Hallo zusammen!
Wo soll ich anfangen?
Vor 10 Jahren erfuhr ich, dass ich dank Gendefekt und extremem PCO-Syndrom auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen kann. Ich habe mich damit abgefunden und wollte auch keine Kinder. Meine Devise war immer, wenn es die Natur nicht vorsieht, ist das richtig so.
Ich nahm die Pille, um die Hormone einigermassen im Griff zu haben. Nun konnte ich diese wegen hohem Thromboserisiko und Allergien nicht mehr nehmen. Zur hormonellen regulierung sollte die Spirale im Januar eingesetzt werden.
Bis Ende September nahm ich noch die Minipille und ich hatte Ende August eine Ausschabung der Gebärmutterschleimhaut, wegen Verdachts auf eine Veränderung, was sich nicht bestätigte. Da mussste ich unterschreiben, dass ich die nächsten 3 Jahre sicher keine Kinder will, da es nach so einem Eingriff wohl kaum möglich sei, schwanger zu werden (und ich ja eh nicht)...
Soviel zur Theorie - ich bin in der 7. Woche schwanger und weiss es seit 2 Wochen. Ich war bereits zur Voruntersuchung für eine Abtreibung, da werder ich noch mein Partner (seit 8 Jahren) KInder wollen.
Je mehr Zeit vergeht, desto mehr habe ich Angst, es später zu bereuen. Ich bin nicht fähig eine Entscheidung zu treffen; ich weiss nicht wie. Mein Freund würde mich wohl verlassen, da er auf keinen Fall ein Kind will und das bleibt wohl auch so.
Ich bin kaum fähig einen objektiven Gedanken zu fassen...
lg
lugare
Hallo Lugare,
ich finde Du bist eine starke Frau. Du hast Dich vollkommen auf die Tatsache eingestellt keine Kinder zu bekommen. Dass es da unendlich schwer ist umzudenken, weil sich wider Erwartens ein Kind angemeldet hat ist verständlich. Unsere Seele braucht Zeit sich umzustellen. Ich halte Deine Angst eine Abtreibung zu bereuen für berechtigt, denn es kann eine Verlusterfahrung für Dich werden. Dass Dein Partner Dich verlassen würde, bringt Dich in eine echte Zwickmühlensituation. Vielleicht ist es für Dich befreiend, dass Du gar keine objektive Sicht haben mußt, sondern Du darfst subjektiv denken. Denn es geht um Dich.
Alles Gute Tupptip
Liebe lugare,
ich kann total nachvollziehen, dass du ganz durcheinander bist von dieser überraschenden Situation und jetzt emotional alles drunter und drüber geht…
Als ich deine mail gelesen habe, hab' ich spontan gedacht: jetzt hast du den Hauptgewinn im Lotto gewonnen und weißt nicht, ob du dich darüber freuen oder ihn ausschlagen sollst…
jetzt hat die Natur plötzlich doch gewollt - wie siehst du das jetzt? Ist das jetzt richtig oder falsch?
Als ich deine mail nochmal gelesen hab, ist mir nochwas aufgefallen: du schreibst, dass du vor 10 Jahren erfahren hast, dass es auf natürlichem Weg nicht geht. Du hast dich damit abgefunden und wolltest keine Kinder. Das klingt für mich so, als hättest du ursprünglich doch Kinder haben wollen - zumindest in einer Ecke deines Herzens - und dann hast du dich damit abgefunden. Und wolltest keine - weil es sonst zu weh getan hätte, sich etwas zu wünschen, was man ja doch nicht kriegen kann? Könnte es so gewesen sein? (Abfinden - abfinden muss man sich doch mit etwas, was man sich eigentlich anders gewünscht hätte, was aber nicht geht…, oder??)
Und jetzt wirbelt dieses kleine Wesen in dir alle sicher geglaubten Überzeugungen völlig durcheinander…
Du schreibst noch viel mehr, aber es ist schon spät…
Mir hilft schreiben, wenn sich alles im Kreis dreht - ich hoffe dir auch, dass du den Faden wieder zu fassen kriegst.
Und bis dahin sei einfach mal umarmt mit deinem ganzen Knäuel, ich denk' fest an dich!
Ammepomm
Guten Morgen Ihr zwei!
Erstmal vielen lieben Dank für Eure Beiträge, sie treiben mir bereits wieder die Tränen in die Augen
Ob ich ursprünglich Kinder wollte? Phu, schwierige Frage. Ich war verheiratet und mein Mann wollte unbedingt Kinder und ich hab gar nie darüber nachgedacht, weil es ja irgendwie einfach der Lauf der Dinge sein muss. Erst als ich die Diagnose erhielt, hab ich mich damit auseinander gesetzt. Ich wollte das alles nicht und er machte mir Vorwürfe, da ich nicht bereit war, alle Möglichkeiten auszuschöpfen (IVF etc). Dies war dann schlussendlich mit ein Grund, weshalb die Scheidung folgte.
Ich lernte dann meinen jetztigen Partner kennen und Kinder waren und sind weder für ihn noch für mich je ein Thema gewesen; im Gegenteil. Wir waren viel reisen und haben uns (nach turbulentem Start), ein schönes Zuhause, bzw. Leben eingerichtet. Er brauchte lange, sich auf die Beziehung einzulassen und dann seine geliebte Wohnung nach fast 20 Jahren aufzugeben. Wir wohnen zur Miete in einem Haus (was ich alleine mit Kind kaum stemmen könnte) und es geht uns finanziell und auch in der Beziehung gut. Ich muss dazu sagen, dass er 19 Jahre (also 51) älter ist und das macht die Situation nicht besser.
Er hat noch keine Ahnung, dass ich hadere. Am Anfang war ja alles klar - er ist mit zum ersten Termin und war unheimlich erleichtert, dass es noch nicht zu spät ist (er meinte, wohl selbst etwas überfordert, dass er dann weg sei, wenn es zu spät zum "wegmachen" sei).
Ich bin zudem, macht es noch komplizierter, in einer dreijährigen Ausbildung, welche ich diesen Herbst abschliesse. Das heisst, ich weiss gar nicht, ob das zu schaffen wäre; schon gar nicht allein. Aber diese Weiterbildung ist enorm wichtig, damit ich in meinem Beruf bleiben kann und auch in Zukunft gute Chancen habe.
Ich stehe also in vielerlei Hinsicht vor der Verlustangst...Die Angst ihn zu verlieren, das schöne Haus, meine finanzielle Sicherheit, meine Freiheiten (die ich nach der Schule endlich wieder 100%ig hätte) oder eben "das schwimmende etwas" in mir.
Vor zwei Wochen war alles klar...nun kamen wirre Träume, Zweifel und Ängste auf.
Ich muss dazu sagen, dass im Fall, dass ich mich für das Kind entscheide, noch diverse Tests auf dem Programm stehen um festzustellen, ob mein Freund dieses Gen (was bei mir falsch ist) auch trägt, um allfällige Risiken und Fehlbildungen zu vermindern.
Ich danke euch so sehr, hier einen Platz für meine Gedanken gefunden zu haben. Ich kann mit niemandem reden, denn es weiss niemand Bescheid...
lg
lugare
in Deinem Beitrag ist etwas zu spüren von Deinen Zweifeln und Ängsten, und ich kann es nur erahnen wie schwer es ist, damit alleine dazustehen. Dazu ist dieses Forum ja da, sich mit anderen auszutauschen, seine Gedanken niederzuschreiben. Denn allein geht man ein.
Arbeitest Du denn in Deiner Weiterbildung mit Stoffen, die der Schwangerschaft schaden?
Gehst Du davon aus dass Dein Partner bei einem "Nein" bleibt, wenn er merkt, dass sich in Dir etwas gewandelt hat?
Alles Gute Tupptip
hallo du,
ja, schön, dass du hierher gefunden hast und deine gedanken mit uns teilst! denn ich glaube in so einer ausnahmesituation braucht man doch wirklich jemanden zum zuhören und austauschen, gell?
das ist ja wirklich etwas ganz besonderes, was sich da bei dir ereignet hat, oder? also unglaublich, wie das leben manchmal so spielt. der vergleich mit dem 6-er im lotto ist recht zutreffend, nur ist der hauptgewinn ganz anders, als du es für dein leben geplant hattest...
kann ich gut verstehen, dass du im moment nicht mehr genau weißt, was du nun fühlen und denken sollst. denn für dich war das thema kinder halt einfach gar nicht mehr auf dem schirm.
mir fällt auf, dass du viel von angst schreibst, angst in jedem fall etwas zu verlieren. entweder auf die vielleicht letzte möglicheit ein eigenes kind zu bekommen verzichten zu müssen oder eventuell deinen partner zu verlieren. das belastet dich natürlich enorm, das kann ich mir vorstellen.
weißt du, gut ist aber ja, dass du erst in der 7. ssw bist. also hast du noch ein paar wochen zeit, musst nichts überstürzen.
könnte es nicht auch sein, dass dein partner nach einiger zeit seine erste schreckreaktion auf deine schwangerschaft überwindet? du hast von ihm geschrieben, dass er auch früher schon für manches einfach mehr zeit gebraucht hat, zum beispiel sich auf die beziehung zu dir richtig einzulassen und dann mit dir zusammen ein gemeinsames heim aufzubauen...
ihr seid ja nun bereits 8 jahre zusammen, wenn ich das richtig verstanden habe...und ihr seid glücklich miteinander! vielleicht braucht er auch in diesem fall dein mutiges vorangehen, um dir dann folgen zu können? ein eigenes kind zu haben, gibt einer paarbeziehung ja noch einmal eine ganz neue tiefe und ist doch auch etwas wunderschönes (hält übrigens auch jung !!!).
also vielleicht magst du deinem freund einfach mal in einer ruhigen minute ganz mutig sagen, wie es in dir drin aussieht. und wer weiß, was sich noch alles tut... denn ein wunder ist ja bereits geschehen...!
ich schick dir auf jeden fall viel kraft mit und drücke fest die daumen, dass ihr gut miteinander sprechen könnt!
liebe grüße,
andrea
Liebe Lugare,
danke für deine Antwort. Ich musste gestern leider arbeiten und konnte nicht schreiben, hab' aber viel an dich denken müssen.
Ich hatte ganz ähnliche Gedanken wie Andrea: für einen Mann ist eine Schwangerschaft oft erst mal was ganz beängstigendes und es ist schwer für sie, wirklich Zugang zu finden. Ängste bezüglich der Verantwortung, vor dem Unbekannten und Neuen… bei Dir ist jetzt so viel ins Rollen gekommen durch die neue Situation und er weiß noch nichts davon, wie sich deine Gedanken auch verändert haben - wer weiß, vielleicht rumort es in ihm ja auch und du weißt momentan noch nichts davon… Manchmal brauchen Männer da einfach mehr Zeit, müssen das erst "begreifen" können, z.B. bei den ersten Kindsbewegungen, was sich da tut. Und bei manchen macht es erst dann echt "klick" wenn sie ihren Sohn oder ihre Tochter sehen und in den Händen halten - und plötzlich ist die Welt ganz umgedreht, sie würden alles tun, um dieses zarte Wesen zu beschützen, für ihre kleine Familie zu sorgen. Ich denk' also, selbst wenn er zur Zeit ablehnend ist, dass da noch ganz überraschendes Entwicklungspotential da ist bei ihm. Und wenn er nie Kinder wollte, dann sind da ja vielleicht auch ein paar ganz tiefsitzende Ängste, denen er sich jetzt stellen müsste und das ist natürlich eine Herausforderung. (Vor der man lieber erst mal davon laufen würde?)
Aber jetzt wieder zu dir: puh, du hast ja auch echt schon viel schwierige Situationen in deinem Leben gehabt, wo Dinge ganz anders gelaufen sind, als du es dir gewünscht hast oder es geplant war und obwohl's so schwer war, hast du dich da richtig durchgekämpft und hast dich nicht unterkriegen lassen. Wow, das ist echt stark!
Deine Ausbildung - o.k., das müsste man mal konkret schauen, was es da für Möglichkeiten gäbe, damit du sie fertig kriegen kannst...
Oh, ich muss gehen, aber eine Frage hab' ich noch: was ist das denn für ein Gendefekt, den du da hast? Ich frag' nicht, weil ich neugierig bin, sondern weil ich mich da auskenn'…
Ich wünsch' dir ganz viel Kraft und drück' dich ganz fest in Gedanken und hoffe, dass dir das Schreiben weiter hilft, Gedanken, Gefühle und was wieviel wiegt zu sortieren.
Alles Liebe, Ammepomm
liebe lugare,
hab grade an dich gedacht und hier wieder zu dir reingelesen...wie geht es dir denn? hat sich etwas neues ergeben bei dir? bist du mit deiner entscheidung schon weitergekommen?
in deinen letzten zeilen hab ich gespürt, dass du wirklich sehr darum ringst, irgendeine richtung zu erkennen, wo dein weg hingehen könnte. da ist noch viel zweifel und sorge, wie das nun alles werden soll, gell...?
magst du erzählen, was dich im moment beschäftigt? manches wird einem ja doch klarer im gespräch mit anderen...
vielleicht hast du inzwischen auch schon jemand anderen eingeweiht und hast einen lieben menschen an der seite, der dir rückhalt gibt und mit dem du vertrauensvoll sprechen kannst...
das wünsche ich dir auf jeden fall und außerdem einen klaren blick in dein herz, um deinen weg zu erkennen!
also ich denke auf jeden fall weiterhin an dich !
alles liebe,
andrea
Ihr Lieben!
Vielen lieben Dank für euren Zuspruch! Es tut wirklich unglaublich gut!
Ich bin noch immer nicht wirklich weiter. Ich hab mit meiner Hypnosetherapeutin das ganze unter Hypnose angeschaut und die Tendenz ging auch da Richtung Abbruch. Was ich nun aber wirklich in Angriff nehmen muss, ist das Gespräch mit meinem Partner. Ich schiebe und schiebe es vor mir her, da ich Angst vor seiner Reaktion habe und befürchte, dass er mich nicht verstehen kann.
Bezüglich meines Gendefektes: ich habe ein sogenanntes AGS-Syndrom, was wohl dann dringend abgeklärt werden müsste, ob mein Partner Träger des Defekts ist oder nicht (genau weiss ich das nicht, da ich mir ja nie damit auseinandersetzen musste).
Es ist ein dauerndes Auf- und Ab und dazwischen versuche ich zu funktionieren und zu Arbeiten und für meine Prüfungen zu lernen, was mir aber teilweise echt schwer fällt.
Nun musste ich auch noch eine bevorstehnde OP absagen, da sie erst nach einer Abtreibung bzw. im zweiten Trimester operieren. Es ist einfach alles auf einmal und meine Gedanken fahren Karussell.
Vielen Dank, dass ihr mir hier so lieb zuhört und Zuspruch gebt!
lg
lugare
hallo lugare,
schön, dass du dich wieder meldest!
ich finde es echt stark, wie du alle möglichkeiten ausschöpfst, um zu einer guten entscheidung zu kommen. selbst bei der hypnosetherapie warst du. wie spannend, so was habe ich noch nie gemacht!
du sagst, die tendenz wäre auch unter hypnose in richtung abtreibung gegangen... und dennoch ist da etwas in dir, was dich daran hindert, gell? du bist dir immer noch nicht sicher und hast jetzt sogar erst mal deine op abgesagt, um noch ein wenig mehr freiraum für die entscheidung zu haben...
was ist es denn genau, was dich von der abtreibung abhält, was für dein kind spricht? kannst du wärme und liebe für den kleinen krümel spüren? oder ist es mehr dieses unterschwellige gefühl, dass es nun vielleicht die letzte gelegenheit für ein baby sein könnte...? vielleicht spürst du dort noch einmal genauer hin...
für das gespräch mit deinem freund drücke ich dir auf jeden fall fest die daumen...! nur mut!!!
ich kann verstehen, dass du nervös bist, wie seine reaktion wohl ausfällt...! doch ich denke, es liegt auch eine echte chance darin für euch beide, euch noch ein wenig besser kennen zu lernen. vielleicht kannst du es so sehen, dass es doch auch für deinen freund wichtig ist, dein leben wirklich mit dir zu teilen. und dazu gehört eben nicht immer nur eitel sonnenschein, sondern manchmal fühlt oder denkt der partner halt ganz anders als man selbst. das gehört zu einer guten und tiefen beziehung mit dazu, den anderen dennoch zu lieben und anzunehmen. nicht immer einfach, das ist auch klar...doch die wirklich guten dinge im leben sind oft nicht ganz billig zu haben...!
vielleicht macht es dir zumindest etwas mut, dass ich an euch beide (also eigentlich ja irgendwie drei...) denke !
herzlichen gruß,
andrea
hallo liebe lugare,
jetzt sind wieder ein paar tage vergangen und ich frag mich, wie es dir wohl geht...?
hast du dich schon getraut mit deinem freund darüber zu sprechen, dass du dir nicht sicher bist, ob eine abtreibung wirklich das richtige für dich ist?
vielleicht bist du dir ja mittlerweile auch schon sicher und hast dich entschieden, welchen weg du gehen möchtest...?
ich hoffe, du hast keine gesundheitlichen beschwerden grade, weil du ja deine op verschieben musstest...also abgesehen von den kleinen schwangerschafts-unwohlheiten am anfang zumindest ...
ich denke auf alle fälle weiterhin an dich und bin gespannt auf eine neue nachricht von dir .
alles liebe,
andrea
hallo lugare,
irgendwie bin ich jetzt hier ein wenig allein übrig geblieben in deinem thread ... aber ich bin halt eine treue seele und hab grad an dich gedacht...
mittlerweile bist du mit deiner entscheidung wegen deinem kleinen ja bestimmt schon durch. und wahrscheinlich geht es dir mit dem weg so gut, den du gegangen bist, dass du gar nicht mehr ans schreiben denkst .
das wär ja auch super so und ich wünsche mir das für dich!!!
falls du mal wieder hier rein liest und lust hast zu schreiben, wie es dir ergangen ist und was alles bei dir passiert ist inzwischen, würde ich mich natürlich dennoch sehr freuen !
alles liebe und gute für deine zukunft! drück dich !
andrea