Hallo,
ich bin 24, seit 2 Jahren berufstätig und auch unbefristet eingestellt. Seit 4 Monaten bin ich mit meinem Freund zusammen und es lief alles prima. Ich war so glücklich wie schon lang nicht mehr und wir haben auch über gemeinsame Kinder gesprochen. Mein eigener Kinderwunsch hat sich in den letzten 2 Jahren immer mehr herauskristallisiert, da viele meiner Freundinnen Kinder bekommen haben. Ich kann schon immer gut mit Kindern umgehen und sie berühren mich sehr.
Nun bin ich ungeplant schwanger. Ich habe es vor drei Wochen erfahren. Zunächst habe ich mich gefreut, mein Freund auch. Eine Abtreibung stand nicht zur Debatte. Doch nach der anfänglichen Freude planen mich nun ziemliche Zweifel. Will ich das jetzt wirklich schon? Kann ich das schaffen? Ist der der Richtige? Was, wenn ich alleine dastehe und vielleicht nie wieder jemanden finde? Wenn ich nicht mehr glücklich werde? Es ging mir richtig gut in meinem Leben und ich hatte kaum schlechte Tage. Aber seit ca. 2 Wochen geht es mir richtg schlecht. Ich habe keinerlei Schwangerschaftsanzeichen, aber mein seelischer Zustand ist katastrophal. Ich habe nur noch Panik und fühle mich wie ausgelöscht. Ich weiß, dass ein Kind das größte Geschenk im Leben ist, aber ich fühle derzeit rein garnichts. Ich empfinde auf einmal nichts mehr für meinen Freund, nichts für das Baby in meinem Bauch und auch andere Kinder kann ich derzeit nicht sehen. Meinen Mutterpass sowie das gekaufte Schwangerschaftsbuch musste ich in den Schrank legen, um es nicht zu sehen. Ich habe solche Schuldgefühle, weil ich mich ja eigentlich freuen sollte. Und ich mir ja auch immer nichts schöneres vorstellen konnte. Und gerade scheine ich den Boden unter meinen Füßen zu verlieren.
Ich weiß nicht was ich tun soll. Mir fehlt einfach jegliche Freude. Ich weiß nicht, ob ich das KInd behalten soll, ich habe Angst, dass meine Freude nicht wiederkehren wird. Andererseits weiß ich nicht, ob ich eine Abtreubung schaffen würde, ob es mir danach schlechter geht als ich es jetzt erwarten würde abgesehen von den möglichen Folgen die eintreten könnten.
Ich hoffe, ich finde ein paar nette Worte, die mich ein wenig aufbauen können. Vielleicht ging es jemandem von euch ähnlich wie mir?!
liebe isabella,
aber klar findest du nette worte - du hast dir selbst so viel mühe gegeben und dir ein herz gefasst, deinen momentanen "gefühlsstau" so ehrlich zu erzählen. wenn es erst mal heraus ist, dann ist schon etwas wichtiges geschafft!
du darfst dir ganz sicher sein: ähnlich geht es wohl vielen (allen?) frauen am anfang einer schwangerschaft. es ist eine ganz besondere veränderung - körperlich und seelisch. und auf veränderungen reagieren menschen sehr unterschiedlich. manche menschen lieben veränderung - anderen zieht es den boden unter den füßen weg. jetzt mal ganz allgemein.
und nun kommt bei der schwangerschaft diese hormongeschichte hinzu. das kennst du ja vielleicht auch sonst aus den zyklusabhängigen stimmungen. da kann man dann ein kleines häkchen machen: "ach, ja, das ist es wieder, warum ich gerade so ..." und dann ist man schon wieder ein bisschen mehr man selbst. und was einen plagt ist "nur" ...
und das darfst du jetzt auch so denken: das ist nicht dein wirkliches lebensgefühl, sondern es liegt wie eine decke drüber, oder wie eine eisschicht (kann man sich grade ganz gut vorstellen - heute sieht es sehr winterlich aus draußen). die eisdecke schmilzt, von selbst. in der natur gewinnt der boden dann sogar von diesem geschmolzenen eis - der erste wohltuende "regen" und alles wächst umso besser.
was dir jetzt ganz sicher hilft - und das sag´ ich dir als entlastung:
du "musst" dich nicht freuen!
mach ein häkchen hinter die stimmungslosigkeit, hinter die bedrücktheit sogar. lass das buch im schrank, bis du es wieder in die hand nehmen möchtest. solche dinge sind kein "muss". guck´ einfach, was dir guttut. auch empfindungen für deinen freund sind kein "muss" - es stand doch eher eine art entschluss da, ein klarer wunsch (von daher eher "überraschend" statt "ungeplant"?). die gefühle sind mal so mal so - das wird auch später so sein. wir können sie nur begrenzt vermeiden oder herbeiführen. die grundlagen für unser leben sind andere, die gefühle gesellen sich dazu (oder führen uns an der nase rum ...)
versuch´heute gut durch den tag zu kommen. lass die seele baumeln! lass sie bissl traurig oder mumpfelig sein. bis sie wieder lachen mag.
du verlierst sicher etwas - einen bestimmten lebensabschnitt - aber du gewinnst sehr sehr viel. das hast du geahnt und das hast du dir ja gewünscht. diese komische erfahrung gehört dazu - zu diesem "gewinn". wenn du "durch" bist - und das geht von alleine - kannst Du andere verstehen und über dich selbst lächeln. so geht wachsen und reifen. fändest du das ein gewinn?
liebe grüße und ich hoffe, du findest unter deinen freundinnen auch welche, die ehrlich sagen: "du, mir ging´s auch so oder anders, aber auch komisch und jedenfalls nicht gut. das wird!"
sei gut mit dir selbst!
layla
Hallo Isabella,
gerne will ich Dich ein bißchen aufbauen.
Die Schwangerschaft, wo man auf einer rosaroten Wolke schwebt, gibt es nur im Bilderbuch. Die Realität sieht anders aus, und da brauchst Du gerade gar keine Schuldgefühle haben. Denn Du merkst jetzt, Dein Leben wird nie wieder so sein, wie es einmal war. Und dies kann Ängste wecken. Dein Leben wird anders werden, aber es wird schöner, reicher und heller werden. Wenn Du Dein Kind in Händen hälst, dann weißt Du für wen Du dieses ganze Gefühlschaos erlitten hast.
Alles Gute Tupptip