Deinem Leben eine Richtung zu geben, die Du wirklich willst. Deine Partnerschaft oder Freundschaft ist ja etwas Schwankendes – von seiner und von Deiner Seite. Ihr wollt Euch und ihr wollt Euch doch nicht. Und das spiegelt sich bisschen in Deinem Gefühl diesem Kind gegenüber. Es könnte das Glück Deines Lebens sein. Und dann hast Du zugleich die Vorstellung, dass Du in seinen Augen den Zerbruch Deines Lebens siehst.
Ich sage es jetzt mal ganz salopp ... vielleicht ist das Glück gar nicht so weit weg, wenn Ihr Eure Beziehung aufstellt? Ihr seid schon lange Freunde und - Du möchtest ihn Deinem Kind nicht antun – Dir selbst aber schon!? Dann hat er doch etwas bzw. viel, was Du an ihm magst und er an Dir. Was fehlt denn bei Euch zu einer Partnerschaft? Alles bekommt man nie. Wäre zu sehen, ob das Wichtigste zwischen Euch nicht vielleicht doch da wäre. Ich meine, dann hättest Du die Basis, die Du Dir für ein Kind wünschen würdest. Es hat ja Vater und Mutter. Alles, was man sich wünscht, kann eine Beziehung nicht erfüllen.
Ich möchte Dir Mut machen, Dich jetzt mit Deinen Lebensvorstellungen zu befassen. Und damit, wie Du das (hin-)bekommst, was Du möchtest – so weit es in Deiner Macht liegt.
Klingt vielleicht alles bisschen nüchtern. Aber doch von Herzen, weil ich ja spüre, wie schwer es für Dich gerade ist. Diese Krise (kann man so sagen?) kann aber wirklich zu etwas Gutem führen!
Schreib´ gerne wieder! Und eben - lass Dir Zeit!
Liebe Grüße – heute hast Du hoffentlich einen freien Tag?
Layla
P.S.: Wie alt bist Du eigentlich? - Musst Du nicht sagen, wenn es Dir zu indiskret gefragt ist.
vielen Dank für Drine Nachricht.
Heute Nacht hatte ich Fehlgeburt. Mein kleines Baby ist gestorben. Die Frage was tun ist nicht mehr relevant. Jetzt bleibt nur fragen, wie soll ich es verkraften. Gestern Abend hatte ich entschieden das Kind zu lassen, Nacht drauf wurde für mich alles entschieden...
ich habe eine Benachrichtigung bekommen, dass Du geschrieben hast und möchte Dir gleich antworten, weil ich mir vorstellen, dass Du erstmal ziemlich alleine mit allem bist. Und es ist sehr traurig für Dich. Sehr überraschend und plötzlich.
Entscheidung (Deine) auf Entscheidung (wie es nun kam).
Wie gut, dass Du gestern in Dir gespürt hast, wie es für Dich sein soll! Rechtzeitg gespürt, kann man sagen.
Das kann Dich auf jeden Fall trösten!
Die Frage, was tun, ist nun in dieser Hinsicht nicht mehr relevant.
Du kannst es in Deinem Herzen gut abschließen und Dir ärztlichen Beistand suchen. Das solltest Du schon machen.
In anderer Hinsicht berührt es mich sehr: Deine Situation mit dem Kindsvater hast Du als unsicher beschrieben und das hatte es Dir schwer gemacht, eine Haltung zu diesem Kind zu finden.
Und heute schreibst Du: Mein kleines Baby ist gestorben.
Umso mehr weißt Du also, dass es richtig gewesen wäre, es zu bekommen. Das darfst Du als Stärkung für Dich mit aus der Situation mitnehmen.
Ich glaube, Du kannst an Deinen eigenen Worten sehen, was für Dich wichtig und tragfähig ist. Wo Deine Sehnsucht liegt.
Und dafür kannst Du etwas tun!
Ob diese aufwühlenden Ereignisse der letzten Tage sich für Dich nicht doch zum Guten wenden?
Wenn Du Deiner innerern Stimme folgst, ganz bestimmt! Kann es sein, dass es für Dich jetzt anders weitergeht, mehr so, wie Du wirklich willst? Es braucht vielleicht das eine oder andere klare Wort, eine klare Haltung. Dir selbst und Deinem Freund gegenüber.
Ich wünsche Dir sehr diese innere Klarheit und daraus äußere Stärke! Und dass Dir das auch hilft, die Fehlgeburt zu verkraften.
Du weißt - jetzt im Nachhinein - wie wertvoll dieses Kind für Dich gewesen wäre. Und das darfst Du gelten lassen.
Ich glaube, Du würdest nicht mehr überlegen, ob oder ob nicht, falls Du wieder schwanger werden solltest. Du könntest jetzt zu Dir und Deinem Wunsch stehen.
Das könnte eine neue Grundlage für Deine Beziehung (die jetzige - oder eine andere!??) sein.
Gut, dass jetzt das Wochenende kommt.
Ich wünsche Dir Zeit und Ruhe, dass Deine Seele nachkommen kann.
Kannst auch gerne wieder schreiben. Wenn Dir das hilft.
Ganz liebe Grüße von Layla
Liebe Anuta,
wie geht es Dir heute? - So ganz am ersten Morgen nach der Fehlgeburt warst Du sehr traurig. Ich hoffe, Dir hat das Wochenende gutgetan und Du kannst es nach und nach verkraften, Dich wieder freuen und Deinen weiteren Weg finden!
Wie gehst Du damit (und mit Dir selbst) um? Kannst Du es schon bisschen einordnen für Dich und auch Ihr für Euch beide zusammen?
Ich schicke Dir ganz liebe Grüße!
Layla