Hallo,
ich wende mich an das Forum, weil ich mit meiner derzeitigen Situation überfordert bin. Ich habe seit 4 Monaten eine Affäre. Wir sind beide aus einer Beziehung gekommen und leider hat das Verhütungsmittel versagt. Ich bin nun in der 7SSW und weiß nicht was ich tun soll. An sich verstehen wir uns sehr gut, aber wir sind nicht an dem Punkt, an dem man von vollkommener Liebe sprechen kann und wie wissen beide nicht, ob wir eine Beziehung nur für ein Kind eingehen würden. Er ist eher für eine Abtreibung und alle Argumente scheinen sehr logisch. Wir sind beide Mitte 20, voll berufstätig und leben 60km voneinander entfernt. Ich fühle mich bei dem Gedanken an ein Abtreibung schrecklich und tendiere fast dazu, das Kind zu bekommen. Ich kann mich aber nicht auf ihn verlassen und die Vorstellung das alles alleine zu bewerkstelligen ist für mich ebenfalls schrecklich. Ich weiß nicht was ich tun soll.
Hatte jemand vielleicht eine ähnliche Situation? Ich habe unglaubliche Angst davor eine Schwangerschaft und Geburt alleine durchstehen zu müssen und danach mit dem Kind alleine zu sein. Finanzielle Unterstützung gibt es dann zwar, aber emotional möchte ich damit nicht allein gelassen werden.
Vielen Dank schon Mal!
Hallo liebe Skylar,
du hast Angst, alleine zu sein in der Schwangerschaft, bei der Geburt und dann mit deinem Kind - das verstehe ich sehr gut. Meinst du, dass er sich zurückziehen würde, wenn du deiner eigenen Tendenz folgst?
Es könnte sich ja weiter entwickeln. Beides: Eure Beziehung und auch deine eigene Stärke.
Ob man überhaupt jemals von einer vollkommenen Liebe sprechen kann? Es ist doch immer ein Weg.
Was würde dir von seiner Seite her genug Halt geben, um deinem Gefühl folgen zu können? Könntest du das sagen? Ihm sagen?
Das wären nochmal andere Themen als das, was ihr bisher so besprochen habt. Also, die Argumente, die dir zwar einleuchten, aber dich zu einem Schritt drängen könnten, den du von dir aus schrecklich fändest.
Du sagst es so vorsichtig, als wäre es nicht angebracht: dass du fast dazu tendierst, das Kind zu bekommen. Es ist, finde ich, eine ganz natürliche Regung. Und ich denke, eure Beziehung hat dann eine Aussicht auf eine wachsende Liebe, wenn du deine Sicht, dein Gespür, deine Hoffnung, auch deine Wünsche an ihn in euer Gespräch einbringst.
Wenn du dich in ihn reinversetzt, kannst du dir vielleicht vorstellen, dass für ihn am schwersten erscheint, dir emotional beizustehen und dann für ein Kind mit zu sorgen. Also, auch er hat Angst. Nur die umgekehrte. Ihr könntet euch die Angst gegenseitig nehmen. ;-) Halt schrittweise und nicht gleich vollkommen. Aber auf dem Weg dorthin.
Ein Gefühl von Vollkommenheit kann in dem Moment über dich kommen, wo dir bewusst wird, was es bedeutet, dass da ein "vollkommenes" Kind entsteht. Und es wird dich überfluten, wenn du es in deine Arme gelegt bekommst. Diese Ahnung hast du ihm voraus. Er ahnt davon (fast) nichts. Von all dem, wofür es sich lohnt und warum du "fast tendierst" ... - Sag es ihm! Behutsam und liebevoll. Für dich ist es eine neue Welt - und noch viel mehr für ihn.
Die Sorge am Anfang ist ganz normal. Auch wenn man in einer festen Partnerschaft oder Ehe lebt und das Wunschkind erwartet, gibt es jede Menge Fragen und Unsicherheit. Insofern bist du nicht allein.
Wenn du die Möglichkeit hast mit (d)einer Mama zu sprechen, dann gönne dir das unbedingt!
Deine äußere Situation gibt es her. Da musst du dir keine Sorgen machen. Das ist für sich schon mal ein großes Glück, eine Entlastung.
Und für die Emotionen - da braucht ihr beide eine Zeit der Umstellung und könnt aber auch beide dafür sorgen. Langsam und behutsam.
Kannst du dir vorstellen, dass ihr den Weg so miteinander gehen könntet?
Liebe Grüße von Layla
Liebe Layla,
ich danke dir vielmals, dass du so schnell auf meinen Beitrag reagiert hast und ich danke dir auch für deine Sichtweise. Tatsächlich beruhigt mich diese Perspektive etwas!
Ich werde auf jeden Fall noch Mal das Gespräch zu ihm suchen und ihm versuchen meine Gefühle und Tendenzen zu erklären. Ich habe die Hoffnung, dass er sich doch darauf einlassen könnte. Persönlich könnte ich mir gut vorstellen, dass wir durch diese Umstellung zusammenwachsen könnten und das gemeinsam meistern könnten, aber das ist nur meine Perspektive und vielleicht will er gar nicht mit mir zusammen sein.
Er hat zudem im letzten Gespräch gesagt, dass er alle Entscheidungen unterstützen kann, solange ich ihm eine logische Erklärung geben kann. Falls ich das Kind bekomme und es nicht logisch erklären kann, wäre ich jedoch auf mich gestellt. Ich weiß nicht, wie ich ein Gefühl logisch erklären soll und fühle mich total unter Druck gesetzt.
Nächste Woche möchte er einen Termin zur Konfliktberatung machen. Ich habe Angst, dass ich zu etwas überredet werden würde und diese Beratung seine Meinung noch mehr unterstreicht.
Mit meiner Mama darüber zu sprechen ist ein guter Tipp! Das werde ich aber erst im äußersten Notfall tun können, da ich ihr ungern erzählen würde, dass ich doch abgetrieben habe, wenn es dazu kommt. Dafür würde ich mich wahrscheinlich sehr schämen.
Darauf die Woche hätte ich den Frauenarzttermin. Eigentlich darf er nicht mit rein, aufgrund der Coronamaßnahmen. Meinst du es würde was bringen, wenn er doch mit rein dürfte und sich das Baby selbst anschauen würde? Dann würde ich ggf. bei der Praxis anrufen und fragen, ob sie ihn doch reinlassen, weil ich Angst habe sonst abtreiben zu müssen.
Vielen Dank und lieben Grüße!
Liebe Skylar,
diesmal war ich nicht so schnell. Dafür wünsche ich dir jetzt von Herzen ein gutes behütetes Neues Jahr! Und das Beste, das, was du dir am meisten wünschst: dass es dir gelingt, ihn von der Logik eures Kindes zu überzeugen!
Ich finde es schön, dass er so sagt. Und es ist doch auch eine schöne Aufgabe für dich, dir zu überlegen, wie es ihm einleuchtet. Lass dich nicht verunsichern! Jedes Gefühl hat eine logische Funktion im menschlichen Dasein. Meinst du dafür ist er aufgeschlossen? Gefühle leiten uns, warnen uns, geben uns Sicherheit, ziehen uns zueinander ... Überlege dir, ob du das so für dich sehen kannst und wie du es ihm gut erklären kannst.
Auch den Druck, den du spürst, kannst du erklären und dass es dir nicht gut geht damit.
Die Entwicklung des Kindes hat auch seine Logik. Du möchtest ja am liebsten, dass er das erkennt, wenn er mit zum Arzttermin kommen könnte. Und dass du als Frau so empfindest ist sozusagen für die Entwicklung dieses kleinen Wesens essentiell. Auch seine Mutter hat für ihn so empfunden und deshalb steht er vor dir.
Auch dass ein Paar durch ein Kind zusammenwächst, hat eine Logik.
Und umgekehrt: Wie erklärt er dir logisch, dass eine Abtreibung sinnvoll ist? Was sind seine Argumente?
Die Beratung nächste Woche sollte dir alle Möglichkeiten aufzeigen und v.a. sollte die Beraterin versuchen, dich zu verstehen und du solltest keinesfalls überredet werden. Wenn dort die Haltung deines Freundes unterstrichen wird, würde die Beratung ja an dir vorbeigehen – was ich nicht hoffe! Das würdest du aber spüren und darfst das ggfls. auch deutlich sagen.
Traue deinem Gefühl! Es hat wirklich eine starke Logik!
Und ich glaube, er ist doch aufgeschlossen, wenn er es dir so sagt: erkläre mir bitte.
Du kannst dir ja notieren oder auch üben, wie du es ihm sagen willst.
Gutes Gelingen!
Liebe Grüße von Layla
Liebe Skylar
Viele Frauen haben es alleine geschafft. Natürlich ist diese Vorstellung schrecklich, aber es ist machbar.
Bei der Beratung wird diese ergebnisoffen sein. Niemand wird dich drängen. Man wird dich sicher ermutigen, das Kind zu bekommen.
Zum Frauenarzttermin wird er wohl nicht mitkommen können. Ob ein Ultraschallbild ihn umstimmen würde, ist eher fraglich. Aber du kannst ja die Situation schildern und vielleicht lassen sie ihn doch rein?
Ob er deine Erklärung als logisch anschauen wird, ist auch fraglich. Er setzt dich damit ja nur unter Druck.
Ich wünsche dir viel Kraft.
Lieben Gruss