Hallo ihr.
Ich habe mich (39) selbst durch meine eigene Schuld vielleicht in Teufelsküche gebracht und könnte mich selbst für mein eigenes Handeln nur noch ohrfeigen und hassen.
Vor 9 Tagen habe ich mit ohne Verhütung einem anderen Mann als meinem Partner geschlafen und befürchte dass ich dabei schwanger geworden sein könnte. Ich will mich auch nicht rechtfertigen, weil ich selbst weiß wie falsch und erbärmlich so ein Betrug ist, auch wenn das nie so geplant war.
Ein wenig zum Hintergrund vielleicht...
Mit meinem Partner bin ich seit 9 Jahren zusammen und eigentlich auch glücklich. Auch wenn er kein sehr emotionaler Mensch ist und mich (ich kann sehr schwierig und emotional sein und habe einige Probleme wegen denen ich auch viele Jahre in Therapie war) oft nicht versteht, unterstützt er mich und ist ein sehr ruhiger, zuverlässiger und toller Mensch. Wir wohnen auch zusammen, haben viele Freunde, Hobbies und Interessen gemein, meine Familie liebt ihn heiß und innig und auch seine Familie mag mich gern. Verheiratet sind wir nicht, da er dies nicht möchte - oder zumindest so lange nicht, bis es mit den Kindern klappt.
Seit etwa bald 5 Jahren versuchen wir es auch mit dem Kinderkriegen, bislang komplett erfolglos, auch zwei Kinderwunschbehandlungen einmal mit IVF, einmal mit ICSI. Vor diesen Behandlungen hatte ich auch noch eine Endometrioseoperation mit Chromopertubation wo es keinerlei negativen Befund gab. Sprich bis heute wissen wir einfach nicht woran es liegt, es gibt keinerlei Befund, weder bei meinem Partner noch bei mir.
Über die Zeit hinweg wurde ich in diesem Thema zunehmend verzweifelter während mein Partner es immer sehr gelassen und optimistisch frei nach dem Motto "Das wird schon" genommen hat und meine Traurigkeit nie nachvollziehen oder mitfühlen konnte. Auch die Intimitäten sind (das ist wohl meine eigene Schuld) für mich im Laufe dieser Jahre zu einer notwendigen Pflichterfüllung geworden bei der Freude daran nicht zwingend notwendig ist.
Diesbezüglich war ich auch ehrlich und hatte ihm mehrfach auch gesagt, dass ich es mir eigentlich anders wünschen würde, aber für ihn war der Status Quo in Ordnung und Kritik kam nicht gut an. Natürlich ist das alles absolut keine Rechtfertigung für meinen Betrug und soll auch meinen Partner nicht schlecht darstellen, der wie gesagt sehr viele gute Seiten und Stärken hat (zu denen aber viel Empathie und Emotionalität nicht zählen).
Nun habe ich nach Besprechung mit meiner Gynäkologin in diesem Zyklus von ZT5 bis ZT9 als weiteren Versuch und Alternative zu einer erneuten Behandlung in der Klinik Clomifen bekommen, war am ZT12 dann zur Untersuchung (wohl kurz vor Eisprung) bei ihr und habe am selben Tag und am ZT14 auf ihr Anraten mit meinem Partner geschlafen.
Und dann habe ich nach einem heftigen Streit 3 Tage später - also an ZT17 - diese riesige Dummheit mit einem sehr guten Freund und Vertrauten von mir (nur von mir, nicht von uns beiden) begangen. Ich weiß absolut, dass das falsch war, ich war einfach verzweifelt, hab mich nicht verstanden und allein gefühlt und bin eben zu diesem Freund gegangen (auch nicht das erste Mal und meinen Partner hat das nie gestört, da er absolut nicht eifersüchtig ist und mir vollkommen vertraut) die seit über einem Jahr eben zuhört und mich bei den Problemen die mein Partner nicht ganz so nachvollziehen kann tröstet. Es war aber IMMER rein freundschaftlich und es ist auch nie etwas passiert... bis zu diesem verflixten, dummen Ausrutscher, für den ich mich selbst echt hasse.
Mein Partner weiß nichts davon und ich weiß, dass für ihn Betrug ein absolutes No-Go ist und er auf der Stelle die Beziehung beenden würde, würde ich ihm den Fehltritt beichten - und dazu hätte er wohl auch jedes Recht und jeden Grund.
Ja ich weiß, ich hätte auch die Pille danach nehmen können, hätte irgendwas tun können, tun müssen und hätte das ganze auch niemals machen dürfen und ich mach mich selbst auch genug fertig dafür, aber bin trotzdem absolut verzweifelt.
Nun ist es ZT 26 und von einer Periode ist keine Spur - dabei hatte ich immer einen Zyklus von maximal 25 Tagen, die letzten Monate sogar eher 23 oder 24 Tage, ein SST ist aber bislang negativ.
Ich habe unglaubliche Angst dass ich nun schwanger geworden bin, obwohl ich mir Kinder eigentlich so lange so sehr gewünscht habe, weil ich fürchte es könnte eben nicht von meinem Partner sein. Meine Gedanken pendeln total ziellos zwischen Panik, der Idee einfach einen medikamentösen Abbruch zu machen, falls ich schwanger sein sollte um meinen Partner nicht zu verlieren, aber auch diese Vorstellung macht mich nach all den Jahren des Versuchens vollkommen fertig, andererseits kann ich ihm doch nicht auch noch ein Kind unterjubeln, welches vielleicht gar nicht seines ist. Würde ich es ihm sagen wäre wie gesagt alles kaputt.
Ich weiß ich bin absolut egoistisch, selbst schuld an dieser Situation und das geschieht mir wohl echt recht, aber ich bin auch absolut verzweifelt und ratlos und die Wartezeit und all die Unsicherheit macht mich irre, genauso wie mich mein Gewissen auffrisst und ich aber meinen Partner nicht nach all der Zeit wegen dieser Dummheit verlieren will und mich der Gedanke ihn nicht mehr in meinem Leben zu haben totunglücklich macht.
Wie gesagt... er weiß von alledem nichts, und aktuell stürze ich mich in Arbeit, komme spät nach Hause und gehe noch später ins Bett wo ich die halbe Nacht durchheule damit er nicht mitbekommt, dass etwas nicht stimmt.
Keine Ahnung was ich nur tun soll...
Ich hoffe ich konnte irgendwie das Ganze einigermaßen sortiert und verständlich rausbringen. Vielen Dank für das Lesen und bitte entschuldigt diesen unglaublich langen Text.
Hallo liebe Sarasan,
wie geht es dir seit deinem post hier?
Du hast es übrigens gut sortiert, und manchmal braucht es einfach eine längere Erklärung.
Ich habe es so verstanden:
Du hast dir lange ein Kind gewünscht und die Verzweiflung, dass es nicht dazu kam, könnte dich sogar „in die Arme des anderen getrieben“ haben.
Nun hast du Angst vor dem, was du dir am meisten gewünscht hast, nämlich ein Kind.
Angst, weil du mit dem Kind vom falschen Mann den richtigen verlieren könntest.
Dich plagt dein Gewissen gegenüber deinem Liebsten und die Ungewissheit, ob du nun schwanger bist oder nicht.
Habe ich es so richtig aufgenommen?
Nun waren die wahrscheinlichsten Tage für eine Schwangerschaft doch wohl die beiden Tage, an denen du mit deinem Partner geschlafen hast! ZT 17 wäre für das Eintreten einer Schwangerschaft bei regulär kurzen Zyklen ungewöhnlich.
Vielleicht bist du deinem Glück näher als jemals zuvor!? Nur das schlechte Gewissen wegen des Ausrutschers trübt deine Hoffnung.
Wann hast du wieder einen Arzttermin? Oder bist du mit der Ärztin so verblieben, dass du einfach einen Test machst? 18-20 Tage nach dem GV wäre der Test schon aussagekräftig. Je früher der Test also positiv anzeigt, desto sicherer dein Partner. Und – wow! – dann wirst du endlich Mama!
Etwas gegen dieses Kind zu unternehmen, wenn nicht mal sicher ist, ob nicht doch dein Partner der Vater ist? Überleg´ mal in Ruhe, was das für dich heißen würde.
Weil es deine freudige Erwartung hemmt:
Ich will das mit dem Ausrutscher nicht wegwischen. Doch: In jeder Beziehung gibt es zu verzeihen. Und in deinem Fall könnte dein Liebster sogar verstehen, dass es auch mit ihm zu tun hat (der Streit zwischen euch, die Empathie bei dem Freund) und mit der jahrelangen Belastung durch den unerfüllten Kinderwunsch.
Köpfchen hoch und mutig und gespannt dem Test entgegensehen!
Es wäre doch großartig! Gerade jetzt!
Hallo liebe felicia
Vielen lieben Dank , dass du dir Zeit für eine Antwort genommen hast und nicht direkt mit Fackel und Mistgabel über mich hergefallen bist.
Du hast auch alles soweit richtig verstanden, auch wenn ich sicher nicht behaupten werde, dass mein Partner mich irgendwie dazu getrieben hat. Das wäre unfair und würde mich von der Verantwortung für meinen eigenen Fehler lossprechen.
Und was das Verständnis meines Liebsten anbelangt... Ich bin mir wirklich sehr sicher, dass er die Beziehung beenden würde. Zumindest hatte er da immer einen sehr sehr klaren Standpunkt zum Thema Treue.
Meine Situation und Gefühlslage seitdem... ist weitestgehend unverändert. SST (hab gestern auch mal einen Frühtest gemacht) sind weiterhin negativ, von meiner Periode auch an ZT28 absolut keine Spur, kein Ziepen, kein noch so kleines Anzeichen auf eine Blutung, gar nichts - und das obwohl ich normalerweise heftig PMS und dank Endometriose fast immer auch heftige Regelschmerzen habe. Wenn es nach all den Jahren mit meinem Partner nun doch geklappt haben sollte... müssten Tests doch langsam aber positiv sein, vor allem ein Frühtest. :(
Entsprechend habe ich mich gestern auch einmal telefonisch an meine FA gewendet um einen Termin zu vereinbaren - und sie meinte ich solle doch bitte in 5 Tagen nochmal einen SST machen und wenn der nicht positiv ist machen wir einen Termin. Das heißt wohl sie geht davon aus, dass mein ES auch später stattgefunden haben könnte.
Ich bin echt nur noch auf Hochspannung und hab das Gefühl bald regelrecht zu platzen mit dieser chaotischen Ungewissheit und der wachsenden Gewissheit, dass es bei einer SS wohl nicht mein Partner war, der daran beteiligt war und ich ein Kind nicht behalten könnte, obwohl es vielleicht die letzte oder einzige Chance ist jemals Kinder zu bekommen... es ist wirklich zum wahnsinnig werden.
Vielleicht sollte ich auch dazu sagen, dass mir auch der Gedanke an einen Abbruch wirklich große Angst macht - nicht nur wegen der Gefahr, dass es vielleicht am Ende doch das Kind meines Partners sein könnte, sondern auch weil ich in sehr viel jüngeren Jahren (mit 18) schon einmal emotional zu einem Abbruch erpresst wurde (damals hat die Pille wider jeder Warscheinlichkeit versagt) und es jahrelang bereut habe und ehrlich gesagt mitunter, vor allem nach dem so lange unerfüllten Kinderwunsch, heute noch bereue. Und ich schäme mich unendlich auch für den Egoismus, dass einer der ersten Impulse nach der Vermutung ich könnte schwanger sein nicht nur Panik und Angst war, sondern auch Freude.
Aber ein Kuckuckskind... eine solche Lüge könnte ich auch nicht ein Leben lang durchziehen und letztlich wäre es unfair für das Kind und auch den Vater. Würde ich es beichten, würde ich wie gesagt sehr sicher meinen Partner und vermutlich auch viele Freunde verlieren und selbst meine Familie wäre wohl entsetzt von meinem Verhalten. Hätte ich ja auch verdient. Also bliebe wohl irgendwie doch nur ein Abbruch und dass ich diese Geschichte mit ins Grab nehme...
Mittlerweile hoffe ich einfach nur noch, dass irgendwie die Tests negativ bleiben und ich die 5 Tage überstehe ohne völlig durchzudrehen. Keine Ahnung was ich sonst tun soll.
Hallo liebe Sarasan,
bei deinem ersten Satz musste ich nun wirklich lachen. Die Vorstellung von Fackel und Mistgabel. Wie kommst du darauf? Dass du das Gefühl hast, das würdest du „verdienen“? Nein, so empfinde ich das überhaupt nicht.
Natürlich hat dein Partner dich nicht „getrieben“, aber genauso wenig, wie du ihn „betrogen“ hast.
Es gibt so vieles, wofür man Verantwortung hat in einer Beziehung. Du fühlst dich manchmal nicht verstanden. Da entsteht ein Vakuum in einem. Dass dein Partner die Beziehung sofort beenden würde, ist ein hoher Druck. Kommen daher deine wilden Vorstellungen? Und würde er es wirklich tun?
Die Unsicherheit ist jetzt schwer auszuhalten. Ja, laaaangsam müsste ein Test positiv sein. Auch deine FA kann nicht sicher sagen, wann der Eisprung in etwa stattgefunden hat. Hm. Wo sie doch Erfahrung mit der Behandlung hat ... Die Hormonlage ist und bleibt einfach immer ein wenig unberechenbar, auch mit Medikamenten.
Du meinst, mit jedem Tag, wo der Test negativ ist, ist gewisser, dass der andere Mann dann der Vater wäre, falls du schwanger bist. Das ist eine ganz enorme Drucksituation. Und trotzdem kann man es nicht wissen.
Könnte dich der Gedanke entlasten, dass das Kind auf jeden Fall kommen darf?
Schon als Ausgleich für „damals“, auch wenn dein jetziger Partner damit gar nichts zu tun hat.
Ist es nicht so: von den einen Menschen haben wir Schweres auszuhalten und andere helfen uns dabei, und wir werden ein Stückchen „heile“?
Meinst du wirklich, es wäre Egoismus, wenn du dich über ein Kind freust? Bei deiner Geschichte?
Du kannst jetzt nicht weiter sehen als bis zur Gewissheit, du bist schwanger oder nicht. Und dann gilt es zu sortieren. Denn dann weißt du auch nicht, wer der Vater ist. Es geht um jeden einzelnen Menschen und die jeweilige Beziehung, die du zu diesem Menschen hast. Die wichtigsten sind dann er und das Kind. Ja, und du selbst natürlich.
Weitere Menschen geht es gar nichts an. Und ob er dich wirklich fallenlassen würde? Kennt er deine Vorgeschichte bezüglich Kind überhaupt?
Jetzt ist die Frage: Wie kannst du dich ablenken?
In so einem Fall kann schon mal helfen, sich in Arbeit zu stürzen. Oder körperliche Bewegung. Da wird Spannung gut abgebaut. Oder ihr schaut zusammen einen lustigen Film an. Ganz bewusst. Denn kein schwerer Gedanke kann jetzt irgendetwas bewegen.
Es liegt grade gar nichts bei dir.
Nur, dass du beide liebst: Deinen Partner und dein Kind, falls es da ist. Oder wie siehst du es?
Viel Kraft jetzt für dich! 🫶
Hallo Sarasan13,
die Wartezeit hast Du jetzt überstanden. Liest Du noch manchmal hier?
Eine Lüge ein Leben lang durchzuziehen, ist tatsächlich schwierig. Denn dann kommt noch die Angst hinzu, dass es doch irgendwann und irgendwie auffliegt. Aber denkst Du es ist einfacher, eine Geschichte mit ins Grab zu nehmen? Wie würde sich die geschehene, aber nie ausgesprochene Geschichte auf Eure Beziehung auswirken?
Viele Grüße Tupptip
Hallo liebe Sarasan,
wie hast du die Zeit nun durchgestanden? Und hast du Gewissheit? Ob du schwanger bist? Und falls ja - dann bleibt die Frage wohl weiterhin offen, wie es mit dir und dem Kind und deinem Partner weitergeht. Falls nein - hoffe ich, dass du wieder gut mit dir selber sein kannst, auch wenn es ein Ausrutscher war. So eine Zeit, wo man ein Kind erhofft, kann so ein arger Druck sein. Nimm bitte nicht alles auf dich, auch sonst im Leben. Es kommt doch immer viel zusammen, was man zu balancieren hat.
Alles Liebe für dich!
Und - ich fand deinen Text wirklich nicht zu lang!
Manchmal muss man ausholen, um sich verständlich zu machen.