Vorneweg: verurteilt mich nicht!
Ich muss euch meine Geschichte erzählen, in der Hoffnung, dass ich dadurch etwas Klarheit erlange oder durch eure Meinungen sich etwas in mir rührt.
Als ich meinen Mann vor 8 Jahren kennenlernte, war es die große Liebe. Obwohl ich einige Jahre älter bin als er (8 um genau zu sein), haben wir uns unsterblich ineinander verliebt und genoßen die erste Zeit zusammen. Ich hatte zuvor viele Beziehungen, die leider mehr Schein als Sein waren. Ich dachte immer, ich will Kinder, Haus, Familie. Aber mit jeder endenden Beziehung, rückte auch mein Traum in die Ferne und verblasste. Je älter ich wurde, umso freiheitsliebender wurde ich.
In dieser Verliebtheitsphase wurde ich schwanger, ein einmaliger Unfall. Mein Mann -bzw. damals noch Freund- war völlig überfordert mit der Situation, er hatte grad eine neue Ausbildung angefangen und sein Leben neu umgekrempelt. Da gab es noch keine Basis, keine festen Geldeinnahmen usw. Und er war jünger. Nicht bereit für ein Kind. Er war klar dagegen.
Ich war fix und fertig. Die schlimmste Zeit meines Lebens. Auch ich war geschockt. Verwirrt. Zerrissen innerlich. Ich dachte immer, ich wollte Kinder. Jetzt war ich mir nicht mehr so sicher. Zumindest wollte ich es anders - mit Freude, mit einem Partner, der sich freut. Ich wollte Familie. Alleine konnte ich das nicht. Und ich liebte meinen Freund so. Ich habe jeden Tag geweint, konnte nicht mehr schlafen und nicht mehr essen. Ich bat mein Baby jeden Tag um Verzeihung, denn am Ende habe ich mich schweren Herzens gegen das Kind entschieden.
Tatsächlich war ich danach erleichtert... ich konnte wieder atmen, in den Tag hineinleben, meinen Alltag bewältigen und in die Zukunft blicken. Auch wenn ich oft an dieses Baby gedacht habe, so glaube ich, war es für damals die richtige Entscheidung.
Mein Freund war nie besessen davon, Kinder zu bekommen. Es war mehr aus Liebe zu mir, als er mir 4 Jahre später den Vorschlag machte, ein Kind zu bekommen. Da hatten wir schon geheiratet und die berufliche Situation sah auch besser aus. Wir ließen es drauf ankommen und ich wurde im 2. Zyklus schwanger. in mir mischten sich Freude und Angst zugleich - denn ich wußte ja nicht,was ein Kind wirklich bedeutet. In ihm mischten sich ebenfalls Angst Sorge mit ein, aber der Gedanke gegen dieses Kind stellte sich nie. Je mehr Wochen vergingen, umso mehr stellte sich die Freude ein. Aber sie kam langsam. Sie war nicht von Anfang an da.
Dieses Kind ist da, inzwischen 3 Jahre alt und wir lieben es sehr. Aber wie oft waren wir auch am verzweifeln, denn es schlief kaum und schrie viel. Ich habe oft bei meinem Mann das Gefühl gehabt, dass er es bereut hat, dieses Kind bekommen zu haben. Denn von dem freiheitsliebenden Paar, das viel auf Reisen und auf Unternehmungen ist, sind Eltern geworden, die ihr Kind zwar über alles lieben und wirklich viel mit ihr machen und spielen und vorlesen usw. - aber manchmal auch mit einem "Keine-Lust-mehr-zu-spielen"-Gefühl oder "hätt ich doch meine Ruhe".
Nun bin ich wieder schwanger. Wieder ein Unfall. Nachdem mein Zyklus immer sehr durcheinander war, hatte ich meine Hormone checken lassen und die sahen gar nicht gut aus; fast so, als würden bald meine Wechseljahre beginnen. Ich hätte bei den Werten nie gedacht, dass ich schwanger werde von einem Mal. Hätte ich mal die Pille danach genommen, denke ich jetzt manchmal.
Ich weiß nicht, was ich tun soll.
Eigentlich will ich das alles nicht von vorne. Ich will keinen dicken Bauch und auch keine Geburt, keine schlaflosen Nächte und schreienden Babys.
Aber kann und will ich erneut abtreiben?Das kann ich doch nicht tun, oder?
Ich kann wieder nicht klar denken. Ich weiß jetzt seit 2 Wochen, dass ich schwanger bin und da ist ein ständiger Dialgo in meinem Kopf. 1000 Gründe dagegen, 1000 Gründe dafür. Ich kann nicht mehr. Als würde mein Leben wieder stehen bleiben, habe ich keine Kraft für andere Dinge. ich schaffe es grad mal, für mein Kind da zu sein, alles andere bleibt liegen. Auch ich würde am liebsten liegen bleiben, nicht mehr aufstehen und hoffen, dass sich alles in Luft auflöst.
Ich kann das doch kein 2. Mal machen?
Wie soll ich das bloß entscheiden?
Mein Mann ist auch verwirrt, fragt sich aber auch, ob wir das nochmal tun sollten oder ob wir es nicht einfach behalten sollen? Und dann sagt er Dinge, wie "Es wird zwar anstrengend, und Dinge, die wir tun sollten (wie Reisen usw.) bleiben erstmal wieder auf der Strecke, und generell wird es finanziell auch knapp, aber vielleicht sollten wir es behalten" - dasist nicht so das, was man hören will. Und 2 Stunden später sagt auch er "Warum sollten wir auf ein gutes Leben verzichten? Wir sind doch glücklich, so wie wir jetzt gerade sind, also zu dritt! Warum sollten wir dieses gute Leben riskieren?"
Natürlich beeinflusst er mich.
Aber ich habe ebenfalls meine Sorgen und Ängste und Zweifel. Ich bin wirklich ratlos, müde, total fertig.
Was sich alles verändern wird, mit noch einem Kind.
Habe ich die Kraft dazu, das alles nochmal zu erleben?
Ich hoffe, ihr verurteilt mich nicht.
ich hoffe, ihr versteht mich.
WAs soll ich nur tun? Wenn mir das doch bloß einer sagen könnte....
Hallo liebe Sternschnuppe,
vielleicht kann ich Euch ein wenig die Angst nehmen, dass es mit dem zweiten Kind genau so anstrengend werden muss wie mit dem ersten ...
Mein erstes Kind war sehr bedürftig und ich kam sehr oft an meine Grenzen. Er brauchte viel Nähe und Stillen, viel Mama, schlief zu Anfang nur beim Schieben im Kinderwagen. Wir haben mit knapp drei Jahren Abstand unsere Tochter bekommen. Ich merkte schon nach der Geburt, dass sie anders als mein Sohn über Fähigkeiten der Selbstberuhigung verfügte. Sie war viel ruhiger und schlief mehr - eben so, wie man sich das bei einem Baby vorstellt. Sie ist insgesamt viel ausgeglichener und kann sich selbst beschäftigen. Außerdem liebt sie es, mit ihrem großen Bruder Action zu machen. Sie ist jetzt bald 1,5 Jahre alt und sie spielen teilweise schon ganz schön zusammen. Was ich sagen will ist, dass es beim zweiten Kind komplett anders sein kann als beim ersten. Außerdem läuft das zweite einfach auch im Tagesablauf mit. Sie beschäftigen sich dann auch mal zusammen und Du hast Pause ...
Alles Liebe!
Liebe Sternschnuppe,
der Satz von dir hat mich aufmerken lassen.
Du schreibst: Das ist nicht so das, was man hören möchte.
Du schreibst es gar nicht so ausdrücklich von dir, sondern von "man".
Daher - vielleicht hilft es dir, es dich selbst zu fragen:
Was möchtest du denn am liebsten hören von deinem Mann?
Es hat schon eine große Bedeutung, was der Mann sagt. Aber auch das eigene innere Gefühl ist wichtig. Dabei ist es normal, dass es gemischte Gefühle sind. V.a. je mehr Lebenserfahrung man schon hat. Man ist nicht mehr "unsterblich verliebt" und auch nicht mehr "besessen" von einem Wunsch nach einem Kind.
Habt ihr denn überhaupt mal über ein weiteres Kind gesprochen? Du bist ja schon an der Frage dran, kennst die Abläufe in deinem Körper, lässt dich untersuchen ....
Es ist doch eine Frage in dir, scheint mir. Eine Zukunftsfrage. Und die Einschätzung von deinem FA ist so, dass ich schon verstehe, was dein Mann sagt.
Aber ... eben ... was möchtest du (noch) lieber von ihm hören?
Könnt ihr gut miteinander reden? Versteht er deinen Dialog mit dir selbst?
Gut reden meint eigentlich: gut zuhören. Eins dem andern. Und dann umgekehrt.
Vielleicht habt ihr ja heute Abend dafür noch bisschen Zeit.
Auch Zeit um euch gegenseitig zu erzählen, wann es euch gut ging: zu zweit und zu dritt.
Ihr seid ja wirklich schon lange zusammen!!
Liebe Grüße von Layla
Als erstes möchte ich das bestätigen was dir Insa geschrieben hat. Solche Erfahrungen, das es erst mit zweitem Kind richtig schön wird, machen alle Eltern.
Schau, dein Mann und du sind eine Einheit und eure Tochter ist allein. Sie braucht auch jemand der in der gleichen Situation ist wie sie.
Vielleicht ist dir das jetzt zu fern was ich schreibe, doch ich wünsche dir das du dich darauf einlassen kannst.
Die Kinder brauchen einander. Je älter sie werden umso mehr erkennt man das.
Man kann es auch nicht richtig beschreiben wie schön es ist wenn Geschwister einander haben.
Eins allein braucht immer jemand und wenn keine Geschwister da sind, dann eben Mama oder Papa.
Natürlich hast du jetzt die Mühe aber man wird tausendfach entlohnt.
Ich weiss, manche Frauen finden schwanger sein und Geburt toll. Ich gehöre nicht zu diesen Frauen. Mein Motto war "Augen zu und durch". Danach hab ich alles vergessen und mich nur noch am Kind gefreut. Hab auch keine Übelkeit gehabt.
Wie geht es dir? Hast du Beschwerden?
Jetzt seid ihr glücklich zu dritt, doch eure Tochter wächst und hat dann andere Vorstellungen/Wünsche.
Habt ihr Geschwister, dein Mann und du? Habt ihr Freunde/Bekannte mit Kindern?
Vielleicht kannst du in Gedanken schauen wie es bei ihnen ist.
Mich persönlich haben immer Menschen interessiert. Menschen sind faszinierend, jeder ist anders.
Was findest du interessant? Was bewegt dich?
Schreib doch von dir/euch, das hilft dir das Leben von anderen Seiten zu betrachten und auch andere schöne Seiten des Lebens zu entdecken.
Meistens kennt man nur eine schöne Seite und kann sich gar nicht vorstellen das es noch Schöneres gibt.
Doch es gibt noch Schöneres, die Erfahrung machen wir alle nur vergessen wir es oft.
Sei versichert, niemand kommt nur auf die Idee dich zu verurteilen.
Ich hoffe das ich dich ein wenig, auf andere Gedankengänge bringen konnte.
Was meinst du?
Alles Liebe
rahel
Liebe Sternschnuppe,
wie geht es dir? Helfen dir die Antworten hier?
Andere Gedankengänge und dass niemand dich verurteilt, schreibt Rahel - das tut doch gut, oder?
Wie geht es dir mit deinem Mann seit du hier geschrieben hast?
Ja, alles Liebe wünsche ich dir auch!
Liebe Grüße von Layla