Hallo,
bin auf dieses Forum gestoßen, weil ich google nach Rat gefragt habe.
Ich schäme mich schon fast für meinen Betreff
Und damit fängt das Unheil schon an, das ich mich schon dafür schäme schwanger zu sein.
Mit einem vierten Kind... Ich bin grade mal 29 Jahre alt.
Allein die Angst, als "Flodder Familie" abgestempelt zu werden, macht mir riesen Angst.
Ich versuche mal ein bisschen zu mir und der Situation zu erzählen.
Mein erstes Kind, 6 Jahre alt, war auch ein "Unfall", ich bin getrennt von dem Vater seit er 2 Jahre alt ist.
Meine anderen beiden Kinder sind grade ein Jahr alt geworden. Es sind Zwillinge!
Das waren absolute Wunschkinder mit meinem neuen Lebensgefährten und bald Ehemann, wir wollten dieses Jahr heiraten. Geplant waren Zwillinge natürlich nicht, aber wir haben uns damals riesig gefreut.
Hatten zwar auch viele Ängst, ob wir das alles schaffen. Vor allem da mein erstes ein Schreibaby war und ich wirklich total überfordert damals war.
Meine Zwillinge kamen 3 Monate zu früh auf die Welt, weil ich eine Schwangerschaftsvergiftung hatte.
Die zwei Mäuse lagen vier Monate im Krankenhaus, wurden beide operiert und haben einfach echt schon was mitgemacht und wir konnten nur daneben stehen und um ihr Leben bangen.
Zum Glück ging alles "gut" und wir haben sie nun zuhause, zwar am Monitor angeschlossen und mit viel Mehraufwand (Physiotherapie 1x Wöchentlich, Frühförderung 1x Wöchentlich, zusätzliche regelmäßige Arztkontrollen...) aber trotzdem ist mein Mutterglück, für mich, perfekt.
Sie sind stark Entwicklungsverzögert, sind jetzt knapp über ein Jahr alt und auf dem Stand von ca. 6 Monate alten Babys. Sie bleiben halt unsere Sorgenkinder...
Die Pille wollte ich nicht mehr nehmen, weil ich starke Hypertonie habe und die Einnahme von der Pille dabei kontraproduktiv ist. Ich weiß zwar, das es inzwischen Minipillen gibt, die kein hohes Risiko haben für Schlaganfälle oder sonstiges...und trotzdem habe ich eine Grundabneigung, meinen Körper zu manipulieren. Ausserdem ist die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs, bei drei Kindern, eher sehr gering...
Von daher haben wir das letzte Jahr mit Kondom & kalender verhütet. Sobald ich quasi in die "Kritische" Fruchtbare Phase kam, haben wir ein Kondom benutzt.
Naja, wie man sieht, war diese Methode nicht von Erfolg gekrönt und nun bin ich in der 6.ten Woche schwanger. (
Also eins vorweg, ich bin gegen Abtreibung. Der Gedanke ich furchtbar, ein Leben zu beenden bevor es begonnen hat. Wenn ich mir vorstelle eines meiner drei Kinder abgetrieben zu haben, da Blutet mein Herz...Unvorstellbar!! (
Die Reaktion von meinem Lebensgefährten, hat mir allerdings den Boden unter den Füßen weggerissen.
"Das geht nicht...nein, das geht nicht. ich glaub ich muss kotzen..."
Er ist eigentlich auch gegen Abtreibungen, das weiß ich. Aber die Angst überwiegt grade.
Wie sollen wir das Stämmen?
Finanziell, ist es zwar eng - aber machbar. (In meinen Augen! Er sagt wir gehen unter finanziell)
Wir haben nur ein Auto und zwar einen 5.Sitzer - also bräuchten wir auch ein neues Auto.
Das wir nur ein Auto haben ist auch ein Problem. Wie soll ich hochschwanger (dann irgendwann) mit zwillingewagen mit Bus & Bahn zur Frühförderung für die Zwillis und dann da den Zwillingswagen mit 40Kg die Stufen hochhiefen? Den großen zur Schule bringen & abholen..und und und...
Allein schon den "leeren" zwillingswagen hochheben, was ich täglich muss, um den großen zur Schule zu bringen, das sind 16Kg...Der muss täglich durch die Wohnung getragen werden, weil wir sondermaß haben und er weder im Flur stehen bleiben kann, noch durch unsere Türen in der Wohnung gefahren werden kann... Ich weiß, das klingt nach kleinigkeiten aber all diese winzigen Details im Alltag machen mir angst und scheinen unüberwindbar.
Meine Eltern unterstützen mich schon so viel sie können, aber sind auch nicht mehr die jüngsten und meine Schwester ist auch grad schwanger mit dem zweiten Kind und braucht Unterstützung. Das wird einfach alles zu viel.
Zeit für uns als Paar? Wird es auch nicht mehr geben. Gibt es jetzt schon nicht. Waren im letzten Jahr nur zwei mal zusammen abends aus. Aber dann auch nur für ein paar stunden und nicht über Nacht.
Meine Hochzeit, muss ich dann mit dickem Bauch feiern, habe die Kilos (18Kg!) von der letzten Schwangerschaft grade erst runter Unsere super schicke grade erst bezogene Wohnung ist dann auch zu klein, hier haben wir echt viel Mühe und Geld reingesteckt, ich wollte eigentlich dieses Jahr mit einer Umschulung anfangen, das geht dann auch nicht mehr...
Einfach alle Planungen für dieses Jahr sind über den Haufen
Nicht das ihr mich falsch versteht, das ich meine Hochzeit mit Bauch feiern muss oder wieder zunehmen werde, sind hier nicht die ausschlaggebenden Dinge, sind einfach nur Gedankengänge die mich traurig machen und den Mut nehmen, allem voran ist natürlich der Pessimismus von meinem Lebensgefährten.
Mein Herz weiß das es falsch ist, das Kind nicht zu bekommen!!! Ohne jeden zweifeln.
Aber der Verstand und die Angst schreien so laut in meinem Kopf.
Ich glaube ein paar klare Gedanken aus objektiver Sicht sind jetzt das einzige, das diese Stimmen der Verzweiflung in meinem Kopf leiser werden lassen können.
Ich hoffe ihr habe ein paar Anregungen für mich. Vielleicht jene, die selber schon mal vor so einer schweren Entscheidung standen? Bin für jeden Rat dankbar.
Danke fürs lesen!
Liebe EmmaSophie,
ich bin gerade total hängen geblieben an dem, was Du von Euren Zwillingen erzählt hast. Das ist doch wirklich eine Ausnahmesituation, an der viele andere Leute und auch Partnerschaften auch zerbrechen könnten! Und "trotzdem" sagst Du, Dein Mutterglück ist perfekt! Wer kann das schon sagen? Auch wenn alles "ganz normal" läuft? Ich finde das wunderschön!
Nun ist es auch nicht normal gelaufen. Warum oder wieso ist ja eigentlich nicht wichtig. Wichtig ist allein, was Du Dir wünschst (jedenfalls schonmal keine Abtreibung, wenn ich Dich richtig verstehe) und was Dir Sorgen bereitest (ein ganzer Berg...). Und bei allem, was Du schreibst, glaub ich Dir gerne, dass Dir die Reaktion Deines künftigen Ehemannes echt den Boden unter den Füßen weggezogen hat.
Ich stand nie vor so einer Situation, aber ich glaube, hier im Forum sind ein paar Leute unterwegs, die sich angesprochen fühlen werden. Aber "ein paar klare Gedanken" aus zumindest meiner subjektiven Sicht kann ich vielleicht beitragen und wenn Dir etwas davon hilft, freut es mich.
Ich würde an Deiner Stelle mir jetzt erstmal Zeit nehmen und sortieren. Ich glaube, das ist immer, egal bei was für einer Entscheidung, das erste. Übereilt, übers Knie gebrochen, das ist alles nicht gut. Vieles hast Du ja schon aufgeschrieben, vielleicht kommt noch mehr. Schreib es ruhig auch auf - gerne auch hier, zumindest das, was Du hier sagen möchtest.
Und dann würde ich schauen, was davon jetzt als erstes dran ist. Wie gesagt, was Du Dir wünschst, steht irgendwie schon im Raum. Trotzdem hat es genug Grund, dass Du jetzt nicht einfach "Hurra, ich bekomm Nummer 4" sagen kannst. Und so sehr ich verstehen kann, dass Du Dich dafür schämst, wenn es gegen Deine Überzeugung geht, würde ich Dir jetzt sagen: Nimm das ernst, dass Du nicht einfach Hurra schreien kannst. Nimm es ernst, dass Du Dich überrumpelt fühlst. Nimm es ernst, dass Du jetzt Rat brauchst und nimm den auch in Anspruch. Du hast ein Recht darauf und, ich finde, auch auf die Zeit, die Du jetzt zum Sortieren, Überlegen, Entscheiden, Regeln brauchst.
Die vielen Sorgen, die Du aufgezählt hast, kann man ja gewichten. Manches sind Probleme, denen man sich vielleicht einfach stellen muss und kann und dann ist es eben so. Du hast schon ganz andere Sachen gemeistert! Alleinerziehend sein oder täglich am Bett der Zwillinge stehen und bangen - das ist nicht ohne. Ich glaube, Du wirst auch als Mutter einer "Flodder-Familie" (denke ich übrigens überhaupt nicht!) den Kopf nicht hängen lassen.
Manches sind aber sicher Probleme, die man in Angriff nehmen muss und für die man ggf. auch Hilfe von außen braucht. Ich glaube, wenn man sie mal aufschreibt oder ausspricht, werden sie greifbarer, machen nicht mehr so viel Angst und man kann lösungsorientiert draufschauen. Also das ganze Thema mit dem Zwillingskinderwagen - klar, das geht so nicht! Da brauchst Du Hilfe. Hättest Du da schon Ideen? Gibt es vielleicht Nachbarn, die da helfen können? Oder doch einen anderen Abstellort? Auto und Wohnung - ja, da muss auch ein Weg gefunden werden. Aber der lässt sich auch nur finden, wenn man danach sucht und nicht, wenn man erschöpft die Hände sinken lässt. Der resignierende Typ scheinst Du mir aber auch nicht zu sein.
Ich frage mich gerade, wie es Deinem künftigen Ehemann geht. So viel hast Du noch nicht geschrieben. Ist es einfach nur die erste Reaktion, die total heftig ist und die Du einfach aus Deinem Gedächtnis löschen und ihm vergeben musst? Und ihr werdet diese Situation gemeinsam und in Einheit anpacken? Oder wird er bei dieser Haltung bleiben?
Und wie ist denn eure finanzielle Situation, wenn ich so indiskret fragen darf? Ich denke, es gibt ja recht viele staatliche Hilfen, wo auch jetzt zum 1.1. einige Erhöhungen gekommen sind. Habt ihr das schon durchgerechnet? Vielleicht passt es dann gerade? Ich nehme mal an, dass Du momentan nicht berufstätig sein kannst, wenn Du familiär so viel zu stemmen hast, und die Last des Geldverdienens eher bei ihm liegt? Hast Du noch Elternzeit oder so?
Soweit mal meine ersten Gedanken. Wie gesagt, nimm, was davon für Dich passt und was nicht, das nicht. Ganz frei. Ich begleite Dich gerne ein bisschen und freu mich, wenn wir im Gespräch bleiben!
Ich wünsche Dir einen ruhigen Sonntagabend!
Deine Schmetterlingsfrau
Liebe Emma Sophie,
erst mal muss ich Dir ein riesen Kompliment machen. Wenn ich lese, was Du in den letzten Jahren gemeistert hast... das ist echt enorm:
Du hast eine Trennung durchlebt und konntest trotzdem eine neue Beziehung eingehen, die offensichtlich so tief gegründet ist, dass ihr heiraten wollt... gemeinsam habt ihr dann mit den Zwillingen wirklich eine ganze Menge bewältigt und nun bist Du nochmal mit solch einer großen Herausforderung konfrontiert...
Aus meiner Sicht gibt es da nichts - garnichts wofür Du Dich schämen müsstest. Im Gegenteil, Du schreibst trotz all der Zusatzbelastung von Deinem perfekten Mutterglück, das ist echt stark!
Wenn ich Deine Zeilen richtig verstehe ist das Schlimmste an der erneuten Schwangerschaft für Dich die Reaktion Deines fast-Ehemannes oder? Du schreibst, das hat Dir den Boden unter den Füßen weggerissen. :O
Und für ihn ist die Vorstellung eines weiteren Babys gerade eine Katastrophe. Ich versuche mir vorzustellen was da in ihm vorgeht, denn über die erste gemeinsame Schwangerschaft konnte er sich ja mit Dir zusammen wirklich freuen.
Das vergangene Jahr war für ihn dann sicher auch nicht einfach. Vielleicht musste er ja sogar Sorge um Dein Leben haben, als sich die Schwangerschaftsvergiftung herausstellte? Das Leben Eurer beiden Schätze hat dann bestimmt auch von ihm eine Menge abverlangt: viele extra- Wege, gemeinsame Wohnung einrichten, Umzug, wenig Zeit zu zweit. Ihr habt gerade damit begonnen neue Pläne für das kommende Jahr zu machen. Ich kann mir vorstellen, dass er einfach erst mal Zeit braucht diese neue Situation zu verdauen oder?
Bei Dir merkt man, wie Du Dir schon Gedanken machst über die Dinge die verändert werden müssten, Du siehst wo Du Unterstützung bräuchtest, was neu angeschafft werden muss. Du sagst bei ihm überwiegt im Moment die Angst, so sehe ich das auch.
Kann es nicht sein, dass er sich wieder an Deine Seite stellt, sobald er die Nachricht ein bisschen verdauen konnte? Dass er dann mit Dir gemeinsam überlegen kann wie ihr die Herausforderung meistern könnt? Vielleicht könnt ihr miteinander darüber reden, was für ihn “das Schlimmste“ daran ist und schauen wie man dem begegnen könnte.
Ihr habt euch in den letzten Jahren wirklich als ein starkes Team erwiesen. Ich wünsche Dir so sehr, dass ihr an diese Stärke anknüpfen könnt.
Schreib doch wieder wie es euch geht.
Liebe Grüße
Linda
Hallo EmmaSophie,
nun ist seit Ihrem Forumsbeitrag etwas Zeit vergangen. Ich kann mir vorstellen, dass diese Zeit, die Sie gerade erleben, nicht einfach ist. Aus Ihren Zeilen klingt deutlich hervor, wie Sie darum ringen, Kopf und Herz zusammenzubringen und eine gute Entscheidung zu treffen.
Gerne dürfen Sie unser Beratungsangebot am Telefon (über unsere kostenlose Beratungsnummer 0800 0606767) oder über Mail nutzen, und ganz vertraulich mit mir oder einer meiner Kolleginnen über Ihre Sorgen und Ängste sprechen.
Unsere Beratungsstelle ist heute noch bis 17:30 besetzt. Vielleicht finden Sie ja einen ruhigen Moment, um anzurufen oder zu schreiben. Was meinen Sie?
Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören!
Liebe Grüße
ProFemina-Johanna
Habe grade deine Geschichte hier gelesen, ist jetzt schon bisschen her, dass du geschrieben hast, und ich weiß natürlich nicht, wie es jetzt für dich weitergegangen ist.
Jedenfalls staune ich! Du hast ja schon wirklich viel gestemmt und musst echt eine starke Frau sein, wenn ich an all das denke, was du mit deinen Kindern erlebt hast und Tag für Tag erlebst!
In deiner neuen Schwangerschaft jetzt hat dir die Reaktion deines Lebensgefährten sehr zugesetzt und viel von deinem Mut genommen, den du ja bis jetzt eigentlich immer sehr stark in dir hattest (und wo ich dir wünsche, dass du ihn dir bewahrst!)
Hoffentlich hat sich der Pessimismus deines Partners inzwischen wieder gelegt?
Ich wünsch dir auch sehr, dass er sich – wie Linda geschrieben hat - wieder an deine Seite stellt, wenn er die Nachricht verdaut hat. Ob er schon so weit ist?
Gute Wünsche und Gedanken,
Jana