Hallo, ich (29) bin seit knapp 4 Monaten mit der Liebe meines Lebens (28 ) zusammen. Vor einer Woche habe ich einen Schwangerschaftstest gemacht, da wir beide vermuteten, dass ich schwanger sein könnte. Dieser war sofort positiv und es war alles andere als geplant. Wir hatten für die kurze Zeit unserer Beziehung schon einige Hürden zu bewältigen... sein Vater ist nach 1 Woche unseres Kennenlernens plötzlich verstorben, ich stand von Anfang an zu ihm, hab ihn unterstützt wo es nur geht, dafür ist er mit auch nach wie vor sehr dankbar und zeigt mir dies auch. Er legt mir die Welt zu Füßen. Seine restliche Familie ist auch Gold wert, sie haben mich super aufgenommen.
Da ich schon einen Kinderwunsch habe, seitdem ich denken kann, war es mir sehr wichtig, einen Partner zu finden, der sich eine Familie mit mir auch vorstellen kann. Und das habe ich mit ihm auch gefunden, das war bereits bei unserem 1. Treffen klar. Doch natürlich nicht so rasch. Wir wollten uns natürlich noch besser kennenlernen, zusammenziehen, noch etwas von der Welt sehen, usw.
Doch nun kam es halt doch anders und ich bin in der 6. Woche schwanger, das lässt sich nicht verleugnen, auch wenn er es ganz gerne ignoriert und es sich weg wünscht. Er gab mir sofort zu verstehen, dass er das Kind jetzt auf gar keinen Fall nicht will und es zu früh ist. Ja, das ist mir auch klar aber ich kann es jetzt nicht wegzaubern und ich spüre nun mal dieses wohlige Ziehen in meinem Uterus und ich genieße es.. auch wenn er es nicht verstehen kann, da es für ihn halt noch "ein Nichts" ist. Er lässt sich noch nicht mal darauf ein, darüber nachzudenken.
Das allerwichtigste in einer Beziehung ist mir, dass man über alle Dinge offen spricht. Dadurch habe ich herausgefunden, dass er einfach Angst hat, sich nicht bereit fühlt Vater zu werden, noch sehr viel Reisen möchte (das obwohl er sich heuer eine 3-monatige Auszeit zum Reisen gegönnt hat), sich in der Blüte seines Lebens befindet und sich durch ein Kind eingeschränkt fühlt. Naja, verstehe ich alles aber woher soll ich dann wissen, ob er jemals bereit sein wird, Vater zu werden? Wir alle wissen, dass es keinen PERFEKTEN Zeitpunkt gibt Eltern zu werden. Er meint halt einfach: "nur nicht jetzt".
Damit gehe ich ja auch d'accord aber es ist jetzt nun mal da und er verlangt von mir, es einfach "mir nichts, dir nichts" wegzumachen. Er möchte halt auch einfach nicht darüber nachdenken, was dies für Auswirkungen auf mich haben könnte, ansonsten würde er es ja nicht von mir verlangen. So gut kenne ich ihn schon. Er meint zwar, dass er Angst hat mich dadurch zu verlieren aber ich denke so richtig denkt er über das Ganze nicht nach, er möchte es einfach vergessen.
Jedenfalls bin ich sehr verzweifelt und weiß nicht wie ich entscheiden soll, denn ich möchte dem Kind eine Chance geben aber ich liebe ihn zu sehr um nicht auch seine Ansicht zu respektieren. Was meint ihr.. besteht die Chance, dass ich mir für das Kind entscheide und er "nachkommt"? Ich würde es mir sehr wünschen. Er ist wirklich ein guter Kerl, es war einfach ein anstrengendes Jahr und es ist einfach viel gewesen.
Vielen Dank, ich freue mich auf eure Antworten. LG aus Österreich (:
Hallo liebe Marlen, ihr beide lebt ein bisschen wie im Zeitraffer: viele wichtige Ereignisse und Entscheidungen waren in diesem Jahr. Und alles habt ihr miteinander bestanden und hat euch näher zueinander gebracht. Seine Familie hat dich gut aufgenommen. Meine Anteilnahme zum Verlust seines Vaters. Er fehlt natürlich. Ein Goldstück fehlt. Und doch bleibt seine Liebe bestehen. Dein Kinderwunsch dagegen ist eher Zeitlupe. Er war schon immer da. Du hast es gut gemacht, dass du deinen Freund danach ausgewählt hast, ob er sich Familie mit dir vorstellen kann. Viele Paare stellen diese Frage um der Verliebtheit willen erstmal zurück, was später zu schweren Konflikten führen kann. Ihr wart euch im Grunde einig. Die Zeitfrage ist es nun. Es ist ja alles im Fluss. Mal verläuft das Leben eben in Zeitlupe, mal im Zeitraffer. Und Verschiedenes läuft gleichzeitig und verschieden schnell. Dein Freund ist noch in Trauer, mehr als du. Und kann sich vielleicht auch deshalb nicht so schnell auf so etwas Schönes Neues einstellen. Du kannst seine Ansicht respektieren – und ihm seine Zeit geben. Aber eben auch dir. Ich dachte so beim Lesen. Es ist ähnlich wie in der Sexualität. Als Frau ist der Anlauf länger und auch die Nachwirkung. Für einen Mann ist es eher der eine Moment. Dein Freund kann eben nicht spüren, was du in dir spürst – in deinem Körper und in deiner Seele. Ihr könnt euch Anteil geben - offen reden ist dir so wichtig - um auch jetzt näher zueinander zu finden und neue Seiten an euch kennenzulernen. Es besteht die Chance, dass er nachkommt. Natürlich! Väter sind oft im Augenblick der Geburt „schockverliebt“. Davor eher etwas hilflos dem großen Wunder gegenüber, das eine Frau erlebt. So würde ich es verstehen, wenn er sagt, dass es für ihn „ein Nichts“ ist. Wenn das Kind da ist, ist es auch für ihn endlich da und fassbar! Dann kann er es in seine Hände nehmen, in seine Arme. Und wird seine Aufgabe erkennen. Seine Träume und Pläne bekommen eine neue Bedeutung und bleiben wichtig! Das Kind kommt ja auch „jetzt nicht“. Die Zeit brauchst du, um dich an das Neue zu gewöhnen. Und die Zeit braucht er auch. Schwangerschaft ist eine Art Zeitlupe. Im Moment müsst ihr gar nichts tun. Es ist eher so etwas wie ein „Umbau“ in der Seele. In deinem Körper natürlich. Ja, und in eurem Miteinander. Alle Geduld dir dafür! Es ist so schön, dass du es genießen kannst! Hoffentlich bleiben dir Schwangerschaftsbeschwerden weitgehend erspart. Aber ich glaube, die würdest du auch mit Gelassenheit „mitnehmen“. Alles Gute für dich und für euch zusammen!
Liebe Marlen, die Chance, dass er euer gemeinsames Kind auch in sein Herz nehmen kann, ist auf jeden Fall gegeben. So wie du schreibst, ist er ein liebevoller Mann, der jetzt einfach noch nicht fühlen kann, was du fühlst. Wie denn auch, momentan ist das kleine Leben in dir für ihn „nur gesprochenes Wort“. Gib ihm die Zeit in Geduld, damit er seine inneren Ängste anschauen und überwinden kann. Momentan möchte er es irgendwie vergessen und so tun, als ob nichts wäre. Vielleicht auch, weil er in allem was du gerade körperlich und seelisch empfindest, nicht drinsteckt. Doch könnte es nicht sein, dass er nach und nach die Realität akzeptieren kann? Er liebt dich doch, ist ein Guter und kommt aus einer guten Familie. Und er möchte dich bestimmt nicht verlieren. Und du möchtest ihn und das Kind behalten. Und so feinfühlig und sorgsam, wie du gerade alles empfindest und reflektierst, genauso schätzt er dich. Anders wärst du halt auch nicht mehr die Frau, die er kennen und lieben gelernt hat. Liebe Marlen, für dich ist es sehr wichtig, dass ihr die Dinge zusammen ganz offen besprecht. Dann trau dich ruhig, sprich alles an und höre ihm zu. Nimm seine Argumente gegen das Kind und mache dir seine Anliegen zu deinen Aufgaben. Vielleicht so: schau, das könnten wir so planen, und das könnte so gehen... Was bräuchtest du selbst jetzt, was kann dich stärken und dir frischen Mut geben? Zeit habt ihr noch, viele Monate, zum Hinfühlen, zum dran gewöhnen und zum ganz gut kennenlernen. Und die Sehnsucht, die du in dir verspürst, kann schon eine hilfreiche Botschaft für ihn sein. ;-) Ich wünsche euch beiden von Herzen alles Liebe! Vielleicht magst du wieder schreiben? Jovana
Hallo Marlenscar Du stellst am Ende die Frage, ob die Chance besteht, dass er " nachkommt" An dieser Stelle darfst Du echt hoffnungsfroh sein. Männer sind am Anfang manchmal ein bißchen langsamer, weil für sie sich nichts ändert. Da ist nichts greifbar. Und was nicht greifbar ist, macht Angst. Aber langsame Väter sind nachher nicht die schlechteren Väter. Du hat schon wichtige Schritte gemacht, mit ihm die Vermutung geteilt, dass Du schwanger bist...mit ihm darüber geredet. Dass ihr in Eurer Beziehung alles ansprechen könnt ist super. Er will nicht über die Auswirkungen nachdenken, die eine Abteibung für Dich haben könnte. Könntest Du ihn daran im nächsten Schritt hinführen. Denn ihm ist nicht geholfen, wenn er dann eine Partnerin hat, welche die Folgen einer Abtreibung nicht verdauen kann, es nicht mehr rückgängig zu machen ist und er hilflos zusehen muss, wie Du leidest. Es kann in erster Linie nicht darum gehen, wie Du Dich entscheiden sollst, sondern es geht um Dich. Gerade sitzt Du ganz fieß zwischen den Stühlen - Deinem Partner und Deinem ungeborenen Kind. Schon in der Überschrift steht das Wort "Verzweiflung", da steckt Zweifel drin. Früher gab es einen Anstecker, da war erst das Wort Zweifel zu lesen, und wenn die Lichtverhältnisse anders waren, stand das Wort Hoffnung da. Wow, was für ein Wechsel. Aber genau diesen Wechsel wünsche ich Dir, dass du aus Deiner Verzweiflung herauskommst und hoffnungsfroh sein kannst. Was müßte dazu geschehen, dass dies so wird? Viele Grüße Tupptip
Hallo liebe Marlen, wie geht es dir denn mit den Antworten hier? War was dabei, was dir ein wenig weiterhilft? Es berührt mich, wie wertschätzend und einfühlsam du über deinen Partner schreibst. Und auch, wieviel ihr in den letzten Monaten schon gemeinsam getragen habt und mit- und füreinander da gewesen seid. Er ist die Liebe deines Lebens💜, das spürt man. Kannst du jetzt noch ein wenig Geduld mit ihm haben, auch wenn er im Moment noch nicht so reden kann, wie du es dir wünschst? Vielleicht braucht er im Moment, wenn du ihm „ohne Worte“ vermittelst, dass ihr auch diese Baby-Herausforderung miteinander meistern werdet. Hast du oder auch er, habt ihr auch noch andere Gesprächspartner? Und gibt es in der Familie oder im Freundeskreis (bei ihm oder auch bei dir) schon andere junge Eltern? Hat dein Freund Geschwister und du, hast du Schwester oder Bruder? Gibt es quasi "Vorbilder" oder seid ihr die ersten, die Eltern werden? Dann wärt ihr quasi Trendsetter. Wie ihr dann das Eltern-Sein lebt, das darf sich ja mit der Zeit entwickeln, so wie es euch entspricht. Weshalb sollte es euch zum Beispiel mit Kind nicht möglich sein, zu reisen? Manche jungen Eltern nützen gerade die Elternzeit fürs Reisen. Vielleicht ist das für deinen Freund eine „gute Aussicht“, was meinst du? Ich wünsche dir von Herzen ganz viel Zuversicht, dass dein Freund sich nach und nach auch damit anfreunden wird, dass ihr mit eurem Baby noch eine Liebe eures Lebens😍 dazu bekommt. Deine vorsichtige und doch schon so deutliche Freude über euer Kind wirkt jedenfalls wirklich ansteckend! Ich würde mich über ein update von dir freuen. Liebe Mutmach-Grüße Moni