Anfang August diesen Jahres besorgte ich mir aus einer Intuition heraus, ohne mit meiner Periode überfällig zu sein, einen Schwangerschaftstest. Und- obwohl ich eigentlich dachte, dass eine Schwangerschaft unmöglich sei (Ich habe mit Pille verhütet und niemals eine vergessen!) zeigte er sofort ein positives Ergebnis an.
Ich war zu diesem Zeitpunkt mit meinem Freund ein Jahr zusammen, gerade sind wir gemeinsam in ein Haus gezogen und zur Zeit war ich (allerdings nur Übergangsweise) finanziell von ihm abhängig.
Aus meiner ersten Ehe habe ich bereits zwei Jungs im Alter von 7 und 10 Jahren.
Obwohl meine familiäre Situation, wenn man es genauer betrachtet, nicht allzu dramatisch erschien, war das positive Ergebnis ein Schock- wusste ich doch, dass mein Freund keinesfalls zu dieser Zeit ein Baby wollte.
Es begann eine sehr, sehr belastende Zeit. Mein Freund stand- so weiß ich heute- regelrecht unter Schock, "verlangte" eine Abtreibung von mir und steigerte sich so sehr in die Situation, dass er psychische Probleme bekam und nicht mehr der Mensch war, wie ich ihn kennen und lieben gelernt hatte.
Ich für mich wusste, dass ich zu einer Abtreibung psychisch nicht in der Lage wäre. Ich habe 2004 ein Kind durch Fehlgeburt verloren, und immer wieder stellte ich mir die Frage, wie ich einerseits einer verlorenen Schwangerschaft nachtrauern, und andererseits eine erneute Schwangeschaft einfach abrechen könnte? Auch für mich war der Zeitpunkt nicht passend, und der psychische Druck meines Partners hat mich mehr und mehr belastet- aber eine Abtreibung stellte sich für mich als das Grauen dar.
In meiner Verzweiflung, weil ich mir nicht vorstellen konnte mit Bekannten offen über mein Problem zu sprechen, rief ich bei ProFemina an.
Ich hatte Angst meinen Freund zu verlieren und fühlte mich innerlich buchstäblich zerrissen...
Es war eine schreckliche Situation. ProFemina und ganz besonders Frau Thiel waren ab diesem Zeitpunkt immer für mich da.
Wir telefoniertemn stundenlang, mir wurde zugehört und Rat gegeben, egal wie langwierig die Gespräche waren.
Ich wurde immer wieder aufgebaut, und vorallem: In den Momenten, in dem ich dem Druck meines Partners nachgeben wollte, weil ich einfach nicht mehr konnte, schaffte Frau Thiel es immer wieder mich aufzufangen und mich von einer Abtreibung abzuhalten. Dafür bin ich so dankbar!
Da die Situation nachher sehr verfahren war, mein Freund 120 km von mir entfernt bei seinen Eltern lebte und ich mich innerlich schon damit konfrontiert sah, alleinerziehende Mutter zu werden, telefonierte Frau Thiel auch mit meinem Partner und versuchte ihm ebenfalls zu helfen und ihm seine Ängste zu nehmen. Sie vermittelte zwischen uns, da sich dort mittlerweile eine "unsichtbare Mauer" gebildet hat. Das zeigt meines Erachtens, dass es dieser Organisation keinesfalls um eine Einteilung in "Gut und Böse" geht, sondern das tatsächlich unabhängig geholfen werden soll, es für jedes Problem immer ein offenes Ohr gibt und vorallem JEDES Problem ernst genommen wird!
Schliesslich blieben, da er ja nun erstmal bei seinen Eltern lebte, die monatlichen Mietzahlungen von ihm aus. Meine Verzweiflung stieg somit mehr und mehr, ich konnte meine Miete nicht mehr bezahlen und neben der schrecklichen Situation hatte ich nun noch Angst bald mit meinen Kindern auf der Straße zu sitzen... Um mir diese Sorge zu nehmen, bezahlte ProFemina mir eine komplette Monatsmiete, und hat mich so vor der fristlosen Kündigung bewahrt und mir genügend Luft verschafft, um mich um meine finanziellen Verhältnisse zu kümmern.
So etwas ist in der heutigen Zeit alles andere als selbstverständlich und zeigt mir, dass es tatsächlich noch Menschen gibt, die selbstlos anderen Menschen helfen, einfach um des Helfens Willen.
Heute bin ich in der 20. Schwangerschaftswoche. Am Ende möchte ich noch klar stellen, dass mein Partner keinesfalls ein schlechter Mensch ist, auch wenn man es aus meinen Zeilen so heraus lesen könnte. Er hatte psychische Probleme und war gesundheitlich einfach nicht in der Lage, sich der Situation zu stellen. Mittlerweile hat sich das gebessert. Meine Schwangerschaft ist alles andere als leicht, und vieles läuft leider nicht so wie ich es mir wünschen würde- aber ich habe gelernt mich mit der Situation zu arrangieren und freue mich auf die Zukunft mit meinem kleinen Mäuschen!
Ich werde ein kleines Mädchen bekommen. Sie wächst und gedeiht und entwickelt sich so wie es sein soll.
Ich bin überglücklich meiner Entscheidung, dieses Kind zu bekommen, auch unter diesem psychischen Druck standgehalten zu haben, und aufgrund dieser Umstände, und der Tatsache, dass mein Baby "trotz Pille" entstanden ist, bin ich sicher, das sie den starken Willen hatte zu leben, und ich weiß, das mein Herz heute gebrochen wäre, hätte ich mich für eine Abtreibung entschieden.
Jedoch- und das sage ich aus tiefster Überzeugung- ohne die bedingungslose Hilfe von ProFemina, und ganz besonders Frau Thiel, hätte dieses Kind nicht überlebt.
Die Gespräche haben mir immer wieder Kraft gegeben- ich wurde täglich angerufen- was mir immer das Gefühl gab, dass jemand für mich da ist und sich um mich und mein Baby sorgt.
Ich bin Frau Thiel unendlich dankbar, für ihre Aufmerksamkeit, ihre aufbauenden Worte und letzen Endes natürlich auch für die finanzielle Hilfe, ohne die ich mir in dieser Situation wohl noch Hals über Kopf eine neue Wohnung hätte suchen müssen. Das wurde mit durch diese Unterstützung erspart.
Ich werde nun selbst, im Rahmen meiner Möglichkeiten, an ProFemina spenden. Zum einen um ein Stück weit zurück zu geben, was mir so sehr geholfen hat, und zum anderen, damit jenen Frauen, die in ähnlichen Notsituationen sind wie ich es war, auch in Zukunft geholfen werden kann.
Das liegt mir sehr am Herzen und ich hoffe, dass sich einige meiner "Leidensgenossinnen" in diesem Forum anschließen werden. Leider muss ich mir nun eingestehen, dass ich selbst erst in eine solch schwierige Situation geraten musste, um festzustellen, wie wichtig und hilfreich diese Spendengelder sind- aber, man lernt nie aus!
Ich danke ProFemina- natürlich besonders Frau Thiel- für ihre Hilfe, ohne die ich zweifelsfrei nicht da stehen würde, wo ich nun bin, und freue mich, dass sich auch jetzt- obwohl sich meine Situation deutlich verbessert hat- noch immer nach mir erkundigt wird und ich immer noch jederzeit ein offenes Ohr finde.
Alles, alles Liebe dem gesammten Team sowie anderen werdenden und schon gewordenen Müttern.
Marie.