Hallo zusammen,
ich versuche mich kurz zu halten. Am 05.09. hatte ich die medikamtentöse Abtreibung (6 SSW) eingeleitet und seitdem befinde ich mich immer noch im Gefühlschaos und bin einfach nur Traurig über die ganze Situation.
Ich hätte niemals gedacht, jemals in dieser Situation zu stecken und es ist einfach so eine schmerzhafte Entscheidung. Dazu muss ich sagen, dass ich schon 33 Jahre alt bin und mir eigentlich eine eigene Familie sehr wünsche. Aber ich befand mich in keiner festen Beziehung. Noch dazu kannte ich ihn gerade mal 5 Monate, trotz Kondom und die Pille danach ist es einfach passiert. Er studiert noch, hat noch paar Jahre vor sich und war für die Abtreibung. Ich selbst war auch für die Abtreibung, allein aus dem Grund ihn kaum zu kennen, befristeter Arbeitsvertrag und hab noch einige Schulden aus meiner Selbstständigkeit. Ich hätte es behalten, wenn ich zumindest in einer festen Beziehung gewesen wäre. Aber es war alles so ungünstig wie es nur sein kann Ich wusste vorher schon, dass ich die Entscheidung nicht einfach weg stecken kann.
Der Abbruch an sich ist zum Glück gut verlaufen und ich hatte bis auf die starken Blutungen keine Komplikationen. Aber der Prozess dauert natürlich länger und kann traumatisieren. Beispielweise hatte ich nicht die Kraft das noch alles wahrzunehmen bzw. gar mir anzuschauen, dazu bin ich einfach zu sensibel. Aber ich wollte das mein Körper da selber durchgeht und für mich wahr es trotz der Belastung im nachhinein die richtige Methode. Ich habe es begraben, mich entschuldigt und bete um Verzeihung. Ich habe einen Brief geschrieben um mich an die Situation erinnern zu können, wenn ich Zweifel habe und es hilft etwas.
Ich musste alle Terminen selbst organisieren und auch alleine hingehen und habe mich sehr einsam gefühlt. Ich hätte mir mehr Beistand vom Vater gewünscht. Ansonsten war er für mich in der Zeit der Entscheidung und dem eigentlichen Abbruch da. Er hat mich jetzt nicht enorm unter Druck gesetzt, ich kannte ja seine Meinung dazu, die ich mehr oder weniger -bedingt durch unsere Situation, auch vertreten habe. Er selbst konnte das gut weg stecken bzw für ihn war das Thema schnell erledigt.
Ich hatte mich zwei Freundinnen anvertraut, die mich bei jedem Gedankengang mental sehr unterstützt haben. Dafür bin ich sehr dankbar. Dennoch habe ich jetzt hin und wieder ein richtiges Tief, sodass mir plötzlich Tränen in die Augen schießen, wenn ich daran denke oder einfach plötzlich sehr Traurig werde und sehr viel Weine. Ich habe die Woche auch das erste mal wieder meiner Periode bekommen und bin dementsprechend sehr emotional. Ich fühle mich einfach sehr schuldig überhaupt in diese Situation geraten zu sein. Das meine erste Schwangerschaft so enden musste. Das ich trotz meines Alters nicht in der Lage war Verantwortung zu übernehmen und nicht Stark genug war. Die Angst nie wieder Schwanger zu werden, ist auch plötzlich sehr groß.
Das waren die schlimmsten Wochen meines Lebens. Ich stand so unter enormen Stress, dass ich 5 Kilo in weniger als 2 Wochen (bis zur Entscheidung) abgenommen habe.
Mit ihm kann ich irgendwie schwer darüber sprechen, da er das so einfach verarbeitet hat und sehr rational ist.
Dennoch komme ich gedanklich nicht von dieser Trauerlosigkeit los. Ich bin mir auch bewusst dass das noch Zeit braucht. Aber vielleicht hat die ein oder andere ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mir Tipps geben.
Wie lange hat das Gefühl so bei euch angedauert und was habt ihr dagegen unternommen? Würdet ihr mir Raten einen Psychologen aufzusuchen oder braucht das noch etwas Zeit?
LG
Liebe Sade,
geahnt hast du es schon vor der Abtreibung, dass es nachher nicht leicht für dich wird. Es tut mir von Herzen leid, dass du dich in der Zeit der Entscheidung so einsam gefühlt hast und keinen anderen Weg sehen konntest. Du hättest noch viel mehr gebraucht, als der Vater dir in dieser Zeit geben konnte. Und du hast es dir nicht leicht gemacht. Du Liebe, wie du dich jetzt fühlst – damit bist du nicht alleine. Vielleicht hast du schon mehr von Frauen gelesen, die durch eine Abtreibung gegangen sind. Es ist normal, wie du trauerst.
Dass du dein Kleines begraben und ihm einen Brief geschrieben hast – es tut mir mit im Herzen weh, wenn ich es mir vorstelle.... Von andere Frauen habe ich ähnliches gehört - dass ihnen das ein bisschen geholfen hat. Hab‘ Geduld mit dir Lass‘ die Gefühle zu, auch wenn es dich Kraft kostet. Dein Partner kann es als Mann wahrscheinlich nicht so leicht nachvollziehen, dass du so trauerst. Vielleicht kannst du versuchen, es ihm zu erklären. Wie ist es mit deinen Freundinnen – kannst du offen mit ihnen sprechen?
Wie lange diese Gefühle so andauern, ist glaube ich von Frau zu Frau verschieden. Bleibe weiterhin nicht alleine mit deinem Schmerz – den ersten Schritt hast du mit dem Schreiben hier schon getan. Ich würde dir raten – wenn du den Zeitpunkt passend für dich spürst – dir weitere Hilfe und Beratung zu suchen. Die gibt es. Du wirst durch diese Zeit durchkommen und das Schwere mit der Zeit hinter dir lassen können. Dich neu ausrichten können.
Viel Kraft und Trost für dich in der nächsten Zeit!
Liebe Grüße von Sanne
Liebe Sanne,
ich danke dir für deine Nachricht.
Ich verstehe einfach nicht, wieso ich keinen anderen Ausweg gesehen habe.
Jetzt erscheinen mir die Gründe einfach nicht ausreichend genung, für das was ich getan habe.
Ich war in der Zeit nicht ich selbst und habe auch zum baby überhaupt keine Gefühle entwickelt. Viel mehr betete ich sogar, dass es von alleine auffhört zu leben sodass mir die entscheidung genommen wird. Das ich alleine so gedacht habe, hat mich in der Zeit fertig gemacht und macht es immer noch. Ich hatte überhaupt kein Gefühl oder Bauchgefühl, nichts was mir irgendeine Richtung gezeigt hat. Auch kein gefühl vom Herz, nur Angst, mein Vertsand und die Rationalen Gedanken. Ja mit meinen Freundinnen kann ich offen sprechen, aber das möchte ich aktuell noch nicht.
Ich denke dass ich enorm unter Schock stand und Panik hatte. Zusätzlich mich noch um alles alleine kümmern musste, hat mir so viel Energie geraubt. Die Beratungen bei profamilia haben mir auch nicht viel gebracht, danach war ich immer genauso schlau wie vorher.
Ich hätte mehr Zeit gebraucht.
Liebe Sade,
du schreibst es – du warst in dieser Zeit nicht du selbst und standest unter großem Druck. Die Panik und der Schock standen im Vordergrund. Du warst überfordert. Es ist wichtig, dass du es jetzt so aussprichst – auch, wenn es dir sehr weh tut. Noch einmal – bleibe nicht alleine mit dem Schmerz und suche dir Hilfe.
Alles Liebe für dich