Es liegt nun schon 40 Jahre zurück, aber eine solche Situation "verjährt" ja nicht.
Mein Verlobter und ich wollten heiraten - und ich ahnte kurz zuvor, dass ich schwanger sein könnte . Damals konnte mans nicht so eindeutig früh feststellen wie heute, aber es gab halt Signale.
Am Tag der Hochzeit - also filmreif... - eröffnete mir mein Verlobter im Verein mit seiner Mutter, dass er mich nicht heiraten wolle und könne.....
War schon krass, auch wenn ich heute, 40 Jahre später, drüber lachen kann. Damals konnte ichs natürlich nicht, zumal - s.o.: Ich ahnte, da war ein Kind unterwegs. Und in den 70ern war das alles andere als lustig - da war man als ledige Schwangere/Mutter reell noch sowas wie geächtet.
Cut: Kurz drauf bestätigte sich die Schwangerschaft, aber eines war mir von Anfang an klar: Ich würde niemals abtreiben, obwohl mir etliche Leute dazu rieten, u.a. - bitter - meine eigene Mutter....
Tja, dann kam meine wunderschöne Tochter zur Welt - Beratung (nicht zu vergleichen mit den heutigen Beratungen!) bekam ich durch einen Sozialdienst, auch ein paar Dinge, die man für ein Baby braucht. Denn der Vater hatte sich ab dem Moment hinter seinen Eltern versteckt und war für mich nie mehr ein Ansprechpartner. Er kennt seine Tochter (und mittlerweile auch Enkelin) bis heute nicht....
Soviel für heute. Wir habens geschafft, obwohl es damals NICHTS von dem gab, was heute zum Glück Alleinerziehenden gewährleistet wird. Damals, da gabs 50 DM Kindergeld - das wars. Und dann musste man sehen, wie sich und sein Kind durchbringen.
Ob ichs heute auch rückblickend wieder so machen würde? Ja. Denn Abtreibung war und ist für mich niemals eine Lösung.
LG
Luise7
Hallo Luise!
Mit wachsendem Staunen habe ich Deinen Beitrag gelesen und dachte einfach nur "Wahnsinn!" - Nach der "Eröffnung" am Hochzeitstag hatte ich auf eine "Klärung" und was weiß ich gewartet - aber das war es einfach!? Ab da warst Du einfach allein ....
Nach so langer Zeit ist so eine Geschichte in diesem Zeitraffer erzählbar. Zum Durchleben waren es wohl immer wieder gefühlte Ewigkeiten von Verzweiflung und Alleinsein.
In allem hast Du hast Deine Selbstachtung behalten und gelebt und Achtung vor dem anderen Menschen auch: Vor Deiner Tochter und jetzt auch vor Deiner Enkelin. Deine Lebenshaltung.
Wie ging denn dann alles weiter und wer gehört denn heute außerdem zu Dir und zu Euch, möchte ich fragen - möchte am liebsten noch mehr erzählt bekommen. Wie Du dann alles geschafft hast. Wie sich Deine Mutter dann weiter zu Dir gestellt hat.... Aber ich glaube, das muss auch wieder nicht sein (außer Du möchtest gern mehr erzählen).
Du hast geschrieben, was Dir wichtig ist.
Danke für Deine "merkwürdige" Geschichte - also: würdig, dass man sich Deine Geschichte merkt.
Ich staune, was Du bewältigt hast! Am meisten über den Anfang, der ja aus einem Ende resultierte ....
Alles Gute für Dich und Deine Tochter und Enkelin!
Layla
Guten Morgen Luise,
hab´ ganz herzlichen Dank für deine berührenden und sehr besonderen Zeilen. Du hast ein wunderbares Plädoyer für das Leben verfasst!
Im Allgemeinen, aber auch im Besonderen: Denn DEIN Leben verbirgt sich dahinter. Und auch - zum Glück! – das deiner Tochter. Wie wunderbar, dass sie leben darf!
Fast wie ein Schwarz-Weiß-Film erahne ich, dank deinem Schreiben, die vergangenen 40 Jahre deines Lebens vor mir. Ein Film, der zu Beginn eine unfassbare Wendung nimmt – unfassbar für eine glückliche, erwartungsvolle junge Frau, die sich trauen (lassen) möchte. Die voller Hoffnung ist – in mehrerer Hinsicht.
Und ein Film, der dann die so nicht geplanten, sicherlich auch schweren, ersten Jahre mit der wunderschönen Tochter aufzeigt. Während das Umfeld immer wieder verwundert oder gar verächtlich reagiert. Auf die besondere Situation.
Liebe Luise, aber es ist nicht nur ein Film. Du hast das so erlebt und tapfer, voller Verantwortungsbewusstsein und Respekt vor dem Leben, durchlebt!
Der Film endet für mich an dieser Stelle, zum Teil (oder insgesamt?) mit einem großen Happy-End. Ihr habt es geschafft, deine Tochter und du! Und wie das Leben so spielt, gibt es sogar schon eine Enkelin – das Leben darf weitergehen .
Du schreibst, heute kannst du über all das lachen. Ob das bedeuten mag, dass du neben der Dankbarkeit über deine Tochter auch inneren Frieden finden konntest mit deiner Mutter und/ oder, wenigstens ein bisschen, mit dem Kindsvater – das behält der Film für sich. Aber er gibt sehr zu denken und lässt mich staunen über das, was durch die Kraft einer werdenden Mutter möglich ist .
Eben ein eindrückliches Plädoyer für das Leben. DANKE!
Mit meinen besten Wünschen für dich!
Delphinnase
Danke euch. Ich werde noch mehr aus meinem Leben berichten, denn es ging leider ähnlich chaotisch weiter.
Aber ich brauche im Moment dafür etwas Kraft und Ruhe.
Doch ich war auch Jahre später nochmal alleinerziehende Mutter...... Diesmal dreier Kinder.....
Später mehr. Danke für eure Worte.
Ich habe erst überlegt, ob ich den zweiten Teil meiner Lebensgeschichte schreiben soll, aber eigentlich gehts hier ja um Abtreibung oder nicht.
Und Kind 2,3,4 wurden in eine Ehe hinein geboren, die dann leider zerbrach (leider für die Kinder)
und waren absolute Wunschkinder (zumindest von mir - mein Ex war über Nr 3 und 4 nicht so begeistert.... PS: Stört euch bitte nicht an den Nummern, aber ich möchte meine Kiddies nicht namentlich ins inet stellen, ok)
Danach war ich halt besagte alleinerziehende Mutter von erst 4, dann, als meine Älteste zum Studtium nach Bayern ging,
3er Söhne. Und auch das ging - mit Hilfe von Freunden, einem wunderbaren Diakon und meinen Söhnen selbst, die einfach super waren.
Fazit aus allem (addiere ich mal meine Tochter plus Enkelin hinzu): Es gibt keinen Grund für eine Abtreibung. Niemals!
Will man, was ja durchaus legitim ist, keine Kinder, dann ist man verpflichtet, so zu verhüten, dass kein Kind entsteht.
Ist eines unterwegs, hat man dem werdenden Leben gegenüber schlichtweg eine Verpflichtung, denn dieses Wesen kann sich nicht wehren. Und es IST ein Kind vom ersten Tag der Zellteilung an!
Wichtig ist dann, Hilfe zu haben - etwas, das ich wie erwähnt in meiner ersten Schwangerschaft bitter vermisst habe.
Aber heute gibt es diese Hilfen - und auch ich biete mich als Hilfe an, sollte jemand von euch nicht weiter wissen! PN genügt.
Wie gesagt - ich hab da so manches durch und denke, dass ich bei diesem Thema mitreden kann.
Und ich vergesse nie, als eine ehemalige Studienkollegin zu Besuch kam und völlig locker von 2 Abtreibungen erzählte, die sie grad hinter sich hatte...... Und überhaupt nicht verstand, wieso mir da die Tränen kamen....
Bitte - lasst eure Kinder leben. Es gibt heute soviele Hilfen und auch ich will gern für euch da sein. Aber diese Wesen, unschuldig an ihrer Entstehung, haben ein Recht darauf, ihr eigenes Leben zu haben.
Ich wünsche euch allen Kraft und Mut und Liebe zu eurem Kind.
Liebe Luise,
was für eine Ansage von Dir!
Da ist ein roter Faden in Deinem Leben, am Anfang nur eines dünnes Fädchen, fast am Abreißen oder jedenfalls in einer Zerreißprobe. Im Lauf Deines durchlebten Lebens wurde daraus ein richtiges dickes haltbares rotes Seil. Und Du möchtest anderen Menschen damit Halt anbieten. Echt klasse!
Vielen Dank, dass Du anderen Menschen überhaupt an Deinen Erfahrungen Anteil gibst! Das ist wirklich ermutigend, wenn jemand, der "durch" ist, so berichten kann.
Ich dachte schon, dass da noch was kommen muss, nach Deinem ersten posting. Für Dich ist vielleicht gerade eine Zeit, in der Rückblick dran ist. Es ist für Dich ein positiver Rückblick und Du machst nun ein Angebot, wie andere Menschen es Dir gemacht haben.
Danke!
Tut einfach gut, wenn Gutes weitergereicht wird! - Das wollte ich Dir gerne sagen!
Alles Gute weiter für Dich und 1,2,3,4 und 1+!!
Layla
Ich glaube, das hier ist in all den Jahren das ERSTEmal, dass ich für meine Geschichte, mein Leben, mein Tun NICHT verurteilt werde.
Und nun kommen MIR die Tränen - es tut so gut, einfach auch mal Zuspruch zu bekommen nach all den bitterharten, aber dennoch wunderbaren Jahren. (
Ich hab nur ein Wort für euch:
DANKE!
.. wurde es aber mal Zeit!
Vielleicht kommst Du gerade in eine Zeit, wo eben Zurückschauen und neu Ordnen angesagt ist und Du überhaupt erst erkennst, was Du geschafft hast.
Und was Du Wunderbares erlebt und bekommen hast.
Da gehören dann auch die Tränen dazu - und die Freude und der Dank.
Das Mitteilen und Weitergeben ist nochmal schön!
Für Dich und Deinen weiteren Lebensweg: Man darf gespannt sein!?
Einen guten Tag Dir, Luise!
Danke, layla!
Fortsetzung: Nun, es gibt inzwischen Schwieger- und weitere Enkelkinder, ich bin berentet, lebe ziemlich ruhig nach all den Aufregungen und Anstrengungen der letzten Jahrzehnte mit meinem kleinen Hund in HB.
Lediglich letzteres ist noch ein wunder Punkt, den ich gern ändern würde, denn Bremen ist echt nicht meins, weder von der Umgebung noch der Mentalität her. Ich fühle mich hier mehr als unwohl und würde meinen Lebensabend echt gern in einer schöneren Umgebung verbringen.
Mal schauen, obs klappt, bisher hab ich da noch keine Idee.
Aber sonst? Es ist geschafft
LG
mit Anteilnahme hab ich deine Geschichte gelesen.
Mein Leben ist anders verlaufen, trotzdem fühle ich mit dir mit.
Meine älteste Tochter ist Jahrgang 1977, ich habe sechs Kinder und mein Mann hat mich nachher verlassen.
Jetzt lebe ich ganz allein (ohne Hund).
Auf diesem Wege wünsche ich dir alles, alles Gute und ich wünsche dir
das du den richtigen Platz findest an dem du zu Ruhe kommen kannst.
Herzliche Grüsse
Danke, Rahel. Aber so anders scheints ja dann doch nicht verlaufen zu sein, denn auch der Vater meiner Söhne hat dann ja die Fliege gemacht nach 15 Jahren Ehe. Nur hab ich keine 6, sondern `"nur" 4 Kiddies....
Dir auch alles Gute - man liest sich hier ja immer mal wieder.