Hallo ich bin 25, frisch verheiratet und ungeplant schwanger in der ca. 5ten Woche. Mein Ehemann kommt damit gar nicht klar, da wir erst in zwei Jahren ein Kind geplant hatten. Er wäre 100% für eine Abtreibung. Ich leide unter schweren Depressionen und habe deswegen Angst vor einer Abtreibung aber bin gleichzeitig nicht bereit für ein Kind. Ich weiß einfach nicht wohin mit mir. Beratungsgespräche sind erst in ein bis zwei Wochen aber aufgrund von schlimmer Übelkeit werde ich jeden Tag daran erinnert.
Mein Mann sagt halt er will nicht, dass sich irgendwas verändert weil grade alles so gut läuft und schön so ist wie es ist. Er würde es psychisch einfach nicht packen durch die hohe Veränderung.
Liebe JasBee96
so frisch verheiratet und dann überraschend schwanger ist natürlich viel Neues für dich – und deinen Mann. Es wäre eine Überforderung, wenn ihr jetzt euch gleich ganz cool umstellen könntet. Lasst euch Zeit 💖 Du musst erst einmal gar nichts, schon gar nicht dich bereit fühlen und auch nicht sagen können, in welche Richtung es für dich gehen könnte. Wie es jetzt ist, darf sein und kann sich im Lauf der Zeit ändern. Sei also jetzt sehr geduldig mit dir selbst.
Dass dein Mann am liebsten jetzt alles so lassen möchte, wie es ist, ist schon verständlich. Ist ja auch schön, dass er gerne mit dir zusammen ist. Aber was die Schwangerschaft angeht, hat er als Mann halt schon rein körperlich den Abstand und kann auch deshalb so deutlich sagen, dass er für eine Abtreibung ist. Ihm fehlt die unmittelbare Verbindung zu dem Kleinen, die du wahrscheinlich schon spürst.
Wie würdest du es beschreiben, wenn du an das Kleine denkst? Was für ein Gefühl meldet sich? Wie lange weißt du schon, dass du schwanger bist? Bist du wegen deiner Depression bei einer Therapie? Was tut dir gut?
Die Übelkeit setzt einem als ganzer Mensch schon sehr zu und belastet. Hast du schon etwas ausprobiert, was es dir ein bisschen leichter macht. Manchmal hilft eher kleine Portionen essen, das Lieblingsessen kochen, morgens im Bett schon eine Kleinigkeit vor dem Aufstehen essen, genug schlafen und ausruhen, einen Tee, den du magst, vielleicht so ein Aromaöl an die Schläfen (Pfefferminze zum Beispiel) oder du bittest deinen Mann mal um eine Massage. Das tut dir vielleicht auch im Ganzen gut. Probiere selber aus. Diese Beschwerden vergehen oft nach den ersten drei Monaten und es wird dann wieder leichter.
Trotz der Aufruhr zur Ruhe kommen ist nicht leicht. Wenn dir die Übelkeit sehr zusetzt, gibt es auch Medikamente, die es dir ein bisschen leichter machen und die man auch in der Schwangerschaft nehmen kann. Ich schreib’s dir mal gleich, falls du interessiert bist: eines heißt Agyrax. Man kann es online bestellen. Es soll recht gut helfen.
Ganz liebe Grüße zu dir von Sanne
Hallo liebe Jasbee,
ist das Leben nicht so, dass es sich ständig verändert? Dass wir die guten Zeiten nicht festhalten können? Sie daher so gerne auf Fotos „festhalten“, die schönen Momente.
Zum Glück bleiben auch die schlechten Zeiten nicht dauernd.
Aber die Haltung deines Mannes würde ja bedeuten, das Leben „anzuhalten“. Und niemand weiß, was er wie psychisch packen wird. Vielleicht du eben nicht die Abtreibung. Das könnte sogar eher sein, weil ja eine Erkrankung vorliegt bei dir, weswegen Vorsicht geboten ist für psychische Belastungssituationen. Weißt du von dir, was Auslöser sind für depressive Phasen? Es gibt ja diese Art, aber auch die andere, wo Depression aus heiterem Himmel kommt.
Inwiefern fühlst du dich nicht bereit für ein Kind?
Und was wiederum fändest du schön oder könntest du dir gut vorstellen (denn das Schöne und Gute, was nicht stattfinden würde, ist vermutlich die Kehrseite der Angst vor Abtreibung; das eben, was dich eben abhält).
Dass ihr geheiratet habt, ist zunächst mal eine gute Voraussetzung für ein Kind – also das war es jedenfalls mal klassisch. Das Zusammenstehen in guten und in schweren Tagen. Da ist ein Kind dann sicher und auch beide Partner, weil beide zueinander halten, wenn es mal schwer ist. Und die Freude, die man gemeinsam erlebt, macht dann wieder stärker, den einzelnen und auch beide als Paar. Und natürlich das Kind, das vor sich hinwächst ...
Kannst du mit ihm über solche Aspekte reden?
Und wie wäre euer Plan für die kommenden zwei Jahre gewesen? Ist noch etwas unfertig oder unerreicht, was dann mit Kind nicht mehr so (leicht) ginge?
Versuch in aller Ruhe nachzudenken. Das ist sehr viel wert, abgesehen von einer Beratung.
Es sollten alle Gedanken „erlaubt“ sein.
Liebe Grüße von Layla
Erstmal dankeschön für die wohltuenden Worte von Sanne und Layla. Ich bin seit ich 13 bin Depressiv und habe Borderline aber nehme Medis mit denen es mir die letzten zwei Jahre immer besser ging. Leider habe ich noch keinen Therapieplatz gefunden.
Am 14ten April habe ich mehrere Schwangerschaftstests gemacht und an dem Tag war echt ein Weltuntergang.
Wenn ich nun an das Baby in mir denke empfinde ich Liebe und Verantwortung. Doch All die schönen Gefühle werden von der "schlechten" Laune meines Mannes überschattet. Ich habe natürlich auch Angst Fehler zu machen oder gar ein Kind in dieser Zeit in eine Welt wie diese zu setzen.
Pläne und Ziele (bis auf eine neue Wohnung) hatten wir eigentlich nicht. Ich muss dazu sagen, dass er Einzelkind ist und auf keinen Fall teilen will und auf nichts verzichten will (neue Technik usw.). Er hat eine starke "Erst ich und dann das Baby" Einstellung.
Ich bin froh wenn wir bald zur Beratung gehen und hoffe er ändert seine Meinung noch.
Liebe Grüße
Liebe Jasbee,
du empfindest Liebe und Verantwortung, wenn du an das Baby denkst!
Das ist eine sehr wirksame "natürliche" Medizin für deine seelischen Schmerzen. Zugleich Balsam (Liebe) und Herausforderung (Verantwortung). Demgegenüber sind die Launen und Bedürfnisse deines Mannes nicht gesund. Halte dir das unbedingt vor Augen.
Nicht der Ist-Stand von Gesundheit ist entscheidend, sondern die Richtung, die man einschlägt. Also, deine Prognose ist gut, wenn du dranbleibst bis du die passende Therapie gefunden hast. Wo du auch gestärkt wirst für deine Aufgabe als Mutter.
Was müsste für deinen Mann denn erfüllt sein, wenn "erst ich, dann das Baby" gelten sollte? Wann ist das "erst ich" zufrieden?
Hast du erlebt, dass er auf dich Rücksicht nimmt? Dass er für dich mal zurücksteckt?
In der Zuwendung zum geliebten Menschen lernt man doch am ehesten Verantwortung. Was verbindet dich mit deinem Mann? Was hat euch aneinander angezogen?
Vielleicht ändert er seine Meinung gar nicht, sondern ändert sich durch die neuen Verhältnisse. Dass er nun mit dem Kind lernt, was Rücksichtnahme bedeutet. Und auch, dass es für dich wichtig ist, dass er dich mit dem Kind liebt.
Bleib du bei dem, was dir wichtig ist. Und suche so lange nach Menschen (Beratung, Arzt ...), bis du jemand gefunden hast, der dich unterstützt, wenn dein Mann nicht so schnell die Spur findet.
Spürst du schon Umstellungen auf die Schwangerschaft? Ein bisschen Ruhe ist vielleicht schon eingekehrt seit dem Tag mit Weltuntergangsstimmung? Und bei dir war vielleicht trotzdem auch eine kleine Freude dabei?
Alles alles Gute für dich und viel Kraft!
Layla