Hallo,
ich bin 19, fange gerade mein Studium an, wohne noch bei meinen Eltern. Leider bin ich komplett fertig und verzweifelt, denn ich bin in der 11. SSW und total ängstlich. Ich weiß es schon seit mehreren Wochen. die ersten Wochen waren am Schlimmsten, danach ging es wieder ganz gut, aber seit 2 Wochen bin ich wieder sehr traurig und verzweifelt. Meine Eltern wissen Bescheid und stehen hinter mir. Finanziell unterstützen sie mich, denn sie haben beide sehr gute Jobs und auch zeitlich würde meine Mutter mir sehr zur hilfe stehen. Klar, ich bin und fühle mich sehr jung und unerfahren, habe mein ganzes Leben noch vor mir, das Studium hat auch grad erst angefangen, passt alles nicht super und trotzdem ist das kein Grund für eine Abtreibung, finde ich. Natürlich habe ich mir mein Leben anders vorgestellt, aber ich kann mich damit anfreunden, ein Baby zu bekommen. Mein ganzer Körper hat sich bereits verändert und ich habe eine enge Bindung zu dem Kleinen aufgebaut. Ich bin sehr sensibel, ich würde einfach eine Abtreibung nicht verkraften...
Mein Problem ist der Kindsvater... Ich habe mir immer einen Partner gewünscht, wenn ich schwanger bin. Ich habe Angst alleinerziehend zu sein... Es macht mich unendlich traurig, die Schwangerschaft vermutlich alleine durchzustehen, die Sorgen und Ängste und auch die schönen Momente. Und wenn das Baby da ist...
Ich bin so wütend und enttäuscht von ihm. Er verlangt die Abtreibung von mir, obwohl die Schwangerschaft schon so weit fortgeschritten ist. Es ist ein menschliches Lebewesen mit Händen und Füßen, mit Organen und Gesicht. Wie kann man so herzlos sein? Ich erkenne ihn überhaupt nicht mehr wieder... Er ist auch erst 19 und fängt gerade sein Studium an, natürlich will er jetzt noch nicht Vater werden und es ist alles komplett beschissen. Wir sind auch kein festes Paar... Also wir waren auf dem Weg dahin, dann kam die Schwangerschaft und wir trafen uns noch vier Wochen wie gewohnt, er war auch noch lieb und einfühlsam. Er sagte zwar von Anfang an, dass er Abtreibung für das beste hält, aber er hat nie gesagt, dass er mich sitzen lassen würde. Er hat immer gesagt, dass es dann sehr kompliziert und stressig wird mit Kind und alles... Naja seit zwei Wochen äußert er sich nur noch negativ. Kann nichts positives sehen (vor vier wochen meinte er noch, dass sein Herz sagt, dass es schön werden kann...) und sagt, er kann es einfach nicht. Ich kann ihn nicht einschätzen. Ob er sich noch fängt und doch zu mir und dem Baby steht... Versuchen kann er es doch wenigstens? Oder ob er wirklich sein Ding durchzieht. Ich trau ihm das nicht zu... Aber ich habe so eine Angst, wir haben wenig bis gar kein Kontakt, er sagt dass er es nicht kann, dann sagt er wieder, dass er mich nicht sitzen lässt. Er will die Bilder nicht sehen noch sonst irgendwas wissen.
Ich habe nur die Hoffnung, dass er mit der Zeit mit der Situation umgehen kann. Ich habe ihm so oft gesagt, dass ich nichts von ihm verlange, weder dass er mir Geld geben muss noch dass er mit mir zusammen ziehen muss. Nur, dass er mich bitte nicht alleine lässt und dem Kind eine Chance gibt... Er hat große Angst vor seinen Eltern, sie sind sehr streng und nicht deutsch, er meint, sie würden ihn zwingen das Studium abzubrechen und dass ich das nicht verstehen kann, weil ich anders erzogen wurde. Er will es seinen Eltern nicht sagen. Ich weiß nicht was ich tun soll. Für das Baby habe ich mich bereits entschieden, aber dennoch fühle ich mich unendlich schlecht und bin am Heulen, weil ich so eine Angst habe vor der Zukunft und ich weiß nicht, wie ich mit ihm umgehen soll. War es bei jemanden von euch so, dass sich der Kindsvater auch so verhalten hat und mit der Zeit sich mit der Sache anfreunden konnte? Es ist verständlich, dass er in dem Alter lieber seine Jugend genießen will, aber er kann mir das doch nicht antun... Es ist auch sein Kind und er ist auch Schuld an der Situation.. Es macht mich so traurig...
Liebe emyla,
dass du traurig bist, trifft es sicher sehr gut. Und du hast Grund genug dazu. Schlecht bist du nicht und musst dich auch nicht so fühlen!
Du beschreibst so gut alle deine Gedanken, wie sie kreisen - um das Kleine und um deinen Freund. Und für beide möchtest du Raum und Verständnis schaffen. Und das gelingt dir sogar!
Für dich selbst ist das sehr anstrengend und kräftezehrend, denn ... wer nimmt dich in den Arm, schafft dir Raum und Verständnis? Da verstehe ich deine Traurigkeit total. Und sie wird wohl immer wieder kommen.
Wenn man ein Kind bekommt und dann hat, gehört es immer wieder dazu. Immer wieder ist es sehr schön und dann kommen Sorgen und solche Dinge, die es einem schwer machen .. weil man für einen anderen Menschen Gutes will und es nicht ganz in der Hand hat. Du gibst aber dein Bestes!
Und zwar für beide. Deinem Freund gibst du Verständnis. Und dass du nicht verstanden willst, hältst du aus. Das ist eine große Leistung!! Es merkt kaum jemand, aber du gibst viel.
Es ist schon richtig viel, dass du selbst dich arrangierst und das Baby bekommst, obwohl du ja genauso jung bist. Und du hattest auch schon gute Wochen! Die darfst du hüten wie einen Schatz - für die anderen Wochen ....
Was ich auch stark finde: du hältst ihm die Tür offen. Zu dir und zu dem Kind.
Ich denke mir manchmal, dass junge Männer heute überhaupt nicht mehr auf diese Möglichkeit vorbereitet werden und gefasst sind. Dass sie sich so auf Verhütung verlassen, dass sie ganz vergessen, dass sie ein Kind zeugen können ....
Da habe ich - ehrlich gesagt - auch bisschen Verständnis für sie. Obwohl es natürlich umso schwerer ist für die Frau, wenn sie unerwartet schwanger wird.
Über "alleinerziehend" denke ich auch manchmal nach ...
Mit diesem Wort ist etwas so festgeschrieben, wie es in Wirklichkeit nicht ist. Es macht trauriger als es müsste. Ganz allein wirst du dein Kind nicht erziehen. Sicher werden deine Eltern dir Rückhalt bieten. Schon allein ein Wohnraum ist gut und dass sie abends da sind. Wenn sie auch tagsüber in ihren Berufen arbeiten. Sicherheit hast du jedenfalls dadurch, dass sie gute Berufe haben. Merken sie denn auch, wenn du "durchhängst" und sind sie dann für dich da? Oder Geschwister? Opa-Oma-Freundin?
Du hast echt tolle Eltern! Wenn so ein Vertrauensverhältnis besteht, bist du wirklich "reich" verglichen mit deinem Freund, der sich fürchtet vor seinen Eltern. Vielleicht macht dich das wieder froh? Und: Freude und Traurigkeit wird immer ein wenig abwechseln. So ist das Leben. Auch Müdigkeit und Kraft. Nach so einem trüben Novembersonntagnachmittag kommt wieder ein sonniger Wintermorgen ...
Du bist ganz tapfer, finde ich!
Liebe Grüße von Layla
Liebe Emyla,
„er soll dich nicht allein lassen und dem Kind eine Chance geben“.... ja, dann wäre es für dich schon fast zum Freuen stimmt’s?
Du bemühst dich wirklich sehr verständnisvoll um den Vater deines Babys und ich will dir sooo gerne Hoffnung machen, dass das nicht umsonst ist. Klar kann es niemand versprechen, auch nicht vorhersagen...
Aber vielleicht kann ich dir doch noch ein paar Gedanken dazu schreiben.
In dem was du erzählst spürt man, wie er immer wieder hin und hergerissen ist. Je klarer du nun zu eurem Baby stehst, desto größer werden auf der anderen Seite seine Ängste, und er SPÜRT das Baby nicht, er kann noch keine Beziehung zu ihm aufbauen. Dazu brauchen die Papas generell viel länger, sogar dann, wenn ein Baby erwünscht war.
Er kommt aus einem strengen Elternhaus und hat Angst davor, dass seine Eltern ihn nicht mehr bei seinem Studium unterstützen würden. Das heißt, für ihn steht damit auch ein wichtiger Teil seiner Zukunft auf dem Spiel.
Ich könnte mir vorstellen, wenn du es weiterhin schaffst diese Tür zu ihm offen zu halten, dann hat er eine Chance auf dich zuzukommen wenn er soweit ist. Diese Unsicherheit auszuhalten ist bestimmt ganz schön schwer.
Meinst du, du könntest das aushalten? Hast du eine Idee was dir dabei helfen könnte?
Ich hab früher gern Tagebuch für mich geschrieben, das hat mir sehr geholfen Dinge festzuhalten und ein bisschen zu verarbeiten, die ich zu dieser Zeit nicht sagen konnte.
Ist nur so eine Idee...
Ich schick dir in Gedanken dieses Päckchen Hoffnung
Hab noch einen guten Abend!
Linda
Vielen Dank für die lieben Worte... Ja, wenn er mir und dem Baby - also der gesamten Situation - eine Chance geben würde, würde ich mich freuen auf das Kleine. So ist das ziemlich schwierig. Aber ich habe auch meine schönen Momente, wenn ich merke, dass der Bauch kugeliger als früher wird und ich mit meiner Mutter die Zukunft plane... Naja irgendwie fühle ich mich von ihm auch total unverstanden. Ich habe Angst, dass er mich für wahnsinnig hält in dem Alter ein Kind zu bekommen. Und dann auch noch von ihm, wo wir doch nicht mal ein Paar sind. Ich weiß nicht, ob er es versteht, dass ich die Schwangerschaft nicht abbrechen will/kann.
Ja ich versuche die Tür offen zu halten für ihn. Ich habe nur so große Angst, dass er nie zur Besinnung kommen wird... Ich bin mir eigentlich so sicher, dass er ein lieber Kerl ist, der nichts Böses tut. Es passt alles gar nicht zu ihm.. er entschuldigt sich auch für sein Verhalten. Ich glaube ihn schmerzt es selber, sich so zu verhalten. Ich weiß nicht, ob er einfach noch panisch ist und nicht weiß was auf ihn zukommt oder ob er sich tief im Inneren schon entschieden hat....
Aber ich weiß gar nicht, wie das wäre, wenn er mit mir und seinem Kind nichts zu tun haben wollen würde. Wegen seinen Eltern oder allgemein... Seine Eltern würden es doch trotzdem erfahren. Also was erhofft er sich davon. Ich verstehe einfach nicht, warum er nicht wenigstens einen Tag in der Woche oder wenigstens einen Abend Zeit hätte, das Kleine und mich zu besuchen. Er meinte, seine Eltern würden ihm nen Vogel zeigen. Aber das beantwortet ja meine Frage nicht..
Ja Tagebuch schreibe ich auch.. aber trotzdem fühle ich mich total allein und einsam. Ich habe Angst, dass das die ganze Schwangerschaft so bleiben wird. Ich fühle mich auch total unverstanden irgendwie. Die einen sagen, ich soll ihn in den Wind schießen, was er da abzieht, so jemanden hab ich nicht verdient. - aber ich kann ihn verstehen, er ist überfordert. Ich kann doch nicht erwarten dass er sagt "Ja ich will das Kind, ich stehe zu dir" er ist doch auch so jung und will noch keine so große Verantwortung übernehmen - und die anderen sagen, dass ich doch lieber abtreiben sollte. Ich fühle mich auch schlecht, die Entscheidung gegen seinen Willen getroffen zu haben. Er will auf keinen Fall Vater werden. Ich weiß absolut nicht, wie ich ihn positiver stimmen könnte oder dass er mich versteht... Die Ultraschallbilder will er ja nicht sehen. Und ich muss sagen, momentan sind die Bilder das Kostbarste, was ich besitze. Was ich selber sehr unglaublich finde.
Liebe Emyla,
ja, diese Bilder sind unglaublich kostbar!!! Sie erinnern dich, für welchen "Schatz" du das gerade alles durchmachst!
Es tut mir echt ganz unsagbar Leid, dass du dich dabei so sehr im Stich gelassen fühlst. Ich setz mich jetzt mal neben dich und nehm dich in Gedanken einfach ohne Worte in den Arm!
Du hättest soooo gerne den Vater deines Kindes an deiner Seite und das ist ja auch völlig verständlich. Wer wünscht sich nicht die perfekte kleine Familie, wenn sich ein Baby angekündigt hat....
So kreisen die Fragen in deinem Kopf was du tun könntest um ihn zu gewinnen, du möchtest ihn besser verstehen, ihn am liebsten schütteln und sooo gerne wissen wie es in ein, zwei oder neun Monaten ausschaut....
Das Blöde ist nur, das alles wird dir im Moment gar nicht weiterhelfen. Es kann sogar sein, dass er noch mehr zu macht, wenn er sich von dir unter Druck gesetzt fühlt, erst recht wenn du schreibst, dass ihr gar kein Paar seid.
Ich denke am meisten hilfst du jetzt ihm UND deinem Baby, wenn du einfach nur klar und deutlich zu deiner Entscheidung für das Kind stehst.
Das allein wird ihm die Chance geben, dann auch „seinen Mann“ zu stehen, und du kannst ihm seinen Teil an der Verantwortung sowieso nicht abnehmen.
Ich finde es echt super, wie deine Eltern hinter dir stehen und deine Mutter sogar schon Pläne mit dir und dem Baby macht. Da bist du wirklich nicht allein, auch wenn es sich für dich immer wieder so anfühlt.
Ich hoffe und wünsche dir, dass du außerdem die eine oder andere Freundin hast, die deine Entscheidung für das Baby mitträgt und die dich unterstützt.
Wer dich drängen will den Papa in den Wind zu schießen, dem darfst du auch eine klare Ansage machen, dass das wohl deine Entscheidung ist.
Siehst du ihn eigentlich an der Uni, oder studiert er woanders?
Ich hoffe du bekommst immer wieder deinen Kopf frei. Vielleicht ist dein Studium jetzt auch eine gute Ablenkung.
Damit für heute ganz liebe Grüße
Linda
selbst wenn ich jetzt gerade auch in der Situation bin, dass ich nicht weiß ob es richtig ist, dass Kind zu behalten oder ob ich das schaffe, kann ich dir gut weiter helfen. Denn ich war mal genau in deiner Situation.
Mein erster Sohn hat einen anderen Papa als die anderen beiden(drei). Ich bin mitten im Studium schwanger geworden. Ungeplant. Ich war mehr als schockiert. Der Vater war der falsche Mensch dafür. Er nahm Drogen, ging ständig auf Sauftouren... mir war klar, dass ich das alleine durchstehen musste. Aber niemals dachte ich an Abtreibung. Er schon. Er verlangte es. Ich sagte nein. Ich setze ihn vor die Wahl: Entweder wir bleiben zusammen und kümmern uns beide um das Kind oder ich trenne mich und zieh es alleine groß. Er blieb und versprach mich zu unterstützen. Was ein fataler Fehler war. Natürlich ließ er mich im Stich. Ich war von Beginn an alleinerziehend. Das war ok. Meine Eltern unterstützen mich und der Kleine wuchs heran. Mein Ex war aggressiv, ich habe Qualen durchlitten und mich getrennt, als mein Sohn ein Jahr alt war. Danach war ich, bis ich meinen Mann kennen lernte, ganz alleine mit ihm. Das hat super geklappt.
Was ich dir sagen will. In erster Linie triff die Entscheidung für dich. Dieses Kind wächst in deinem Bauch. Der Kindsvater braucht wahrscheinlich noch ein bisschen, um sich damit abzufinden. Tut er das nicht, kannst du es nicht erzwingen. Mein Ex hat heute noch kaum Interesse an seinem Sohn.
Du schaffst das auch alleine. Das habe ich auch. Geholfen hat mir, die Situation zu akzeptieren wie sie ist. Gib ihm Zeit. Will er nicht, dann akzeptier das. Ändern kannst du seine Meinung nicht. An ihn appellieren ja, mehr nicht. Weißt du warum wir so oft im Leben enttäuscht sind? Weil die anderen Menschen unsere Erwartungen nicht erfüllen.
Nichts läuft im Leben wie geplant. Bei mir ist alles anders gekommen, was nur anders kommen kann. Jetzt auch wieder. Aber ich habe mich damals für meinen Sohn entschieden. Und ich habe mein Studium nach einem Urlaubssemester fortgesetzt und beendet. Sogar besser als geplant. Ein Baby gibt dir einen Lebensrhythmus vor. Meine Tage liefen strukturierter ab. Mein Sohn ging zur Tagesmutter mit 7 Monaten. Dann musste ich morgens um 8 in der Hochschule sitzen. Auch wenn ich keine Lust hatte. Und das lernen mit Baby hat auch gut geklappt.
Mach Frieden mit dem Gedanken, dass die Situation anders ist als geplant. Das dein Kind wahrscheinlich alleine mit dir aufwächst. Dann fällt es dir auch einfacher dich über die Schwangerschaft zu freuen. Und warte erstmal ab bis es sich bewegt. Das ist so etwas wunderbares! (Wahrscheinlich hab ich meine Entscheidung auch schon längst getroffen)
Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft!
Gruß Tini
Liebe Emyla!
Die Bilder von dem Kleinen sind das Kostbarste, was du besitzt! Wow – das lässt dich selbst über dich staunen, und mich berührt dieser Satz sehr! Du Liebe, bist so entschieden für dein Baby, und erlebst gerade dennoch keine einfache Zeit. Doch immerhin ersparst du dir eine noch schwierigere Zeit, denn du weißt ganz klar, dass du eine Abtreibung mit deiner sensiblen Art gar nicht verkraften würdest.
Ganz viele Abhängigkeiten stellen sich dar: Denn du spürst, wenn er dir und dem Baby eine Chance geben würde, dann ginge es dir besser. Dann könntest du dich auch noch besser auf das Kleine einlassen. Eine große Kette, an dessen Ende (oder Anfang?) das Ungeborene steht.
Ebenso befindet er sich in der Abhängigkeit von seinen Eltern – und kann ebenso wenig „frei“ reagieren wie du gerade. Bei dir beeinflusst diese Abhängigkeit deine Emotionen, bei ihm noch seine Grundsatzentscheidung, die vermutlich noch im Werden ist.
Weil du von den kostbaren Bildern schreibst, musste ich vorhin an einen Adventskalender denken. Kennst du so einen? Wo man jeden Tag ein kleines Türchen öffnen darf und sich dahinter ein kleines anmutiges Bildchen offenbart, das die Phantasie hin zu Schönem anregt.
Hinter ein paar solcher einladenden Türchen durftest du schon schauen, wenn du gute Wochen erlebst, kostbare Ultraschallbilder erhältst oder mit deiner Mutter die Zukunft planen kannst (wie gut, dass sie so hinter dir steht!). Hinter der letzten Tür verbirgt sich gewöhnlich das Beste und Beeindruckendste, auf das die anderen Türen stets einen kleinen Vorgeschmack vermittelt haben.
So kommt es mir vor – du und dein Kleines im Bauch, das du in ein paar Monaten aufgrund deiner stetigen tapferen Entscheidung im Arm halten darfst.
Wenn ich an deine Mutter denke, die so hinter dir steht, dir guttut und dir Zukunftsperspektive gibt, wird mir ganz warm ums Herz. Ist dir bewusst, dass du das Gleiche schon mit deinem Baby machst? Dazu möchte ich dir ganz vorsichtig gratulieren. Leise flüsternd noch, weil du momentan auch noch Angst und Einsamkeit fühlst – so verständlich!!
Doch wer weiß, wen das Leben dir über kurz oder lang noch an die Seite stellen mag?!
Inwieweit der Kindsvater sich mit hineinnehmen lässt, wird sich zeigen. Indem du ihm (durch dein Verständnis für seine Situation) keinen Druck machst, kann er entscheiden, welches Türchen er zu welchem Zeitpunkt öffnet. Vielleicht kommt er so, durch kleine Einblicke, die du ihm gewährst, allmählich auch zu deiner Erkenntnis, dass das Kind eine Chance verdient hat. Irgendwie hat so ein Adventskalender ja auch immer mit Warten und Hoffen zu tun, hm? Aber egal, ob er geöffnet wird: In sich birgt er auf jeden Fall am letzten Tag einen kleinen Schatz...
Fühl dich ganz lieb umarmt ,
Delphinnase
Lieben Dank für die vielen lieben Worte von euch allen! Die machen mir wirklich ziemlich Mut, dass alles irgendwie gut werden kann. Mir fällt es relativ schwer mich auf mein Studium zu konzentrieren, weil sich meine Gedanken nur um das eine Thema kreisen... Ich bin mir eigentlich sehr sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich wollte immer Kinder. Ich wollte Kinder auch immer recht zeitig (also nicht so zeitig, aber schon so mit Mitte 20), deshalb war es für mich auch noch so abwegig, eine Abtreibung in Erwägung zu ziehen. Und davon abgesehen habe ich meine Mutter, die mich so sehr unterstützen wird. Ich muss sagen seit meiner Schwangerschaft wächst auch das Band zwischen mir und meiner Mutter. Mir wird klar, wie viel ich ihr verdanke. Wie viel sie aufgeopfert hat und wie sehr sie mich liebt. Ich fühle mich teilweise schlecht, dass ich früher ihr das Leben schwer gemacht habe und gefühlt ständig Probleme mache und meine Liebe ihr gegenüber nicht so zeige... Ich habe Angst eine schlechte Tochter zu sein. Irgendwie hängt alles miteinander zusammen.
Ob der Kindsvater noch zur Vernunft kommen wird, liegt in den Sternen. Da hilft nichts außer abwarten. Wir studieren an derselben Uni, sehen uns aber nicht. Ich versuche mich mit der Situation anzufreunden, dass er sich nicht für mich und das Baby entscheidet, um mir keine allzu großen Hoffnungen zu machen, und um nicht enttäuscht zu werden. Aber trotzdem gehe ich im Kopf alle Möglichkeiten durch und versuche, ihn zu verstehen, denn das fällt mir schwer. Ich kann einfach nicht verstehen, wie man so ein Egoist sein kann und einer Frau sowas antun kann. Und wie man sein eigenes Kind ablehnen kann. Er stellt sich das vielleicht super toll vor, mich sitzen zu lassen, so könnte er normal weitermachen. Aber er ist trotzdem Vater, das Kind wird später nach ihm fragen. Er wird zahlen müssen und vielleicht später Gewissensbisse haben. Seine Eltern werden es erfahren und enttäuscht sein von ihm. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass seine zukünftige Partnerin begeistert sein wird, wenn sie erfährt was er getan hat. Aber vermutlich wird die es auch nie erfahren... Ich muss sagen, ich habe echt Angst, dass ich mich in ihm getäuscht habe und er mir das wirklich antut. Ich müsste damit halt leben, aber auch für das Kind wäre das traurig. Und einfach nicht zu verstehen... Ich habe auch Angst, enttäuscht nicht nur von ihm, sondern von der gesamten Männerwelt zu sein. Ich hatte schon immer irgendwie Misstrauen gegenüber Männern und war nicht sonderlich positiv eingestellt, ich habe Angst durch ihn, nie wieder jemanden an mich ranzulassen. Das fiel mir bei ihm schon schwer. Aber andererseits, ich bin erst 19, das Leben ist lang.
Es ist für uns alle schwer, das leben ist nicht fair. Ich denke er ist grad in seiner depressiven Phase gefangen, er meinte, er fühlt nichts mehr und denkt nichts mehr, er wartet nur noch und weiß nicht wie er sich verhalten soll. Und fühlt sich schlecht, mich schlecht zu behandeln. Jetzt haben wir erstmal keinen Kontakt mehr, vielleicht hilft uns das ja beiden, damit umzugehen. Ich fühle mich dennoch alleine und versuche irgendwie stark zu sein.
Liebe Emyla,
schön von dir zu lesen! Du klingst wieder ein bisschen zuversichtlicher. Bestimmt wird es in den nächsten Monaten solche und solche Tage geben. Wenn die Traurigkeit hochkommen mag, darfst du sie auch kommen lassen.
Und dann könntest du dir hier deinen letzten Beitrag wieder durchlesen und dir vor Augen halten, wofür du Grund hast dankbar zu sein und dich zu freuen.
Ich hoffe das klingt nicht blöd – aber ich finde du ermutigst dich hier an vielen Stellen selbst. Das ist wirklich eine Stärke! Denn dann kann es dir gelingen auch an trüben Tagen deine Gedanken auf das auszurichten was schön und erfreulich ist!
Nach und nach wird sich dein Baby selbst immer mehr bemerkbar machen und dir mit seinen Bewegungen und seinem Schluckauf „Danke“ sagen.
Das wird der Papa niemals so erleben können wie du. Für ihn gäbe es die Chance dich beim nächsten Ultraschall zu begleiten, falls du ihm das anbieten magst.
Erst mal den Kontakt ruhen zu lassen finde ich eine gute Idee. Früher oder später wird er sich wieder damit auseinandersetzen müssen. Wie er dann damit umgeht darfst du ihm überlassen. Ich weiß, das ist viiiieeel leichter gesagt als getan. Ich wünsch dir wirklich von Herzen Kraft und innere Stärke um diese Ungewissheit auszuhalten.
Wie gut, dass du trotzdem jemanden hast, der dir beisteht.
So wünsche ich dir mehr und mehr „Sonnentage“ bis dein kleines Wunder dir dann in die Augen schauen kann.
Liebe Grüße
Linda