Hallo liebes Forum,
Ich wollte mit euch gerne die Erfahrungen teilen, die ich mit meiner Abtreibung gemacht habe. Weil ich hier beim rüberlesen im Forum nur Geschichten von Frauen gesehen habe, die sehr schlecht mit der Entscheidung klar kamen dachte ich, es könnte ganz gut sein mal davon zu hören, wie es auch laufen kann.
Ich bin vor bald 3 Jahren versehentlich schwanger geworden, nachdem sämtliche Verhütungsmethoden versagt hatten. Mein Freund hat bereits ein Kind und ich fühlte mich mit 20 noch viel zu jung dafür, Mutter zu werden. Die Entscheidung abzutreiben stand bei mir eigentlich schon fest, bevor ich schwanger wurde. Ich hatte mich aus einem Interesse für Feminismus heraus viel mit dem Thema auseinander gesetzt. Ich habe Erfahrungsberichte von Frauen gelesen, die es bereuten und von Frauen, die glücklich mit ihrer Entscheidung waren und schon damals für mich den Schluss gezogen, dass ich eine Abtreibung bis zum 3. Monat für völlig unbedenklich halte und als das Recht einer jeden Frau betrachte.
Als es dann bei mir soweit war, war ich also schon mehr oder weniger vorbereitet. Die Entscheidung war klar, mein Freund wollte auch kein Kind. Er sagte zwar, wenn ich wollte würde er das natürlich mit mir durchziehen, aber ich wollte nicht. Den Abbruch selbst habe ich mit Tabletten vornehmen lassen. Das ganze war für mich körperlich etwas anstrengend aber seelisch bin ich völlig unbelastet daraus hervor gegangen. Ich habe in keinem Moment das Gefühl gehabt, etwas Unrechtes oder Schweres zu tun. Von einem biologischen Standpunkt aus, ist ein so junger Fötus kaum als menschliches Wesen zu bezeichnen(Ich weiß, diese Aussage ist etwas umstritten. Das müssen natürlich nicht alle so sehen aber ich habe diese Haltung schon immer gehabt). Und mir war immer klar, dass ein Kind, dass ich nicht will in diese Welt zu setzen 10 mal verantwortungsloser wäre, als es abzutreiben, bevor es überhaupt fühlen kann. Generell hat mir bei diesem Thema eine eher rationale, statt gefühlsbetonte Denkweise sehr geholfen, die für mich richtige Entscheidung zu treffen. Ich will damit natürlich absolut nicht sagen, dass die Gefühle der Frauen, die darunter leiden nicht echt und ernst zu nehmen sind! Ich bin nur dankbar, dass diese Gefühle zumindest bei mir nicht aufkamen und mir meine Entscheidung erschwert haben.
Ich bin heute sehr, sehr dankbar für mein selbstbestimmtes Leben und dafür die Möglichkeit abzutreiben gehabt zu haben. Wenn ich noch einmal schwanger werden würde, würde ich es auch wieder tun.
Wenn ich ein Kind bekomme, dann will ich es richtig machen. Mit einem abgeschlossenen Studium, gesicherten Einkommen, einem Freund, mit dem ich zusammen bleiben will und mit dem Gefühl, mich schon ausgelebt zu haben. Die Familiengründung ist für mich einfach ein Thema, bei dem ich keine halben Sachen machen möchte.
So ich hoffe was ich geschrieben habe, kann ein paar von euch weiter helfen!
Alles Liebe,
Lore.
Danke, dass du hier so offen von dir schreibst!
Ja, ich finde auch, dass jede Frau es in sich selbst (am besten) spürt, wie es für sie sein soll und was ein Kind für sie bedeutet.
Jede Frau ist da anders und erlebt deshalb auch eine ungeplante Schwangerschaft anders. Darin ist sie, wie du schreibst, zu 100 % ernst- und anzunehmen. Leider steht eine Frau oft von verschiedenen Seiten unter Druck.
Für dich ist die Planung im Leben sehr wichtig und dass du all das erlebt oder „beisammen“ hast, was dir wichtig ist, bevor du eine Familie gründest.
Eine Frau sollte immer frei sein, nach ihrem eigenen Gewissen, nach ihren ganz persönlichen Haltungen eine Entscheidung zu treffen - und wie sie es für sich ganz ehrlich und aufrichtig wünscht.
Alles Gute für dich!
Ja ich denke auch, dass Frauen immer frei entscheiden können sollten. Das ist das Wichtigste. Mich macht es nur traurig, wenn ich hier lese, wie viele Schuldgefühle und Gedanken sich einige machen. ich habe dann den Eindruck, dass manche Frauen eben wegen all der Emotionen, die ihnen die Sicht versperren NICHT frei entscheiden können. Dabei haben sie doch meist die richtige Entscheidung getroffen! Ein Kind kann etwas wunderschönes sein, aber in erster Linie ist es doch eine riesen Verantwortung und eine unumkehrbare Veränderung. Und wenn man abtreibt, weil man dafür noch nicht bereit war, dann hat man schlicht und ergreifend das Richtige getan und braucht sich dafür nicht fertig zu machen. Ich habe allerdings auch nicht das Gefühl gehabt, bei meiner Abtreibung viel zu verlieren. Es war ja noch weit entfernt davon, ein Baby zu sein und es war für mich eher wie eine etwas verspätete Periode.
Ich glaube zudem auch nicht an Seelen oder ähnliches. Viele haben ja anscheinend das Gefühl gehabt, einer Seele den Zutritt auf die Erde verwehrt zu haben. Das war für mich immer zu abstrakt so ein Denken.
Ich hoffe keiner hat das Gefühl, ich würde irgendwen verurteilen! Mir war es nur wichtig zu schreiben, was in mir so vorging, da viele Einträge hier auch die Frage beinhaltet haben, wie sie besser mit ihrer Abtreibung leben lernen können.