Hallo, ich habe einen schweren Stein im Herzen, habe schon oft anderswo versucht, Klarheit und eventuell auch andere Menschen in meiner Situation zu finden, doch fand ich stattdessen Unverständnis, Hass, Wut, schwere Vorwürfe und alles weitere in der Richtung.
Ich möchte es dennoch noch einmal versuchen, vielleicht ist hier der richtige Ort dafür, ich wüsste nicht, wo sonst.
Es geht darum, dass ich mein drittes Kind erwarte. Meine beiden anderen Kinder werden nächsten Monat 3 & 1 Jahr alt. Keines der Kinder war geplant oder gut überlegt, und ich habe psychische Probleme. Kriege unter anderem mit mittlerweile 30 Jahren mein Leben nicht so weit in den Griff, dass es für mich selbst ausreicht, denn psychisch bin ich immer noch ein Teenager, zudem depressiv, wahrscheinlich traumatisiert und überhaupt spricht in meinem Leben eigentlich alles dagegen, dass ICH Kinder haben sollte.
Die Große ist durch Leichtsinn entstanden. Nach dem Prinzip "Es wird schon nichts passieren" habe ich bis dato nie verhütet und es war auch nie etwas passiert. Daher die Nachlässigkeit, obwohl ich zum Zeitpunkt der Schwangerschaft in einer extrem kindsfeindlichen Situation lebte.
Die Mittlere entstand durch einen schlecht durchdachten Kinderwunsch. Im Grunde auch Leichtsinn, nur hatte ich nach der Geburt der Großen zunächst verhütet und die Verhütung abgesetzt. Ich war so geblendet von meinem starken Kinderwunsch, dass mir nahezu egal war, wer der Erzeuger war. So kommen bei der Mittleren zwei Väter in Frage, einen davon liebe ich (er ist mein Partner), den anderen finde ich so widerlich und abstoßend, dass es mich bis heute graust, dass ich ihn an mich rangelassen habe.
Dann war ich mit zwei kleinen Kindern überfordert. So sehr, dass selbst die Familienhilfe nicht ausreichte, die 1-2x pro Woche jeweils 1 Stunde kam. Ich war zu alt für ein Mutter-Kind-Heim, das Jugendamt konnte mir keine bessere Unterstützung mehr anbieten. Meine Kinder litten unter der Situation, die Große brauchte mich noch mehr als das Baby, aber ich konnte beiden nicht gerecht werden. Hab es trotzdem versucht so lange es ging, aber irgendetwas musste dabei auf der Strecke bleiben. Das waren dann meine eigenen Bedürfnisse sowie der Haushalt. 24/7 war ich mental und körperlich nur für die Kinder da, die Große ist ein High-Need-Kind, ist also so anstrengend wie Drillinge.
Da ich weder Freunde noch eine liebevolle Familie habe, konnte mich da auch keiner unterstützen. Mein Freund war da, lebte auch bei mir, aber er hat das Problem nie wirklich gesehen. Wenn die Große täglich 2-3 Stunden abends zum Einschlafen brauchte, mit Einschlafbegleitung, dann kam von ihm nur: "Dann ist das eben so, dann braucht sie das, dann sei einfach bei ihr". Dass das nicht auf Dauer geht und ich es auf Dauer auch nicht wollte, hat er kritisch gesehen. "Du hättest kein zweites Kind bekommen sollen", kam dann oft von ihm. Nachmittags schlief sie auch nicht, obwohl total übermüdet. Nachts wachte sie ständig auf und brauchte lange zum Wiedereinschlafen. Alles natürlich in Begleitung. Feierabend, Zeit für mich oder den Haushalt? Keine Chance! Dass man als zweifache Mutter wenig Zeit für sich hat, und phasenweise auch mal gar keine freie Minute, das ist wohl normal. Aber die Große war 2 Jahre alt und es gab keinen einzigen Abend, an dem ich mal zumindest in Ruhe duschen konnte. "Beschwer dich nicht, so ist das nunmal", hieß es dann aus Mütterkreisen. Aber ich fand und finde es nicht normal. Ich war total ausgebrannt und meine Kinder spürten das. Je weniger ich geben konnte, desto mehr forderten sie.
Als es dann garnicht mehr ging, habe ich beide Kinder schweren Herzens zu meinen Eltern in Pflege gegeben. Zu meinen Eltern habe ich keinen guten Kontakt, es ist zu viel vorgefallen in meiner Jugend, dennoch weiß ich, dass meine Kinder dort vorerst besser aufgehoben sind. Es geht ihnen gut, wenn nicht gar viel besser als bei mir. Nur bekomme ich sehr wenig Info zu meinen Kindern, mal ein Foto oder ein Update, ob die Kleine schon krabbeln kann? Ich muss um jeden Hinweis betteln, und das, obwohl ich Umgangs- und Sorgerecht habe. "Jetzt jammer nicht rum, willst du jetzt auch noch Mitleid?", heißt es aus Mütterkreisen. Die Große sehe ich jedes zweite Wochenende. Die Kleine habe ich seit der Weggabe Ende Juli 2017 nur knapp 5x gesehen. Und auch nur sehr kurz, im Haus meiner Eltern, in dem ich nicht gern gesehen bin. Im Grunde kenne ich sie garnicht, entsprechend empfinde ich sie kaum mehr als meine Tochter.
Und hier kommt der springende Punkt: Ich glaube, ich bin bindungsunfähig. Nicht zu 100%, aber zumindest zu bedingungsloser Liebe bin ich nicht fähig, und ich weiß nicht, warum. Die Große konnte ich bis zu 18 Monate nach der Geburt nicht annehmen, daher die Überforderung - wenn man liebt, tut man alles, um den Menschen glücklich zu machen. Wenn man nicht liebt, aber trotzdem Verantwortung trägt, trägt man nur die Last und fühlt sich nicht entlohnt. Sie war lange Zeit ein Schreibaby, zudem kein bisschen süß, lächelte oder lachte nie, brauchte für jede Entwicklung deutlich länger als andere Babys. Ihr erstes "Mama" kam mit 18 Monaten. Ich glaube, dass erst dadurch allmählich eine zarte Bindung zwischen uns entstanden ist. Heute ist sie mein Ein und Alles, aber wenn ich zurückblicke, auf das schreiende, haarlose, nichtskönnende Baby, das sie einst war, empfinde ich immer noch eine Art Abneigung darauf. Klingt sehr herzlos, und möglicherweise bin ich das auch, aber ich will es eigentlich nicht sein. Ich will herzlich sein und fühlen können, ich will Mutterliebe empfinden. Ich will glücklich sein, ein Kind haben zu dürfen.
Die Kleine, trotz dass sie ein Wunschkind war, konnte ich nicht annehmen. Ich fand sie potthässlich, auch Wochen nach der Geburt, und es spielt bis heute die Befürchtung mit rein, dass sie von dem Typen abstammt, den ich niemals an mich hätte ranlassen dürfen. Klar kann sie nichts dafür, ich aber auch nichts dagegen. Ich habe Angst vor einem DNA-Test, da er meine Befürchtungen bestätigen könnte und zudem dem Ekeltypen ein Umgangsrecht einräumen würde.
Ich weiß nicht, ob ein geregelter Umgang, der mir ja zusteht, eine Bindung zu ihr zustande bringen würde. Wenn man sein Kind nur alle 2 Wochenenden sieht, wie soll da etwas entstehen? Ich käme mir vor wie ein Babysitter, der aufs Kind aufpasst und am Ende froh ist, es wieder abgeben zu können. Vielleicht wäre es daher besser, wenn ich gar keinen Kontakt zu ihr aufnehme. Aber sie wird irgendwann alt genug sein um zu verstehen, dass ihre große Schwester ihre Mama liebt und sehen darf, aber sie selbst nicht. Wäre das nicht noch schlimmer?
Ich glaube, meine Kleine und ich haben viel gemeinsam. Wir beide waren Wunschkinder, weil die Mama sich gedacht hat, dass es schön wäre, wenn das Erstgeborene nicht allein aufwächst. Aber der Zeitpunkt war zu früh und die Erstgeborenen extrem anstrengend. Meine Eltern trennten sich, als ich ein Baby war, daher hatte mein Vater Umgangsrecht, so wie ich jetzt zu meinen Kindern. Allerdings interessierte mein Vater sich nicht für mich, sondern nur für den großen Bruder. So wie ich mich jetzt nur für meine Große interessiere und für die Kleine garnicht. Ich bin aufgewachsen mit dem Wissen, weniger wert und geliebt zu sein als mein Bruder (gleichzeitig wurde ich stets mit ihm verglichen bzw. wurde mir unterstellt, ich sei genauso wie er, vor allem, als er später total verkorkst wurde und von der Familie abgelehnt wurde - da lehnte man mich direkt mit ab, denn es wurde ja erwartet, dass ich genauso verkorksen werde wie er, was letztendlich auch passierte, wahrscheinlich weil es jeder so erwartete). Eigentlich würde ich meiner Kleinen gern ersparen, so aufzuwachsen. Aber was, wenn ich einfach nicht mehr geben kann, weil ich selbst nichts habe? Weil ich selbst nichts bekommen habe?
Wenn man nie bedingungslos geliebt wurde, kann man dann trotzdem seine eigenen Kinder bedingungslos lieben? Derzeit versuche ich, das herauszufinden. Ich weiß, es gibt viele Mütter, die es können. Was haben diese Mütter, was mir fehlt? Selbst Mütter, die nie Liebe erfahren haben, können ihre Kinder lieben. Warum kann ich es nicht? Was ist in mir kaputt, dass ich so gefühlskalt bin?
Erst kürzlich war ich in vollstationärer Psychotherapie, 8 Wochen lang, mit sehr schwachem Ergebnis. Es kamen sehr viele Fragen auf, aber keine einzige wurde beantwortet. Ich bin schwanger, aktuell in der 27. Woche, und versuche mich auf dieses Baby zu freuen. Aber momentan habe ich einfach nur blanke Angst, es wieder nicht zu schaffen, und erneut ein Baby hergeben zu müssen. Ich weiß immer noch nicht, woran es damals gescheitert ist, und warum ich meine Kinder nicht einfach lieben kann, wie eine Mutter es tut. Ich gebe mich nicht einfach damit zufrieden, dass die Antwort lautet "Weil meine Eltern mich nicht geliebt haben", denn dann müsste es ja zigtausende Mütter geben, denen es so geht wie mir. Ich komme mir aber sehr alleine vor.
Dieses Baby war "natürlich" ungeplant, wie verantwortungslos hätte ich sein müssen, kurz nachdem ich zwei Kinder aus Überforderung weggegeben hatte, erneut schwanger werden zu wollen? Die Kupferspirale hatte versagt, und ich hatte mich nach vielem Überlegen gegen eine Abtreibung entschieden. Zunächst stand das Thema Adoption im Raum, aber schon ziemlich bald wollte ich es trotz allem noch einmal versuchen. Wenn ich es diesmal schaffe, finde ich vielleicht endlich Antworten auf meine Fragen. Finde vielleicht endlich eine Art Seelenfrieden, ob ich ihn verdient habe, ist eine andere Frage.
Ich versuche mir dieses Baby so real wie möglich vorzustellen, wie es sein wird, wie es aussieht, wie der Alltag laufen wird - in Idealvorstellung sowie im Katastrophenszenario (Schreibaby, alleinerziehend, behindert, krank etc.). Ich möchte auf alles vorbereitet sein.
Ich würde gerne verstehen, wieso die meisten Mütter schon während der Schwangerschaft starke Gefühle zum Baby aufbauen können, oder spätestens im Moment nach der Geburt. Ich wüsste gern, wie sich dieses Gefühl anfühlt. Ich denke, in diesem Gefühl liegt der Schlüssel. Was mich von anderen Müttern entscheidet, ist das Fehlen bzw. Vorhandensein von Gefühlen. Das beantwortet leider noch lange nicht, WARUM ich nicht fühlen kann, was andere fühlen. Warum da, wo bei anderen Liebe ist, bei mir nur Angst, Leere und Verzweiflung ist.
Wenn ich mir vorstelle, wie mein Baby mich mit 4-5 Monaten anlächeln wird (hoffentlich), freue ich mich schon. Aber mache ich mein Mutterglück von solchen Momenten abhängig, bzw. kann ich mein Kind nur unter der Voraussetzung lieben, dass es ein süßes, fröhliches, lächelndes, ruhiges Baby ist? Und andernfalls entstehen keine Gefühle in mir?
Warum bin ich so kaputt?
Danke fürs Lesen und vielleicht finde ich hier ja tatsächlich einen neuen Denkanstoß, den ich anderswo nicht finden würde.
Liebe Ascielle,
was du schreibst, macht mich betroffen. Du schreibst sehr reflektiert, aber es spricht ein so großes Leid aus allem heraus. Du leidest an dir, an dem, was dir im Leben geschehen ist, an deinen Unfähigkeiten ... Du tust mir so sehr leid. Weißt du, jeder Mensch kann Dinge nicht (manche können das sehr schön hinter einer strahlenden Fassade verbergen, aber deshalb sind sie trotzdem nicht perfekt). Und "bedingungslose Liebe", wie du sie bescheibst und die wünschst, gibt es wirklich nur seeeeeehr selten. Es ist ein Ideal, keine Frage, aber die allermeisten Menschen wünsche sich eine Antwort, ein zurück bekommen (und wenn es das Lächeln ist). Ich denke, am ehesten können das Menschen, die in ihrer Kindheit und Jugend erfahren durften, dass sie geliebt sind, so wie sie sind (was nicht gleichzeitig heißen muss, dass alles rosarot und ganz toll gelaufen ist), die sozusagen ein "Liebesdepot" in sich anlegen konnten, aus dem sie später schöpfen können. Die Möglichkeit hattest du, wie du schreibst, eher nicht. Das macht es schwer, aber nicht unmöglich. Man kann dieses "Liebesdepot" auch später aufbauen, sich bewusst dafür entscheiden, eines anlegen zu wollen. - du hast das schon sehr viel versucht, gerade jetzt wieder die stationäre Therapie. Du bist so mutig und möchtest etwas ändern, aber immer wieder passiert nichts, oder nur sehr wenig. Das macht es unendlich schwer für dich, dranzubleiben, die Hoffnung nicht ganz aufzugeben. Ich habe überlegt, was eine Lösung für dich, deine Kinder, das ungeborene sein könnte. Aber so richtig kann ich dir da keinen Rat geben - Warum sind die Kinder bei deinen Eltern in Pflege? Wolltest du das? Wollten deine Eltern das? Vielleicht wäre es besser, eine "fremde" Pflegefamilie zu haben, da wäre das Problem des "nicht gern gesehen" vielleicht nicht so da, es wäre objektiver (das Verhältnis zu deinen Eltern scheint ja nicht so rosig zu sein). - Beim Lesen deines Postings hatte ich so das Gefühl, dass du von deinem Partner nicht viel Hilfe erwarten kannst. Das macht es mit dem Kind Nr. 3 nicht leichter. Als Mutter kommt man an Grenzen und ein Kind ist ein Vollzeitjob. Da kommen selbst Frauen an ihre Grenzen, die psych. Stabil sind, ein Umfeld haben, von dem sie unterstützt werden. Kinder sind nciht immer lächelnd und lieb, wie bei der Pampers-Werbung. die können auch richtig anstrengend sein.
Liebe Ascielle, ich bin froh, dass du dich für dieses Kind entschieden hast, dass du ihm im wahrsten Sinn des Wortes das Leben schenkst. Diese Liebe schenkst du ihm jetzt jeden Tag, jede Stunde der Schwangerschaft. Und du liebst es, sonst würdest du dir nicht diese Gedanken machen. - Vielleicht ist aber die Überlegung einer Adoption nicht ganz von der Hand zu weisen. Vielleicht ist das die bedingungslose Liebe, die du deinem Kind schenken kannst. Liebe kann auch heißen, loszulassen. Du schenkst diesem Kind das Leben - obwohl es nicht unbedingt geplant, gewollt war, sich einfach in dein Leben geschlichen hat - und hast dann die Größe, es an einem anderen Ort aufwachsen zu lassen, weil du nicht weißt, ob und wie du ihm gerecht werden kannst. Kann es eine größere Liebe geben??? - Das als meine Gedanken in diese Richtung.
Ich weiß nciht, welche Hilfe du sonst bekommen könntest, um das zu schaffen. Ich bin froh, dass du mit dem Jungendamt im Kontakt bist. Aber wenn die auch keinen Plan mehr haben???
Liebe Ascielle, ich weiß nicht, ob dir das, was ich geschrieben habe, weiterhelfen kann. Ich musste aber jetzt einfach schreiben, weil mir wirklcih in dem, was du geschrieben hast, dieses Leid, dieses innere leiden so stark entgegenkam. Ich denke an dich. Hast du jemanden vor Ort, mit dem du sprechen kannst? Es hilft, Möglichkeit A und Möglichkeit B auszusprechen, mit anderen zu überlegen, wie es gehen könnte, was eine Lösung wäre. - Und lass dir nciht einreden, dass du als Mensch schlecht bist, irgendwie falsch. Du hast als Mensch Grenzen, wie jeder andere auch, aber du bist wertvoll und ohne dich würde auf dieser Welt jemand fehlen. Der Wert eines Menschen liegt nicht darin, was er kann oder nicht kann. Dieser Wert liegt in seinem Menschsein. - Und dem kleinen Zwerg in dir machst du gerade das riesige Geschenk, diese Welt kennen lernen zu dürfen ...... Eine starke Entscheidung von dir.
Vici
Liebe Ascielle,
ich finde es gut, dass Du hier schreibst! Und ich kann verstehen, was Dich plagt.
Kann es sein, Du plagst Dich deshalb so sehr, weil Du denkst, Du müsstest sein wie eine Mutter eben ist.
Kann es sein, Du gehst von einer Mutter aus, die es so gar nicht gibt???
Ich denke sogar, die bedingungslose Liebe gibt es nicht. Sie ist ein Gerücht. Ein Wunschtraum vielleicht ...
Wer könnte das sagen von sich und seinen Eltern? Oder von sich selbst und der Liebe zu den eigenen Kinder? Es wäre ja übermenschlich! Jeder Mensch hat Grenzen. Und jeder Mensch macht innerhalb dieser Grenzen alles so gut, wie er es eben kann. (Von Menschen, die keinen guten Willen dazu haben, wollen wir jetzt mal nicht reden ... - ist ja nicht Dein Thema.)
Ja, das hat Du gemacht. Alles so gut, wie Du konntest. Du warst rund um die Uhr für Deine beiden da! Und niemand hat es so recht erkannt, was Du bräuchtest. Dann kam gleich der ganz große Einschnitt, dass Du beide Kinder ganz zu Deinen Eltern (zu Vater oder Mutter?) gegeben hast, obwohl Dein Verhältnis zu ihnen belastet ist. - Damit wirst Du natürlich ständig an alles erinnert, was Du mit ihnen erlebt hast - und dann vergleichst Du: So war das bei mir, als ich das Kind war. So ist es, wo ich nun selbst Kinder habe. Daher ist diese Situation vielleicht nicht soooo günstig ...
Aber sag´, wie verbringst Du jetzt Deine Zeit? Du hast jetzt Freiräume und das hat Dich doch sicher in anderer Weise gestärkt. Du kannst abends duschen und sicher noch viel mehr. Was macht Dir Freude? Wenn man etwas hat, was einen freut und Kraft gibt, wird das Leidvolle in der Bedeutung kleiner.
Es ist nichts im Leben fest vorgegeben und auch nichts ist vollkommen.
Wenn Du Dir diese beiden Gedanken vielleicht in jedem Moment, wo es Dir schlecht geht, vor Augen halten könntest!?
Schau´: Dein Bruder war der Bevorzugte - und wurde trotzdem verkorkst. Also!?!?
Und kein Kind ist zu jeder Zeit und immer ein 100% gewolltes. Mach´ Dir darüber also nicht mehr die vielen Gedanken, wie es dazu kam, dass Du Deine Kinder bekommen hast. Jetzt sind sie da. Du hast ihnen das Leben geschenkt und bist ihre Mutter, so gut Du eben kannst.
Warum es mit den beiden so anstrengend ist bzw. war für Dich, hast Du ja gut erklärt. Ein bis zwei Stunden Hilfe in der Woche sind da nicht viel! Ehrlich, da bleibt die Mutterliebe einfach etwas "low", wenn ein Kind einen völlig aufbraucht. Die Liebe wird dann wieder möglicher, ehrlicher und stärker, wenn man dem Kind Grenzen aufzeigt. (Natürlich beschwert es sich dann - und dann darf man sich nicht schlecht fühlen, sondern eher wie eine Königin - hey, das ist mir jetzt gerade so eingefallen ...). Eine Königin darf sagen, was gemacht wird. Die Kinder sind trotzdem Prinzessinnen.
Und das noch: Mutterliebe ist nicht ein ständig positives Gefühl dem Kind gegenüber, ein ständiges Lächeln oder Begeisterung. Vielleicht magst Du einfach mal schreiben, was für Dich dazu gehört?
Noch eine zusätzliche emotionale Hürde ist für Dich der Kindsvater. Ja, das gibt es, dass der damalige Partner nicht der Richtige war. Das lässt sich aber auch nicht zurückdrehen. Dein Kind wird damit leben können. Es wird es lernen müssen. Vielleicht stört Dein Kind es sowieso weniger als Du denkst. Und - Du hast heute immerhin einen Partner, mit dem Du gut leben kannst!
Also liebe Ascielle, da sind besondere Herausforderungen in Deinem Leben. Du änderst sie nicht mehr. Du kannst nur das Beste draus machen. Und das geht erst, wenn Du Dich durchringen kannst zum "O.k. - so ist es." Dann stehst Du am Start. Dann kann es gut losgehen. - Und das immer wieder, wenn Dich diese Gedanken einholen. Immer wieder an diesen Start. Und - Du musst nicht als Erste ankommen, sondern einfach Deinen Weg gehen.
Vielleicht gibt es noch eine andere Lösung mit Deinen Kindern, als dass sie bei Deinen Eltern leben? Was würdest Du Dir wünschen? Wäre es schon etwas, wenn sie teilweise wieder bei Dir wären? Mal das eine - dann das andere? Oder am Wochenende? Einfach mal ein paar Ideen. - Was meint Dein Freund?
Ich schicke Dir liebe Grüße, Ascielle und wünsche Dir, dass Du Dich in Deinem unvollkommenen Leben beginnst heimisch zu fühlen!
Es ist Vieles gut und Du hast vieles gut gemacht! - Und manchmal überrollt einen einfach der ganze Schmerz wieder. Wenn dann alles draußen ist, guckt man wieder nach der Startlinie - vielleicht konntest Du seit Deinem letzten posting hier schon wieder neu starten!??!?
Layla
Liebe Ascielle,
konnten dir die Antworten ein paar neue Gedanken geben? Wie geht es dir jetzt? Wollte mich einfach noch mal melden. ich wünsche dir einen schönen Sonntag.
vici
Huhu, danke für eure Kommentare. Wie erhofft, stoße ich hier nicht auf Vorwürfe und hässliche, entmutigende Worte, sondern auf reflektierte, einfühlsame virtuelle Umarmungen. Euch scheint bewusst zu sein, dass so manche verzweifelte Frau gerade sowas manchmal braucht.
Nachdem es mir nach dem letzten Termin beim Jugendamt am Freitag sehr schlecht ging, wirklich sehr, sehr schlecht, geht es mir seit Samstag kontinuierlich besser. Ich setze mich seitdem intensiv damit auseinander, wer und was mir wirklich gut tut, und wer und was mich daran hindert, mich gut zu fühlen.
Hier sind ein paar selbst erarbeitete Lösungsansätze, die durch tiefe Selbstreflexion entstanden sind:
- Trennungsgedanken vom Partner offen ansprechen und ihm ein Ultimatum setzen
- Den Laptop 2-3 Monate nach der Geburt unzugänglich machen, sowohl für mich als auch für den Partner
- Keine Ausweichmöglichkeit aufs Handy: Nur 2x aufladen pro Woche, damit das Handy nicht für Youtube und Unterhaltung, sondern nur für die grundnotwendige Erreichbarkeit genutzt wird
- Mich weiter auf Positives und auf meine Stärken fokussieren und negative Einflüsse von außen ausblenden
- Soziale Netzwerke meiden, weder lesen noch aktiv mitmischen
Ich muss mich jetzt ganz auf mich selbst konzentrieren. Ich muss jetzt, so lange ich mich noch ungehindert um meine eigenen Bedürfnisse kümmern kann, dies auch tun, um Kraftreserven anzulegen. Ich muss mir die Gründe und Beweise vor Augen halten, weshalb ich eine gute Mutter bin. Der beste Beweis ist meine 3-jährige Tochter, die mich trotz allem, was geschehen ist, innig liebt und mir vertraut. Ich muss weiter am Aufbau eines gesunden Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühls arbeiten, da dies nicht von außen kommt, muss ich dies durch weitere Tiefenreflexion erreichen. Vorteil: Ein starkes Selbstbewusstsein, das ohne äußere Zusprüche entsteht, ist ein viel Stärkeres, das nicht auf positive Einflüsse von außen angewiesen ist. Ich denke, wenn ich die oben genannten Lösungsansätze befolge, werde ich da auch vieles erreichen können.
Ob ich den Alltag mit Baby packen werde, entscheidet sich dadurch nicht. Aber ich weiß zumindest nun, woran ich damals gescheitert bin. Die von außen sichtbaren Gründe waren Depression und Überforderung. Aber ich habe immer gespürt, dass dies nicht die Ursachen, sondern die Folgen waren - doch wovon?
Die Folgen meiner großen Unsicherheit und Selbstzweifel! Die Folgen jahrelanger Vereinsamung und dadurch empfundener sozialer Ablehnung (man empfindet sich selbst dadurch als falsch und minderwertig). Ich werde es wahrscheinlich nicht ändern können, dass ich so einsam bin, aber lieber sehe ich mich in positiv genutzter Einsamkeit (hilft bei der Selbstreflexion) als in negativer Gesellschaft, die mich weiter verunsichert. Dazu zählt, mich von anderen Müttern fernzuhalten, denn gerade Mütter kritisieren und bewerten andere Mütter bis auf das Knochenmark, als ob es ihr eigenes Selbstwertgefühl anheben würde. So traurig das klingen mag, so ist es die Erfahrung, die ich leider ohne Ausnahme bisher gemacht habe. Und kinderlose Menschen, naja. Die haben andere Interessen, wo ich nicht mitziehen kann. Ich kannte mal einen, der mir die Freundschaft kündigte, als ich offenbarte, dass ich schwanger bin. Er meinte, Menschen werden auf einmal ganz anders und geistig unerreichbar, sobald sie Kinder haben. Das habe ihm Unbehagen bereitet und damit verabschiedete er sich. Ein Beispiel, welches wohl auf viele Menschen zutrifft. Meine eigene Schwester zog sich von mir zurück, als das erste Kind unterwegs war, denn sie hasst Kinder über alles und es missfällt ihr, dass ich jetzt nicht mehr "die Alte" bin.
Naja, was soll's. Partner ist gerade zurück vom Sprachkurs und schon geht eine Diskussion los, er kritisiert mich mal wieder, manchmal denke ich, er findet einfach irgendetwas das er an mir kritisieren kann, auch wenn es augenscheinlich gar nichts gibt. Das nervt so sehr... Ich weiß, dass das so weitergehen wird auch wenn das Baby da ist. Notfalls muss ich mich von ihm trennen, denn gerade von einer so nahestehenden Person ständig kritisiert und bemängelt zu werden, schwächt mich enorm Das sage ich ihm auch, aber dann sagt er entweder, dass er es garnicht so meint und ich seine Worte falsch auffasse, oder dass ich mich eben so verhalten soll, dass es nichts zu kritisieren gibt. Das Ding ist, dass ich ohne ihn komplett alleine wäre. Der Gedanke macht mir große Angst.
Liebe Ascielle,
ich freue mich, das von Dir zu lesen! Du hast durch den Zuspruch wieder Kraft geschöpft und kannst Deine ganze Situation aus einer neuen Perspektive betrachten. Deine Entschlüsse sind gut!
Und dass Du selbst drauf gekommen ist, heißt doch, dass die Kraft tatsächlich in Dir steckt.
Halte diese Vorsätze "warm". Es werden immer wieder Momente oder Zeiten kommen, wo Du diese Entschlüsse in Frage stellst, weil die Situation einfach viel von Dir fordert.
Dann ist es vielleicht wieder ein Tief, aber Du kommst wieder heraus. Du kannst Dich auf das besinnen, was Du jetzt gewonnen hast!
Auch für Eure Beziehung könnte es so gehen. Wenn Ihr gemeinsam zu einer Sicht für Eure Beziehung kommt und z.B. auch solche Sätze aufschreibt, die gelten sollen, könnt Ihr Euch gemeinsam drauf besinnen, wenn die Situation wieder klarer ist und entspannter. Dann ist das, was gut läuft zwischen euch, wichtiger, als das, was schlecht läuft zwischen Euch.
Es gibt eben schlechte Momente, schlechte Tage - aber ihr haltet Euch an das, was Euch in dem guten Moment klar war und dadurch seid ihr verbunden. Es gibt ja gute Gründe, warum ihr zusammen seid!
Und für jeden von Euch beiden gibt es "Stressmomente". Und damit meine ich nicht nur Überforderung durch zu viel zu tun, sondern dass man einfach mit einer Situation überhaupt nicht klarkommt. Da gerät man dann leicht in Streit und kommt nicht so leicht weiter.
Wenn Dein Freund nicht möchte oder kann, kannst Du auch für Dich selbst solche "Beziehungsfixpunkte" aufschreiben.
So gewinnst Du der Unsicherheit und den Selbstzweifeln immer mehr Land ab.
Bezogen auf Dich selbst, aber auch bezogen auf Eure Beziehung.
Anstelle von Internet wären ja gemeinsame Erlebnisse schön.
Gibt es etwas, was Ihr gerne zusammen macht?
Alles Gute weiter und noch viele gute Erfahrungen bis dann das Baby kommt!
Ich find´s toll, wie Du Dich die letzten Tage "aufgerappelt" hast!
Liebe Grüße von Layla
Hallo nochmal,
leider geht es mir immer noch nicht gut. Die Tage, an denen es mir gut geht, sind in der Unterzahl. Meistens dominiert die Angst über die Zukunft. Meine beiden Kinder leben nicht bei mir und sofern sie es nicht selbst entscheiden, bleiben sie bei meinen Eltern. Das Jugendamt will es so, aufgrund der Bindung, die die beiden nun zu meinen Eltern und ihrem Lebensmittelpunkt haben. Das verstehe ich ja soweit, aber das Verhältnis zu meinen Eltern ist so angespannt, dass ich kein gutes Gefühl bei der Sache habe. Sie lieben meine Kinder wie ihre eigenen, aber für mich war schon seit meiner Jugend nur Verachtung übrig, was zu massiver Vernachlässigung geführt und tiefe Spuren hinterlassen hat. Es tut immer noch weh und bringt starke Existenzängste, Leistungsdruck, Suizidgedanken, Selbstzweifel und Bindungsstörungen hervor.
Da ich in Medizin und Psychologie relativ belesen bin, gehe ich aufgrund jahrelanger Recherchen davon aus, dass ich schon seit meiner frühesten Kindheit, wahrscheinlich schon als Baby, emotional vernachlässigt wurde. Ich wurde versorgt, ich habe überlebt, aber Liebe habe ich nie bekommen. Bis heute ist mein Vater kalt zu mir, und meine Mutter, die leibliche, zu ihr habe ich zwar einen besseren Draht, wenn wir mal Kontakt haben - dies kommt allerdings extrem selten vor. Wir leben nur wenige Kilometer voneinander entfernt, aber sie kommt nie vorbei, lädt mich nie zu sich ein, meldet sich auch nie von selbst und antwortet mir auf Nachrichten immer stark verzögert, sagt immer sie hätte wenig oder keine Zeit, oder gibt offen zu, dass ihr gerade andere Dinge wichtiger sind. Das war schon immer so, aber dass es nicht normal ist, habe ich erst gemerkt, als ich meine Schwiegermutter kennengelernt habe, die sich bis heute liebevoll um ihre erwachsenen Kinder sorgt, sich regelmäßig meldet, uns 1x im Jahr besucht obwohl sie aus der Bretagne kommt - meiner Mutter sind wohlgemerkt schon 15km zu weit. An ihren Enkeln tut sie sich interessiert, fragt aber auch nie nach und spricht man sie auf ihr Verhalten an, bin ich aufdringlich oder rücksichtslos. Das tut weh.
Ich habe im Grunde keine Eltern. Nie gehabt.
Ich hatte im Laufe der Jahre ein paar lose Freundschaften, aber nichts Enges. Mittlerweile habe ich seit Jahren niemanden mehr, außer meinem Freund, der selbst nur seine Familie braucht, und meine Kinder. Mit Menschen komme ich absolut nicht klar. Niemand ist auf der gleichen Wellenlänge wie ich oder zumindest soweit kompatibel, dass es "passt". Stattdessen treffe ich täglich auf Menschen, die mich verurteilen, kritisieren, ausschließen, niedermachen oder ignorieren. Die Schuld dafür wird mir gegeben. Vor allem jetzt, da ich mich offiziell zurückziehe, heißt es: "Selbst Schuld, so kann man natürlich auch keine Freunde finden". Huhn oder Ei, was kam zuerst?
Ich weiß nur, dass sich in den nächsten Wochen viel ändern wird.
Das Jugendamt sieht keine andere Option, als mich in einem Mutter-Kind-Heim unterzubringen, auch wenn die Chancen gering sind, dass ich in der Stadt oder zumindest in der Nähe bleiben kann - in der Nähe zu meinen anderen Kindern. Ich hoffe, es wird nicht zu weit weg sein, und hoffentlich ist es ein Gutes, denn es gibt auch viele, wo einem nicht geholfen wird, sondern wo man unter Druck gesetzt und erpresst wird. Ich war vor zwei Jahren mal in einer ambulanten Einrichtung, und es war wirklich schlimm dort. Mobbing und Diebstahl waren dort Standard, auf die Bedürfnisse der Kinder wurde keine Rücksicht genommen, weil die festgesetzte Tagesroutine Vorrang hatte. Und wenn das Kind um 11 Uhr nicht schlafen will? Dann schläft es eben nicht, aber später darf es auch nicht mehr schlafen, sonst verpasst es ja das Mittagessen und den Tagesspaziergang am Nachmittag! Und wenn es Einschlafbegleitung braucht, die länger als 30 Minuten dauert? Dann bring deinem Kind bei, allein einzuschlafen, auch wenn es sich die Seele aus dem Leib schreit. Hör auf, dein Kind zu verwöhnen, ist doch kein Wunder, dass sie schreit. Lass sie schreien, sie wird auch wieder aufhören irgendwann. Beschwer dich nicht, du hast sie in diese Richtung verzogen. Bindung, was ist das? Die Kinder haben den Erwachsenen zu folgen und sich nicht zu widersetzen. Ich kam mir vor wie in den 50ern... Als ich das mal so aussprach, hieß es: "Ja, damals war auch alles besser"... Ich kann dazu bis heute nur den Kopf schütteln. Menschen und Einrichtungen, die mir HELFEN sollten, brachten mich an den Rand der Verzweiflung! Hätte ich nicht kooperiert, wäre meine Große mir entzogen worden. Verständlich daher meine Angst, dass ich so etwas erneut erleben muss. Ich brauche Unterstützung, nicht Kontrolle! Ich werde das Angebot annehmen, schon allein weil die einzige Alternative eine Adoption wäre. Das Jugendamt sieht mich in keiner Verfassung, um ein Baby auf eine andere Art großzuziehen. Zwar gebe ich offen zu, dass ich mit Babys nichts anzufangen weiß und unglaublich schnell gestresst bin, aber ich habe keines meiner Kinder vernachlässigt oder misshandelt. Ich wurde "lediglich" schwer depressiv aufgrund der Vernachlässigung meiner eigenen Bedürfnisse und aufgrund des Dauerstresses ohne Ausgleich.
Ach Mann, ich könnte jetzt noch so viel schreiben. Ich weiß einfach nicht weiter. An einigen Tagen fühle ich mich so zuversichtlich, aber an Tagen wie heute denke ich darüber nach, ob ich dem Ganzen nicht gar ein Ende bereiten soll. Ich lebe nur für meine Kinder, das klingt wohl traurig und rührend zugleich. Ich trage so viel tiefen Schmerz in mir, der niemals nachlassen wird. Und ich bin ganz allein damit, denn auch mein Freund versteht meine Gefühle nicht und macht mir Vorwürfe.
Der Klinikaufenthalt von Januar bis März hat mir im Endeffekt mehr geschadet als geholfen.
Ich leide zunehmend unter meiner sozialen und wirtschaftlichen Armut, an allem, was dazu gehört - das Fehlen einiger alltagserleichternder Dinge wie einem Auto, der soziale Anschluss und somit die Möglichkeit des Austausches oder des Abschaltens in anderen Wänden als den eigenen. Wann wurde ich eigentlich zuletzt auf einen Geburtstag eingeladen? Das muss ein Kindergeburtstag gewesen sein...
Ich bin einfach so hoffnungslos und traurig, dass ich mich mit diesem Leben abfinden soll. Dass ich nahezu nichts unversucht gelassen habe, um auf die Beine zu kommen, aber wie in einem Spinnennetz gefangen bin. Ich soll aktiv werden, doch je mehr ich mich bewege, desto mehr verheddere ich mich in diesem Netz und werde in die Passivität gezwungen. Das Leben macht schon seit Ewigkeiten überhaupt keinen Spaß mehr, es ist ein täglicher Kampf.
Die Angst ist begründet, dass ich irgendwann das Sorge- und Umgangsrecht für meine Kinder verliere, so allmählich bekomme ich das schleichende Gefühl, dass das Jugendamt mich in Richtung Kapitulation schieben will, immer subtil genug, dass man es am Ende nicht belangen kann und ich ja einfach "versagt" habe, trotz "sämtlicher Unterstützung", und dass es an "mangelnder Kooperationsbereitschaft" scheitern wird - obwohl ich wirklich sehr einsichtig, engagiert und reflektiert bin. Es wird gern ausgenutzt, dass ich meinen Kindern nur ihr Bestes will. Deshalb kann man mir leicht einreden, dass jemand wie ich nicht das Beste für die Kinder ist.
Am Ende werde ich bestimmt als psychisch labile, potentiell gefährliche Mutter dargestellt. Das macht man ja gerne so. Ich habe Angst, Opfer von Willkür der Behörden zu werden
Liebe Ascielle,
es gut, dass Du Dich mit dem Jugendamt und für Dein Kind kämpfst. Auch wenn es nicht ganz leicht ist, ich möchte Dich ermutigen, dass Du „dranbleibst“.
Ich habe mit der Institution zusammengearbeitet und weiß, es gibt ganz tolle, engagierte, herzliche Mitarbeiter und andere wiederum machen einem das Leben schwer. Die hätten vielleicht besser einen anderen Arbeitsplatz gewählt...
Ich denke, es eine gute Chance, dass Du in ein Mutter-Kind-Haus gehst. Es hilft Dir, mit Deinem Kind zusammen zu sein, die Beziehung und Versorgen zu gestalten und dass Du persönlich auf die Beine zu kommst.
Wichtig ist: Du hast ein Wunsch- und Wahlrecht! Das heißt, Du darfst mitbestimmen, in welche Einrichtung Du mit Deinem Kind gehst – sofern die Einrichtung geeignet ist und einen frei Platz hat. Du musst nicht zwingend die Einrichtung nehmen, die Dir das Jugendamt vorschlägt. Ich weiß nicht, in welchem Bundesland Du wohnst. Es gibt ganz liebevolle Einrichtungen. Wenn Du Interesse an Adressen hast, schreibe mich bitte privat an und ich nenne Dir gerne welche.
Alles Gute Dir, Ascielle! Das Leben geht weiter. Es ist Frühling
Marita
Liebe Ascielle,
gestern wieder ein schlechter Tag. Und heute? Du zählst sie nebeneinander und es sind weniger gute. Aber es gibt gute! Liebe Ascielle halte das unbedingt fest! Ich würde davon ausgehen, dass es mit der Zeit immer mehr gute und immer weniger schlechte gibt (aber die sind einfach immer irgendwo versteckt ).
Du schreibst, dass sie viel ändern wird in den nächsten Monaten. Und Du sollst Dich tatsächlich nicht abfinden! Du sollst mitgestalten!
Du denkst wieder viel über Dein Leben nach. Es ist sicher alles so, wie Du Dich erinnerst. Du hast durch das Lesen zu den Themen über Dein Leben Vieles erkannt. Das macht Dich immer wieder traurig. - Und doch ist das nicht alles. Es ist etwas ganz Eigenes in Dir da, das nicht von Deinen Eltern beeinflusst oder "besetzt" werden konnte und kann. Da hast Du Dein ganz eigenes Leben. Sie können nicht Dein ganzes Leben und Lebensgefühl bestimmen. Bzw. Du musst es keineswegs zulassen. Ich weiß nicht, wie ich Dir das jetzt erklären soll!? Der Gedanke allein - wenn er Dir gefällt ... dann hast Du gewonnen.
Auch Deine Kinder haben - so schmerzlich die Trennung für Dich ist - ihr ganz eigenes Leben. Vielleicht empfinden sie Deine Eltern ganz anders als Du sie als Kind empfunden hast und fühlen sich geliebt und kommen zurecht. Und vielleicht sind Deine Eltern zu ihnen ganz anders als sie zu Dir waren. (Was natürlich wieder Schmerzen, fast Eifersucht verursachen könnte bei Dir.) Auch sie haben ein eigenes Leben, das Du nicht bis ins Detail kennst und verstehst. Jeder Mensch hat sein eigenes Glück und seinen eigenen Schmerz. Und die Fähigkeit, sich zu wandeln, etwas anders zu machen. Wenn die Situation anders ist oder eine Einsicht da ist.
Liebe Ascielle, das Verhältnis von guten und schlechten Tagen ist nicht fix. Lass es zu, dass morgen ein guter Tag wird. Und wenn nicht - leg´ ihn abends wieder aus der Hand. "Jeder Tag ein Leben" - den Satz hatte Astrid Lindgren als einen Leitsatz für sich.
Was macht einen guten Tag zu einem guten Tag für Dich?
Du kannst Deine Gedanken lenken! Wenn Du merkst, mit welchen Gedanken es Dir schlecht geht - richte sie woanders hin. Gelingt es, ist es gut! Wenn nicht .... wieder neu starten.
Alle schwierigen Dinge im Leben wachsen so.
Hab´gute Erwartungen!
Was machst Du eigentlich so den Tag über? Was machst Du gerne? Liest Du auch gerne andere Bücher? Was z.B.?
Dass Du die Wahl hast, wie Marita heute geschrieben hat, ist doch gut, oder?
Wenn die Mitarbeiter vom Jugendamt merken, dass Du Dich beteiligst, aber auch kompromissbereit bist - ich glaube, dann hast Du gute Karten. Erziehungsstile sind schon echt nicht leicht zu kombinieren. Und dann verschiedene Mamis in einem Haus zuammen. Jede Mutter möchte es ja am besten machen. Auf Vieles kommt es dann - im Rückblick - gar nicht soooo sehr an. (Eine Möhre weniger hätte es auch getan - habe ich neulich von einer Mutter mit erwachsenen Kindern gelesen). Wichtig ist nur, dass das Kind sich angenommen fühlt. Und dass es sich immer so fühlt - das kann kein Mensch gewährleisten, keine Mutter. Aber so im Grundzug. Das ist schon das Meiste.
Ich find´s übrigens sehr schön, dass Du eine liebe "Schwiegermami" hast. Sie ist also ein Mensch, der das ausstrahlt und Du kannst es aufnehmen, empfinden. Siehst Du, das ist das ganz Eigene in Deinem Leben.
Wie aus einem Samen, einem ganz kleinen vielleicht, kann eine beachtliche Pflanze aus Deiner Liebesfähigkeit und Liebesaufnahmefähigkeit werden. Sie wächst mitten unter allen und vielleicht über manche hinaus.
Was Dich plagt - lass es so sein, wie es ist. Wenn Du "dagegen" lebst oder kämpfst, verbraucht das viel Kraft. "Nimm Dich mit Deinem eigenen Leben in den Arm." Mit allem, was immer wieder schmerzt. Es ist so. Es darf so sein. Aber es darf auch etwas Neues wachsen! Gerade mit diesem Baby?!
Liebe Grüße und gute Nacht von Layla
Es tut mir leid, aber Deine Texte haben mich überfordert, da ich nicht weiß, worum es Dir eigentlich geht. Geht es um das neue Baby, oder geht es eher um Deine Befindlichkeiten und darum, in diesem Forum Rückmeldung über Deine seelische Situation zu erhalten?? Und diesbezügliche Hilfen? Dann empfehle ich Dir professionelle Unterstützung!!
Alles Gute für Dich!!
P.P.