Hi an Alle, die das lesen werden,
ich hatte vor mittlerweile circa 2,5 Jahren mit 18 eine Abtreibung. Ich bin ungewollt und trotz Spirale schwanger geworden, hatte noch keinen Abschluss oder Job. Ich war in zu dieser Zeit einer langjährigen Beziehung, die mich aber nicht glücklick machte, da es in der Beziehung viel Manipulation und emotionalen Missbrauch gab. All diese Gründe trugen dazu bei, dass ich mich, trotz langem hin und her und Kinderwunsch für die Abtreibung entschieden habe. Auch der fehlende Support von meinem damaligen Partner und die Erkenntnis, dass ich ihn nicht als Vater meiner Kinder will trugen maßgeblich zur Entscheidung bei.
Herausgefunden hab ich es, als ich überfällig war und einen Drogerietest gemacht habe. Dieser fiel positiv aus und die Freude, die ich im ersten Moment empfand verschwand schnell, als ich sah wie abweisend mein damaliger Partner reagierte. Nach dem zweiten positiven Test kam der Termin bei der Frauenärztin, die eine Schwangerschaft in der 5. Woche bestätigte. Bei mir gab es wieder eine kurze Freude, als ich das Ultraschallbild sah aber mein damaliger Partner reagierte weiter abweisend.
Ich habe es zu diesem Zeitpunkt schon vielen meiner Bezugspersonen erzählt und jeder wirkte unterstützend für beide Seiten der Entscheidung, auch wenn man bei einigen heraushören konnte für welche Seite sie stehen (Kind sowie Abtreibung). Nach einer Woche, 2 Pro/Contra Listen, vielen Tränen und viel Nachdenken stand dann die Entscheidung fest. Die Entscheidung fiel trotz der mütterlichen Gefühle, die ich ab Tag 1 für das ungeborene Kind fühlte.
Ich hatte einen medikamentösen Abbruch, blutete über eine Woche stark und hatte starke Schmerzen. Zu diesem Zeitpunkt gab es aber noch nicht viel Zeit um mich emotional mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ich redete zwar darüber und verarbeitete es einigermaßen, aber es ist ab da, bis heute, immer wieder, mal häufiger und mal seltener ein Thema.
Seit circa zwei Wochen aber wieder öfter. Ich habe mittlerweile einen liebevollen Partner, mit dem ich mir ein Kind vorstellen kann. Vor 4 Woche, während meines Eisprungs hatten wir zwei Verhütungsunfälle und ich nahm zwei mal die Pille danach. Ich ging aber irgendwie schon davon aus, dass ich schwanger werde und freundete mich mit dem Gedanken an. Ich wurde aber nicht schwanger und als ich das herausfand hatte ich einen Nervenzusammenbruch. Mein Partner kann sich noch kein Kind vorstellen, ich aber umso mehr auch wenn wir jung sind. Ich hab seitdem oft geweint und auch wieder öfter um mein ungeborenes Kind getrauert.
Ich bereu die Entscheidung nicht und bin froh meinen Abschluss ohne Kind von meinem Ex zu haben. Trotzdem fühl ich mich oft allein mit dem Thema, kenne niemanden, der auch eine Abtreibung hatte und suche hier nach ähnlichen Erfahrungen und einfach nach Frauen, die das alles verstehen können. Und ich denke ich wollte das ganze auch einfach mal loswerden.
Ich finds schade, dass das noch immer ein Tabuthema ist. Jede Frau ist anders aber das Thema kann mit so viel Trauer, Gefühlen der Einsamkeit und Schuldgefühlen verbunden sein.
Hallo Zoe,
für dich ist jetzt die Zeit gekommen, dich intensiver mit der erlebten Abtreibung zu befassen. Du nimmst deine Gefühle im Moment besonders wahr. Vielleicht weil du gerade die Chance siehst, dass deine Sehnsucht nach einem Kind sich erfüllen könnte. Zugleich aber auch nicht, weil dein Partner es sich nicht vorstellen kann.
Wie gut, dass du dich auf die Suche gemacht hast, wo du offen dazu schreiben kannst. Du konntest ja glücklicherweise auch mit Menschen aus deinem Umfeld darüber sprechen, weil du sie damals in deine Entscheidung einbezogen hattest. Die Trauer kann immer wieder einmal stärker werden, je nach Lebenssituation. Es sind aber noch andere Gefühle, die du benennst. Vielleicht würde dir eine Begleitung durch eine erfahrene Beraterin in der kommenden Zeit gut tun?
Du möchtest ja eine Perspektive für die Zukunft haben und entsprechend auch mit deinem Freund kommunizieren, ohne dass er sich oder du dich aufgeben musst.
Bestenfalls sind natürlich beide bereit für ein Kind. Es kann aber auch unterschiedlich verlaufen, wie sich Frau und Mann auf eine Schwangerschaft und die Zukunft mit einem Kind einstellen. Natürlicherweise empfindet eine Frau mehr die Nähe zum Kind, auch wenn wenig davon real sichtbar oder spürbar ist. Ein Mann hat tendenziell mehr Distanz. Gerade in der frühen Schwangerschaft: Mütterliche Gefühle kann eben nur die Frau haben. Natürlich gibt es auch Frauen, die diese Gefühle zunächst gar nicht haben oder sogar negative Gefühle. Das kann mit der Hormonumstellung zu tun haben. Du jedenfalls hattest mütterliche Gefühle, und andere Gefühle haben dann deine Entscheidung bestimmt.
Am wichtigsten ist, dass du dich selbst verstehst, liebe Zoe.
Dein Name bedeutet Leben. Du willst leben und wünscht dir auch, dass durch dich neues Leben entsteht.
Für ich zum Überlegen einige Fragen:
Wie könnte dein Partner verstehen, wie wichtig das für dich ist?
Sagt dein Partner denn, wann er sich ein Kind vorstellen kann? Gibt er eine rein zeitliche Frist an oder müssten bestimmte Bedingungen für ihn erfüllt sein?
Und konkret:
Wie ist er mit dir umgegangen, als du rausgefunden hattest, dass du nicht schwanger geworden bist, obwohl es ein ganz kleines bisschen doch möglich gewesen wäre ... und du dann den Nervenzusammenbruch hattest?
Hast du ihm schon erzählen können, was du im Zusammenhang mit der damaligen Schwangerschaft erlebt hast?
Du hast dich auf den Weg gemacht. Dafür meinen ganzen Respekt! Und ich teile die Hoffnung mit dir, dass du eines Tages ein Kleines im Arm halten wirst und jetzt Schritt für Schritt deinen Weg findest!
Alles Liebe dir!
Layla
Hallo Layla,
vielen Dank für dein Verständnis und deine aufmunternden Worte. Du hast Recht, mich selber zu verstehen und empathisch mir selber zu begegnen ist super wichtig.
Auch das mit der Begleitung - ich werde bezüglich dieses Themas einen Termin mit meiner Therapeutin vereinbaren, da mir das glaube ich zusätzlich nochmal sehr helfen würde.
Und zu deinen Fragen - ich bin viel mit meinem Partner im Gespräch diesbezüglich und auch wenn er es wahrscheinlich nie ganz verstehen kann hat er extrem viel Verständnis und Geduld mit mir. Er ist immer da und hilft wo er kann und er kann sich in Zukunft auch Kinder vorstellen.
Ich weiß, dass es auf diesem Weg Höhen und Tiefen gibt und, dass sich eines Tages mein Wunsch erfüllen wird.
Ich danke dir für die lieben Worte und wünsche dir ganz liebe Grüße!
Zoe
Hallo liebe Zoe,
vielen Dank für deine liebe Nachricht!
Ja, mit sich selbst gut umgehen und eine liebevolle Begleitung. Wie gut, dass du schon eine Therapeutin hast, an die du dich wenden kannst. Und dass du mit deinem Partner gut im Gespräch bist und er versucht, dich zu verstehen.
Seine Bereitschaft zu einem Kind ist natürlich ein wesentlicher Faktor. Aber da braucht er wohl auch seine Zeit. Es ist noch ein Weg bis dahin. Manchmal ist der Blick zurück hilfreich, manchmal der Blick nach vorne - und ganz wichtig: im jetzt und hier das Gute sehen und annehmen.
Alles Liebe für dich und für euch zusammen! Und lass gerne wieder hören von dir! Wie es dir geht und was dir hilfreich ist auf deinem Weg.
Liebe Grüße von Layla