Hallo zusammen,
mein Schwangerschaftsabbruch ist jetzt genau 1 Woche her und es zerfrisst mich. Ich bin 31 jahre, bin verheiratet und habe 2 wunderbare Kinder. Alles war perfekt und wir waren glücklich. Nach Kind Nummer 2 waren mein Mann und ich uns einig das wir keine Kinder mehr wollen. Doch dann hielt ich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand und war unter Schock. Mein kleiner ist gerade 1,5 Jahre und ich habe erst angefangen wieder zu arbeiten, wieder ein wenig Ich als Frau sein und nicht nur Mama. Als ich es meinem Mann sagte konnte ich in seinem Gesicht ablesen das er nicht begeistert war. Also ging die Machinerie Schwangerschaftsabbruch in die Gänge. Ich habe mir vorgestellt wie es mit einem 3. Kind sein würde und wie schwierig es wäre. Der kleine wäre dann erst knapp über 2 Jahre und wer kinder hat weiss wie anstrengend es noch in dieser Zeit ist und wie viel Hilfe sie dort immer noch benötigen. Und dann hätte ich noch zusätzlich ein Neugeborenes auf dem Arm. Dazu kommt das mein großer dieses Jahr von der 4 in die 5. Klasse wechselt und auch er noch ein bisschen was von Mama haben will und gerade in dieser Zeit Evtl. mehr Aufmerksamkeit braucht und Hilfe. Ich war überfordert mit dem Gedanken in dieser Zeit noch ein 3. Kind zur Welt zu bringen. Mein Mann arbeitet sehr viel und wenn er zu Hause ist will er sich ausruhen, was ich auch verstehen kann. Aber somit bin ich mit den Kids viel alleine. Dazu muss ich auch sagen das ich 2 Mamakinder habe, die partout alles nur mit Mama machen möchten. Die Angst das ein weiteres Kind dazukommt hat mich wie gelähmt. Ich habe dann nur noch wie ein Roboter alle nötigen Gänge gemacht. Dann war es am Freitag soweit, ich habe alle Gedanken beiseite geschoben und dachte danach geht es mir besser und ich kann für meine Kinder wieder voll da sein. Doch seit dem Tag ist nichts mehr wie es war. Ich bin nur noch am weinen. Ich bin in einem gedankenkarussel gefangen und frage mich die ganze Zeit wieso ich das gemacht habe, wieso ich mit meinem Mann nicht gesprochen habe, ob wir nicht doch ein 3. Kind haben wollen. Ich sage mir ich hätte das schon irgendwie geschafft. Ich fühle mich wie eine leere Hülle und funktioniere nur noch. Ich vermisse dieses Kind so sehr und gehe die Zeit vom positiven Test bis zum Abbruch immer und immer wieder durch und frage mich wie ich so gefühllos entscheiden konnte?
Ich habe keinen Hunger mehr, keine Freude und frage mich ob das jetzt mein Leben ist? Nur noch existieren? Schlaflosigkeit. Ich muss einen Weg finden damit zurechtzukommen und abzuschließen, aber weiss noch nicht wie. Ich habe morgen einen Termin bei einer Psychologin bekommen und erhoffe mir so ein bisschen runter zu kommen.
Was mich auch noch sehr bedauern lässt ist die Beratung bei der Beratungsstelle und meiner Frauenärztin. Die Beratungsstelle war sehr neutral, also weder pro noch kontra. Was sie wahrscheinlich auch sein müssen. Aber die Dame dort ist mit keinem Wort auf den seelischen Schaden eingegangen, den so ein Abbruch mit sich bringt. Das hätte ich mir sehr gewünscht. Oder das bei diesen Beratungsstellen vlt auch die Möglichkeit besteht mit einer Frau zu sprechen, die einen Abbruch hinter sich hat und persönlich berichten kann. Ich für meinen Teil möchte jeder Frau erzählen, dass sie es nicht machen soll, damit ihnen der Schmerz den ich jetzt empfinde erspart bleibt. Ich glaube das würde vielen Frauen die Augen öffnen und evtl auch die Meinung umstimmen. Auch meine Frauenärztin hat sehr kalt einfach nur den Termin geplant und mit keinem Wort die seelischen Wunden erwähnt. Ich wünsche mir immer noch die Tage vor dem Termin zurück und das mir jemand gesagt hätte, es wird schon werden, mach es nicht. Ich war sehr alleine mit dieser Entscheidung und so fühle ich mich jetzt auch. Mein Mann versteht nicht was mit mir los ist und möchte zu dem Punkt von davor zurückkehren, aber das ist für mich nicht möglich. Ich muss die ganze Zeit an das denken was wir gedankenlos weggegeben haben und was ich verloren habe. Ich bin in der Vergangenheit gefangen und habe Schuldgefühle diesem Baby nicht die Chance auf ein Leben gegeben zu haben.
Das alles einmal aufzuschreiben tut gut.
Du Liebe,
von Herzen mein tiefes Mitgefühl für dich Es macht mich sehr betroffen, wie verzweifelt du gewesen bist und wie sehr du diesen Schritt der Abtreibung heute bereust. Vielleicht ist die Abtreibung noch nicht lange her - oder du trägst alles schon länger mit dir herum - und du bist deine Last hier zum ersten Mal losgeworden. Der Schock, unter den manche Frauen bei der plötzlichen Nachricht einer ungewollten Schwangerschaft stehen, ist sehr groß. Da kommt es oft vor, dass Frauen sich wie in einem Tunnel befinden und sich gar nicht mehr richtig spüren. So ging es auch dir und es tut mir sehr, sehr leid. Du darfst wissen, du bist nicht alleine damit, wie es dir jetzt geht… Und du hast es dir bestimmt nicht leicht gemacht.
Heute bist du bei einer Psychologin - vielleicht schon gewesen. Sie hat hoffentlich viel Verständnis für dich und wird dich gut begleiten. Hast du sonst liebe Menschen in deinem Umfeld, mit denen du sprechen kannst?!
Ich wünsche dir sehr, dass du dir Zeit lassen kannst, um das Geschehene zu verarbeiten und um ganz langsam wieder Mut und Hoffnung findest.
Alles, alles Liebe für dich!
Hallo, ich wollte gerne auch mein Mitgefühl und mein Mitttrauern bekunden.
Es muss schrecklich sein, was du durchgehst.
Ich glaube dir, dass es dir an Verständnis aus der Umgebung fehlt.
Hilft dir vlt der Gedanke daran, dass die kleine Seele bei Gott ist?
Das ist sehr gut, dass du dir Hilfe von außerhalb suchst und auch hier im Forum dich ausspricht! Es gibt Menschen, die dir die Schulter zum anlehnen bieten können, die du brauchst - das machst du gut, diese zu suchen!
Alles Liebe wünsche ich dir und deiner Familie und viel Trost!
Yom
Vielen Dank euch für die lieben Worte. Ich habe ein paar homöopathische Mittel genommen um ein bisschen zur Ruhe zu kommen und auch zu ein bisschen Schlaf. Das hat mir etwas geholfen um mal durchzuatmen und die Gedanken zu sortieren. Ich muss zumindest nicht mehr die ganze Zeit weinen. Aber es wird Zeit brauchen. Ob man das je komplett verarbeitet weiss ich nicht. Ich ärgere mich nur das ich mit meinem Mann nicht darüber gesprochen habe.
Wir hatten schon ein paar Probleme nach Kind Nummer 2. Da mein Mann in Vollzeitjob arbeitet und ich in teilzeit ist er immer der Meinung das die Kinder meine Angelegenheit sind. Beim ersten Kind habe ich das alles noch so mitgemacht. Beim zweiten habe ich ihn dann doch mehr hinzugezogen, weil man ja nicht alles alleine machen kann und wenn ich mich um den kleinen kümmere muss er sich auch mal um den grossen kümmern oder anders herum. Das hat immer wieder zu Konflikten geführt, weil er nicht verstand wie ich das nicht schaffen kann, schließlich arbeite ich nur in Teilzeit und bin den halben Tag zu Hause und könnte schon alles erledigt haben bevor er nach Hause kommt (Haushalt, Einkauf, Kochen...). Dann kam hinzu, dass er wollte das ich die Pille nehme. Ich wollte aber nicht, da ich in der Vergangenheit immer wieder Probleme mit Hormonen hatte. Als ich ihm dann sagte ich bin schwanger, war er natürlich sauer und ich war Schuld das es so war, weil ich ja nicht die Pille nehmen wollte. Ich wollte auch eigentlich kein weiteres Kind, weil ich mit den zwei die ich habe schon gut ausgelastet bin neben der Arbeit und dem Haushalt. Ich hatte Angst mich mit ihm auseinanderzusetzen und das macht mir jetzt im Nachhinein die Sorgen. Ich war zu schwach und zu feige. Ihm geht es gut damit. Er ist froh das es jetzt so ist.
Liebe Lonely,
wie gut, dass dir die Mittel helfen, ein bisschen zur Ruhe zu kommen und zu schlafen. Das gibt dir Kraft für den Tag. Gehst du denn schon wieder arbeiten oder bist du krank geschrieben?! Wenn du genug Kraft für die Arbeit spürst, kann sie dich auch etwas ablenken – je nachdem, was du arbeitest.
Es geht mir sehr zu Herzen, wie du hier im Schreiben teilst, wie es dir ging und was du aus deiner Erfahrung rätst. Du wünschtest, du hättest mit deinem Mann deutlicher gesprochen. Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen, dass du zu schwach oder zu feige dazu warst. Du hast so sehr mit dir gerungen und vor lauter Schock und Angst keinen anderen Weg als die Abtreibung sehen können. Und warst alleine damit, schreibst du. So sollte es wirklich nicht sein.
Um dem auf die Spur zu kommen, was dir zutiefst wichtig und wertvoll ist und was du eigentlich für dich willst, hättest du mehr Zeit gebraucht. Und - jemanden, der mit dir ausgehalten hätte und für dich da gewesen wäre. Um „erstmal richtig bei mir selbst ankommen“, schreibst du. Das geht nicht innerhalb von ein paar Tagen und nicht unter Zeitdruck. Es braucht innere Ruhe dazu – bis sich die Aufruhr gelegt hat und man wieder klar sieht und spürt, was man sich eigentlich wünscht. Seine innere Stimme hört – jede von uns hat da so ihre ganz eigenen Worte und Bilder
Dass du Angst hattest, dich mit deinem Mann auseinanderzusetzen – ich verstehe, dass du es bereust und dich ärgerst. Ihr hattet halt schon vorher eure Auseinandersetzungen und es ist nicht leicht, sich dann in einer so gravierenden Ausnahmesituation gut miteinander zu verständigen. Und er konnte auch nicht aus seiner Haut....
Was ist, darf sein. Was sein darf, verändert sich. Der Satz kommt mir immer wieder in Erinnerung. Dein Mann kann momentan nicht nachvollziehen, wie es dir jetzt geht. Deine Möglichkeit ist jetzt, dass du es ihm nach und nach und immer wieder erklärst. Wenn du dich bereit dazu fühlst und die Kraft hast. Mit viel Geduld. Vielleicht kannst du ihm auch etwas darüber zu lesen geben, wo Frauen von ähnlichen Erfahrungen wie du schreiben. Das alles ist wahrscheinlich ganz neu für ihn und er braucht auch seine Zeit.
Wenn die Zeit dann da ist, dass ihr miteinander darüber sprechen könnt, kann das eure Beziehung – mit viel Geduld füreinander – tiefer denn je werden lassen. Es fühlt sich wahrscheinlich weit weg für dich an. Das darf so sein. Und kann sich ändern
Viel Kraft und Trost für dich nochmal und ganz liebe Grüße!
Herzlich, Sanne
Liebe Lonely
weinen möchte ich mit Ihnen, in Ihrer dristen Dunkelheit, in die Ihre Seele gefallen ist, wo "tausend" anklagende Gedanken wild durcheinander rufen und münden in die eine Frage: "Wie konnte das nur geschehen?"
Doch möchte ich auch gern meine Hand auf die Ihre legen und in Ihr Herz flüstern:
Ich kenne da jemand, der für die Schwachen da ist, für die Verzweifelten und Trauernden.
Einen Helfer der Geringen, einen Beistand der Armen, einen Beschützer der Verachteten einen Retter der Hoffnungslosen. Einen, der Zuversicht gibt jenen, die schuldig geworden sind.
"Wohin soll ich mich wenden, wenn Gram und Schmerz mich drücken ..." heißt es in einem Lied von der Schubert-Messe.
Dorthin! Zu Gott, zu Jesus Christus und den Vater, der gnädig ist und barmherzig, langmütig voll Huld und Treue, der jedem verzeiht, der bereut ... ER nimmt die Kleinen an Sein Herz, und auch jene, die sich schuldig fühlen... und gibt Heimat. Bei IHM sind wir geborgen! Das habe ich erlebt, ganz real!
Was ich Ihnen schreibe sind nicht meine Worte, es sind die Seinen. Ab er ich bezeuge sie als wahr.
Ich hoffe und wünsche, dass Sie Seine Liebe, die Sie umfängt, (gerade jetzt, in dieser Situation) spüren dürfen, und dass Ihre Liebe, zu Ihren beiden Kindern und zu Ihrem Mann sich erneuern und vertiefen wird.
Ich schließe Sie fest in mein Gebet ein!
Ach krass, so hart und so traurig die Geschichte.
Ich bete für dich, das muss so schwer sein.
Ich habe heute gesungen und an dich gedacht dabei.
Ich empfehle sehr gerne Lieder und hoffe das ist OK so.
Also das Lied "Noch nie" von Johannes Hartl und Freunde, gibt's bei YouTube, finde ich ganz schön.
singen und an jemanden denken - das ist schön… Es rührt dich auch sehr, was Lonely hier von sich erzählt und du möchtest, dass sie sich nicht alleine in ihrer Trauer weiß… Ich habe grade mal in das Lied reingehört und mich spricht es jetzt gar nicht so an. Jeder von uns hat da eben so seine ganz eigene Antenne, was wir mögen und uns berührt.
@ Lonely: vielleicht ist Musik grundsätzlich oder auch das Lied eine hilfreiche Anregung für dich…
Ganz liebe Grüße nochmal von Sanne
Ach ja, Musik, da kann man sich nicht streiten, da ist wirklich jeder anders :D
Genau, ich denke auch, dass Musik die Seele heilt. Habe es selber so erfahren und wollte einen Vorschlag geben
Ihr seid alle so lieb. Mir gefällt der Song sehr gut. Danke.
Ich bete sehr viel. Bitte um Vergebung sowohl bei Gott als auch bei dem kleinen Würmchen.
Vielen Dank euch für die netten Worte.
Ach, da freue ich mich!
Sei nicht traurig lonely und allein bist du auch nicht
Alles Liebe!
... ich kann dich soooo gut verstehen.
Du brauchst Zeit, liebe lonely.
Mir ging es ganz genauso wie dir. Mein abbruch ist 2 Monate her und es ist immer noch schwer. Aber zumindest muss ich nicht mehr jeden Tag weinen. Nur nich jeden zweiten vielleicht. Und manchmal nur eine Träne und ich hole mich wieder ins hier und jetzt zurück.
Meine Kinder geben mir Kraft. Aber jedes mal wenn ich meinen Freund sehe, sehe ich auch unsere kleine Tochter (ja, ich glaube es war ein Mädchen, in meiner Vorstellung ist das so). Ubd ich versuche dem Raum zu geben um dann aber auch bewusst zu entscheiden, dass ich mich jetzt den realen Personen neben mir widme, die ich liebe und die mich lieben.
Schreib bitte einfach weiter deine Gedanken auf... das hilft!