Hallo community,
ich bin hier weil ich Hilfe suche.
Kann mir jemand ein gutes forum, oder Facebook Seiten, selbsthilfegruppen oder ähnliches nennen, für Frauen die einen SSW Abbruch vornehmen mussten? Es ist so, dass ich es einfach nicht verarbeitet bekomme. Ich komme aus dem Raum Freiburg, falls das zwecks selbsthilfegruppen hilft.
Ich weiß, dass Thema ist ein schweres Thema. Zig Meinungen. Vor allem entweder schwarze oder weiße.
Letztes Jahr, am 16. April 2019 habe ich erfahren das ich in der 12 SSW war. Ich war zu dem Zeitpunkt schwerst drogenabhängig und habe es nur gemerkt, weil ich die Nacht davor, Pilze gefressen hatte und spucken musst. Die Entscheidung brauchte lange. Gefühlt mein Leben. 10 Tage später war es dann so weit. Ich musste eine rationale Entscheidung treffen. Ich hatte so viele Drogen genommen. Der liebe Gott hätte seinen Segen persönlich geben müssen, dass dieses Kind gesund wird. Ich hatte Angst, dem Kind nicht dass geben zu können was es verdient hatte. Ich wollte nicht dass es wegen mir körperlich oder geistig behindert ist. Und ich wusste ich kann mich nicht um ein körperlich und oder geistig behindertes Kind kümmern. Ich war drogenabhängig, steckte bis zum Hals in der scheiße. Natürlich kann einem niemand vorher sagen ob ein Kind gesund ist aber ich hatte die Chance drastisch wenn nicht sogar ganz zerstört. Nach diesem Abbruch war ich leer. Ich habe sofort mein Leben verändert. Bin seit dem auf drogentherapie und bin clean. Nie wieder bring ich mein Leben so weit. Aber dass was ich getan hab, vor genau einem Jahr, holt mich ein. Ich war noch nie so leer in meinem Körper. Und mein Partner ist was das Thema angeht einfach sehr emotional unzugänglich. Was das ganze erschwert.
Ich suche Frauen, die diese Gefühle kennen. Ich suche Frauen, die verstehen was ich meine. Ich habe den Herzschlag gesehen, ich habe das Würmchen gesehen.. Ich bin mir sicher es war ein Junge. Er war so gross. Und dann warst du weg. Weil Mama drogenabhängig war.
Liebe Tiffy,
so traurig deine Geschichte ist, so steckt doch eine Hoffnung darin.
Dass du gerade jetzt - ein Jahr danach - so schreiben kannst. Ich spüre, wie gern du deinen Jungen bei dir hättest und wie traurig du nun bist.
Du schreibst, wie du lange mit dir gerungen hast und solche Sorge um ihn hattest und nicht glauben konntest oder dich nicht hoffen getraut hast, dass er ein gutes Leben haben würde, dass er gesund sein würde.
Diese Ängste haben dich wohl richtiggehnd überschwemmt. Sie haben das überlagert, was du heute so klar sagen kannst, obwohl du es auch damals schon empfinden konntest: Es ist dein Junge.
Vielleicht magst du das mal alles so schreiben. Wie es für dich war und wie du alles erlebt und empfunden hast. So als würde er dich hören und verstehen. Und dich heute sehen.
Du bist nun nicht mehr drogenabhängig. In gewisser Hinsicht hat er dich "gerettet". Du konntest nach dem ersten Gefühl der Leere dein Leben verändern. Und dazu braucht es eine enorme Kraft. Kam sie vielleicht genau von ihm? Das kannst du alles schreiben.
So bleibt ihr beide doch verbunden.
Ich glaube für einen guten weiteren Weg für dich ist es ein guter Schritt, dass du hier so ehrlich schreiben kannst.
Und sonst ist es - wie du selbst sagst - ein schwieriges Thema. So verschieden die Beratung vor einer Abtreibung ausfallen kann, so verschieden ist es auch danach, was einem gesagt wird.
Ich glaube, du selbst kannst am ehesten sagen, was dir hilft und was du brauchst.
Frauen, die diese Gefühle, die du hast, auch kennen, schreiben hier.
Vielleicht genügt dir sogar diese "Frauenpower". Wenn eine Frau sagt: Das hat mir dann wirklich geholfen.
Denn oft hört oder liest man: das sollte helfen, so musst du damit umgehen ...
Und ich glaube, dass das nicht so geht.
Sondern du selbst weißt es. Du darfst dir in deinem Empfinden vertrauen. Es werden dir Menschen guttun, die dich in deinen Gefühlen verstehen und dich in den dem unterstützen, wonach du dich sehnst.
Vor einem Jahr wäre es vielleicht der Zuspruch gewesen, dass dein Kind durchaus Chancen auf ein gesundes Leben hat und du auf ein "cleanes" Leben - das hast du ja bewiesen.
Leider wird während einer Schwangerschaft oft eher die Angst verstärkt statt die Sehnsucht und die gute Hoffnung. Die Hoffnung bewirkt schließlich auch etwas.
Bei dir ist Gutes Wirklichkeit geworden. Was könnte nun deine Leere füllen?
Trau´ dir die Antwort zu und sei lieb gegrüßt und umarmt von Layla
Liebe Tiffy,
gerade las ich, was du geschrieben hast. Und es hat mich so sehr berührt, dass ich dir gleich schreiben möchte. Du hast echt viel durch im Leben. Du schreibst nicht, wie du zu den Drogen gekommen bist, aber ich kann mir vorstellen, dass es da auch ein "Davor" gab, das du in dir trägst. Und mittenrein kam dann die Schwangerschaft und du hast dir viele, viele Gedanken gemacht, viele Ängste und Sorgen getragen. Und du hast dich in dieser Situation gegen das Kind in deinem Leben entschieden. Ich habe den Eindruck, dass dieses Kind, diese Entscheidung eine Wende in deinem Leben gebracht hat, neue Stärke und Willenskraft weckte. Ich glaube, darauf kannst du Stolz sein, das ist ein Zeugnis deiner inneren Kraft. Jeder Mensch macht Fehler im Leben. Das ist klar und völlig normal. Doch entscheidend ist, das ich daraus lerne, dass diese Fehler mich im Leben reifen lassen. Und das ist bei dir passiert. Weißt du, ich bin Christ. Und als solcher weiß ich, glaube ich, dass Schuld, Fehler mir vergeben werden können. Ich bin gewiss, dass jeder Mensch neu anfangen darf, wenn ihm die Schuld, der Fehler bewusst ist, es ihm leid tut. Und ich glaube, dass dein Kind jetzt in der Ewigkeit ist, auf dich schaut - und bei allem Leid für dich, seine Mama, Gott um Stärke bittet. Ich gehe heute noch bei uns in die Kirche und zünde ein Licht für dich bei Maria an. Vielleicht ist dir das ein Trost - wenn nicht, vergiss es wieder.
Liebe Tiffy, ich denke an dich. Es ist gut, dass du den Mut hattest, deinen Kummer, dein Leid in Worte zu fassen. Und ich wünsche dir, dass dein Leben "lichtvoll" weitergeht, du den Weg findest, der in dir das beste weckt und dich glücklich macht (werden lässt).
Lass dich ganz lieb in den Arm nehmen (hier geht das trotz aller Abstandsregeln)
Vici
Vielen Dank für deinen Beitrag. Was du schreibst ist einerseits sehr traurig, weil dein Kind jetzt nicht da ist. Andererseits ist es auch wunderbar, was du von dir schreibst. Dass du dein Leben so sehr geändert hast und jetzt auf einem guten Weg bist ist ganz, ganz stark und bewundernswert. Wie du die Leere in deinem Inneren noch auf eine gute Art ausfüllen kannst, muss noch herausgefunden werden. Meine persönliche Lebenserfahrung ist es, dass mir das Beschenken oft genauso gut geholfen hat, wie das Beschenktwerden. Vielleicht ist es bei dir ähnlich? Mit deinen Erfahrungen hast du jedenfalls schon viel an Einsichten gesammelt, die du an andere weiterschenken kannst, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Hier hast du bereits einen Anfang gemacht, wofür ich dir sehr dankbar bin. Ich wünsche dir von , dass du weitergehen kannst auf dem guten Weg. Alles Gute wünsche ich dir.
Hallo ihr lieben,
ich bin euch allen drei dankbar für die wundervollen Antworten, sie haben mir wahnsinnig geholfen. Ich fühle mich emotional verstanden. Danke. Das für mich und mein Baby ein Licht angezündet wurde, hat mich zu Tränen geführt.
Vor allem dir, Layla, danke ich von Herzen. Das hat mich wahnsinnig berührt und mir Hoffnung gegeben, Licht am Ende des Tunnels zu sehen und das alles wundervoll werden zu lassen.
Ich wollte euch wissen lassen, heute hatte ich einen Termin bei meinem Frauenarzt zur Vorsorge. Also habe ich ihn gefragt... ob er sich vielleicht noch erinnert.. Ob er ein Geschlecht gesehen hat.. Er meinte, dass man das noch nicht deuten konnte... Aber.. er hatte noch das Ultraschallbild für mich... ICH HABE JETZT EIN BILD VON MEINEM BABY... FÜR IMMER!! und das kann mir niemand nehmen. Ich bin überglücklich. Am Sonntag ist der Abbruch ein Jahr her.. Mein Partner und ich, werden wie letztes Jahr gemeinsam einen ballon steigen lassen...für unser Kind. Und wir werden eine Flaschenpost los senden. Das wollten wir eigentlich machen wenn wir am Meer sind. Aber leider war und ist das nicht im absehbarer Zeit. Also fahren wir an dem Rhein.. Der in das Meer mündet.. Direkt an der Brücke nach Strasbourg. Mit dem Brief, den wir damals zum Abschied geschrieben haben. Wir können ihn frei lassen. Und im Herzen behalten. Der 16.April wie auch der 26. April sind von nun an für Tage in gewissermaßen des Lebens. Wir feiern die Stärke und den Mut, die uns, unser Kind geschenkt hat. Irgendwann werde ich bei meinem Kind sein. Ich Weiss, es sitzt da oben und schaut auf mich runter und ich will das er Weiss, dass Mama und Papa ihn lieben. Für immer. Wir sind dankbar. Und hoffen trotzdem dass du uns verzeihen kannst.
Liebe Tiffyhero,
deinen Beitrag finde ich sehr bewegend.
Wie schön, dass ihr dem Kind einen Brief geschrieben und ihn per Flaschenpost losschicken wollt. Das ist so eine schöne Idee!
Ich glaube auch, dass das kurze Leben deines Kindes (auch wenn es nicht geboren wurde, es hat ja gelebt) einen tiefen Sinn hatte.
Es hat dir geholfen, dein Leben auf die Reihe zu bekommen.
Vielleicht hat es dadurch den Weg geebnet, dass du später für andere Kinder eine gute Mutter sein kannst.
Ich als Christ glaube auch daran, mein ungeborenes Kind irgendwann sehen zu können.
Schön, dass du das auch glauben kannst!
Ich wünsche dir und euch alles Gute!