Hallo in die Runde,
durch Zufall bin ich auf das Forum gestoßen. Ich habe vor 2 Tagen positiv getestet. Irgendwas ist schief gegangen nach knapp 5jähriger sicherer Anwendung von NFP. Die Vorwürfe, ich hätte besser aufpassen müssen, sind berechtigt. Ich weiß nicht, wo mir gerade der Kopf steht. Termin beim Gyn habe ich diese Woche noch. Beratungsstelle auch. Termin Abtreibung ist für nächste Woche angesetzt.
Ich bin fertig mit der Welt. Hatte nie gedacht, dass mir so etwas passiert. (
Ich bin bald 39 Jahre alt. Habe ein Kind. Es ist für mich unvorstellbar, noch ein Kind zu bekommen. Aufgrund meines Alters, meiner Lebenssituation (getrennt vom Vater meines Kindes, Job erst seit kurzem gesichert, Vollzeit, Umzug in eine kleinere, bezahlbare Wohnung, neue Beziehung). Die Schwangerschaft mit meinem Kind war schwer. Die Angst, wieder so etwas durchleben zu müssen, sitzt tief. Dennoch schäme ich mich zutiefst denjenigen gegenüber, die vergeblich versuchen, schwanger zu werden oder ein Baby zu den Sternen reisen lassen mussten.
Ich weiß nicht so recht, wie ich jetzt meine wirren Worte abschließen soll. Aber vielleicht kann die eine oder andere ein bisschen verstehen, wie ich mich gerade fühle.
Ich hoffe, dass mir mein Baby irgendwann verzeiht, dass Mami so schwach war.
Hallo,
ja, verstehen kann man dich auf jeden Fall – wie wenn eine große Welle über einen drüber schwappt, oder. In dem Moment weiß man auch nicht, wo einem der Kopf steht... Die NFP hatte bisher so prima geklappt. Kann es sein, dass du auch so fertig bist, weil du enttäuscht bist, vielleicht von dir selber? Wo du grade am Aufatmen warst, weil die Dinge neu (und wieder gut) geordnet waren?! Wie grade aus der letzten Welle wieder aufgetaucht. Es tut mir sehr leid, dass es dich so mitnimmt Wie weit bist du in der Schwangerschaft? Ist das Baby von deinem neuen Partner? Weiß er es schon? Wie alt ist dein großes Kind? Schreib' doch wieder, ja?! "frau" ist so gemacht, dass reden hilft. Und dann hat man auch wieder eher eine klaren Kopf.
Trotz und mit allem einen guten Abend dir heute und liebe Grüße,
Sanne
Sicher bin ich enttäuscht von mir. Enttäuscht, dass ich offensichtlich einen Fehler bei der Anwendung von NFP gemacht habe und nun vor so einer weitreichenden Entscheidung stehe. Ich habe gestern viel geredet und viel geweint.
Wie weit ich in der Schwangerschaft bin, weiß ich nicht. Morgen ist der Gyn-Termin. Laut der Berechnung (1. Tag der letzten Periode) müsste es 6. oder 7. Woche sein.
Baby ist von meinem neuen Partner. Wir hatten gestern intensive Gespräche. Meine Angst ist, dass er dann weg ist, wenn ich mich für das Baby entscheide. Und die Tendenzen sprechen mittlerweile dafür. Wenn ich morgen beim Gyn bin und das Herz schlägt, ist es eh zu spät. Dann solls so sein und ich lass mich auf dieses neue Abenteuer ein. Mittlerweile sehe ich es als Zeichen. Auch, wenn die Eltern dieses kleinen Wesens zu doof waren, zu verhüten - es hat sich in unser Leben 'gemogelt' und wir werden das beste daraus machen.
Mein großes Kind wird im Frühjahr 5 Jahre alt. Alles in allem ein gutes Alter, um ein Geschwisterchen zu bekommen.
Meine Mutter weiß auch bescheid, genauso wie meine beste Freundin und meine Schwester. Sie alle unterstützen mich und haben mir aber auch teilweise die Augen geöffnet. Ich weiß nicht, ob ich damit leben kann, Gott zu spielen. Ich habe Angst, dass ich mich dann Jahr und Jahr frage, was jetzt wohl mit diesem kleinen Wesen wäre.
Mein Partner steht hinter mir - egal wie ich mich entscheide. Und das ist sehr viel wert.
Hinter Dir liegt eine schwere Lebensphase und Du hast Dich ins Leben zurückgekämpft.
Es ist verständlich, dass Du jetzt fertig bist mit der Welt, und Deine Gedanken wirr durch den Kopf schwirren. Sieh nicht zu sehr auf Deine jetzigen Lebensumstände, denn das Leben dreht sich weiter, wie in einem Film. Und wenn Du jetzt schon irgendwie Scham empfindest, wie soll dies dann anschließend sein? Denn die logischen Gedanken des Verstandes trösten einen anschließend wenig. Tue nichts, wohinter Du nicht aus vollem Herzen stehen kannst. Denn unsere Grundüberzeugungen sind unsere ständigen Lebensbegleiter. Du hast eine sehr schwere Schwangerschaft erlebt, was war dafür der Auslöser.
Alles Gute Tupptip
Wegen der Schwangerschaft ... ich hatte vorzeitige Wehen. In der 26. ssw. Es ging am 14.02. abends los. Wir sind gleich ins Krankenhaus. Da bekam ich Wehenhemmer mit üblen Nebenwirkungen. Ich musste liegen. 2 Tage lang Aufstehverbot. Schieber und so. Ganz furchtbar. ( Dann war ihnen Baby zu ruhig. Sie haben alles versucht, dass Baby sich mehr bewegt. Wecker klingeln, rütteln am Bauch ... nichts half. Bauchgefühl sagte - lasst mich in Ruhe. Baby gehts gut.
Dann fuhren sie mich nachts mit Blaulicht in eine Spezialklinik mit angegliederter Neonathologie. Ich wurde still untersucht und der Arzt meinte nur, dass es sein kann, dass man mein Kind holen müsse per Not-KS. Dann wurde ich aufs Zimmer geschoben. 3 Tage lang habe ich keinen Arzt gesehen. Die Schwestern waren heillos überfordert. Ich lag auf dem Zimmer mit einer Frau, die ihr Baby tot geboren hatte. Eine Frau hatte einen Not-KS. Baby hatte gerade mal 1000 g. Die andere erwartete Zwillinge. Riss in der Fruchtblase. Ich war am Boden und hab nur noch geweint. An Tag 4 gabs eine Untersuchung. Baby war ihnen jetzt zu klein. Ich hatte die Nase voll und hab mich auf einen Wunsch hin zurück verlegen lassen in das andere KH. Das war auch nicht 2 Stunden Autofahrt weg von meiner Familie. Dort lag ich dann noch 3 Wochen. Bekam CTG unter Sauerstoff 3 x am Tag und alle zwei Tage eine Vitamin-Infusion. Ich fühlte mich deutlich wohler. Unterm Strich kam Baby dann zwei Tage nach errechnetem ET auf die Welt. Es ist alles gut gegangen. Aber diese Gefühle mag ich nicht noch einmal durchleben müssen. Angst um sein Kind haben zu müssen und dieses Gefühl, schon dann eine schlechte Mutter zu sein (irrational - ich weiß), obwohl Baby noch nicht mal geboren ist ... nie wieder ...
Liebe Mol,
Dein Geburtsbericht ist jetzt nochmal richtig aus Dir rausgebrochen ... Wahnsinn! Unterm Strich war dann alles gut und alle haben vergessen, was es Dich gekostet hat - oder es hat überhaupt gar niemand nachvollziehen können. Der Blick geht ja immer auf das Baby ... die Mama ist nur die "Hülle" und mit der wird irgendwas gemacht. Dabei bist Du als Mutter die Hauptsache und hattest auch Dein gutes Gefühl. Das wird in der Medizin ja leider oft übergangen.
Liebe Mol, Dein gutes Gefühl wird Dich wieder leiten. Da bin ich mir ganz sicher. Und mit der NFP hast Du Dir auch etwas gewählt, wo Du in Fühlung mit Dir selbst bleiben wolltest. Mit 39 kann der Zyklus auch schon mal anfangen zu schwanken und da kann es sein, dass man Veränderungen übersieht oder nicht wahrnehmen kann oder möchte...
Jetzt habt Ihr gestern schon geredet.
Er ließ durchblicken, dass er mit Kind die Beziehung zu Dir vielleicht aufgeben würde? Vielleicht seine erste Panik. Er war ja auch nicht drauf eingestellt ... Eine wirkliche Lösung (im doppelten Sinn) wäre es ja nicht.
Liebe Mol, jetzt heute erstmal den Arzttermin.
Und die Angst, eine schlechte Mutter zu sein? ... da muss man ein "Gegengift" entwickeln ...
Ich grüße Dich ganz herzlich!
Layla
... das mit der Hülle hast Du wohl treffend formuliert. Die Ängste, die man als Mami durchsteht, kann keiner wirklich nachvollziehen. Ich habe bis dato immer funktioniert. Krankenhäuser kannte ich nur von Besuchen, die ich dort selbst abhielt. Diese Wochen dort waren einfach zu viel und scheinen noch sehr nachzuwirken.
Mein Partner sagt, dass er zu mir stehen wird - egal wie ich mich entscheide. Für ihn ist das alles nicht leicht. Ich weiß, dass es für Männer irgendwie noch komischer ist. Sie sind Außenstehende und können 'nur' zusehen. Er will bei mir bleiben. Ob mit Kind oder ohne. Das ist mir sehr viel wert.
Den Gyn-Termin habe ich morgen und ich bin genauso nervös, wie bei dem ersten Termin, als ich erfuhr, mit meinem ersten Kind schwanger zu sein.
natürlich kann ich nur erahnen, was du da alles mitgemacht hast ... aber, dass jetzt alles wieder hochkommt und dir alleine auch schon die Erinnerung so große Angst macht, zeigt wie tief und heftig es für dich war .
Kein Wunder, dass du da innerlich jetzt große Not erleidest und du hin- und hergerissen bist.
Wie gut, dass du damit nicht alleine geblieben bist, sondern dich gleich mitgeteilt hast – denn ja, reden hilft! Und so, wie es aussieht, hast du auch liebe Menschen um dich ... Menschen, die dir gut zuhören und für dich da sind, deine Mutter, Deine Schwester und deine beste Freundin!
Das mit deinem Partner verstehe ich jetzt nicht so ganz ...
Du hast erst geschrieben
„Meine Angst ist, dass er dann weg ist, wenn ich mich für das Baby entscheide. Und die Tendenzen sprechen mittlerweile dafür.“
Und weiter unten
„Mein Partner steht hinter mir - egal wie ich mich entscheide. Und das ist sehr viel wert.“
Ist es also mehr deine Angst, dass es so kommen könnte?
Du hast gestern viel geweint und geredet ... das ist gut! Das löst die Angst ein wenig.
Vielleicht könntest du das heute auch bei deinem Arzt ansprechen ... gerade die Angst, dass sich das von der ersten Schwangerschaft und Geburt wiederholen könnte, was meinst du? Er ist vom Fach und müsste eigentlich wissen, wie schwer das auf die Gefühlswelt einer Mutter drücken kann ... und auch was da Erleichterung bringen kann.
Gehst du denn alleine heute dorthin oder wird dein Partner mitkommen?
Ich denke auf jeden Fall an dich und wünsch dir viel Kraft und Mut jetzt!
Ganz liebe Grüße an dich,
Lucia
Nie wieder möchtest du solche Angst um dein Baby haben müssen, ja das kann ich gut verstehen! Da hast du damals aber auch wirklich Heftiges durchstehen müssen, bis du dein Kind endlich auf dem Arm halten durftest. Es ist schrecklich, wenn man so hilflos ist und sich den Ärzten ausgeliefert fühlt...ich hab das in meiner zweiten Schwangerschaft auch erleben müssen (Gallenblasen- und Bauchspeicheldrüsen-Entzündung in der 35. SSW...).
Und ich bewundere echt sehr, wie mutig du dich und dein Kind geschützt hast, indem du dich auf eigenen Wunsch wieder in das Krankenhaus in der Nähe deiner Familie hast zurück verlegen lassen. Dein Bauchgefühl hat dir ja von Anfang an gesagt, dass mit deinem Baby alles in Ordnung war...! Ich glaube, du hast ein sehr gutes Gespür für dich selbst und kannst auf dein Bauchgefühl vertrauen, das ist eine wertvolle Stärke von dir. Darauf kannst du auch jetzt in der neuen Situation, mit deinem zweiten Kleinen zählen !
Morgen hast du ja deinen Termin beim Frauenarzt. Du hast geschrieben, wenn du dort das Herzchen deines Kleinen auf dem Ultraschall schlagen siehst, dann soll es wohl so sein und du kannst dir doch vorstellen, dich auf dieses Abenteuer einzulassen. Ich glaube, da spricht genau dieses Bauchgefühl in dir...!
Spür deshalb morgen besonders gut hin in deinen Bauch und vertrau auf deine Stärke, die du als Mama bereits bewiesen hast. Denn, auch wenn diese Erlebnisse damals in der Schwangerschaft wirklich furchtbar waren, sie haben dich nicht von deiner inneren Stärke abgeschnitten, sondern sie im Gegenteil sogar vergrößert. Du warst damals eine starke und gute Mutter für dein Baby und bist es heute für dein großes wie auch für dein kleines Kind!
Fühl also gut in dich hinein und finde dort deinen Weg!
Alles Liebe ,
Andrea
... Danke Dir sehr (und auch den anderen von Herzen) für Deine Worte ... reden - oder in diesem Falle - schreiben, scheint tatsächlich zu helfen ...
Meine Mutter sprach gestern etwas aus, worüber ich längst nachdachte. Ich bin ehrenamtliche Sternenkindfotografin. Ich fotografiere, was nicht leben durfte, um den Eltern wenigstens eine kleine Erinnerung übergeben zu können.
Wenn ich mich gegen diesen kleinen Wurm in mir entscheide, könnte ich den Eltern, die meine Hilfe benötigen, nie mehr unter die Augen treten. (
bin auch grade online - und muss dir einfach kurz schreiben. Weil du schreibst, dass du ehrenamtliche Sternenkindfotografin bist (auch von Beruf Fotografin?!). Ich habe erst vor einiger Zeit über eine amerikanische Seite erfahren, dass es das überhaupt gibt. Und dass auch deutsche Fotografen diesen "Dienst" ehrenamtlich tun. Dass Krankenhäuser wohl vermitteln, wenn betroffenen Eltern das wünschen. Es ging mir seeeehr zu Herzen Eine sehr, sehr besondere Aufgabe... so schmerzlich und gleichzeitig so, so wertvoll für die betroffenen Eltern.
Viele liebe Grüße,
Sanne
Hallo MoL,
das hat mich auch berührt! Mit den Fotografien und wie es Dir damit geht.
Und - der Mann ist vielleicht auch eine Hülle und fühlt sich noch weiter außen, ist aber auch und genauso wichtig ... um alle drumherum.
Dann wünsche ich Dir für morgen einen guten Arztbesuch! Der erste Termin bringt ein bisschen mehr in die Realität. So und so .
Wenn Deine Erfahrungen nochmal zur Sprache kommen könnten, wäre es sicher gut!
Wenn es nicht gleich morgen und vielleicht nicht bei diesem Arzt geht: Hebammen machen das oft sehr gut - über die vergangenen Geburtserfahrungen sprechen und darüber hinausführen.
Liebe Grüße von Layla
Danke Sanne, danke layla
Ich hatte zwei Einsätze als Sternenkindfotografin. Das eine Mal konnten sich die Eltern darauf vorbereiten (wenn man das überhaupt als Vorbereitung bezeichnen kann) und das andere Mal traf es die Mutter unverhofft. Baby hörte einfach auf zu leben in ihrem Bauch in der 33. SSW. Beide Einsätze habe ich als unglaublich friedvoll in Erinnerung. Trotz dieses unfassbaren Verlustes, den Familie und Freunde verarbeiten müssen.
In Deutschland findet man die Organisation unter www.dein-sternenkind.eu
Fast vergessen, auf Deine Frage zu antworten.
Nein, ich fotografiere 'nur' semiprofessionell. Also nicht hauptberuflich. Hab das nie wirklich gelernt, sondern einfach gemacht und dabei Erfahrung gesammelt.
Liebe MoL,
klasse, dass du quasi dein Hobby so professionalisiert hast, dass du es auf so besondere Weise einsetzen kannst
Reden und schreiben hilft dir, hast du vergangene Woche hier geschrieben. Hoffentlich haben sich in diesen Tagen weitere gute Gedanken und Gefühle in dir geformt. Wie geht es dir heute? Auf den Arzttermin am Donnerstag hattest du ja richtig hingefiebert. Wie war es für dich? Vielleicht war sogar dein Partner dabei...oder wolltest du lieber erstmal alleine dort sein und es für dich erleben?! Dieses erste „Rendevous“ ist einfach was ganz besonderes
Dein Gespräch mit deiner Mutter hatte dich ja auch sehr angerührt. Dass sie ausgesprochen hat, was du selber spürst. Über das Wochenende bist du hoffentlich innerlich darüber zur Ruhe gekommen. Und es hat sich weiter für dich geklärt. Wenn du magst, schreib' doch gerne wieder.
Viele liebe Grüße für heute und einen guten weiteren Tag dir,
Sanne
Möhrchen77 hat aus deinen Zeilen herausgelesen, dass du dich nun auf dein Baby freust..., das klingt ein bisschen so, als wäre die Entscheidung für dein Kind bereits gefallen ...?!
Habe ich da etwas verpasst ?
Magst du dich wieder melden und uns erzählen, wie es dir mittlerweile geht? Und auch von deinem Besuch beim Frauenarzt?
Du warst ja ziemlich gespannt darauf, dein Kleines dort auf dem Ultraschall vielleicht schon mit seinem bumpernden Herzchen zu sehen... wolltest in dem Moment gut auf dein Bauchgefühl hören...!
Hast du gespürt, wohin es dich zieht? Hat es dir weitergeholfen?
Liebe MoL, ich denke auf jeden Fall noch an dich und hoffe, du bist schon ein gutes Stück weiter in Richtung einer Entscheidung, hinter der du wirklich voll und ganz stehen kannst.
Herzliche Grüße,
Andrea
Liebe MoL,
ich hätte mir damals gewünscht, dass jemand da gewesen wäre, um meine Kleine festzuhalten... leider hat man mir in meinem Krankenhaus nichts davon erzählt. Oder 2003 war es eben anders...
Ich finde es großartig, dass du dich nun doch auf dein Baby freust und wünsche dir von ganzem Herzen eine wundervolle Schwangerschaft mit schönen Momenten und ein gesundes Baby!