Hallo ich muss mir einfach ein paar Zeilen von der Seele schreiben, vielleicht geht es ja jemanden auch so wie mir. Kurz zu mir ich bin 36 Jahre habe insgesamt 6 Kinder eines davon ist mit einem halben Jahr verstorben. Dies ist nun 19 Jahre her. Mein ältestet Kind ist 21 und sturdiert. Das jüngste ist 5 Jahre und kommt nächstes Jahr in die Schule. Ich hatte noch nie einen Schwangerschaftsabbruch leider aber schon eine Fehlgeburt in der 11 Wochen mit anschließender absaugung. Das hat mich damals schon traumatisiert das darauf hin der Wunsch nach einem Baby noch größer wurde und unsere 7 jährige der größte Wunsch war. Dank Bluthochdruck musste ich im Oktober letzten Jahres meine Pille absetzen, wir haben also anders verhütet mit einem Gummi platzer im Mai und schwanger. Ich wollte das Baby behalten auch wenn es somit die 8 Schwangerschaft und Kind Nummer 6 gewesen wäre. Mein Mann war von Anfang an da gegen, wir haben lange Gespräche geführt, die immer wieder auf das selbe bei ihm kamen, dann redete ich mir ein das ich das Baby auch nicht will. Beruflich sind wir beide Vollzeit arbeiten und finanziell gut aufgestellt. Das wäre dann nicht mehr der Fall gewesen und mich dem Wunsch meines Mannes gebeugt. Mir mutwillig eingeredet ich hätte es eh nicht geschafft. Der Tag des Schwangerschaftsabbruch war die Hölle für mich, auch jetzt eine Woche später kann ich nichts anderes denken als das ich ein Baby umgebracht habe was überhaupt nichts dafür konnte. Warum habe ich nach gegeben warum habe ich meinen Wunsch diesem Baby das Leben zu schenken nicht mehr überzeugen geben können. Ich leide so sehr darunter was ich getan habe. Das ich das Gefühl habe ich werde depressiv. Ich weis nicht mehr ein und nicht mehr aus mit meinen Gefühlen. Ich hoffe der Text war jetzt nicht zu lang.
Liebe Delphi,
es ist gut dass du schreibst. Und ich hoffe, es entlastet dich, dass du deine Gefühle so in Worte fasst. Es ist ein Anfang und wenn noch was kommt – schreib wieder. Von der Seele schreiben ist etwas, was einen weiterbringt (wenn man eben ein Schreibtyp ist).
Im Gespräch mit deinem Mann, in den langen Gesprächen, hast du letztendlich deine Stimme nicht mehr wahrgenommen und hast mit der Zeit seine Gedanken übernommen. Obwohl du wusstest, dass du es auch mit diesem Kind schaffen würdest.
Wahrscheinlich hättest du viel lieber die Anforderungen, die mit dieser Schwangerschaft und dem Kind auf dich zugekommen wären, geschafft, als jetzt durch diese Traurigkeit zu gehen.
Du hast davor geahnt, dass es mit dem Abbruch auch etwas gibt, was du „schaffen“ musst. Weil du dich selbst gut genug kennst. Du hast eine Fehlgeburt durchlebt, und zusammen habt ihr ein Kind verloren. Was dich das gekostet hat, konnte dein Mann vielleicht nicht so ermessen. Und überhaupt: Wie sehr du mit deiner emotionalen Kraft die Familie trägst. Wie sehr dir die Kinder selbst Kraft geben, um für die Kinder wiederum auch da zu sein.
In der Versorgung seid ihr mit euren beiden Vollzeitberufen sicher ein gutes Team. Denn alles muss ja gut durchorganisiert sein in so einer großen Familie. Und jedes von euch beiden gibt sein Bestes.
Kannst du dich deinem Mann jetzt auch anvertrauen?
Es ist ein Weg jetzt - für dich und für euch miteinander. Erstmal dich selbst besser zu verstehen, dann auch wieder zu sprechen. Ja, und auch zu weinen und zu trauern. Das kommt, wie es kommt. In der Trauer wird das Kostbare betrauert. Und das ist ja angemessen.
Es ist gut, dass du schreibst. Du darfst dich mit deinem Schmerz zeigen. Es ist gut, wenn du nicht allein bleibst.
Liebe Umarmung von Layla
Vielen lieben Dank für deine wirklich lieben Worte. Aktuell sprechen wir gar nicht mehr darüber bei ihm wird das Thema einfach auf Eis gelegt.
Ich glaube auch nicht das es seine Absicht war das ich mich hinterher so schlecht fühle ich denk damit hat er genauso wenig wie ich gerechnet.
Seine Argumente waren ja auch alle richtig das wir irgendwann auch einfach mal ein paar sein wollen, nicht nur Eltern, ich bin seit dem ich 16 Jahre alt war dauerhaft Mutter vielleicht meinte er es auch einfach nur gut. Trotzdem blutet mir mein Herz wenn ich an unser Baby denke was wir nun nicht mehr haben der Januar wird sicher ein sehr harter Monat für mich. Ich hoffe so sehr das wir diese Krise bewältigen können und ich nicht daran zu Grunde gehe.
Ich danke dir fürs antworten und umarmen.
Liebe Husel,
wie du geschrieben hattest: du hattest noch nie einen Abbruch. Schwere Schicksalsmomente hattest du schon erlebt. Der Verlust deines Kindes und eine Fehlgeburt. Beides erschien deinem Mann und dir vielleicht in gewisser Hinsicht leichter zu verarbeiten als ein Abbruch. Weil da „noch nichts“ ist, wie man auch oft hört oder liest. Oder wie du dich selbst vielleicht getröstet hast nach der Fehlgeburt – und dass es nicht lebensfähig gewesen wäre.
Aus diesem Schmerz ist eine neue Sehnsucht erwacht. Das gehört auch zu deiner Geschichte.
Was durch den Abbruch in dir geschehen wird, konntest du nicht ermessen. Sicher war davor viel Angst da, wie alles werden würde. Und wie soll man Angst gegen Angst abwägen, wenn man zwei schwere Wege vor sich sieht?
So hast du vielleicht an deinem Mann Halt gesucht. An seinen Argumenten. Sicher meinte er es gut.
Nur kannte er nicht das ganze Ausmaß deiner Kraft, die du als Mutter hast. Und die du nun viel lieber einsetzen möchtest und auch wieder einsetzen könntest. Das konnte er nicht einschätzen, auch wenn er dich schon lange kennt und vieles mit dir erlebt und geschafft hat.
Du meinst, es könnte im Lauf der Zeit bis dahin, wo die Geburt gewesen wäre, schlimmer werden. Und du noch einsamer. Im Moment könnt ihr beide kaum Worte finden.
Meinst du, eine beraterisch-therapeutische Gesprächsbegleitung könnte dir in dieser Zeit eine Hilfe sein?
Liebe Umarmung auch für den heutigen Tag, Layla
Hallo layla
auch heute vielen Dank für deine Umarmung. Wir haben gestern ein intensives Gespräch geführt was sehr tränenreich war. Auch er leidet darunter auch wenn es mir scheinbar nicht so vor kam. Wir sind hin und her gerissen vom Wunsch einer geplanten Schwangerschaft. Diese würde natürlich denn Schwangerschaftsabbruch nicht rückgängig machen, aber doch viel Schmerz und leid nehmen. Ich weis wirklich nicht wie es weiter gehen soll.
Eine therapeutische Behandlung wird bei mir in der Nähe stattfinden, Termine dafür hab ich schon, bzw wir.
Ich bereue die letzten Wochen so sehr.
ganz liebe Umarmung zurück.
Liebe delfi,
Tränen kosten Kraft und zugleich fließt etwas ab. Und dein Mann sieht es und ihr seid in eurem Schmerz beisammen.
Das ist schon viel wert. Und gut, dass ihr einander versteht, die Form versteht, wie sich der Schmerz ausdrücken lässt und bei dir und bei ihm anders ausdrückt.
Die Sehnsucht nach einem Kind war ja auch nach der Fehlgeburt so stark bei dir. Ihr werdet es merken, wie es gut ist. Es würde das Erlebte nicht löschen. Gut, dass euch das bewusst ist.
Und gut, dass du in der Nähe eine Begleitung hast, bzw. ihr zusammen.
Es wird auch einen Weg für dich und euch geben, wo ihr verzeihen könnt, euch selbst und einander. Auch das braucht Zeit, bis sich zeigt, was es genau ist, was versäumt wurde.
Ihr wirkt auch jetzt wie ein gutes Team.
Alles Gute für euch beide!
Layla