Ich bin Hebamme und bekam einen Anruf von einer Frau. Sie suchte jemanden zum Reden und erzählte mir, dass Sie zwei Wochen zuvor eine Abtreibung hatte. Sie war mit Zwillingen schwanger gewesen und fühlte sich, als sie von der Schwangerschaft erfuhr, wie vor einem unbezwingbaren Berg. Zwei Kinder waren schon da, der Mann hatte sich selbständig gemacht und die (Groß-)Eltern wohnten weit weg. Leider bekam Sie weder von ihrem Mann noch in ihrem Umfeld Zuspruch und Unterstützung. Ihr Mann sagte ihr, sie selbst müsse entscheiden, ob sie die Kinder bekommen wolle. Er meinte es wohl gut und wollte sie nicht in eine Richtung drängen, lies sie auf diese Weise aber alleine.
Meine Anruferin erzählte, wie sie zur Beratung zu Pro Familia ging und dort von der momentanen Situation erzählte, von den Schwierigkeiten, von der Angst die zusätzlichen Aufgaben zu bewältigen. Die Beraterin hatte volles Verständnis für eine Abtreibung. Sie registrierte nicht, dass die Schwangere im Grunde Hilfe und Ermutigung suchte zu einem Weg mit den Zwillingen. Dieses bekam sie nicht und das bestätigte ihr, dass es keinen Weg mit den Kindern geben konnte.
Der Termin beim Arzt und die darauf folgende Abtreibung folgten. Und dann auch sehr schnell die Erkenntnis, dass dieser Weg ein großer Fehler war, der nicht wieder rückgängig gemacht werden konnte.
Die Beraterin von Pro Familia hatte nicht versucht, einen Weg mit den Kindern aufzuzeigen. Sie hat weder über die Möglichkeit von Haushaltshilfe durch die Krankenkasse nach der Geburt von Zwillingen (ev. auch in der Schwangerschaft) noch über einen örtlichen Verein informiert, der Schwangeren und Müttern zum Teil sehr praktische Hilfen anbietet. Leider scheint die hier beschriebene Art von "Beratung" bei Pro Familia kein Einzelfall zu sein. Dabei sollte doch das Ziel der Beratung sein, Frauen Hilfe anzubieten für eine schwierige Lebenssituation. Schwangere müssen wissen, welche Unterstützung es für sie gibt. Und Schwangere müssen wissen, dass fast jede ungeplante Schwangerschaft einen gewissen Schock mit sich bringt und es einige Wochen dauern kann, bis die oft negative Stimmung sich nach und nach über "neutral" zu "possitiv" verwandelt.
Meine Anruferin leidet bis heute sehr darunter, dass ihr der Weg zur Abtreibung so leicht gemacht wurde. Versteht mich nicht falsch: es geht nicht darum, den Frauen irgendwie Druck zu machen, um sie von einer Abtreibung abzuhalten. Aber diese Entscheidung muss reiflich durchdacht und abgewogen werden, damit die betroffene Frau auch damit leben kann. Und darum braucht es vielschichtige Information und einen Blick von verschiedenen Seiten. Dann kann auch ein
wirkliche Entscheidung getroffen werden.
Sabeth
Das tut mir so Leid! (
Falls du nochmal Kontakt mit der armen Mama hast und es für angemessen hälst, dann sag ihr bitte, dass ich sie und ihre Familie in meine Gebete einschließe...