Hallo,
Ich bin 25 und mitten in meinem Studium und habe nun erfahren, dass ich schwanger bin.
Der erste Schock kam schon vor 3 Wochen, als ich meinen Nuvaring wechseln wollte und dieser einfach unauffindbar war.
Also bin ich sofort zur Frauenärztin und diese machte eine Untersuchung und einen Schwangerschaftstest, sie meinte der Ring müsste wohl auf Toilette irgendwie raus gefallen sein und der Test war negativ.
Da ich aber immer mehr eine Veränderung meines Körpers wahrnahm, habe ich nochmal 3 Tests gekauft und diese waren alle Positiv.
Ich habe direkt mit meinem Freund darüber gesprochen, er ist 30 und schon voll im Berufsleben, allerdings macht er momentan noch berufsbegleitend ein Studium und ist mit diesem Stresslevel komplett überfordert (er hat jetzt die endprüfungen und sollte in 2 Monaten fertig werden).
Als er von dem positiven Ergebnis gehört hatte war er viel am fluchen, aber meinte auch dass er bei mir ist und wir das zusammen schaffen.
Als wir dann nach einem Tag Bedenkzeit nochmal miteinander gesprochen haben, hat er ganz klar gesagt dass er momentan kein Kind möchte und das es bescheuerten wäre überhaupt darüber nachzudenken es zu bekommen.
Ich zu meinem Teil liebe Kinder sehr und bin mir sicher dass wir es schaffen könnten mit dem Kind. Meine Schwester hat auch während ihrem Studium 2 Kinder bekommen (geplant) und hat ihren Abschluss mit Bravour gemeistert und sagt auch selber dass es der beste Zeitpunkt für sie war. Ich habe einfach Angst, dass ich diesen Abbruch nicht verkrafte, weil ich in der Beziehung sehr sensibel bin. Mein Freund sagt er unterstützt mich, aber eben auch nur im Abbruch, es zu bekommen ist für ihn garkeine alternative.
Er begleitet mich überall hin und war auch schon mit mir beim Frauenarzt und bei der Konfliktberatung, ich dachte vielleicht ändert er nochmal seine Meinung, da man auf dem Ultraschall auch schon was gesehen hat und die Dame bei der Konfliktberatung auch sehr viel mit ihm darüber gesprochen hat, dass er seine zukunftsvorstellungen vielleicht etwas öffnen sollte, aber er ist immer noch fest entschlossen es abzubrechen, obwohl er sieht wie fertig mich das macht.
Wir lieben uns wirklich sehr und er meint er würde sich freuen wenn wir mal Kinder haben, “aber besser so in 3 Jahren” ich weiß nicht ob ich diese psychische Belastung eines Abbruchs durchstehe und dann auch noch wegen “3 Jahren”.
Mit einer Vertrauensperson in meiner Uni habe ich auch schon gesprochen, sie meinte es wäre garkein Problem das Studium trotzdem abzuschließen und es wäre für mich wahrscheinlich gerade sogar ein besserer Zeitpunkt als nachher, da ich einen Beruf lerne, der sehr zeitaufwendig ist und dann wäre es besser wenn das Kind schon größer ist, wenn ich anfange zu arbeiten.
Ich weiß einfach nicht was ich machen soll, ich möchte meinen Freund nicht zu einer Vaterschaft zwingen, ich wünschte ich könnte ihm einfach alle Ängste nehmen, aber bis jetzt hat nichts geholfen ihn umzustimmen. Ich habe schon einen Termin bei der Abtreibungsklinik gemacht in 2 Tagen wo mein Freund auch mit kommt, es ist erstmal ein Vorgespräch, ich hoffe dass ihn die Atmosphäre dort vielleicht doch nochmal dazu beiträgt, dass er sich um entscheidet. Ab dieser Woche soll auch schon der Herzschlag im Ultraschall sichtbar sein und der Arzt in der Klinik macht immer nochmal ein Ultraschall vorher. Schon wenn ich an einen Abbruch denke könnte ich den ganzen Tag nur weinen, ich bin echt verzweifelt und langsam drängt auch die Zeit. Ich bin jetzt in 6+5 und will nicht mehr viel länger warten mit der Entscheidung.
Vielleicht hat jemand von euch ja ein paar Anregungen, wie ich meinem Freund die Angst nehmen kann bzw seine Sichtweise vllt etwas ändern kann.
Liebe Grüße und danke!
Hallo liebe Klarissa,
nach dem ersten Schock hast du sofort gehandelt und bist jetzt sicher, dass du schwanger bist. Diese drei Wochen haben dich sicher viel Kraft gekostet. Inzwischen geht es dir mit der überraschenden Schwangerschaft ganz anders als deinem Freund. Das erzählen viele Frauen so. Dafür, wie du seine Sichtweise ändern kannst, gibt es leider kein Patentrezept. Du erlebst die Schwangerschaft körperlich unmittelbar und hast schon länger die Veränderungen an dir gespürt. Für uns als Frauen ist das nichts rein körperliches, sondern das Herz spielt da sofort mit. Das alles fehlt ihm für seine Wahrnehmung.
Für den Mann ist da Zeit ganz wichtig. Weil der Vater des Kindes meist viel mehr Zeit braucht als wir als Frauen, bis er sich mit dem Gedanken an das Kind anfreunden kann. Das unmittelbare Erleben fehlt ihm. Dazu kommt der zusätzliche Stress durch das Studium neben seinem Beruf dazu. Da ist er wahrscheinlich bis oben hin beschäftigt und die Schwangerschaft oben drauf – das kann er grade nicht verkraften. Noch nicht. Wenn es auch jetzt nicht leicht für dich ist – sage es deinem Freund. Er braucht deine Klarheit, weil er es sich sonst nicht vorstellen kann, wie es dir geht. In ein paar Monaten kann es bei ihm wieder ganz anders aussehen.
Für dich selbst möchte ich dir deshalb sehr ans Herz legen, dass du in diesem Aufgewühltsein keine Entscheidung treffen brauchst und solltest Du brauchst auch nicht zu dem Termin in die Klinik gehen. Erst einmal alleine um deinetwillen. Weil jetzt wichtig ist, was du als Frau spürst und was du willst. Um dich geht es jetzt in erster Linie. Dein Schwester bestärkt dich, dass es jetzt mit dem Baby sehr gut möglich ist. Und die Vertrauensperson an der Uni auch. Mit ihnen hast du dir sogar schon einen Plan zurechtlegen können, wie es mit dem Kind dann gut gehen kann, wenn du zu arbeiten anfängst. Das ist doch alles sehr hoffnungsvoll.
Wohnen du und dein Freund zusammen? Kannst du erstmal wieder ein bisschen Kraft für dich sammeln – vielleicht auch nochmal mit deiner Schwester sprechen...
Ganz liebe Grüße von Sanne
Liebe Klarissa,
das ist sicher gerade nicht leicht für dich
Das positive Ergebnis hat dich auch überrascht, du bist dir aber sicher, dass ihr es schaffen könnt. Du liebst Kinder und hast gesehen, wie alles gut weitergehen kann.
Deinem Freund fehlt dieser Blick nach vorne noch. Ich bin bei dem Gedanken hängengeblieben, dass er am Anfang schon auch überzeugt war, dass ihr es schaffen könnt. Und dann über Nacht der Sinneswandel... Ich frage mich, warum es von jetzt auf gleich keine Alternative für ihn ist das Kind zu bekommen. Warum kann er diesen Weg nicht mehr sehen, was macht ihm da so große Angst?
Du hast kurz erwähnt, dass die Dame bei der Beratung mit ihm darüber gesprochen hat, dass er seine Zukunftsvorstellungen öffnen sollte. Wie genau sieht denn seine Zukunft aus und welcher Punkt lässt ihn in drei Jahren ein Kind als möglich erscheinen?
Viele liebe Grüße dir
Liebe Klarissa,
vielleicht bist du sehr mit deinem Studium beschäftigt und hast gar nicht so Zeit, hier zu schreiben.... wie geht es dir inzwischen?! Gestern müsstest du den Termin in der Abtreibungsklinik gehabt haben. Warst du dort?! Mit deinem Freund?! Möchtest du erzählen, wie es für dich war - und wie es dir heute geht?!
In deinem ersten Beitrag schreibst du so klar, dass es für dich mit dem Kind sehr gut zu machen wäre – sogar besser jetzt als nach dem Studium. Die Vertrauensperson an deiner Uni ist dir eine erfahrene und kompetente Beraterin und macht dir Mut. Zu deinem Freund nochmal - vielleicht ist grade einfach kein Platz in seinem Kopf – und Herzen. Nach den Prüfungen in 2 Monaten geht es ihm womöglich ganz anders mit dem Gedanken, dass er nicht erst in 3 Jahren, sondern eben jetzt schon Vater wird.
Eine guten weiteren Tag für dich und ganz liebe Grüße!
Du fragst
"Vielleicht hat jemand von euch ja ein paar Anregungen, wie ich meinem Freund die Angst nehmen kann bzw seine Sichtweise vllt etwas ändern kann."
Du kannst ihm weder die Angst nehmen noch seine Sichtweise ändern. Je mehr du das versuchst umso mehr verhärtet er sich und verteidigt seine Meinung. Er benimmt sich wie ein bockiges Kind.
Ich weiß nicht wieviel Erfahrung du mit Kindern hast.
Ein "bockiges", zorniges, uneinsichtiges Kind muss man in Ruhe lassen, man darf nicht auf das Kind einreden, sonst verhärtet es sich noch mehr.
Lass ihn einfach "links liegen" und mach dein Ding, freu dich auf das Kind, es kommt genau zu richtigen Zeit. (Das lese ich aus deinem Posting)
Dein Freund ist ein erwachsener Mann und keine "Mimose", er braucht eine klare Ansage.
Du willst das Kind, eine Abtreibung würdest du nicht verkraften.
Liebe Klarissa, das ist jetzt alles etwas überspitzt aber du bist eine kluge Frau, du weißt wie ich es meine. Und lass dich nicht zu irgendwelchen dubiosen Terminen abschleppen.
Alles, alles liebe dir, lass wieder von dir hören
Liebe Grüße rahel