Hallo ihr Lieben,
ich versuche jetzt einfach einmal meine Situation niederzuschreiben & vielleicht finde ich sogar ein paar Antworten auf all meine Fragen.
Ich bin 38, mein Mann ist 43 & wir wissen seit knapp zwei Wochen, dass ich schwanger bin. Wir haben eine gemeinsame Tochter mit 14 Monaten, die aufgrund einer ICSI entstanden ist, da es hieß, dass wir zusammen auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen können. Und nun das.
Eigentlich ist es für mich ein absolutes Wunder & völlig undenkbar, dieses Kind nicht zu bekommen.
Aber mein Mann lehnt es komplett ab. Er fühlt sich zu alt, möchte keine weiteren Einschränkungen, die ein weiteres Kind zeitlich, räumlich & finanziell mit sich bringen würden & betont immer wieder, dass sein Leben jetzt perfekt ist mit dem einen gemeinsamen Sonnenschein.
Für mich kommt super erschwerend dazu, dass er schon eine Tochter mit 12 hat. Die aus einer wirklich dummen Vögelei entstanden ist. Der Kontakt ist super schwierig & anstrengend & doch stellt er regelmäßig alles auf den Kopf für sie.
Der Gedanke belastet mich so sehr, dass er für dieses wirklich völlig ungewollte Kind alles tut & das kleine Wunder, das aus einer glücklichen, liebevollen Ehe entstanden ist, will er nicht.
Ich kann mir momentan aber auch nicht vorstellen, mein weiteres Leben hinweg ein Kind zu haben, das diese Ablehnung vom Vater womöglich immer spüren würde. Von der Ablehnung & den Vorwürfen mir gegenüber ganz zu schweigen.
Ich weiß einfach gerade gar nicht mehr, wo oben & unten ist.
Würde ich mit einer Abtreibung psychisch, seelisch & emotional umgehen können? Wenn ich weiterhin ständig seiner Großen ausgeliefert bin?!
Wie soll es mit einem weiteren kleinen Menschen funktionieren? Meine „Große“ ist doch selbst noch so klein & braucht mich so viel….
Tut mir leid für diese vielen, wirren Zeilen. :(
Ich musste es einfach einmal loswerden.
Hallo Lisl, du kommst dir vielleicht selbst verwirrt vor. Du schreibst aber klar und man kann sich gut vorstellen, was das Dilemma für dich gerade ist. Auch für deinen Mann. Ihr seid nach einer langen Kinderwunschphase völlig überrumpelt von einer spontanen Schwangerschaft. Für deinen Mann war der Weg vielleicht genau einmal gangbar für ein gemeinsames Kind und eines überhaupt für dich. Die große Tochter hat auch ihre Bedeutung. Für ihn, aber auch für dich und eure kleine Tochter. Den ersten Schock habt ihr beide schon überwunden und seid vermutlich in einer intensiven Gesprächsphase und jedes für sich am Überlegen. Meinst du dein Mann würde die ablehnende Haltung aufrechterhalten? Ja, aufrecherhalten können? Und was will er dir vorwerfen? Tut er es im Augenblick? Das würde ich dich gerne fragen. Und zu deinen Fragen: Deine Überlegungen, ob du eine Abtreibung verarbeiten könntest, während die große Tochter bei auch ist (du ihr ausgeliefert bist) – sie zeigen schon sehr deutlich deine Kapazität. Auf der anderen Seite ahnst du auch Grenzen, wenn ein zweites Kleines hinzukommt. Die Frage, wie das gehen soll, ist eine Frage (dahinter die vielen Fragen?), die du mit vielen Müttern gemeinsam hast. Und viele Mütter und Väter haben es konstruktiv lösen können. Magst du mehr deiner Fragen schreiben? Meine Frage wäre noch: Wie geht es dir heute? Ein neuer Morgen bringt ja immer wieder neue Kräfte ans Licht. Mehr vielleicht sogar ein neuer Montag-Morgen! Was ist dein nächster Schritt oder Plan? Magst du davon schreiben? Hab einen guten Tag noch! Layla
Hallo Lisi, es ist gut, dass Du hier alles niederschreibst und ich hoffe Du findest Antworten auf die Fragen die Dich bewegen. Ihr musstet ICSI durchleiden und durchleben, bis Ihr Euren Sonnenschein in den Armen halten konntet. Dies hat Euch als Team sicher zusammengeschweißt. Und jetzt - kommt Dir Dein Mann plötzlich fremd vor? Er tut für seine beiden Töchter alles, wieso sollte dies beim 3. Kind anders sein. Langsame Väter sind nachher nicht die schlechteren Väter. Männer brauchen manchmal etwas länger, um sich an den Gedanken zu gewöhnen. Auf der sachlichen Ebene setzt er sich schon mit seiner neuen Rolle auseinander. Könntest Du es Deinem Mann je verzeihen, wenn er Dich um dieses Kind bringen würde? Du nennst Dein Kind absolutes Wunder und der Gedanke , das Kind nicht zu bekommen ist undenkbar. Du hörst Dich nicht so an, als könntest Du eine Abtreibung verkraften. Du setzt Dich mit dem richtigen Gedanken auseinander, wie es Dir damit anschließend gehen würde, denn das ist das, was nachher entscheident ist.
Vielen lieben Dank für eure Antworten. Mein Mann & ich konnten noch gute Gespräche führen & sind uns inzwischen so gut wie sicher, dass wir das Kleine bekommen. Wie das dann alles funktionieren wird, wissen wir noch nicht, aber ihr habt Recht, das haben sich schon so viele andere Eltern gefragt & irgendwie tut sich dann doch immer wieder ein Weg auf. Vermutlich würde ich emotional & seelisch nie über eine Abtreibung hinweg kommen. Ich habe während der Überlegungen noch nie eine so tiefe Traurigkeit empfunden & alle Schwierigkeiten, die ein zweites Kind mit sich bringt würden dies nicht aufwiegen. Das ist inzwischen wohl auch meinem Mann bewusst geworden, dass er das nicht mit seinem Gewissen vereinbaren könnte. Ich hoffe nicht, dass er seine ablehnende Haltung weiter aufrecht erhält. Mir geht es körperlich gerade nicht sehr gut, ich habe starke Bauch- & Rückenschmerzen…irgendwie schwelt zusätzlich die Angst, dass die Schwangerschaft nicht hält….Nächste Woche habe ich den nächsten Termin beim Frauenarzt, da wissen wir vielleicht wieder mehr.
Hallo liebe Lisl, das ist eine schöne Nachricht! Ihr habt Sicherheit gewonnen. Weil es andere auch schon geschafft haben. Ja, das kann schon mal Auftrieb geben. Und: weil dein Gefühl so eindeutig traurig ist, wenn du dir vorstellst, dein Kind aus diesen Gründen nicht zu bekommen. Es wiegt alles andere auf. Für deinen Mann ist es noch nicht so deutlich. Aber um deinetwillen schmilzt seine ablehnende Haltung. Hoffentlich weiter. Denn du brauchst ihn an deiner Seite. Jetzt brauchst Du Unterstützung in deiner Hoffnung, dass es doch gut geht. Es ist auch ein Wunder. Vielleicht wird ihm das bewusst. Ein Wunder anderer Art als bei eurem ersten Kind. Es ist doch zu hoffen, dass die Schmerzen damit zu tun haben, dass sich dein Körper umstellt und die Einnistung im Gang ist. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Lass wieder hören. Viel Kraft für dich in dieser „gewissen Ungewissheit“! Solche Zeiten kennst du vermutlich und hast Erfahrung, damit umzugehen. Alles alles Gute für dich und das Kleine und für euch zusammen! Layla
Hallo Lisl, ach wie schön, dass ihr miteinander reden könnt, das ist nicht nur Gold wert, sondern macht manches einfacher. Die größte Umstellung ist immer das 1. Kind. Da wird alle Ordnung und System durcheinander gebracht. Denn das Kind bricht ein in eine Welt voller Erwachsene. Dies alles ist beim 2. Kind schon passiert. Und ihr könnt zurückgreifen auf einen großen Erfahrungsschatz, unterschätze diesen Wert nicht. Tu Dir und Deinem Körper mal was gutes... ja Frauenarzttermine sind immer aufregend. Alles Gute Tupptip
Liebe Lisl, wie geht es dir? War der Frauenarzttermin? Das war ja nun eine Angst, die nach den Gesprächen mit deinem Mann noch blieb. Und auch Schmerzen habe dir zu schaffen gemacht. Es muss nichts Negatives heißen bezogen auf die Schwangerschaft. Aber es muss halt durchgestanden werden, auch die Unsicherheit. Alles Liebe weiterhin! Und vielleicht magst du wieder berichten.Liebe Grüße von Layla
Liebe Layla,Danke dir für deine Nachricht & deine Rückfragen.Der Frauenarzt Termin war gut, aber die körperlichen Beschwerden lassen leider nicht nach. Die FA meinte jedoch auch, dass sich natürlich die emotionale Situation immer auch auf körperlicher Ebene zeigt. Meine Kleine lässt sich momentan abends nicht gut ins Bett bringen, was mich immer wieder an den Rand meiner Nerven & Kraft bringt & mir sehr Angst macht, wie ich das dann mit ZWEI so kleinen Menschlein schaffen soll…Mein Mann ist mir leider momentan nicht die emotionale & reale Hilfe, die ich bräuchte. Aber ich hoffe sehr, dass wir es zusammen hinbekommen & es gut wird.
Liebe Lisl,das ist eine Durststrecke gerade. Es kann eine Phase sein, dass die Kleine sich nicht gut ins Bett bringen kann. Dass sie spürt, was ist, kann ja auch ein schöner Gedanke sein. Sie stellt sich auch schon ein. Ich hoffe, du verstehst das nicht esoterisch. Es ist ja etwas tatsächlich im Raum. Und gut, wenn Kinder sensibel sind. Auch wenn es dann anstrengend ist.Achte gut auf dich selbst. Auch für dich ist es gut, dass du sensibel bist und spürst, was ist und was jedes von euch braucht. V.a. auch du selbst.Dein Mann kann es dir grade nicht so geben. Und fühlt sich vielleicht auch noch falsch oder bisweilen fehl am Platz. Er hat auch mit der Umstellung zu tun. Deine Ärztin sagt es schon gut, was ist, zeigt sich auf allen Ebenen. Daher: nicht wegwischen oder drüber weggehen.Könntest du dir vorstellen, dir etwas zu gönnen oder Hilfe zu organisieren, damit du nervlich und kräftemäßig wieder gewinnst?Ein Hinweis noch: Du hast dann nicht zwei SO kleine Menschlein. Dein kleines Menschlein ist dann schon größer. Und es stellt sich mit um. Es ist sehr beglückend, diese Beziehung zu „stiften“ und gibt Kraft.Vielleicht spürst du bald die Freude darüber: ich schenke dir ein Geschwisterchen – und hast auch Ideen, wie du deine Kleine einbeziehst.Und erstmal: Alle Nachsicht mit dir und das Beste für dich!Liebe Grüße von Layla