Es ist schwer zu beschreiben, was ich in der letzten Zeit durchgemacht habe..da ich während dessen keine Zeit zum Fühlen hatte. Mir ging es gesundheitlich einfach nur schlecht. Die ständige Übelkeit ist das schlimmste was ich je erlebt habe.
Und langsam habe ich das Gefühl, dass es eine Strafe sein soll...eine Strafe dafür was ich getan, bzw. entschieden habe. Während der Schwangerschaft ging es mir schon nicht gut. Der Druck war enorm, der Druck eine Entscheidung treffen zu müssen. Und dann mit dieser Entscheidung, die recht schnell getroffen wurde, weiterhin 4 Wochen diese Seele in sich zu tragen, in dem Wissen, dass sie nicht in diese Welt gelangen wird.
Es ist fast schon makaber je mehr und länger ich darüber nachdenke.
Und diese ständige Frage, ob es nun wirklich das Richtige war. Und wie es gewesen wäre, wenn es nicht so gekommen wäre.
Am Anfang habe ich gedacht ich käme super damit klar...da es eine "vernünftige" Entscheidung ist. Ich denke weiter...an unserer beider Zukunft. Es war/ist mir so wichtig, dass ich meinem Kind alles bieten kann...Zeit und ein schönes Heim. Und das wäre nicht möglich gewesen in meiner momentanen Situation.
Doch hätte Liebe nicht einfach gereicht? Anderseits hätte es evtl eine Liebe zerstört.
Wir wären vielleicht nicht bereit gewesen für eine solche Aufgabe. Andererseits stand er mir ja auch in dieser absolut schrecklichen, anstrengenden, traurigen Zeit zur Seite und hat alles getan damit es mir besser geht.
Auch wenn es ihm nicht möglich war mir zu helfen. Die Zeit war/ist für uns beide sehr hart und schwer.
Während der Schwangerschaft habe ich oft erbrochen, mir ging es keinen einzigen Tag gut...ein Krankenhausaufenthalt war die Krönung der ganzen Misere.
Vor dem Abbruch hatte ich einen Traum von unserem Baby, es war so ein schöner, warmer Traum...das Baby lag auf mir und lachte mich an, fragte mich dann wer denn sein Papa ist...ich zeigte auf meinen Mann, der etwas weiter entfernt saß, es drehte sich und sah ihn an, er winkte ihm lächelnd zu, und unser Baby lachte vor Freude.
Dann wurde ich wach und wir mussten los, zu dem Eingriff.
Nach dem Abbruch ging es mir zunächst besser. ( abgesehen von Schuldgefühlen und Zweifeln) die Nachblutung ist sofort eingetreten und hielt über einen Monat lang an!
Ich fing langsam an wieder zu essen. Doch ca 3 Tage später, kam diese Übelkeit, anders als jede Übelkeit zuvor. Das Gefühl ist wie kurz vorm Erbrechen, es schnürt sich alles zu, der Puls wird schneller, ein Hitzegefühl breitet sich im Gesicht aus. Dabei ist zu Anfang bei mir immer eine Art Panik ausgebrochen...ich dachte doch es sei endlich vorbei! Und jetzt kommt das schon wieder. Anfangs dachte ich es läge daran, dass ich an dem Tag Fastfood gegessen habe. Doch die Übelkeit kam danach jeden Tag...mehrmals. Egal ob ich was gegessen habe oder nicht. Hinzu kamen an manchen Tagen noch höllische Kopfschmerzen. Ich habe innerhalb 2 Wochen 7 Kilo abgenommen. War gefühlte 10x beim Arzt. Dieser meinte, dass es eigentlich nichts mit dem Magen zu tuen haben könnte, da mir ja auch schlecht wird wenn ich nichts gegessen habe.
Erbrochen habe ich zwar noch nicht, aber das Gefühl mehrere Stunden lang kurz davor zu sein ist mindestens genau so schlimm.
Ich kam zu dem Entschluss, dass es psychisch sein muss. Da ich zwischendurch grundlos (oder eben weil es mir so schlecht geht) losheule...und das teilweise 40 Minuten am Stück.
Nur leider wäre der nächste freie Termin bei einem Psychotherapeuten in 6 Monaten. Soll ich bis dahin etwa nichts mehr essen?? Zudem läuft meine Ausbildung nebenher, Klausuren stehen an und meine Fehlzeiten häufen sich.
Die Ausbildungsleitung weiß Bescheid und steht auch hinter mir, sie sagten, dass ich zur Not 1 Jahr aussetzen könnte...doch das möchte ich nicht, ich will nicht von meinen Kollegen "getrennt" werden und ich möchte diese Ausbildung endlich erfolgreich beenden. Es kam alles anders als gewollt. Ich wollte doch ganz normal mein Leben weiterleben. Nun wird mir das versagt.
Und zu guter letzt bleibt mir stets die Ungewissheit, ob das ganze wirklich psychisch ist oder ich doch irgendeine Krankheit habe.
Ich habe leider bis jetzt keine "Bestätigung" meiner Entscheidung erfahren dürfen, da es mir immer noch sehr schlecht geht.
Im Nachhinein denke ich, dass ich keine Zeit hatte mich während der SS mit den Zweifeln auseinander zu setzen...mir gings einfach zu schlecht, ich könnte ja kaum aus dem Bett aufstehen.
Ich kann einfach nicht mehr.
Ich bin nun an einem Punkt angelangt an dem ich nicht weiter weiß.
Vor allem, weil man alles verhindern hätte können.
Doch darüber jetzt nachzudenken ist sinnlos, es ist nun wie es ist und das lässt sich nicht ändern.
Und wenn ich ehrlich bin, würde ich denke ich die selbe Entscheidung nochmal treffen. Auch wenn mein Herz offenbar etwas anderes will.
Liebe Stern194,
ich weiß gerade gar nicht so recht, was ich dir schreiben soll... aber ich will dir so gerne schreiben! Dir sagen, dass es mich innerlich gerade so mitreißt, mich wirklich tief berührt, welchen Schmerz du gerade in dir trägst...
Und obwohl du zu Beginn schreibst, dass es dir so schwer fällt, dein Inneres zu beschreiben, hast du die Kraft, es zu Wort zu bringen. Vielleicht war es ja das erste Mal, dass du über die vergangenen Wochen (oder Monate?) geschrieben hast? Überhaupt dein Innerstes einmal nach außen gebracht hast? Weil es nach außen gedrängt hat und einmal ausgesprochen (oder aufgeschrieben) werden musste...
Mir kam beim Lesen deines Textes das Wort „Trauer“ in den Sinn. Ich weiß nicht, ob du dir das gerade erlaubst, (bewusst) zu trauern?
Du hast geschrieben, du hättest das Gefühl, du würdest jetzt bestraft – und vielleicht kommt dir der Gedanke, dass dir das Trauern nicht zusteht..? Es ist jetzt meine Vermutung, so könnte ich es mir vorstellen..
Ich möchte dir gern sagen, dass du um deinen Verlust trauern darfst! Um die Seele, die du in dir getragen hast. Ja, du als Mutter dieser Seele darfst um sie trauern! Es dir zugestehen...
Vielleicht hilft es dir, dir Gedanken zu machen, wie du gerade trauern könntest? Ob es ein Symbol sein kann, ein Ritual, etwas Kreatives.. auch dafür kannst du dir Zeit nehmen. Es muss dir nicht sofort vor Augen stehen..
Ich wünsche dir so sehr, dass du einen Ort, einen Raum, Menschen.. findest, wo du Trost finden kannst. Wo man dir zuhört und dir wieder aufhilft!
Von Herzen, Romy