Hi,
ich bin aktuell bei 4+0 SSW und weiß von der Schwangerschaft seit einer Woche. Hatte das irgendwie im Gefühl und dann haben die Frühtests gleich angeschlagen. Der Bluttest beim Frauenarzt hat es bestätigt, im Ultraschall ist noch nichts zu sehen gewesen. Aber ich habe bereits für Montag den Termin für einen medikamentösen Abbruch.
Jetzt zur Vorgeschichte: ich bin Mitte 30 und habe bereits ein 3jähriges Kind, daß ich mit dem getrennt lebenden Papa großziehe. Das Kind ist zu 60 bis 70% bei mir und die restliche Zeit beim Papa. Hängt immer von meinen Schichten ab und wie es Lust hat, den Papa zu sehen. Wir sind da locker.
Nun hatte ich von ein paar Wochen eine kurze aber intensive Liebschaft mit einem jungen Kollegen. Der rückte irgendwann mit übel sexistischen Meinungen raus. Daraufhin habe ich die Sache beendet. Nur um wenige Tage später zu erfahren, das er in dieser Reichsbürger-/Schenkerbewegung tief verstrickt ist. Ich habe das nachrecherchiert und es stimmt leider.
Tja und noch ein paar Tage später stellte ich fest, daß ich von ihm schwanger bin. Ich habe sofort alles in die Wege geleitet für den Abbruch. Noch ist da ja nichts zu sehen, es ist wirklich nur ein Zellhaufen, ohne Herzschlag ohne alles. Ich habe alles perfekt vorbereitet, mehrere Menschen organisiert, die mich zu den zwei Terminen begleiten und sich ums Kind kümmern.
Tagelang hab ich nach anderen Lösungen gesucht. Das sehe ich als meine Pflicht, bis zur sprichwörtlichen Deadline nach anderen Lösungen zu suchen. Nur ich finde keine. Ich kann dieses Wesen nicht austragen, nochmal und dann mit zusätzlichem Kleinkind das Babyjahr durchstehen. Beim ersten Mal bin ich schon durch die Hölle gegangen, alles alleine zu schaffen, weit über die Erschöpfungsgrenze hinaus. Zumal ich den Vater, der sich selbst bereits als gewaltbereit dargestellt hat, unter gar keinen Umständen an der Betreuung beteiligen kann.
Und trotzdem fühle ich phasenweise eine starke Bindung zu dieser Schwangerschaft und weiß wirklich nicht, ob ich es Montag durchziehen werde.
Vielen Dank fürs Lesen!
da hat es dich ja echt aus heiterem (oder nicht so heiterem) Himmel erwischt. Da kommt viel zusammen: Der ideologische Hintergrund deiner Liebschaft, die Gewaltbereitschaft, deine Sorgen, es alleine mit 2 Kindern nicht zu schaffen, die vermeintlich einzige Lösung gefunden zu haben - und jetzt doch die Zweifel. Wenn ich das so lese, spüre ich da eine kraftvolle Frau, die ihr Leben in die Hand nimmt, es plant, organisiert. Das sind doch erstmal gute Vorraussetzungen, diesem Zwerg die Chance zu schenken, die Welt kennenzulernen. Und ich lese aus dem, was du schreibst, heraus, dass du ein funktionierendes soziales Umfeld hast. Das könnte doch auch eine Hilfe sein.
Dass du den Vater bei diesem Hintergrund nicht an der Betreuung teilhaben lassen willst, kann ich mehr als verstehen. Doch was kann dieser kleine Mensch für seinen Vater??? Dafür kann man ihn nicht bestrafen. - Und weißt du, welchen Gedanken ich am Ende deines Postings ganz spontan hatte: Wer wird dir für diesen Abbruch jemals danken? - Du wirst es innerlich mit dir ausmachen müssen, dich vielleicht irgendwann fragen, ob es richtig war. Wenn dieser Zwerg geboren wird, er die Welt kennenlernen darf, von dir geliebt wird ... wird er dir, bei allem Schweren, viele Momente der Freude schenken, einfach so, weil er da ist und weil du seine Mama bist. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass dein Mama-Herz schon für diesen Zwerg schlägt. Dein Posting wirkt kontrolliert, durchdacht, objektive Information - und am Ende dann "fühle ich phasenweise eine starke Bindung zu dieser Schwangerschaft". Ich habe den Eindruck, für dich ist es mehr als eine Schwangerschaft, auch wenn du schreibst "Noch ist da ja nichts zu sehen, es ist wirklich nur ein Zellhaufen, ohne Herzschlag ohne alles". Dein Herz weiß, dass es mehr ist.
Liebe Fanny, manchmal ist das Herz schlauer als der Kopf. Auf eine andere Weise "schlau", es weiß, was uns im inneren gut tut und richtig ist. Höre auf dein Herz. So wie ich dich lese, würdest du es schaffen. Ja, es wird stressig, es kommen die Zeiten, wo man das Gefühl hat, nicht mehr zu können. Aber die Zeiten gehen vorbei. Das siehst du ja auch im Rückblick bei deinem/deiner Großen.
Schreibe doch einfach mal für dich (oder hier) auf, wo du die größten Probleme mit Kind siehst, welche Hilfen du bräuchtest ... Dann wird es konkreter, bleibt nicht so in der allgemeinen Überforderung.
Ich schaue öfter mal, ob du Zeit hattest, noch mal zu schreiben.
Vici
Hallo Fanny,
soviel in nur einer Woche.... da ist es wirklich gut, dass Du jetzt Zeit hast "abzubremsen", innerlich anzuhalten und so gut es geht zur Ruhe zu kommen. Bist Du dieses Wochenende für Dich allein - ohne Arbeit und Verpflichtungen?
Ich glaube das könntest Du jetzt wirklich gut gebrauchen!
Die Offenbarung, welche Person hinter dem netten jungen Kollegen steckt, war für Dich sicher schon ein gewaltiger Schock. Und als Du dann erfahren hast, dass Du von ihm schwanger bist, hast Du - wie in Panik – nur noch eines denken können: „So schnell wie möglich raus hier“ – trifft es das ungefähr?
Dabei hast Du Dein Leben in den letzten Jahren offensichtlich richtig gut gemeistert. Du bist gut organisiert, hast Menschen um Dich auf die Du zählen kannst... zumindest hör ich das so zwischen den Zeilen raus.
Mit Deinem „Großen“ hat sich’s inzwischen gut eingespielt und es klingt danach, dass Du in dieser Beziehung auch mit dem Papa klarkommst. Damit das „locker klappt“ – müssen ja auch beide dafür offen sein.
Die erste Zeit war mit Deinem Baby so belastend, dass Du weit über Deine Erschöpfungsgrenze hinaus geraten bist. Kommen diese Erfahrungen jetzt noch einmal hoch? Fällt es Dir schwer um Hilfe zu bitten, willst Du es lieber allein schaffen? Oder war vielleicht wirklich niemand da, der Deine Not in dieser Zeit gesehen hat? Das muss sich nicht noch einmal wiederholen!
Ich finde Du hast ein sehr gutes Gespür für Dich selber – hast die Schwangerschaft geahnt bevor sie bestätigt war und jetzt sagt Dir Dein Gefühl, dass da schon eine Verbindung entstanden ist, die Du nicht einfach übergehen kannst.
Das darfst Du wirklich sehr ernst nehmen. Auf keinen Fall musst Du das am Montag durchziehen. Die Deadline ist doch noch weit entfernt.
Wie offen konntest Du denn bei dem Beratungsgespräch Deine Situation schildern?
Vielleicht magst Du am Montag erst mal hier bei Pro Femina anrufen und klären was es bedeuten würde, wenn Du den Namen des Vaters nicht angibst;
und welche Unterstützungsmöglichkeiten es gäbe. Die größte Hürde wäre für Dich die erste Zeit mit einem 2. Kind oder?
Es kam jetzt alles so plötzlich! Bitte lass Dir jetzt Zeit - Du musst nichts übereilen.
Ich wünsch Dir, dass Du jetzt am Wochenende ein bisschen zur Ruhe kommst, Dir was Gutes tust und dann nächste Woche einen Gang langsamer nochmal die Alternativen prüfst, bevor Du so eine weitreichende Entscheidung triffst.
Liebe Grüße
Linda
bei Dir überschlagen sich gerade die Ereignisse.
Nicht immer ist eine schnelle Lösung, die Lösung die nachher zu Deinem Leben paßt. Und Du nennst die Schwangerschaft schon "kleines Wesen" Da spricht pure Liebe heraus. Liebe ist die Macht, die Unmögliches möglich macht. Es ist etwas zu spüren von dieser Verbindung die Du bereits hast, und da kann eine Abtreibung leicht zu einer Verlusterfahrung werden. Diese aufzuarbeiten kann Dir mehr Kraft kosten, als das 2. Kind zu bekommen und großzuziehen. Es ist gut dass Du Deine Grenzen kennst und Du weißt realistisch was auf Dich zukommt. Bleibe mit dieser Not nicht alleine, sondern nimm alle Hilfen in Anspruch die Du bekommen kannst.
Alles Gute Tupptip
Hallo liebe Fanny,
hab grad hier reingelesen.
So wie du schreibst, hast du tagelang nach einer anderen Lösung gesucht. Das klingt nicht so, als wärest du dir ganz sicher, dass diese Abtreibung eine optimale Entscheidung für dich ist.
Deshalb möchte ich dir auch sehr ans Herz legen, die ganze Prozedur zu verschieben. Wenigstens eine Woche oder so. Einfach, damit du etwas Zeit gewinnst, für dich....um vielleicht doch noch andere Möglichkeiten zu sehen, deine Gefühle und Gedanken zu sortieren. Und um über diese phasenweise starke Bindung zu deinem "kleinen Wesen" nachzudenken. Denn gerade solche Empfindungen darf man als Frau nicht außer acht lassen.
Habe versucht, mich in dich hineinzuversetzen....wie ginge es dir denn, wenn du diese Infos über deinen „Kollegen“ nicht hättest?
Könntest du dich dann mit einem Geschwisterkind anfreunden? Von diese „Bewegung“ habe ich auch schon gehört verstehe natürlich deine Gedanken, und auch dein Erschrecken. Doch hast du dich getrennt, und das kann auch mit Kind so bleiben!!
Liebe Fanny, der Termin morgen ist leicht zu verschieben, ein Anruf genügt. Und die Menschen, die du dafür organisiert hast, werden es verstehen!
Ach gib dir doch noch etwas Zeit, und nutze die Angebote von Profemina. (die sind echt für die Frauen)!
Ich denke heute sehr an dich, schreibst du wieder?
Viel Gutes dir,
Jovana
Liebe Fanny,
seit ich dich gestern hier entdeckt habe, bist du mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen.
Wie mag es dir gehen? Heute hast du den Termin und ich mache mir solche Gedanken um dich und immer wieder kommen mir deine Worte in den Sinn.
Du hast tagelang mit dir gerungen und so sehr auf eine andere Lösung gehofft. Ja, natürlich verstehe ich auch, dass du dir andere Umstände gewünscht hättest.
Doch ist es nicht so, dass unser menschliches Leben aus ganz vielen verschiedenen Momenten besteht, die sich ja auch immer wieder verändern. Heute empfinden wir so und morgen kann es anders sein.
Deshalb wünsche ich dir so sehr, dass du das auch heute mit im Blick hast, gerade jetzt, wo dein Termin so nahe ist.
Liebe Fanny, höre in dich hinein und falls du noch den geringsten Zweifel in dir verspürst, dann habe den Mut, und schenke dir selbst noch die Zeit, die du für dich brauchst. Du selbst kennst dich ja am Besten...wenn du sonst immer mal einen Rest –Zweifel hattest im Leben, war es dann gut für dich, darauf zu hören?
Liebe Fanny ich schreibe dir gleich noch eine Persönliche Nachricht, schau einfach in dein Postfach.
Herzlichen Gruß
Jovana
Liebe Fanny,
ich hab seit Samstag immer einmal wieder hier reingeschaut und frag mich wie's Dir geht. Kann mich Jovana nur anschließen und hoffe, dass Du Dir noch Zeit gibst.
Herzliche Mut-mach-Grüße
Linda